Bayern - Schweiz

  • Liebe Freunde,


    von einem lieben Sammlerfreund darf ich den hier aus München nach Romanshorn vom 12.4.1868 zeigen. Entgegen seiner Beschreibung war die Nr. 16 aber nicht im Januar 1867 an den Schaltern, auch in München nicht, sondern ist mir erst (und auch da nur in ganz wenigen Fällen) aus Februar 1867 bekannt, so dass sich die mögliche Verwendungszeit um mind. 1 Monat reduziert, was den Brief ja wahrlich nicht schlechter macht.


    BTW: Darf ich einen unserer Mods bitten, das Datum des Titels von 1.10.1852 bis 31.8.1868 zu ändern? Danke schon im voraus!

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,

    heute zeige ich einen Brief mit geteilter Frankoabgeltung (Francomarke/Barzahlung) aus Augsburg nach Bremgarten/Aargau vom 4. MÄR. 1853.

    6xr durch Frankomarke für die 2. Entfernungszone 10-20 Meilen von der Schweizer Grenze und 6xr in bar rückseits vermerkt für die 2. Entfernungszone in der Schweiz.

    Gruß

    bayernjäger


  • Hallo Udo,


    schreib besser "vom Grenztaxpunkt", als von der bayer. Grenze, denn es gibt Orte, da würde nur die genaue Beschreibung zum korrekten Tarif führen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bayernjäger,


    einen sehr interessanten Brief zeigst du da. :thumbup:


    Off-Topic

    Und der Zweizeiler aus dem Jahr 1853 wurde auch wieder abgeschlagen. Im Jahr 1853 wurde meiner Beobachtung nach fast durchgehend (bis Anfang Dezember) der Zweizeiler abgeschlagen. Außer auf Chargé-Briefen, da wurde der Zweikreisstempel benutzt.

    Was das Thema betrifft warte ich immer noch auf Ausnahmen davon.


    Belegt habe ich den Zweizeiler auf Briefpost bisher Juli bis September 1851 (sowohl auf Chargé Briefen als auch auf nicht eingeschriebenen Briefen), November 1852 bis Dezember 1853 (nur auf nicht eingeschriebenen Briefen).


    Ich vermute, dass der Zweizeiler einen defekten Zweikreisstempel zwischenzeitlich ersetzte.


    Viele Grüße,


    Christoph

  • Guten Abend Sammlerfreunde,


    der Aufgabeort Böchingen der schönen - wenn auch am 3er-Streifen der 1 Kr gelb teils berührten - Farbkombination anbei liegt ca. 6,5 km weiter nordwestlich im Landbestellbezirk des Expeditionsstandortes Landau i.d.Pf. und verfügte im Aufgabejahr 1867 wohl über den Vorzug eines Briefkastens. Aus jenem müsste die Sendung augenscheinlich entnommen worden sein, der Vermerk "boite" im blauen Wachsstift ist ja unverkennbar.


    Man kennt das nun aber eher von unterfrankierten Briefen, die dann in der Weiterleitung mit Nachporto bewährt wurden. Hier ist aber alles in Ordnung, 12 Kr in das erste schweizer Rayon, mit 9 Kr für den Postverein und 3 Kr für die CH. Was für einen sonstigen Anlass sollte der Vermerk dann gehabt haben ? Hat man etwa eine Unterfrankatur bemerkt und ließ die Brennerei Metzger noch schnell 3 Kr nachfrankieren, um ihr schlimmeres gegenüber dem Geschäftskunden in Bern zu ersparen ?


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Lieber Tim,


    ich gucker mir morgen deine Rosine an, die hier untergegangen ist und gebe meinen Senf dazu. Heute bin ich zu platt ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Sodele,


    ich denke der Ablauf zu deinem formidablen Brief war der Folgende:


    Absender wirft den frankierten Brief in den Briefkasten der Postexpedition Landau/Pfalz nach Postschluß ein.


    Entnahme der Poststücke aus dem Briefkasten (musste von außen zugänglich sein, damit er jederzeit und nicht nur innerhalb der Öffnungszeiten der PE benutzt werden konnte) und Markierung "boite" = Briefkasten durch einen Bediensteten, vermutlich sogar durch den Expeditor selbst.

    Grund dieser Maßnahme: Bis 31.8.1859 galt für die Leitung der Briefe aus der Pfalz durch Vermittlung der badischen Bahnpost die Mitte des gemeinschaftlichen Grenztaxpunktes Basel - Schaffhausen, während für das rechtsrheinisch Bayern Lindau - Konstanz galt.

    Von Lindau - Konstanz aus lag der Zielort Langenthal im 2. Rayon und hätte daher neben dem bayerischen Franko von 9 Kr. über 20 Meilen noch 6 Kr. Weiterfranko für die CH über 10 Meilen vom o. g. Grenztaxpunkt bedeutet, womit das Gesamtfranko 15 Kr. gewesen wäre und der Brief um 3 Kr. unterfrankiert gewesen wäre.


    Den Postexpeditionen lagen Listen vor, für welche Zielorte bis 10 Meilen = 3 Kr. als Weiterfranko für die CH ausreichten. Hätte er bei Basel - Schaffhausen geschaut, wäre der Brief ohne den "boite" - Vermerk und die blaue Tinten3 verblieben. So sandte ihn Landau der badischen Bahnpost als unterfrankiert zu.


    Die hier etwas schläfrige badische Bahnpost bemerkten diesen Fehler nicht und notierte mit blauer Tinte "3" als fehlendes Franko; dies war aber falsch und die 12 Kr. Frankatur reichte aus (ab 1.9.1859 wurden die Grenztaxpunkte so gewählt, dass sie praktisch immer die günstigste Variante für die Korrespondenten nach sich zogen).


    Beim Eingang in die CH in Basel strich man daher korrekt die falsche 3 von Baden und setzte mit roter Kreide das gezahlte und einem zustehnden Weiterfranko mit 3 Kr. korrekt an (Langenthal im 1. Rayon).


    Hierfür bedurfte es aber postintern keiner Korrektur der badischen Briefkarte, wie es bei einem unfrankierten Brief der Fall gewesen wäre, sondern man gab den Brief einfach weiter in die Hand des Empfängers.


    Derartige "boite" - Briefe kommen aus der Pfalz und dem restlichen Bayern hin und wieder vor und waren der Tatsache geschuldet, dass das vermeintliche simple Taxierungssystem in der Praxis doch nicht ganz so einfach war, wie sich die Führungseliten der beteiligten Postverwaltungen dachten.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    zunächst vielen Dank, dass sich dann doch noch jemand mit dem Hergang der Dinge beschäftigt hat. Ich habe leider aber so meine Zweifel. Der Brief stammt von 1867 (ich hatte versehentlich 1862 notiert, ist korrigiert). Jene die Pfalz begünstigende Änderung zum Grenztaxpunkt Basel - Schaffhausen lag damit 8 Jahre zurück. Da sollte dem Expeditor eines nicht gerade bedeutungslosen Amtes wie Landau ein solcher Fehler wohl nicht mehr passiert sein.


    Im übrigen, was sollte er für die badische Bahnpost klar und unmissverständlich ersichtlich für einen Taxfehler gemacht haben ? Von bayerischer Seite her war wenn ich das richtig sehe keinerlei Forderung aufgestellt und der Brief standartmäßig mit 12 Kr korrekt freigemacht worden worden. Allein der boite-Vermerk wird die badische Bahnpost wohl nicht dazu veranlasst haben können, nachträglich eine (vermeintliche) Unterfrankatur von 3 Kr auf den Brief zu schreiben, oder sehe ich etwas nicht ?


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Lieber Tim,


    wenn man den alten Tarif nicht aus der Akte "Schweiz" nimmt, und den neuen Tarif nur hintendran legt, kann das auch ein paar Jahre später noch passieren - das wäre für mich kein Ausschlußkriterium. Aber das muss Spekulation bleiben (allein der Zusatz "Bern" bedeutete eigentlich immer den 2. Rayon der Schweiz!), vlt. lag es auch daran.


    Bayern hatte der bad. Bahnpost den Anteil der CH zu vergüten, daher 3x. Den hat die CH auch bekommen, aber festgestellt, dass es auch nicht mehr war als eben diese 3x. Um sicher zu gehen (blau bedeutete ja eigentlich die Nachtaxe) strich Basel die blaue 3 ab und notierte eine rote 3 als Zeichen, dass man das tarifmäßige Weiterfranko von Baden erhalten hatte. So sehe ich das zumindest.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Ralph,


    da stellt sich dann so die Frage, ob Baden im Standartfall (evtl. phasenweise) dafür bekannt war, in blauer Taxe das von Bayern an die CH zu vergütendene Weiterfanco anzuschreiben. Wovon man wohl sicher ausgehen darf, ist dass Bayern nicht mit blauer Tinte ein fehlendes Franco angeschreiben hat...oder u.U. vielleicht doch ? Das wäre zwar die aller einfachste Erklärung, aber die Farbe, die Farbe...


    LG

    Tim

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  • tja, nur nach der Dienstanweisung war die Farbenlehre einfach und klar - im richtigen Leben (Briefe hier) sah das schon anders aus. Baden (i. d. R. blaue Tinte) könnte auch deshalb in blau geschrieben haben, um der CH zu zeigen, dass zum "korrekten" Franko noch 3x nachzuerheben sind, also 10 Rappen und dann wäre die blaue 3 sinnstiftend.


    Letztlich war immer die Aufgabepost für alles zuständig und deren Leistung ist ja zu sehen (sinnloser Boite - Vermerk, womit das Desaster seinen Anfang nahm).


    Das Weiterfranko haben die Pfälzer mal mit roter, mal mit blauer Kreide notiert - denen war die Vorschrift bekannt, aber die Ausführung egal, dafür gibt es Hunderte von Beispielen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ...es wird immer besser ^^


    Halten wir einmal fest: Bayern kann im vorliegenden Fall die 3 Kr Weiterfranco nicht in Rötel angeschrieben haben, da mit dem gleichen Rötel die zuvor in blauer Tinte angebrachten 3 Kr abgestrichen wurden. Wie Du schon sagst, das war die CH.


    Und die 3 Kr in blau sehen von der Stellung auf dem Brief schon ziemlich nach einer Nachportoforderung aus. Verflixte Kiste.


    LG

    Tim

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  • ... sei doch froh, dass du einen "Vortragsbrief" geschnappt hast, wie Herr Sem immer so schön in seinen Auktionsbeschreibungen vermerkte. Einer, der ganz normal verschickt und behandelt wurde, hätte nicht viel Gehirnschmalz und Kommentare nach sich gezogen. :thumbup::thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ...jetzt ist mir noch was ganz anderes eingefallen, das ist zwar total verrückt, aber ein konsequentes Vorgehen nach dem Ausschlussprinzip erfordert auch sowas:


    Gehen wir einmal davon aus, es wäre so geschehen wie zuvor schon in post265 beschrieben: Der Brief wäre mit 3 Kr unterfrankiert in den Kasten geworfen worden. Der Postexepeditor schreibt die fehlenden 3 Kr als Nachforderung in blauer Tinte an. Er leitet den Brief aber nicht weiter, sondern lässt die Nachforderung beim Absender nachkleben, streicht diese danach in Rötel ab und notiert damit regulär das Weiterfranco für die CH...der Duktus der beiden 3er ist recht ähnlich...


    Völlig außer der Umlaufbahn ? =O


    LG

    Tim

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    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer ()

  • ... guter Ansatz, aber dann hätte man in Landau mit 3 verschiedenen Farbstiften praktisch gleichzeitig geschrieben? Ganz ausschließen kann man das nicht, aber wenn alle Taxen von einer Poststelle sein sollen, wäre nicht zu verstehen, warum der gleiche PE mal blaue Kreide und dann blaue Tinte genommen haben sollte und in Landau dürfte für dergleichen Taxierungen nur eine Person zuständig gewesen sein (also nicht der Hiwi mit eigenem Farbstift).

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ...nun, da könnte man ganz kess mit der Frage kontern, warum man generell in Bayern für das Weiterfranco rote oder blaue Kreide und für ein Nachporto blaue oder schwarze Tinte genommen hat. Und dass man in Bayern auch für ein Nachporto nicht immer in schwarzer, sondern auch in blauer Tinte gearbeitet hat, hat sich zumindest anhand eines Belegs aus meiner Sammlung gerade bestätigt.


    LG

    Tim

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  • ... in Bayern hat man traditionell in schwarzer Tinte Franko, Porto usw. notiert.


    Das Farbenspiel im DÖPV bzw. bei Postverträgen und deren Ausführungsbestimmungen wurde oft beachtet - nur halt nicht in der Pfalz. In meiner Contra - Sammlung finden sich einige Beispiele zu Auslandsbriefen, bei denen:


    a) gar kein Weiterfranko notiert wurde,

    b) mit schwarzer Tinte das Weiterfranko mal in falscher, mal in richtiger Währung notiert wurde,

    c) mit blauem Stift das Weiterfranko notiert wurde und

    d) mit rotem Stift (richtig !) das Weiterfranko notiert wurde.


    Die Pfalz hat praktisch nur nach Frankreich als einziges Ausland kartiert - da gab es aber kein Weiterfranko, sondern nur die interne Verrechnung über die Briefkarte, und das bis 1871, im Gegensatz zum Nachbarn Frankreich, wo JEDER frankierte Brief einen Weiterfrankovermerk aufweisen musste und wo alle Postler genau wußten, was zu tun war.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ... ja, siehe Punkt d) meiner obigen Auslistung; richtig kam auch vor, hier und da ... :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



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