• Liebe Freunde,


    heute möchte ich ein Auktionslos zeigen, welches mir glücklich zugeschlagen wurde. Es ist ein eher unscheinbarer Brief.


    Aufgegeben wurde er in Innsbruck am 1.8.18?? 8 Uhr Abends. Der Empfänger wohnte nicht gerade um die Ecke: Es war Reverend Osborne in Bristol auf Rhode Island in den USA.


    Der Absender sah sich außerstande, den Brief zu frankieren. Statt dessen gab er ihn unfrankiert auf. Die Aufgabepost notierte das ihr zustehende Porto bis Bremen mit 1 Silbergroschen für Portobriefe bis 15g oder 9/10 Loth - auf das Gewicht komme ich später noch zurück.


    Siegelseitig sind keine Vermerke oder Stempel zu erkennen - sie ist mit dem Siegel in der Mitte blütelweiß - eigentlich ungewöhnlich für einen Transatlanikbrief, der Bayern durchquerte und zumindest den Bremer Stempel zeigen müsste. Aber es kommt noch besser ...


    Ausweislich des Ankunftsstempels von New York vom 18.8.18??, den es nur von Jan. 1868 bis Sept. 1869 gab ("US 19 NOTES"), können wir auf das Versandjahr zurück schließen und es ist 1869. Nur in diesem Jahr passt der Abgangstag in Bremen am 4.8. (das schaffte unser Brief locker bis dahin) und den Ankunftstag in New York am 18.8.1869 und auch das Porto passt - 19 US Cents in Geldscheinen ("notes"), die weit weniger wert waren, als der silbergedeckte US - Dollar, waren 21 rheinischen Kreuzern = 30 Neukreuzern gleich. Bei der Absendung eines frankierten Briefes hätte der Absender 14 Kr. rheinisch = 20 Neukreuzer zahlen müssen, aber das Gewicht wäre bis 16,66g (1 Loth) in der 1. Stufe geblieben.


    Kleines Rechenbeispiel: Franko mit 16g in die USA nach dem Vertrag vom 6.1.1868 = 20 Neukreuzer, porto aber 50 Neukreuzer!


    Die eigentliche Besonderheit ist aber, dass das Schiff, die "NEW YORK", nicht über Southampton fuhr, sondern am 7.8.1869 in Le Havre Post aufnahm und erst dann ihre Reise über den großen Teich fort setzte.


    Eine kurze Frage an die Österreich - Fraktion hier im Forum: Weiß man, wie der Brief nach Bremen spediert wurde? Ich halte die Route Innsbruck - Kufstein - München - Augsburg usw. für wahrscheinlich, lasse mich aber gerne eines besseren belehren.


    So zeigt ein kleiner Brief, ohne Inhalt, ohne Marken, mit einer einzigen Taxe und 2 simplen Stempeln eine kleine Postgeschichte auf. :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch ()

  • Interesting item you show!


    Below is the final page of my exhibit that shows the only item I have with U.S.Notes marking. It is rare for my exhibit because it focuses primarily on mail leaving the United States. This item actually left the US and then was returned to it.


    As far as your item is concerned, I can't help with the European routing any more than you likely already know. But, I can tell you that according to the Starnes US Rate Book, the US Notes to Gold ratio was 1.24. This converts correctly to 15 cents US which was the rate negotiated with the North German Union for closed mail and active from Jan 1 1868 through June of 1870 - as you noted in your text.


    Regards,
    Rob

  • Hello Rob


    what a bombshell! Lovely letter, perfectly explained - thanks for showing this little gem. :P:P


    Would like to see the rest of your collection - as everyone here (but not everyone will ask you to do that, because they are shy, I suppose).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Ralph,


    I am glad you like that item. It is one of my favorites. Perhaps I am happier that you found the explanation to be clear and helpful.


    I will continue to share the collection as I am able. :D


    I revised the exhibit last Spring for a show and have not had time to convert the files to be viewed online. Now that the nights are longer and days shorter, I can spend time working on that. For now, I try to show things of use to topics I see on the forum. This site has many, many posts and I am still trying to find my way around it all! 8)


    And, no, I don't think Dieter is shy. ;)


    Here, I share another page that goes from US to Austria. That should be close enough to apply to this topic!
    One went through the New York exchange office and the other went through the Boston office. The Boston exchange marking shows the date of the scheduled ship departure in New York, but the mails likely closed on the 19th. This was a normal practice for the Boston office, though you can find exceptions.


    It is interesting that the person who addressed the top item was thinking of sending it via French Closed Mail. My suspicion is that they brought it into the post office and was informed the item weighed more than a quarter ounce. The rate to Austria via France was 21 cents for 1/4 ounce and 42 cents for 1/4-1/2 ounce. They decided saving a few pennies was worth what might have been a couple day delay in departure and opted for the 28 cent rate via Prussian Closed Mail.


    I am curious about one thing here. I note the standard blue Aachen marking on the first item. The second has no Aachen marking, but it does have the rail marking (Verviers-Coeln). Did that ambulant mail car serve as an exchange office sometimes once we get to 1867 and later?


    Best,
    Rob

  • Hello Rob,


    I am curious about one thing here. I note the standard blue Aachen marking on the first item. The second has no Aachen marking, but it does have the rail marking (Verviers-Coeln). Did that ambulant mail car serve as an exchange office sometimes once we get to 1867 and later?


    as far as I know yes.


    Interesting is the poste restante notation - I love those letters and have a little collection with those letters only. They were kept 3 months at the postoffice, but regulations among the German states or Austria were extremely different.


    Some of my p.r. letters can be seen here:


    http://www.altpostgeschichte.c…hp?page=Board&boardID=372

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • You´re welcome, Rob. Only one letter to the USA unfortunately at the moment, as they seem to be very scarce.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Kleines Rechenbeispiel: Franko mit 16g in die USA nach dem Vertrag vom 6.1.1868 = 20 Neukreuzer, porto aber 60 Neukreuzer!


    Hallo Ralph,
    mit den 20 Kr bin ich noch einverstanden (nette Idee mit Loth und Gramm zu spielen... :) ). Die 60 Kr sind aber meines Erachtens nicht korrekt, wie man aus dem Tarif von Ende 1868 sehen kann:



    Es bliebe dann noch eine Frage offen: Hat der österreichische Postbeamte wirklich in Gramm gerechnet wenn er einen unfrankierten Brief aus Österreich taxieren sollte ?( ?


    Gute Nacht


    Martin

  • Hallo Martin,


    die Zeit hat mich gelehrt, mit allem zu spielen, was gangbar war, weil man sonst kaum auf die richtigen Ergebnisse kommt.


    Waren also statt der von mir einst errechneten 60 Nkr. 50 Nkr. richtig? Jedenfalls habe ich es so in meinem Beitrag korrigiert.


    Danke für die Info - woher sonst hätte ich sie bekommen können ... :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Frankiertes Paket mit Mineralwasser vom 14.01.1889 aus Roncegno nach New York !!!!


    Im Juli 1856 bemerkte ein Landwirt namens Domenico Zen aus Roncegno, dass aus einer Stelle des sogenannten "Valle del Diavolo" am Rande des Monte Tesobbo, oberhalb von Roncegno, rötliche Wassertropfen entsprangen: Dies war die Entdeckung des Arsen- und Eisenwassers, das in den darauffolgenden Jahren das Leben des Dorfes verändern sollte.


    Dem damaligen Amtsarzt, Liberato Paoli, verdankt man die ersten Versuche mit dem Heilwasser an den Dorfbewohner, die an den typischen Hauterkrankungen der Region wie Chlorose- und Pellagra (Schwarz-Zungen-Erkrankungen) litten.


    Paoli sagte dazu, die Wirksamkeit des Wassers zeigte sich bei der Behandlung der Krankheiten in einem milderen Verlauf und einem langsameren Fortschreiten der Erkrankung, und in einigen Fällen kam es zur Heilung.


    Im Jahr 1860 wird die erste Gesellschaft zur Nutzung des Wasser in Roncegno gegründet, die “Bäder-Aktiengesellschaft Roncegno”, die mit ihrer Thermalaktivitaet im Jahre 1861 beginnt, genauer gesagt (ein historisches Datum für das Dorf) wird “Bad Roncegno” offiziell mit einer Zeremonie am 27. Juni 1861 eingeweiht. Der erste Gesellschaftssitz ist in einem kleines Gasthaus, das später nach Ausbauarbeiten und Renovierungen zum Hotel Moro ausgebaut wird.



    Mit den ursprünglich aus Borgo Valsugana stammenden Gebrüder Waiz, erlangte das Kurhaus, die Herbergen und die Kommerzialisierung des Mineralwassers seine Glanzzeit und die Weiterentwicklung von Roncegno kam außerordentlich voran.


    1878 ist das erste Verwaltungsjahr der Brüder Waiz und es kommt in dieser Zeit zur Einweihung der neuen Grand-Hotel-Therme, die mit den damals modernsten Anlagen ausgestattet und von Jahr zu Jahr durch neuen Säle erweiter wird.


    Die Gebrüder Waiz, die sich sehr bewusst waren über die Bedeutung des Tesobo Wassers, schätzten die Zusammenarbeit und Beratung von vielen damals hochangesehen Wissenschaftlern und Pioniere der Medizin. Zu ihnen gehörte auch Professor Achille De Giovanni. Achille De Giovanni war ein innovativer Arzt, der sich für die Notwendigkeit, medizinischer Studien unter Berücksichtigung der menschlich Individualität einsetzte und somit die ersten Bausteine der Anthroposophischen Medizin legte.




    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Hallo Ulrich,

    vielen Dank für das Zeigen deiner tollen Begleitadresse:thumbup:

    Begleitadressen, die in die USA gingen, waren zu jener Zeit sicher keine Massenware.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Begleitadressen, die in die USA gingen, waren zu jener Zeit sicher keine Massenware.

    Hallo Franz,

    das kam man laut sagen, speziell dann noch mit Mineralwasser!

    Kennst du den den Gegenwert in Mark der bar frankierten 5 fl 50?

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Lieber Gerald,


    ein tolles Stück - wer hätte den nicht gerne?


    50 Nkr. betrug das Weiterfranko, das waren ca. 35 rh. Kreuzer bzw. 10 Silbergroschen. Könnte das ein Doppelbrief gewesen sein?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Ja, war es, lieber Ralph. Die 50 Kr stehen auch ganz schwach mit Rötel auf der Vorderseite. Einfach kostete der Brief 30 kr. Aber der Leitweg ist mir nicht ganz klar. War das über Belgien und Ostende?

    LG, Gerald

  • Lieber Gerald,


    da müsste man die Tarife (Bremen und Hamburg waren damals gleich teuer) wissen - ich weiß sie leider nicht für Österreich.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Franz,

    das kam man laut sagen, speziell dann noch mit Mineralwasser!

    Kennst du den den Gegenwert in Mark der bar frankierten 5 fl 50?

    Hallo Ulrich,

    da muss ich leider passen:( bei Mark kann ich dir nicht helfen.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Hallo Ulrich,


    mich erstaunt, daß der Transport des Wassers über die Bahnlinie Eisenach-Lichtenfels verlief. Im Jahr 1889 hätte ich den Weg weiter im Westen erwartet.


    beste Grüße


    Dieter

  • ... 5,5 Gulden entsprachen ca. 100 Euro ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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