Venino's Briefe (Aus der Geschäftskorrespondenz der Kaufleute VENINO, C. A. Venino sel. Erben Würzburg)

  • Liebe Sammlerfreunde,
    hierzu folgender Brief:
    Portobrief aus Bayreuth vom 29. Juli 1810 (Königreich Bayern / bis 29. Juni 1810 Fürstentum Bayreuth), nach Würzburg (Großherzogtum Würzburg). Im Königreich Bayern fielen 8 Kr. - und im Großherzogtum Würzburg 4 Kr. Porto an, so daß der Empfänger 12 Kreuzer Porto bezahlte.
    Beste Grüße von VorphilaBayern

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    nun ist auch ein Venino-Brief bei mir gelandet. VorphilaBayern hatte hier schon einen Brief vom selben Absender Anton Wolff in Brody gezeigt.
    Der Brief stammt aus dem Jahr 1839 und wog > 1/2 Loth, daher wurde die österreichische Strecke mit 28 Kr. bezahlt und die bayerische Forderung betrug 21 Kr. rh.
    Der Aufgabestempel ist dafür bekannt, nicht alles zu zeigen, im Katalog von Adamczyk/Bartke steht dazu: Nicht gut befestigte Jahresziffern waren nicht immer alle sichtbar abgeschlagen



    Von dem 3-seitigen Inhalt habe ich mal die letzte Seite mit eingescannt (bei Bedarf gerne mehr). Dort wird unten eine Lieferung von 10 Fässern Rauhhonig ( aus dem Grammatisch-Kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart: ... welches so wie es aus den Stöcken gebrochenen wird, mit den Wachsscheiben in Tonnen gestampfet, und daher auch Tonnenhonig genannt wird, ...) aus der Ukraine in Rechnung gestellt.
    Neben dem interessanten Aspekt dieser Materiallieferung finde ich auch die Verwendung des Begriffs Ukraine interessant. Das ukrainische (Siedlungs-)Gebiet war zu dieser entweder russisch ("Kleinrussen") oder österreichisch (Galizien und Bukowina: "Ruthenen"). Während die österreichischen Ukrainer als eigenständige Volksgruppe anerkannt waren, wurden sie im Zarenreich zu den Russen gezählt und das Ukrainische galt offiziell als kleinrussischer Dialekt.


    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,


    tolles Stück.


    Mit dem Gewicht hast du Recht: Er wog über 8,75 bis 17,5g und kostete daher in Österreich doppelt (14x2 = 28 Kr. CM) und in Bayern mit 38 Meilen (36 - 42 Meilen war der Rayon) 1,5fach von 14 Kr. rh. = 21 Kr. rh.


    Danke fürs Zeigen dieses sehr attraktiven und nicht häufigen Briefes (auch für einen thematische Sammlung "Imker der Ukraine im 19. Jahrhundert" gut geeignet).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo
    Das freut mich dass der Brief in gute Hände gekommen ist. Hatte auch ein Auge drauf geworfen, und dann fragt man sich immer in welche Sammlung ein Brief endet...
    LG und danke fürs Zeigen
    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    pünktlich ein Jahr weiter, kann ich den nächsten Brief aus Brody zu dieser Korrespondenz beisteuern. Der schon etwas brüchige Brief entpuppte sich beim Erhalt als kleines Überraschungsei - und hat auch nicht mehr gekostet (in Forumswährung: der Upgrade von Mini- auf Medium-Pizza), da der Verkäufer den Brief in einer nicht passenden Rubrik eingestellt hatte.



    1838 schrieb Basillo G. Paserli den Brief aus Brody nach Würzburg. Das österreichische Porto von 14 Kr. CM wurde vorausbezahlt, die 14 Kr. rh. bayerischen Anteil durfte H. Venino zahlen.

    Der 2-Zeiler von Brody in rot ist in dieser Stempeltype selten, bei Adamczyk/Bartke wird er nicht aufgeführt. Wegen des Stempels habe ich ihn dann auch gekauft.


    Klappt man den Brief dann auf, sieht man eine erneute Aufgabe an Peter Nierendorff in München, postlagernd und mit 20 Kr. rh. Porto belastet. Vielleicht ist dies ja für Sammler der Venino-Korrespondenz interessant?


    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,


    für mich wäre er sehr interessant, weil ich a) Bayern - Österreich und b) poste restante sammle.


    Von daher, wenn du ihn nicht dringend benötigst ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,


    dieser Portobrief vom 21.12.1833 wurde auf dem österreichischen Postamt in Krakau aufgegeben.

    Durch den Wiener Kongress wurde die Republik Krakau ein polnischer Stadtstaat unter dem gemeinsamen Protektorat von Russland, Preußen und Österreich.

    Obwohl Österreich eigene Briefe zu dieser Zeit immer bis zur bayerischen Grenze frankierte, galt Krakau als Ausland. Daher wurden 20 Kr. C.M. belastet (PV Bayern-Österreich v. 1819, Art. 9). Bayern nahm in Nürnberg hierfür 24 Kr. rhein. in Auslage. Das innerbayerische Porto wurde auf 14 Kr. festgesetzt.

    In Würzburg passierte jedoch nun ein Fehler. Anstatt 24 + 14 zu addieren und 38 Kr. anzuschreiben, wurde die Nürnberger Taxatur gestrichen und unverständlicherweise die 2 Striche als 11 gelesen, so dass sich ein Gesamtporto von 35 Kr. ergab. Eine Taxe mit 11 Kr. war im bayerischen Tarif jedoch gar nicht vorgesehen.

    Steht in der linken oberen Ecke in blau Wien?


    Grüße von liball

  • Hallo Karl,


    ein toller Brief mit eindeutigem Manipulationsfehler - findet man nicht oft (und würde auch gut in meine Contra - Sammlung der VMZ passen). ;)


    Oben links steht tatsächlich Wien, geschrieben von Nürnberger Hand, weil damit die Leitung gemeint war und die Instradierung nach Bayern, damit man ausrechnen konnte, wie hoch das bayer. Inlandsporto anzusetzen war. Es gab ja auch Briefe, die über andere Kartenschlüsse geleitet wurden und das hatte einen Einfluß auf die bayer. Inlandsstrecke und damit dem Endporto. Superstück! :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Dieter,


    die Republik Krakau wurde am 16.11.1846 der österreichischen Monarchie einverleibt. Damit war der Sonderstatus beendet.


    Grüße

    Karl

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    hier ein weiterer Brief aus Brody an Venino von 1838. Der Absender ist diesmal das große Handelshaus Hausner & Violand. Rückseitig sind 14 Kr. CM für das österreichische Franko notiert, vorderseitig die bayerischen 14 Kr. rh. bayerisches Porto.

    So weit, so üblich. Etwas irritierend finde ich das große rote Franko-Kreuz, das eigentlich voll frankierten Briefen vorbehalten war. Vergleichbare Briefe auch in diesem Thema zeigen den einfachen Diagonalstrich für die Teilfrankatur.



    Hier hatte ich einen ähnlichen Brief gezeigt, in dem eine Sendung ukrainischen Honigs angekündigt wurde. In diesem Brief findet sich u.a. eine Preisliste unterschiedlicher Qualitäten ukrainischen Wachs. :)



    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,


    dieses österreichische, liegende X sorgte bei Inlandssendungen für Klarheit, im internationalen Verkehr aber eher für Verwirrung. Lass dich nicht verwirren - bis 30.9.1842 gab es ja den Grenzfrankozwang Österreichs zu Bayern, da spielt es keine Rolle, ob nur ein Diagonalstrich, oder ein liegendes X oder gar nichts angebracht wurde (kam auch vor!).

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Für alle katholischen Jünger*innen bitte Vorsicht und nicht lesen, da FASTENZEIT :)



    Postkarte von Firma Peter Reuss (Kaufmann und Agent) aus Stuttgart mit einem verführerischen Angebot an Delikatessen (die Schokolade gibt es noch heute https://guerin-boutron.com/ ) für Venino in Würzburg (3 Pf.-Frankatur Mi. 44a - Einkreis Stuttgart).




    Also die Chocolat im Kühlschrank lassen und nicht naschen :P


    Luitpold (geschrieben in der Fastenzeit, März 2021- Also die Chocolat bis Ostern im Kühlschrank lassen und nicht naschen :P)


    PS Der rückseitige Stempel von Würzburg ist der Stempeltyp 29S, über den der <3 Erdinger einen fulminanten Beitrag demnächst veröffentlichen wird :thumbup:

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

    Einmal editiert, zuletzt von Luitpold ()

  • :thumbup::thumbup::thumbup: Bei mir ist der Lagerort egal - ich finde zuhause alles, was gut schmeckt, sehr schnell! :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo,


    Portobrief aus Augsburg - 23. Februar 1809 - (Königreich Bayern), nach Würzburg (Großherzogtum Würzburg).

    Ich nehme mal an, dass es sich um einen doppelten Brief (zweite Gewichtsstufe) handelt - zumindest für Bayern- , da im Königreich Bayern 12 Kr. und im Großherzogtum Würzburg 3 Kr. Porto anfielen - Gesamt 15 Kr. Porto für den Empfänger.


    Im Vergleich dazu: (In Thread #7 zeigte Luitpold einen Brief vom Oktober 1809 - von Augsburg nach Würzburg, mit 8 Kr. bayrischem Porto und 3 Kr. Im Großherzogtum Würzburg - Gesamt 11 Kr.)


    Viele Grüße,


    Christoph

  • Hallo Christoph,


    feines Stück - eigentlich dachte ich, dass die Gewichtsprogressionen gleich sein sollten, aber das war wohl nicht ganz der Fall - interessant.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo miteinander,


    hier ein Brief aus Erlangen. Nach meiner Einschätzung wegen des Absendervermerks ´Paquetsigno / CAY. / Valeur f 18´ ein Paketbegleitbrief. ´f 18´ interpretiere ich als 18 Gulden. Die Zeile über dem Paquetsigno beginnt mit ´samt´, das zweite Wort kann ich nicht lesen. Wenn also der Inhalt des Pakets Geld war, hätte ich eher einen Wertbrief erwartet, der hätte dann aber doch keine Paketkennzeichnung bedurft?


    Oben links gibt es eine Rötelnotiz, ich lese ´1 H2L´ Könne das 1 Pfund 2 Loth heißen? Wenn die Notiz tatsächlich eine Gewichtsangabe war, dann gibt es keine Taxnotiz. Waren Paketbegleitbriefe bis zur ersten Gewichtsstufe portofrei, wie ich es aus einem anderen Sammelgebiet kenne?


    Beste Grüße, Volker


  • Lieber Volker,


    bin kein Fahrpostler.


    Was ich dazu sagen kann: "Valeur 18f" hast du richtig erkannt mit Wert 18 Gulden.


    "Samt versiegeltem Paquet Signo CAV", also ein Wertbegleitbrief.


    Oben links: "1 Pfund 2 Loth" war das Gewicht.


    Den Rest machen (hoffentlich) die fachkundigen Kollegen hier.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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