Rücksendungen & Weiterleitungen

  • Guten Abend,

    nach der Weiterleitungs- und Stempelorgie von bayern-nerv (#637) ein deutlich übersichtlicheres Beispiel unter dem Motto "vorausschauend überfrankieren"

    Krone Adler Ganzsache zu 5 Pf von Heidelberg 1.3.1891 nach Wien. Da im Wechselverkehr Österreich-Ungarn / Deutsches Reich in dem Fall die Inlandsgebühren galten, hätten die 5 Pf bei weitem gereicht. In Unkenntniss (?) dieser Bestimmung frankierte der Absender mit einer weiteren 5 Pf Marke zum Auslandstarif 10 Pf. Vielleicht verfügte er aber auch über die seltene Gabe der Vorhersehung, denn als die Karte am 3.3. in Wien ankam, war der Empfänger bereits nach London abgereist. Die Österreichische Post fügte die neue Adresse mit Blaustift hinzu. Der etwas voreilig angebrachte Taxstempel wurde wieder gestrichen, da nunmehr die Karte als Auslandssendung korrekt frankiert war und ohne zusätzliche Gebühr weiter befördert werden konnte.

    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Lieber Klaus,

    "Nicholson" in London West Central Ende des 19. Jahrhundert - jo, da mussten die Leute schon sehr fit sein, um den richtigen Nicholson auszumachen. Unglaublich eigentlich.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo liebe Freunde,

    .. diese Postanweisung vom 19.09.1877 konnte ich gestern nicht liegenlasssen.

    .. beim Stempel Rottershausen (Ufr.) hatte ich sofort ein "Seltenheitsgefühl" , lesbarer kann man den Stempel ja schon fast nicht mehr abschlagen. :)

    19.09. Rottershausen, 20.09. Bamberg, 23.09. Germersheim

    Schöne Grüße

    Bayern-Nerv Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • ... da hast du aber in die große Kiste gegriffen, denn solche Postanweisungen mit Abzug sind sehr selten - dazu noch von einem Kaff mit perfektem Stempel - Glückwunsch, das ist ein Auktionslos (wenn auch keines von einer Erivan Haub - Auktion, aber immerhin). :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Volker,

    ein wirklich tolles Stück von seltenem Postort.

    Weiterleitungen von PAWs kenne ich keine drei.

    Wenn Du das Stück (ist ja nur Pfennigzeit.....) mal nicht mehr sehen kannst: Du kennst meine Adresse.

    LG Franz

    weite Welle

  • Hallo Sammlerfreunde,

    leider nur eine ramponierte Vorderseite aus Nürnberg vom 6.5.1865 aber meiner Meinung nach sehr interessant.

    Adressiert an:

    Herrn Joh. Laimböck

    Handschuhhändler aus Tirol

    z. Z.

    Frankfurt a.M.

    Dieser war lt. unten ausgestrichenem Vermerk "Befindet sich zur Zeit nicht in Frankfurt a.M." nicht mehr in Frankfurt sondern offensichtlich in Bad Ems.

    Da es sich nur um eine Vorderseite handelt ist der genaue Laufweg nicht nachzuvollziehen, was die Erklärung der vermerkten Taxen nicht einfacher macht.

    Es befinden sich in schwarzer Tinte Portovermerke 6 (gestrichen) und 9 sowie in blauer Tinte 6 (gestrichen) und 9 auf dem Brief. Zusätzlich eine 1 in Blaustift, bei der es sich um das Ortsbestellgeld in Bad Ems handelt.

    Weder für die 6 noch die 9 habe ich eine Erklärung.

    Nimmt man die Thurn&Taxis-Gebühren an, liegt Bad Ems bei gut 73 km in der 2. Entfernungszone 3-15 Meilen und würde 3 Kreuzer erforderlich machen. Auch bei Annahme der Gebühren des DÖPV liegen die beiden Orte in der 1. Entfernungszone bis 10 Meilen und machen 3 Kreuzer erforderlich. Nehmen wir jetzt an, der Brief wurde zugestellt und dann als Portobrief nachgesandt würden bei Anwendung der Thurn&Taxis-Gebühren nur 3 Kreuzer anfallen, da innerhalb des Taxisgebietes Franco- und Portobriefe mit der gleichen Taxe belegt wurden (oder irre ich da?). Nimmt man die Gebühren des DÖPV an, wären 3 Kreuzer zzgl. 3 Kreuzer für Portobrief, also 6 Kreuzer korrekt.

    Aber warun nun die 9? War der Brief evtl. nochmal in Nürnberg? Mache ich hier einen Denkfehler?

    Vielleicht fällt hier noch jemanden etwas dazu ein?

    Gruß

    bayernjäger

  • Liebe Freunde,

    hier ein kleiner Brief mit weitem Irrweg von 1860.

    Inhalt und Absenderstempel weisen auf einen Absender aus Lotte b. Osnabrück im Kgr. Hannover hin.

    Aus welchen Gründen auch immer, gab dieser den Brief aber im preußischen Tecklenburg auf. Für den Absender war klar, dass er mit dem Zielort Osterode jenes am Harz im Kgr. Hannover meinte. Die preußischen Postbeamten ordneten dieses aber, da bei Aufgabe jeglicher Hinweis auf Harz bzw. Hannover fehlte, dem gleichnamigen Ort in Ostpreußen zu und schickten den Brief am 19.10. auf seine rund 110 Meilen lange Reise. Der dortige Briefträger notierte am 21.10. rückseitig In Osterode Ostpreußen unbekannt und vorderseitig Retour, womit der Brief zurückgeschickt wurde. Am 26.10. erreichte der Brief wieder hannoversches Gebiet, allerdings nur um auf der Bahnstrecke Hannover-Emden schnell nach Westen transportiert zu werden und bei Ibbenbüren, ebenfalls noch am 26.10., wieder der preußischen Post übergeben zu werden. Diese leitete den Brief zurück in das eine gute Meile entfernte Tecklenburg.

    Anscheinend erreichte man den Absender dort am 27.10. noch, so dass dieser die Adresse mit Osterode am Harz und Königreich Hannover vervollständigen konnte. So adressiert, gelangte der Brief dann am 31.10. in das hannoversche Osterode.

    Zur Taxierung:
    Bei Aufgabe wurde der Brief mit 3 Sgr. Porto belastet, da ernach Meinung der Postler innerhalb Preußens verblieb, ohne Portozuschlag.

    Bei erneuter Bearbeitung und Streichung der alten Taxe wurden wieder 3 Sgr. Porto veranschlagt, nunmehr aber für einen Postvereinsbrief Preußen-Hannover. Allerdings beträgt die Entfernung Tecklenburg - Osterode a.Harz ca. 23 Meilen, so dass der Portozuschlag vergessen wurde !?

    Wäre der Brief am Wohnort des Absenders in Lotte aufgegeben worden, hätte das Porto für einen hannoverschen Inlandsbrief nur 1 1/2 Gr. betragen.

    Hier also mal der seltene Fall, dass ein "Forwarding" Mehrkosten verursachte.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

    Einmal editiert, zuletzt von Michael (12. September 2022 um 12:52)

  • Lieber Michael,

    ein wundervolles Stück, bei dem alles zusammen gekommen ist, was zusammen kommen kann. Ob er richtig behandelt wurde? Tja, für solche krummen Hunde war kein Postvereinsvertrag exakt genug. Die Prais (mit Nils Worten) schlug die Theorie schon damals um Längen ... :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bayernspezi,

    die bayerische Frankatur von 9 xr war korrekt und reichte sowohl nach Frankfurt, nach Bad Ems als auch nach Tirol.

    Ansonsten verstehe ich den Sinn dieser Aussage leider gar nicht.

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo Bayernjäger,


    Als ich das geschrieben habe, war ich in Eile. Daher bitte abhaken.
    Ich habe mir das nochmal durch den Kopf gehen lassen und könnte mir vorstellen, dass der Brief schlussendlich wieder nach Tirol ging, weil der Adressat auch in Bad Ems nicht erreicht werden konnte.

    Würde dann die Taxe 9 Kr. passen?
    Der zuständige Rücksendevermerk könnte sich auf dem fehlenden Briefteil befinden.

    Außerdem ist mir noch eine 3 aufgefallen. Bedeutet die Paraphe davor eventuell xr ?

    Vielleicht hilft dir das bei deinen weiteren Überlegungen.

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

  • Hallo bayernspezi,

    wohin in Tirol hätte man den Brief ohne Ortsangabe schicken sollen? Der Brief wurde in Nürnberg abgesandt und nur dahin wäre er zurückgegangen.

    Die anderen kleinen Zahlen 9, 10 und eine gestrichene 10 sind nicht postalischer Herkunft und bezeichnen die Katalognummern der Marken. Eine 3 xr kann ich nirgends erkennen.

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    ist es nicht das Plausibelste, wenn der Brief nach Nürnberg zurück lief und dort mit neuer Adresse neu aufgegeben wurde? Fehlt der neue Aufgabestempel von Nürnberg, aber vielleicht sah man das dort pragmatisch nach dem Motto "ist doch einer drauf".

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo Freunde,

    mit dem folgenden Nachsendebrief habe ich leichte Schwierigkeiten:

    Der Brief lief am 6.6.1851 als einfacher Brief der 2. Entfernungszone von Wunsiedel Of. nach Freising Ob..

    Für diese Strecke von 24,6 Meilen wurde er auch richtig mit 6 Kreuzern frankiert.

    Da der Freiherr von Seefried wohl nicht mehr vor Ort war, wurde ihm der Brief nachgesandt. "Freysing" wurde gestrichen und mit "Bamberg" überschrieben.

    Die Post in Freising schickte den Brief (ohne weiteren Aufgabestempel) unfrankiert als Portobrief nach Bamberg und hätte ihn eigentlich nur mit 6 Kreuzern taxieren dürfen (als einfacher Brief, Entfernung 23,9 Meilen).

    Die Taxierung von 9 Kreuzern ist wohl falsch. Einen Portozuschlag von 3 Kreuzern hätte es hier nicht geben dürfen, weil der Brief in Freising frankiert zugestellt worden war.

    Ich hoffe, dass ich mit meiner Beschreibung richtig liege. :)

  • Lieber Wolfgang,

    das Attest ist falsch, nicht die Taxe.

    Der Brief war ausgeliefert worden. Damit waren die 6x für den 1. Postlauf erledigt.

    Nach der Auslieferung ehielt man wohl Nachricht vom Empfänger, dass man ihm seine angekommenen Briefe nachschicken sollte, was man nach Korrektur des Ortes auch gemacht hat. Damit wurde es ein einfacher Portobrief, der zurecht 6+3 = 9x kostete.

    Allerdings hätte die Post in Freising als Zeichen der erneuten Postaufgabe ihren Halbkreiser tagesaktuell abschlagen sollen - aber das haben 80% der bayer. Postexpeditionen unterlassen und waren wohl froh, dass die Briefe endlich "weg" waren. Eine kleine Contravention also - prima und ein schöner Brief obendrein. An den Empfänger kenne ich sicher ein bis zwei Dutzend von Nachsendebriefen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.