Gebühren + Verordnungen zur Recommandation / Chargierung in den Postvereinsstaaten

  • Liebe Freunde,


    wir alle (oder zumindest fast alle) haben recommandirte Briefe im Inland, aber auch mit Zielland Postverein oder gar Postvereinsausland.


    In diesem Thread wollen wir Primärquellen oder Erkenntnisse vorstellen, die sich auf diesen Postsonderdienst beziehen


    Hierbei bekommt jedes Postgebiet seinen eigenen Beitrag, der so weit ergänzt werden wird, bis alle Vorschriften, wenn möglich mit Belegbeispielen, darstellen können.


    Das Gerüst sollte m. E. so aussehen.


    Eintritt in den DÖPV - Datum.


    Höhe der Recogebühr - X Währung.


    Frankiert in Marken, Barzahlung oder beides möglich? - Aufzählung.


    Dienstbriefe - bekannt? Erfolgte Bezahlung?


    Wie wurden unterfrankierte, chargierte Briefe behandelt? Aufgabepost - Abgabepost.


    Reconummern vergeben - durch die Aufgabe-, Transit- oder Abgabepost?


    Laufzettel für nicht verlorene Recobriefe?


    Laufzettel für verlorene Recobriefe?


    Ab 1.1.1861 waren Portochargébriefe möglich, wobei das Porto immer mit der Recogebühr zusammen eingezogen werden mussten, also alles bezahlt der Empfänger oder der Absender, je nachdem. Zuvor hatte immder der Absender beide Gebühren zu entrichten.


    Der Versicherungsbetrag für verlustige Recobriefe betrug 24 1/2 Gulden bzw. das Äquivalent in anderen Währungen. Diesen Betrag schuldete die Postverwaltung, in deren Postgebiet die Sendung abhanden kam.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    1.7.1850 Eintritt in den Postverein.


    Recogebühr: 6x, bar zu zahlen. Diese blieben bei Expeditionen als Emolument beim Postexpeditor, bei Poststellen mit Beamten wurden sie diversen Kassen zugeführt, in jedem Fall erhielt der Staat nichts von ihr. Die Beamten / Expeditoren mussten die Vordruckblocks kaufen, weshalb diese Vordrucke zu den zahlbaren Vordrucken zu zählen waren.


    Dienstbriefe in den Postverein unter Recommandation sind sehr selten. Teils war die Chargégebühr zu zahlen, das Franko nicht, teil war weder die Chargégebühr, noch das Franko zu bezahlen. Am Brief selbst ist das nicht zu erkennen.


    Bei der Aufgabe war der Brief mit der Reconummer des Postscheins zu beschriften. Bei Umkartierungen wurde dies oft unterlassen - Gründe unbekannt. München vergab oft (aber nicht immer!) auch bei eingehenden Recobriefen eine eigene Nummer. Bei anderen Orten wurde dies nicht wahrgenommen. Gründe unbekannt.


    Laufzettel sind bekannt für nicht verlorene Recobriefe (werden später hier eingepflegt).


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Bayern Klassisch,


    damit nimmst Du ja meinen Vorschlag an Dich+Pälzer aus dem Bereich "eingeschriebene Briefe" quasi als steilvorlage
    auf-Super und danke :thumbup::thumbup:


    Eventuell kann Nils ja die letzen Teile der Diskussion auch hierher verschieben?


    Ab 1.1.1861 waren Portochargébriefe möglich, wobei das Porto immer mit der Recogebühr zusammen eingezogen werden mussten, also alles bezahlt der Empfänger oder der Absender, je nachdem. Zuvor hatte immder der Absender beide Gebühren zu entrichten.


    Da stellt sich mir nun eine Frage, da ich einen Portochargebrief schon aus 1843 habe. Meinst Du nur,
    dass sich ab 1861 diesbezüglich geändert hat, dass nun auch der Empfänger die Chargegebühr zahlen
    konnte?


    Besten Dank und liebe Grüsse
    Bayern Social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Lieber Bayern Social,


    hier geht es nur um den Postverein, der war erst zum 1.7.1850 existent. Was davor war, könnte separat besprochen werden.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Bayern Klassisch,

    hier geht es nur um den Postverein, der war erst zum 1.7.1850 existent. Was davor war, könnte separat besprochen werden.


    Unsere Beiträge haben sich um 2Minuten überschnitten, nun ist natürlich klar, dass
    es Dir um den DÖPV geht.


    Aber auch da habe ich das eine oder andere Stück..... :P:P
    (Auslands-Einschreiben, Einschreiben Preussen, Incoming-bar,marken, Einschreiben mit vorsorglicher Siegelung....)
    (Mit und ohne Reconummer, Charge vorschriftgerecht- und wiedrig, von der Farbe her....)


    Liebe Grüsse
    Bayern Social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo zusammen,


    schöne Idee :):)


    das sieht nach richtig Arbeit aus. Als Preusse habe ich dann auch noch Schleswig Holstein , Hannover und Taxis am Hals.
    wenn ich nur an Hannover denke . Tarif in den Postverein, Tarif nach Preussen und Tarif innerhalb von Hannover.


    aber einiges werde ich beitragen können .


    schönen Gruss


    Peter

  • Hallo Peter,


    so ist das nun mal - dafür wird es ein Meilenstein der PO und auch etwas für den DASV.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bk,


    nachdem ich zugegebenermaßen erst einmal recherchieren musste was ein Emolument des Postexpeditors ist (~ in ihrer Höhe schwankende Nebeneinkünfte) ist mir im weiteren Studium dieses vorzüglichen ad-hoc-threads eines aufgefallen:



    Der Versicherungsbetrag für verlustige Recobriefe betrug 24 1/2 Gulden bzw. das Äquivalent in anderen Währungen. Diesen Betrag schuldete die Postverwaltung, in deren Postgebiet die Sendung abhanden kam.


    Das ist ja dann schon krass, 24 1/2 Gulden (!) Ich gehe davon aus, dass die Reco-Gebühr heutzutage von der Post als verzinste Verlustversicherung angelegt wird, das war früher wohl ein bischen anders.


    Schönen Gruß


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,


    bei einem Recobrief zahlte der Absender 6x an den Expeditor. Ging das Schreiben beim Postlauf verloren, durfte derjenige, der den Postschein besass, ein Nachfrageschreiben initiieren. Das kostete 12x und das Franko eines Briefes zum Zielort. War das Schreiben abhanden gekommen, erhielt er zu den 24 1/2 Gulden diese weiteren 9x, 12x oder 15x ersetzt (bei einfachen Briefen).


    Die Postverwaltung versuchte nun, den Schuldigen zu finden. Sie trat zuerst in Vorlage und holte sich das Geld dann von dem schuldigen Postler wieder. Der Gewinner war also immer der Expeditor, denn seine 6x blieben ihm ja sowieso erhalten. Bei einem Laufzettel erhielt er dann nochmals 12x für seine Mühewaltung.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bk,


    und wenn er schlau gewesen ist, der seinerzeitige Postexpeditor, dann hat er für den Fall, dass die Postverwaltung ihm ein Verlust-Verschulden nachweisen konnte mit den Reco-Emolumenten selbst eine verzinste Geldanlage eingerichtet. 24 1/2 fl waren ja nun wahrlich kein Pappenstiel.


    Gruß !


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo in die Runde


    zum Thema fallen mir spontan noch folgende "Besonderheiten" ein, wo die Einschreibung möglich bzw. vorgeschrieben war:


    - Briefkastenbelege
    - Aufgabe am Zug
    - "per Expressen"


    Die Einschreibung war innerhalb des DÖPV nur bei der Briefpost möglich, nicht bei der Fahrpost.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo Pälzer,


    ein Expeditor, der qualifizierte Briefe dem Postkreislauf durch Diebstahl entzieht, war die längste Zeit bei der Post ...


    Lieber Magdeburger,


    ja, "Nebenprodukte" sind auch interessant. Gerne lese ich bei Preußen darüber. :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bk,


    ich hatte nicht Diebstahl gemeint, ganz einfach nur Verlust, der bei irgend jemanden ja hängen bleiben musste.


    + Gruß !


    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer,


    der Unterschied zwischen bloßem Verlust (Fahrlässigkeit, evtl. grobe Fahrlässigkeit) und Diebstahl, also Handeln mit Vorsatz, war nur strafprozessualer Art. Wer auf qualifizierte Briefe nicht aufpassen konnte, dem hat man auch sonst nicht viel zugetraut.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bk,


    es wäre interesaant zu wissen, wie oft sich ein Postexpeditor Unregelmäßigkleiten der von mir genannten Art, sprich den fährlässigen Verlust hat leisten können.


    Es gab ja Inspectionsreisen der Post-Oberbehörden, aus deren Berichten man ziemlich konkret u.a. unrühmlichen Eigenarten des einen oder anderen Postexpeditors entnehmen kann... unordentlich in der Führung seines Manuals, häufigen Beschwerden der Kundschaft ausgesetzt, dem Alkohol zu stark verfallen usw. usw.


    Gruß !


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,


    die Langmütigkeit ist sicher keine der Stärken bayerischer Obercontrolleure gewesen. Mag sein, dass man das ein- oder zweimal durchgehen ließ, aber das war es auch schon und Ordnungsstrafen gab es sowieso in jedem einzelnen Fall. Der Staat (die Postverwaltung) hatte ja auch das Ansehen der Königlich Bayerischen Postanstalt im Sinn und durfte nicht Schlampereien von Subalternen dulden.


    Ich besitze einen Brief aus Starnberg, wenn ich nicht irre, aus den 1850er Jahren, in dem der Absender vor Ort einem in München schreibt, dass man dem Expeditor dort nicht trauen könne und er die Briefe sicher nach München bringen und als Ortsbriefe aufgeben lässt. Das wäre dann Unterschleif, der zu sanktionieren gewesen wäre.


    Man muss ja die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen der Zeit allgemein sehen - der "Job" eines Expeditors war schon eine tolle Sache und im allgemeinen verdiente man auch nicht schlecht dort (hatte ein halbes Dutzend Untergebene usw.). Es gab viele, die in einer Kleinstadt darauf spitzten und ihn liebend gerne ersetzt hätten. Wenn man sich die Arbeitsbedingungen in der Mitte des 19. Jahrhunderts bewusst macht, erkennt man, dass ein solcher Titel Gold wert war. Ein Ausscheiden aus dem Staatsdienst war eine Katastrophe - Vorbestrafte konnten nicht heiraten, auswandern, bekamen keine guten "Job" und und und - der soziale Fall, der heute i. d. R. stark abgedämpft wird, war damals ungleich tiefer.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ...ich seh` schon bk, das wird noch ein Hammerthread.


    Ein passender Beleg dazu ist schon im Anmarsch :rolleyes:


    Vielen Dank erst mal + Gruß !


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,


    könnte man nicht vorab Unterverzeichnisse für die einzelnen Länder machen?


    Ich denke sonst wird es ein wenig unübersichtlich.


    Oder soll ich hier einige Antworten mit Verordnungen einstellen??


    schönen Gruss


    Peter

  • Liebe Freunde,


    hier meine chargierten Belege auf den Ausstellungsseiten. Ich hoffe, sie kommen gut bei euch an. :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch