Die einheitliche Farbgebung der altdeutschen Francomarken und -umschläge

  • Im Rundbrief 59 der Arge Bayern (klassisch) wurde von Heribert Link das Thema der einheitlichen Farbgebung aufgegriffen und die Frage nach Originalquellen der preußischen Urheberschaft gestellt.


    Nachfolgend wird das diesbezügliche Schreiben des Königlich Preußischen Generalpostamtes an die Sächsische Oberpostdirektion gezeigt.


    Für wie selbstverständlich Preußen die Annahme dieser Vorschläge hielt, zeigt die eigenmächtige Farbänderung der von der preußischen Staatsdruckerei produzierten sächsischen Francoumschläge. Ers nach einer ersten, unbemerkten Lieferung, die sächsischerseits nicht ausreichend kontrolliert, aber auch noch nicht an die Postanstalten ausgeliefert worden war, fragte man an, ob "wieder" in neuer Farbe geliefert werden solle. Erst nunmehr lehnte die sächsische Oberpostdirektion ab.


    Altsax

  • Lieber Altsax,


    vielen Dank für diese schöne Einführung - wieder eine Facette mehr bei dem Versuch, den Postverein umfänglich darstellen zu können.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Verehrte Freunde,


    ein Verweis auf den von Altsax dankenswerterweise ausgegrabenen Brief vom 9.3.1861 findet sich sogar im Artikel "Postwertzeichen" im Handwörterbuch des Postwesens, 2. Aufl. 1953.
    Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut dessen Autoren informiert waren.
    Aber das Original schlägt natürlich alles, vielen Dank für’s Zeigen!


    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo zusammen,


    ein tolles Schreiben hat altsax da ausgegraben. Aber wenn ich den letzten Satz lese: (siehe Anhang)


    dann stellt sich mir die Frage, wollte da nicht doch noch jemand Einspruch erheben :?: :?:
    Im Sinne von: Warum will da jemend unser schönes, jahrelang bewährtes GELB gegen braun tauschen, da sollte man aber noch einmal darüber reden.


    Wie dem auch sei, der Wechsel ist vollzogen worden, aber wann genau :?: :?: Hier sind jetzt die Preußen gefragt.


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo Hasselbert,


    aus den mir in Kopie vorliegenden sächsischen Postakten gehen folgende Termine hervor:


    Mit Schreiben vom 30.Mai1861 trug die Leipziger Oberpostdirektion dem Finanzministeriuem gegenüber vor, daß die vorgeschlagene einheitliche Farbgebung die Verwechslungsgefahr mindere, man jedoch ein helleres Braun vorschlage, weil dadurch die Lesbarkeit der Stempel verbessert werde. Im übrigen bitte man das Finanzministerium um Entscheidung, da man ohne "höhere Autorisation" das preußische Schreiben nicht beantworten wolle.


    Das Finanzministerium beantwortete diesen Vortrag mit Schreiben vom 12.Juni 1861 dahingehend, daß ein lichteres Braun nicht nötig sei, weil "die Annahme des Vorschlags leichter erlangt werde, wenn man ihn pure annehme". Die OPD wird ermächtigt, in diesem Sinne zu antworten. Ergänzend wird vorgeschlagen, das erforderliche braune Papier gemeinsam anzuschaffen, um einen günstigeren Preis zu erzielen.


    Die OPD Leipzig schreibt in diesem Sinne am 12.Juli 1861 an das Preußische Generalpostamt.


    Beste Grüße


    Altsax

  • Hallo altsax,


    danke für die kenntnisreiche Antwort :thumbup: :thumbup:


    Ich bin gespannt, ob einer der Preußen den genauen Zeitpunkt der Herausgabe der 3 Silbergroschen braun in 1861 kennt.


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Mit der Generalverfügung Nr. 53 vom 19.September 1861 wurde zum einen verfügt, dass als Motiv für die Postfreimarken und die gestempelten Brief-Couverts (Ganzsachen) ab sofort der preußische Wappenadler verwendet wird. Weiterhin wurde die Verwendung der Farbe Braun für den 3-Silbergroschen-Wert (sowohl für die Marke als auch den Wertstempel) angeordnet. Außerdem wurden noch einige weitere Anweisungen wie die für Preußen erstmalige Anwendung des Durchstichs zur leichteren Trennung der Freimarken und die Platzierung des Wertstempels auf der rechten Seite der Couverts getroffen. Die Ausgabe der Freimarken und Couverts erfolgte dann ab dem 1. Oktober 1861.


    Quelle: Handbuch der preußischen Freimarken

  • Ergänzen kann man noch, daß Stautz unter Berufung auf Ohrt von Farbproben berichtet, die vom 1 Sgr. Wert u.a. in braun im Sommer 1861 vorgelegt worden seien. Anschließend seien dann Proben zu den Originalwertstufen angefertigt worden mit dem 3 Sgr. Wert in braun.


    Man darf wohl davon ausgehen, daß die preußische Postverwaltung unabhängig von der Zustimmung aller anderen Postverwaltungen die Absicht hatte, für die eigenen neuen Marken die vorgeschlagenen Farben zu verwenden.


    Altsax

  • Hallo zusammen,


    hallo und danke Altsax und preussensammler,

    Die Ausgabe der Freimarken und Couverts erfolgte dann ab dem 1. Oktober 1861.

    Jetzt haben wir es "amtlich". Es brauchen jetzt nur die vielen Kataloge und Handbücher den 01.10.1861 als Ausgabezeitpunkt übernehmen. Ich habe es schon einmal getan.


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Jetzt haben wir es "amtlich". Es brauchen jetzt nur die vielen Kataloge und Handbücher den 01.10.1861 als Ausgabezeitpunkt übernehmen. Ich habe es schon einmal getan.

    Hallo hasselbert,


    ganz so unbedarft, wie es den Anschein haben könnte, sind die Katalog- und Handbuchherausgeber wohl doch nicht. Im Krötzsch Handbuch von Preußen weist P. Ohrt auf den Wortlaut der Verfügung vom 19.9.1861 hin, der besagt, daß die neuen Marken nachdem 1.Oktober ausgegeben werden sollten. Ohrt schätzt, daß noch mindestens 4 Wochen vergangen sind, bis die lagernden alten Freimarken aufgebraucht waren.


    Ein Frühdatum wird sich folglich lediglich empirisch und für die einzelnen Wertstufen getrennt ermitteln lassen.


    Beste Grüße


    Altsax

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    als Ergänzung zu den richtigen Ausführungen von Altsax findet man im Lindenberg-Band Briefumschläge der Deutschen Staaten noch die Bemerkungen, dass die Staatsdruckerei erst vom 1. Oktober an die Bestellungen auslieferte. Als frühestes belegtes Gebrauchsdatum nennt Lindenberg den 28. Dezember 1861.


    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo zusammen,


    unter Punkt 4.12 des Handbuches sind die frühesten Verwendungsdaten angegeben:


    4 Pfg.: = 19.11.1861 aus Berlin
    6 Pfg.: = 08.11.1861 aus Bonn
    1 Sgr.: = 01.12.1861 aus Stralsund
    2 Sgr.: = 10.01.1862 aus Remscheid
    3 Sgr.: = 24.02.1862 aus Uerdingen
    3.Pfg.: = 08.04.1865 aus Bütow


    für den 3 Sgr. Wert kann ich das kaum glauben, anderseits wurden grade diese Werte aus früheren Ausgaben auch noch spät verwendet.


    schönen Gruss
    Peter