Baden Nr. 13

  • Hallo zusammen!


    Für die weit gezähnten Marken Badens mit schraffiertem Hintergrund des Wappens – Michelnummern 13-15 – ist der Begriff „Zwischenausgabe“ gebräuchlich. Man könnte diese Marken meiner Meinung nach auch als die Stiefkinder der Baden-Philatelie bezeichnen: insbesondere ihre Brief-Bewertungen in den Katalogen passen eigentlich nicht zu den niedrigen Auflagen der Marken.


    Von Lindenberg[1] wissen wir, dass diese Marken ihre Existenz eigentlich nur der defekten Zähnungsmaschine verdanken, die sich das Großherzogtum gemeinsam mit dem Königreich Württemberg angeschafft hatte. Ohne jede offizielle Mitteilung an die Postämter ging die Änderung der Zähnung vonstatten:


    „Aktenmäßig ist über die Änderung der Durchlochung nichts festgestellt, da aber feststeht, dass im Frühjahr 1862 die Durchlochungsmaschine einer durchgreifenden Reparatur unterzogen wurde, so ist anzunehmen, dass bei dieser Arbeit die Stellung und Größe der die Durchlochung bewirkenden Stifte geändert ist, um ein bequemeres Arbeiten zu ermöglichen. Man legte auf diese Änderung so wenig Gewicht, dass darüber gar nicht verhandelt wurde und dass noch viel weniger den Postanstalten eine Nachricht von derselben zuging.“


    Aus damaliger Sicht betrachtet, handelt es sich insbesondere bei der weit gezähnten 1-Kreuzer-Marke um eine Neuauflage der eng gezähnten (Michelnr. 9). Während die Marken zu 6 und 9 Kreuzern zur Anpassung an die „Postvereinsfarben“ gegenüber den vorherigen Auflagen neue Farben erhielten, blieb es bei der 1-Kreuzer-Marke bei der schwarzen Farbe. Für alle drei Werte wurden nochmals die alten noch nicht abgenutzten Klischees (mit schraffiertem Hintergrund) verwendet, obwohl zu diesem Zeitpunkt – Anfang 1862 – bereits die neuen Klischees mit weißem Hintergrund vorlagen und für die übrigen Werte in Gebrauch waren. (Bei der Nummer 16 – noch eng gezähnt, schon mit glattem Hintergrund -, deren Bestände noch vor dem Crash der Zähnungsmaschine ergänzt werden mussten, ist die zeitliche Abfolge der Veränderungen evident).


    Speziell zur 1-Kreuzer-Marke aus dem Jahr 1862 ist bei Lindenberg wenig zu finden: Die Hofdruckerei Hasper erhielt am 31.Dezember 1862 den Auftrag, (unter anderem) 20.000 Blatt 1-Kreuzer-Marken in schwarz zu drucken. Geliefert wurden im Lauf des Sommers 1862 21.805 Blatt. Ein weiterer Auftrag erging am 25. April 1863: nochmals wurden 5.000 Blatt bestellt; am 3. September lieferte Hasper 4.953 Blatt à 100 Marken ab.


    Daraus ergibt sich die Gesamtauflage der Nummer 13 von 2.675.800 Marken.


    Interessant ist bei Lindenberg noch der folgende Abschnitt mit Bezug zur 1-Kreuzer-Marke:


    „Eine 1 Kr.-Marke mit unschraffirtem Mittelfelde und enger Durchlochung giebt es nicht. Man glaubte diese Marke in der berühmten, jetzt im Britischen Museum befindlichen Tampling’schen Sammlung entdeckt zu haben. Die erste Meldung hierüber brachte der Philatelic Record im März 1882. Die Marke wurde dann lange Jahre als Seltenheit ersten Ranges in allen Katalogen aufgeführt. Als sie dann aber im Jahr 1890 Herrn Moens vorgelegt wurde, entdeckte dieser sofort, dass es eine gewöhnliche Fälschung war."


    Eigentlich schade, aber möglich wäre es wohl schon gewesen, dass sich der erste Bogen der Nummer 17 schon unter der „Durchlochungsmaschine“ befand, kurz bevor sie ihren Geist aufgab …..


    Viele Grüße von balf_de





    [1] C. Lindenberg „Die Briefmarken von Baden“ Brendicke-Verlag Berlin 1894

  • Hallo zusammen!


    Dass bei meiner Vorstellung der Briefmarken Badens jetzt auch die Nummer 13 an die Reihe kommt, hat einen besonderen Grund:
    Endlich, nach mehr als zwei Jahren relativ intensivem Suchen ist es mir gelungen, eine (philatelistische) Lücke in meiner Heimatsammlung „Heidelberg“ zu schließen: mein erster Beleg mit einer Michelnummer 13 ist eingetroffen!


    Zugegeben: das kleine Nachnahme-Streifband aus dem Jahr 1864 ist nicht perfekt, aber in Anbetracht der langen Wartezeit auf einen Nummer-13-Brief bin ich ausgesprochen konzessionsbereit.


    Einen Wermutstropfen könnte es noch geben: der Nummernstempel „57“ geht nicht auf den Brief über. Von daher ist es möglich, dass die Marke nicht ursprünglich zum Brief gehört. Jemand hat mir schon einmal erklärt, man könne eine mögliche Fälschung identifizieren, indem man den Beleg von der Rückseite her schräg gegen das Licht hält und keine durch den Stempelabdruck verursachte Vertiefung zu erkennen ist. Und da tue ich mich bei diesem Briefchen schwer …. Andererseits: welcher Fälscher klebt eine defekte Marke auf den Brief?


    Es wird wohl kein Weg daran vorbeiführen, Ihn Herrn Stegmüller zur Prüfung zu überlassen, obwohl ich das aufgrund der deutlichen Zähnungsmängel eigentlich nicht für sinnvoll hielt.


    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,


    vielen Dank (auch im Namen anderer Nicht-Badener) für den schönen Artikel.


    Bzgl. der Begehrtheit bzw. der Preise hätte ich aber noch eine Frage: Warum ist deiner Meinung nach die Wertigkeit dieser Auflage so gering bzw. wird als so gering angesehen, wo doch Sammler in aller Welt zuerst auf die Höhe der Auflage schielen, ehe sie von sammlerischer Intention erfasst werden?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber bayern klassisch,
    Hallo zusammen!

    Bzgl. der Begehrtheit bzw. der Preise hätte ich aber noch eine Frage: Warum ist deiner Meinung nach die Wertigkeit dieser Auflage so gering bzw. wird als so gering angesehen, wo doch Sammler in aller Welt zuerst auf die Höhe der Auflage schielen, ehe sie von sammlerischer Intention erfasst werden?


    Wie heißt es so schön: gute Frage, nächste Frage …


    Hier habe ich zunächst einmal die Auflagen der badischen 1-Kreuzer-Marken aufgelistet, damit alle wissen, wovon die Rede ist:


    Nr. 1 von 1851 … 736.780 (Nr. 1a+1b, 2 Auflagen)


    Nr. 5 von 1853 … 5.883.800 (5 Auflagen)


    Nr. 9 von 1860 … 4.399.200 (2 Auflagen)


    Nr.13 von 1862 … 2.675.800 (2 Auflagen)


    Nr.17 von 1864 … 7.515.400 (5 Auflagen)


    Nr.23 von 1868 . 12.896.900 (5 Auflagen)


    Meine Auswahl an Katalogen ist zwar recht übersichtlich – mein „aktuellster“ Michel stammt aus dem Jahr 2008, der Briefe-Katalog noch aus der DM-Zeit, aber über die Bewertungs-Relationen lässt sich doch eine klare Aussage ableiten. Für die mich am meisten interessierende Brief-Bewertung habe ich den Sem-Katalog[1] herangezogen:


    Die Nummer 1 hat aufgrund ihrer kurzen Angebotszeit und niedrigen Auflage eine Sonderstellung; insbesondere die Nummer 1a ist als erste badische Briefmarke besonders beliebt: 1.200 € für den Brief im Normalschnitt, sogar 2.000€ für Belege mit vollrandigen Marken. Auch für die Einzelfrankatur gibt es eine besondere Bewertung: 1.500€.


    Die Nr. 1b ist auf Brief mit 600 € bewertet, vollrandig 1.200€. Einzelfrankaturen werten nicht höher.


    Für die lange im Verkauf befindliche Nr. 5 ist ein Briefpreis von 80€ (bzw. 150€ für vollrandige Marken) notiert.


    Ähnlich wertet die Nr. 9, die erste gezähnte 1-Kreuzer-Marke mit dem Wappen-Motiv: 90€ bzw. 150€ für die nicht häufige „Idealzähnung“. Einzelfrankaturen werden differenziert bewertet: ohne Aufschlag bei Drucksachen, 125€ für Ortsbriefe, 175€ für Streifbänder.


    Es folgt „unsere“ Nr. 13 der Zwischenausgabe: 200€ für Briefe, Einzelfrankaturen werten deutlich höher, da die Haupt-Verwendungszeit in der Tarifperiode zwischen dem 1.10.1862 und dem 1.7.1864 lag, als auch die Ortsbriefe 3 Kreuzer kosteten: 500€ für Drucksachen, je 600€ für Ortsbriefe und Streifbänder.


    Für die Nr. 17 nennt Sem einen Briefpreis von 40€; Einzelfrankaturen sind nur bei Streifbändern deutlich höher bewertet – 100€.


    Den Schluss macht die hochauflagige Nr. 23: 25€ Grundpreis, Einzelfrankaturen auf Drucksachen ohne Mehrpreis, auf Ortsbriefen 40€, auf Einschreiben 100€.


    Insofern passen bei Sem die Bewertungsrelationen der 1-Kreuzer-Briefe zu ihrer aus den Auflagen abzuleitenden Häufigkeit.


    Bei Michel sah es im Jahr 2008 so aus:


    1a = 2.000€, 1b = 750€, 5 = 140€, 9 = 100€, 13 = 200€, 17 = 40€, 23 = 20€.


    Also eigentlich auch nicht ganz falsch, wenn man von der „überbewerteten“ Nummer 5 einmal absieht. Aber die Realität sieht anders aus: sicher habe nicht nur ich allein die Erfahrung gemacht, dass man mindestens 5 Briefe mit der Nummer 9 oder 10 Briefe mit der Nummer 17 zu Gesicht bekommt, bevor man einen mit der Nummer 13 findet. Logisch zu erklären ist dies eigentlich nur durch die relativ geringen Verwendungsmöglichkeiten für die Nummer 13: den „Bestellkreuzer“ gab es nur bis zum 30.9.1862 - hierfür kam die Marke eigentlich kaum mehr in Frage; der Nahbereichs-Tarif bis 3 Meilen von 1 Kr. entfiel ebenfalls an diesem Termin. Und als am 1.7.1864 das 1-Kreuzer-Porto für Ortsbriefe wieder galt, war die Nummer 17 schon an den Schaltern. Ein Indiz dafür, dass die relativ zur Verwendungszeit hohe Auflage der Nummer 13 nicht vollständig verbraucht wurde, ist aus den Ungebraucht-Bewertungen abzuleiten: die Nummer 9 wertet mit 80€ für „*“ sogar höher als die Nummer 13 – 75€.


    Ich weiß, lieber bayern klassisch, dass ich mit dieser langen Katalog-Exegese Deine Frage nicht beantwortet habe, daher ganz zum Schluss noch eine klare Antwort auf Deine berechtigte Frage nach der „Wertigkeit“ der Zwischenausgabe bei den Sammlern: eigentlich habe ich keine Ahnung …


    Liebe Grüße von balf_de





    [1] Peter Sem „Baden Spezialkatalog Handbuch Markenzeit 6. Auflage“ von 2004

    Einmal editiert, zuletzt von balf_de ()

  • Lieber balf_de,


    wenn das von keiner Ahnung zeugt, was du schreibst, hätte ich gerne mehr davon. ;)


    Danke für deine Ausführungen - als Generalsammler macht man also wenig falsch, sich dieser Ausgaben von der Käuferseite her anzunähern. Da ich ja seit vielen Jahren gerne Incoming - Mail (IM) sammle, kann ich das von dir geschriebene von meinem engen Horizont aus nur bestätigen.


    Es wäre mal schön zu sehen, ob es jemand schafft, alle Badenmarken auf Poststücken nach Bayern (oder ein anderes AD - Land) zu zeigen. Ich denke, das würde ein Unterfangen werden, welches ein Leben lang andauert und die 30x Marke dürfte man dabei noch getrost weg lassen, weil es sie vermutlich schon damals nicht nach dorthin gab.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,


    bei der Vorstellung meines bis vor kurzem einzigen Belegs mit einer MiNr.13a habe ich schon ein gewisses „Bauchweh“ bezüglich der Authentizität des Nachnahme-Briefchens angedeutet: nicht nur die ramponierte Zähnung sondern – vor allem – auch der nicht übergehende Stempel waren Anlass genug, die lange Suche nach einem Nummer-13-Brief fortzusetzen.


    Kürzlich wurde ich wieder fündig: ein attraktiver Ortsbrief vom November 1865 – da war die zwischenzeitliche Portoerhöhung auf 3x für Ortsbriefe vom Oktober 1862 schon wieder zurückgenommen.


    Interessiert hat mich die späte Verwendung der Nr.13: schon seit Sommer 1864 kam die 1-Kreuzer-Marke mit glattem Hintergrund, die MiNr.17 an die Schalter.


    Jetzt konnte ich erstmals mein neues Baden-Handbuch Band II in der Praxis erproben: hier sind neben den bekannten Erstverwendungsdaten auch die spätesten bekannten Verwendungsdaten notiert, wobei in den meisten Fällen auch der Ort der ersten/letzten Verwendung angegeben wird.


    Für die Nummer 13a ist als „Verwendungsdauer“ der 8. Juni1867 in Rastatt katalogisiert.
    Also ist meine Neuerwerbung in dieser Hinsicht „nichts Besonderes“ ...


    Aber natürlich habe ich bei dieser Gelegenheit die Erstverwendungsdaten bei Sem und dem Handbuch synoptisch verglichen.
    Bei der Nummer 13a gibt es da einen gravierenden Unterschied: Das Sem-Handbuch (6. Auflage von 2004) nennt hier den 30.November 1862, das neue Baden-Handbuch hingegen schon den 10. April 1862.


    Hier könnte sich meiner Meinung nach ein Druckfehler im Baden-Handbuch – oder auch ein Stempelfehler bei dem relevanten Beleg mit diesem Datum - eingeschlichen haben.


    Als Begründung meines Zweifels führe ich zunächst das Baden-Handbuch selbst an: bei der Angabe der Auflagen wird als Druck- und Liefertermin der 3. Auflage (die ersten beiden Auflagen waren die eng gezähnten 1-Kreuzer-Marken MiNr.9) der Sommer 1862 genannt.


    Und dass dieser Termin realistisch ist, erschließt sich aus dem Ablauf der Druckaufträge bei Hasper im Frühjahr 1862: In Lindenbergs Beschreibung der Entstehungsgeschichte der MiNr. 16 – die ich hier schon zitiert habe und die auch ausführlich im neuen Handbuch wiedergegeben wird – ist zu lesen, dass der vordringliche Druck der 3-Kreuzer-Marken (mit den neuen Stempeln mit glattem Hintergrund) durch den Ausfall der Zähnungsmaschine unterbrochen wurde.
    Bei der gründlichen Reparatur der Maschine wurden die dünnen Stifte durch dickere, stabilere ersetzt – statt mit der Nummer 16 ging der Druck mit der weitgezähnten Nummer 18 weiter. Dazu passt zeitlich auch der bei beiden Handbüchern fast identisch genannte Erstverwendungstermin der Nummer 18: bei Sem der 13.6.1862, im Baden-Handbuch der 23.6.1862 (in Lenzkirch).


    Sollte der Frühtermin der Nummer 13 im April 1862 zutreffen, müsste Hasper nach dem Crash der „Durchlochungsmaschine“ zuerst einen Teil (?) der schwarzen 1-Kreuzer-Marken gedruckt haben, bevor er mit den dringend benötigten roten 3-Kreuzer-Marken weitermachte. Dieses Vorgehen scheint mir wenig sinnvoll.


    So, das war’s für heute – jetzt kommt meine Neuerwerbung:


    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

  • Lieber balf_de,


    herzlichen Glückwunsch zu deinem lange ersehnten Brief mit dieser in HD kaum benutzten Marke. Sieht schmeckig aus!


    Besten Dank auch für die Interpretationen zu den Daten um diese Marke - alle Literatur ist nur eine Momentaufnahme, weil morgen ein späteres oder früheres Datum aus der Tiefe des Raumes kommen kann. Diese "Früh-" und "Spätverwendungen" sind immer interessant und wichtig, werden aber auch teils dramatisch überschätzt. Schön, so etwas zu haben, aber ein Muss ist es eher nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Bayern klassisch, hallo zusammen,
    manchmal dauert es eben etwas länger, bis man zu einer interessanten Aussage "seinen Senf dazugeben" kann ...

    … alle Literatur ist nur eine Momentaufnahme, weil morgen ein späteres oder früheres Datum aus der Tiefe des Raumes kommen kann. Diese "Früh-" und "Spätverwendungen" sind immer interessant und wichtig, werden aber auch teils dramatisch überschätzt. Schön, so etwas zu haben, aber ein Muss ist es eher nicht.

    Auf dieses Zitat möchte ich gerne noch einmal zurück kommen. Bei der Präsentation meines Ortsbriefs aus dem Jahr 1865 habe ich ein Spätverwendungsdatum für die Nummer 13a im Baden-Handbuch genannt:

    Für die Nummer 13a ist als „Verwendungsdauer“ der 8. Juni 1867 in Rastatt katalogisiert.

    Sicher habe ich es schon einmal irgendwo erwähnt, dass ich für die "Aschenputtel" unter den Baden-Marken, die Nummern 13-16, ein besonderes Faible habe - nicht besonders attraktiv, nicht besonders beliebt, aber trotzdem oder gerade deswegen etwas ganz Besonderes …
    Deshalb konnte ich an einer 3-Kreuzer-Frankatur aus Heidelberg nach Baden-Baden aus dem Jahr 1867, die postgeschichtlich ganz bestimmt kein Highlight darstellt, wirklich nicht vorbeigehen, die Herr Feuser in seiner Belegbeschreibung trotz Frankaturmängeln als "trotzdem wunderschönen Brief" bezeichnet.
    Aber ganz bestimmt hat er bei der Formulierung seiner Beschreibung nicht genau ins Baden-Handbuch geschaut - die Verwendung am 16. September 1867 hätte er ganz sicher erwähnt und in seinem Ausrufpreis "gebührend" berücksichtigt …
    Aber mir fällt auch die wirklich späte Verwendung des Nummernstempels "57" auf. Ich werde gelegentlich noch einmal genauer suchen, aber auf den ersten Blick handelt es sich auch um die späteste Verwendung des Nummernstempels bei meinen datierbaren Belegen. Ob ich das Briefchen vorsichtshalber trotz mehrfacher Prüfzeichen (Seeger, Englert) Herrn Stegmüller schicke?


    Viele Grüße
    balf_de

  • Hallo balf_de,


    so ein Beleg ist auch in meinen Augen ein Traum, ich habe im Ausstellungsbereich des Großtauschtags in Karlsruhe-Daxlanden am vergangenen Samstag einige ähnliche Belege mit dieser wirklich schönen schwarzen 1 Kreuzer-Ausgabe bewundern und BENEIDEN dürfen. :P


    Was ich bei Deiner Perle der Schönheit allerdings nicht nachvollziehen kann sind die lt. Prüferzettelchen bemerkten "geringen Zahnmängel durch Randklebung". Entweder ich habe Tomaten auf den Augen oder das Zettelchen gehört zu einem anderen Beleg.


    Denn eine "Randklebung" (d.h. für mich am Briefrand appliziert) hat nicht eine der 3 Marken vorzuweisen und wenn ich mir die Details der Zähnung der bemängelten oberen linken Marke anschaue (siehe Anhang), dann hilf mir bitte mal jemand, wo da auch nur geringste Mängel vorhanden sein sollen. ;(


    + Gruß !


    vom Pälzer

  • Lieber balf_de,


    das ist ein hervorragender Brief und wenn ein solcher ein Mini - Mängelchen tatsächlich haben sollte, dann ist das halt so.


    Die Optik wird man kaum je besser bekommen und von HD schon gar nicht. Von daher großes Lob, den gekauft zu haben, weil es halt auch Briefe gibt, die weit besser sind, als das Attest. Die Regel sieht eher anders aus ...


    Ich würde hier gar nichts weiteres veranlassen und mich jeden Tag seines Anblicks erfreuen - der Anblick solcher Badenbriefe senkt den Cholsterinspiegel auf natürliche Weise, den Blutdruck lässt er aber ansteigen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Pälzer, lieber Ralph, Hallo Freunde!


    Mit einiger Verspätung möchte ich heute noch einmal auf den zuletzt hier gezeigten Brief zurückkommen.


    Als mir Anfang März auf der Briefmarkenkesse in München Herr Stegmüller zufällig über den Weg lief, fiel mir der Brief wieder ein …

    Ob ich das Briefchen vorsichtshalber trotz mehrfacher Prüfzeichen (Seeger, Englert) Herrn Stegmüller schicke?

    Die Gelegenheit war günstig: die Verwendung der Nummer 13a im Jahr 1867, dazu noch der Heidelberger Nummernstempel ??? Sehr ungewöhnlich, meinte auch Herr Stegmüller und sicher interessant zu sehen. Gleichzeitig stellte er auch ein Wiedersehen beim Treffen der Baden-ArGe in Karlsruhe am 16. April in Aussicht. Wie wär's: wenn ich ihm den Brief in den nächsten Tagen schicke - kann er ihn mir dann nach Karlsruhe mitbringen?
    Gesagt, getan ...

    Leider konnte Herr Stegmüller doch nicht nach Karlsruhe kommen, daher konnte ich nicht wie ursprünglich geplant, den Brief als Vorlage zeigen und die späteste Verwendung der Nummer 13a verlängern. Aber einen Scan hatte ich dabei und konnte damit einige erfahrene Sammlerfreunde richtig beeindrucken!


    Wieder etwas später bekam ich Post von Herrn Stegmüller. Schon am Format des Briefs konnte ich erkennen, dass das eigentlich erwartete Attest fehlte.
    Warum habe ich nicht auf Ralphs guten Rat gehört …

    Ich würde hier gar nichts weiteres veranlassen und mich jeden Tag seines Anblicks erfreuen

    Das Ergebnis seht ihr unten. So geht die Geschichte weiter: per eMail habe ich Herrn Feuser von der Katastrophe informiert - auf seiner November-Auktion 2015 (also fast vier Monate früher) hatte ich den Brief erworben. Trotz der eigentlich viel zu späten Reklamation war Herr Feuser sofort bereit, die Transaktion rückabzuwickeln.
    Dieses wirklich sehr kulante und durchaus nicht bei allen mir bekannten Auktionshäusern erwartbare Angebot nahm ich nach kurzem Zögern an - so sehr mir der Brief vorher gefallen hat. Wer will schon eine Fälschung in der Sammlung haben? Die er kennt!


    Ich habe unten noch eine Vergrößerung der Frankatur des Briefs angefügt: ich kann auch jetzt die beschriebene Manipulation nicht erkennen. Auch die Prüfstempel von Seeger und Englert habe ich festgehalten. Für mich - und sicher auch für viele andere Klassik-Sammler - stellt sich an Beispielen wie diesem die Frage, was von Altprüfungen auch anerkannt seriöser Prüfer generell zu halten ist. Oder sind Franz Stegmüller und die Technik-affinen Kollegen seiner Prüfergeneration vielleicht zu penibel ??


    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)


    PS: ich weiß nicht, ob Herr Feuser hier mitliest. Eventuell werde ich die Frage auch bei StampsX noch einmal stellen.

  • Lieber Alfred,


    das ist natürlich der Hammer - sehr gute Fälschung, kaum zu erkennen und wenn PF und sein Team reingefallen ist, sagt das schon alles.


    Prima, dass PF den Brief zurück genommen hat. So kennt man ihn. Macht leider nicht jeder, zumindest nicht so anstandslos.


    Die Suche geht also weiter und von Heidelberg gibt es ja doch eine ganze Menge, so dass der nächste Fang hoffentlich über diese Pleite hinwegtrösten wird.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Alfred,


    es ist wirklich schade für das 'schöne' Stück. Aber wenn man nach der Prüfung von Herrn Stegmüller weiß, wo man hinschauen muß, dann sind auch für mich einige der Übergänge des Nummernstempels mehr als fragwürdig.


    viele Grüße


    Dieter