Sachsen - Schweiz

  • Hallo Bernd,


    danke für die Scans. Dann war man in Sachsen der Ansicht, die Bayern gegenüber der CH ganz offensichtlich nicht teilte.


    Bayern nahm ja bei meinem letzten Brief 9x für Sachsen in Auslage, d.h. man überwies später diese 9x an Sachsen. Damit war Sachsen ja auch zufrieden. Aber Bayern hat der CH gegenüber noch so getran, als ob alles beim alten geblieben wäre, zumal die CH vom Postverein nichts wusste und seine Prinzipien gar nicht kannte.


    Daher hat Bayern gut verdient, denn bei Anwendung der sächs. Vorschriften hätte Bayern ja für diesen Brief gar nichts bekommen, da Lindau als Vereinsabgabepost kein Transitporto anzusprechen hatte. Aber Bayern hat ja 12x haben wollen und hat sie wohl auch, wie die CH - Taxe zeigt, in vergleichbarer Höhe erhalten.


    Nicht immer korrelieren Vorschriften mit der Praxis - und das ist doch klasse.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    Leipzig 6.6.1840 via Baden (Bayern im geschlossenen Transit) und Basel nach Wohlen in den Aargau unfrankiert.


    18 Kr. für Sachsen (Bayern musste aus diesen 18 Kreuzern intern abgefunden werden) bis zur badisch - bayerischen Postgrenze bei Tauberbischofsheim und 10 Kr. Transittaxe für Baden je halbes Loth ergaben 28 Kr. bis Basel. Dort setzte man 8 weitere Kreuzer an (4 für Basel und 4 für den Aargau?).


    Für Freunde der Erkenntnisse vom Handel und Wandel im 19. Jahrhundert empfiehlt sich das Lesen des Inhalts, weswegen ich diesen auch eingescannt habe.

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Brief:
    Brief aus Dresden (Sachsen) vom 8. Juni 1807, mit Vermerk "Franko Nürnberg" (Bayern).
    Siegelseitig 6 Gutegroschen. Der Brief ging nach Bevers (Schweiz - Engadin). Von Nürnberg
    bis Feldkirch (Vorarlberg - Bayern) wurden 8 Kreuzer Porto vermerkt. In Feldkirch wurden
    diese 8 Kreuzer in 11 Bluzger umgerechnet. Eigentlich wäre die korrekte Umrechnung 12
    Bluzger gewesen. Von Feldkirch nach Chur bestellte der Churer Postexpeditor Christian Dalp
    die Post, der siegelseitig zweimal den kleinen "D" Stempel (sehr selten. Dalp benützte ihn seit
    1803) abschlug. Wahrscheinlich sind es die 3 Bluzger, die neben der durchstrichenen "8" vermerkt
    wurden. Dazu kamen noch 12 Bluzger für den Engadinerboten von Chur nach Bevers. Gesamt
    bezahlte der Empfänger 26 Bluzger Porto.



    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,
    dieser barfrankierte Brief mit einliegendem Muster wurde in Annaberg am 13. Januar 1853 auf den Weg nach Wohlen gebracht.
    Die rückseitigen der Bahnpost zuzuzählenden Stempel LEIPZIG-HOF und BAHNHOF NÜ(RNBERG) beweisen einen offenen Transit
    durch Bayern, das Franko 3/1 reicht allerdings für eine Leitung über Lindau-Konstanz nicht aus und deutet auf Baden hin.
    Beste Grüße
    bayernalbi

  • ... da hast du einen besonderen Brief an Land gezogen! Der Absender zahlte tatsächlich nur 3 Groschen für die Leitung bis zur CH - Grenze (damit war 1853 Basel gemeint) und 1 Groschen ab dort bis Wohlen.


    Er wurde aber nicht Baden angedient, wie er es hätte werden sollen bzw. noch Taxis via Frankfurt am Main, sondern Bayern zuspediert, die ihn via Hof - Nürnberg - Augsburg - Lindau - Zürich verschickten.


    Bayern hat selbst siegelseitig auf 6 Kr. Gutschrift für die Schweiz erhöht und damit von der Aufgabepost 1 Groschen im Rahmen eines Franko - Defekts zurückgefordert (und wohl auch erhalten).


    Diese Attestkarte hätte ich gerne! Den Frankodefekt natürlich auch, aber das ist wohl illusorisch.


    Glückwunsch zu diesem kleinen Schmankerl. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Ralph,
    vielen Dank für deine rasche und profunde Antwort, mit der rückseitigen -6- wusste ich nicht wirklich etwas anzufangen.
    Der nachfolgende Portobrief aus Leipzig vom 12. Mai 1851 wurde mit 9 x taxiert und in Wohlen für 25 ? dem Empfänger
    ausgehändigt. 25 x erscheinen mir deutlich zuviel, 25 Rappen wiederum deutlich zu wenig, vielleicht hast du eine Erklärung.
    Rückseitig gähnt nur die Leere.
    Beste Grüße
    Albert

  • ... und das nächste Rosinchen - ab 1.5.1851 war Baden im Postverein, daher verstehen sich die 9 Kr., die Sachsen notierte hatte, von der Aufgabepost bis zur badischen Abgabepost zur Schweiz (Efringen).


    Ab 1.1.1851, wenn ich nicht irre, galten in der Schweiz Francs und Centimes bzw. Franken und Rappen. 25 Rappen waren damals 9 Kreuzer, aber nur paritätisch, nicht postvertraglich!


    Jetzt können wir knoblen - man hat das Schweizer Porto nicht notiert und nur die 9 Kr. bis zur Schweizergrenze reduziert.


    Oder er lief doch über Bayern (war so wohl nicht geplant und sollte hinten auch bayer. Bahnpoststempel zeigen), aber dann wäre die Währung noch eine andere, weil Zürcher Kreuzer, die es damals im Verkehr mit Bayern noch gab.


    Innerhalb der Schweiz gab es für Auslandsbriefe 4 Entfernungszonen: 2 Kr. bis 10 Wegstunden, 4 Kr. über 10 - 25 Wegstunden, 6 Kr. über 25 bis 40 Wegstunden und 8 Kr. über 40 Wegstunden. Aber bis zum 15.10.1852 galten die alten Postverträge der Kantone noch weiter.


    Nix genaues weiß man nicht in dieser höchst schwierigen Zeit - ich denke jetzt doch, er lief über Bayern und Zürich nach Wohlen und kostete 25 Zürcher Kreuzer (oder was sie dann dort dafür vom Empfänger errechneten, vlt. 15 rheinische Kreuzer, also ca. 40 - 45 Rappen, ich habe die Reduktionstabellen nicht auswendig gelernt, wie früher).


    Zeig mir in dieser Zeit noch 10 Briefe und 8 davon sind mindestens anders austaxiert ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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    2 Mal editiert, zuletzt von bayern klassisch ()

  • Lieber Ralph,
    wiederum vielen Dank, und falls jemand vermutet, ich hätte ein Kistchen mit Wohlen-Belegen geplündert, so wäre dies fast zutreffend ^^^^
    Aus Dresden stammt dieser Beleg vom 11.Oktober 1851, also wieder aus ähnlicher Zeit, wurde nun aber über Baden
    spediert. Mit den obligatorischen 9 xr. aus Dresden wurden in Wohlen 14 xr. fällig,
    beste Grüße
    Albert

  • Lieber Albert,


    gut geplündert, sage ich da nur! :D


    Hier wieder 9 Kr. für Sachsen, die Schweiz über 10 bis 25 Wegstunden = 4 Kr. = 13 Kr. und weil der Zielort im Aargau lag und dort keine ungeraden Beträge kassiert wurden, rundete man auf 14 Kr. auf. Sehr schön zu sehen!

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Albert,


    ich habe so viele Briefe von/durch Bayern in die Schweiz, dass mir dein ein oder andere gedanklich entfällt ... :D


    Hier sieht man sehr schön, wie günstig der Postverein war: 9 Kr. von Sachsen quer durch Bayern bis Lindau, aber ab dort für die kurze Strecke bis Wohlen 12 Kreuzer!


    In summa dann 95 Rappen, also deutlich mehr, als nach dem Vertrag vom Okt. 1852 mit einem Maximum von 50 Rappen (und hier galt ja für die Postvereinsstrecke das Loth, für die Schweizer Strecke aber noch das halbe Loth!).

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    2 Briefe kann ich zeigen, die von Sachsen über Bayern nach Wohlen liefen:


    1. Brief


    Leipzig 17.1.1833 mit unleserlichem Rötelkrüppel über den "n" von Wohlen für die sächsische Strecke taxiert. Nürnberg nahm 14 Kr. in Auslage und addierte 12 Kr. für Bayern bis Lindau hinzu, so dass der Brief mit einer Eingangsbelastung von total 26 Kr. der Zürcher Postverwaltung angedient wurde.


    Zürich erhöhte für sich um 6 Kr. auf 32 Kr. und addierte schon für den Aargau 2 Kr. auf 34 Kr. Endporto.


    2. Brief


    Dresden 28.1.1837 mit 3 1/2 Groschen sächsischer Inlandstaxe nach Nürnberg, die dort mit 16 Kr. verauslagt wurden. Dazu nun 18 Kr. für Bayern bis Lindau (2. Gewicht festgestellt, daher Faktor 1,5 von 12 Kr.) ergaben eine Grenzforderung von 34 Kr. für Zürich. Zürich sah ihn auch als schwer an und rechnete 1,5 mal 6 Kr. = 9 Kr. für sich, womit wir 43 Kr. dort hatten, wollte jetzt aber auch 6 Kr. pro einfachen Brief nach Wohlen und setzte dafür im 2. Gewicht 1,5 mal 6 = 9 Kr. total nun 52 Kr. an.


    Zuerst kosteten Briefe aus Sachsen und Bayern via Zürich in den Aargau also nur 2 Kr., dann aber deren 6 je halbes Loth. Hier hatten sich die Briefe also, entgegen des Zeitentrends, verteuert und nicht vergünstigt.