USA - Postverein über Bremen

  • Lieber bayern klassisch,
    vielen Dank, aeusserst hilfreich (und erspart die Beantwortung vieler PNs...)
    2 Fragen: was bedeuten die Taxen vor/hinter dem "Schraegstrich"?
    Und erhielt Bremen wirklich 1 ct, und wer anders danach weitere 5ct fuer den Transit durch den PV (in Table 3, zweiter Absatz)?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,


    3 Cents / 5 Cents = Bis 300 Meilen in den USA bis zum Ausschiffungshafen - Über 300 Meilen bis zum US - Ausschiffungshafen.


    1 C. für Bremen nur bei Briefen, die in Bremen verblieben.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber bayern klassisch,
    vielen Dank.
    Die Tabelle 3 (zweiter Absatz, "Addressed beyond Bremen into Postal Union" weist aber auch einen separaten 1 ct-Anteil fuer Bremen ("Bremen Inland") aus, und weitere - getrennte - 5 ct fuer den Postverein ("Union Transit"). Finde ich missverstaendlich, wenn Bremen NUR fuer den Fall von Post nach Bremen selbst das Geld kassiert.
    Und sollte nicht Bremen in jedem Fall das gesamte Porto bekommen, auch fuer die Weiterleitung in den PV (insgesamt 6 ct), da Bremen als "entry" in den PV gilt und die Post uebernahm und auspackte?
    Zumindest hab ich Deine PN von vorgestern so interpretiert...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,


    wenn der Brief aus den USA über Bremen in den Postverein lief, bekam das Zielland gar nichts, weil Bremen Vereinspostaufgabeamt wurde. Vlt. ist das etwas missverständlich in der Liste.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ...absolut!
    Bremen erhielt also in JEDEM Fall fuer eine Weiterleitung sonstwohin in den PV die ganzen 6ct, richtig?
    Dann muessten Briefe aus USA nach Bremen 10 ct gekostet haben und sollten eigentlich - im Vergleich zu Postvereinsbriefen - deutlich seltener sein.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,


    Briefe der Staaten nach Bremen gibt es zahlreiche - nur habe ich leider keinen davon und kann auch die spezifischen Besonderheiten dieser Briefe nicht beschreiben, aber es wird schon so gewesen sein.


    Zur Erbauung zeige ich mal ein paar Briefe, die mir schnell in die Hände gefallen sind und von denen ich hoffe, sie kommen ganz passabel hier an.


    1. Brief


    München - San Francisco 6.8.1868 - 14x Franko bis 1 Loth. "Via Bremen" oben handschriftlich.


    2. Brief


    New York - Mittenwald 3.2.1865 - 22x Porto unter 1 Loth. "Per Borussia" hatte nichts mit Gladbach oder Dortmund zu tun ( 8o ), sondern war der Dampfer, der das Stück über den großen Teich brachte.


    3. Brief


    New York - Würzburg 4.11.1868 - 35x Porto über 15g bis 30g "Per Steamer Deutschland via Bremen".


    4. Brief


    4.1.1863 - Sezessionsbrief "Soldier Letter" mit Franchise eines Seargant Major eines Soldaten der Unionstruppen. Über Old Point Comfort aufgeliefert, war er in den Staaten im 2. Gewicht, aber für den Postverein unter 1 Loth noch einfach, daher der denkbar seltene Taxvermerk "38x". Die 30 Cents - Stempel waren für PCM - Briefe reserviert und das war hier falsch, denn sonst hätte er ja mindestens 45x bzw. 90x gekostet (solche Briefe zeige ich später hier noch). Vermutlich mehrfaches Unikat.


    Rest folgt gleich, bitte also nicht posten, bis ich fertig bin.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • 2. von 4 Teilen:


    5. Brief


    New York - Mittenwald porto 28x 29.12.1870 über GB, auf keinen Fall über Frankreich wegen des Krieges. Vermerk des Absenders:" The City of Brooklyn closed Mail via England". Das war teuerer bis 1 Loth.


    6. Brief


    Wheeling - Neunkirchen/Saar 6.10.1870. Wegen des Krieges allein schon nicht über Frankreich zu leiten (Blockade von Häfen durch die franz. Marine!). 10 Cents voll frankiert.


    7. Brief


    Bloomington - Augsburg 30.12.1870 (ja, immer noch Krieg!) mit 10 C. über Bremen frankiert. Hier mit mosaischem Stempelabschlag.


    8. Brief


    Landau / Pfalz nach New York mit 9x frankiert. 1 8/12 Sgr. Weiterfranko = 6x, also blieben Bayern 3x für sich im Jan. 1872.


    Rest folgt gleich ...

  • ... weiter gehts mit Teil 3 von 4:


    9. Brief


    Plymouth (USA) nach München vom 4.11.1873 mit Hapag Lloyd. Nur 6 Cents frankiert = 9x "Via North German Union direct" schrieb der Absender richtig.


    10. Brief


    Beatty - Speyer mit 6 Cents frankiert vom 10.12.1870 (schon wieder Krieg!). Bremen Franco diesmal gestempelt (oft nicht!) und "North German Union" schrieb der Absender.


    11. Brief


    weils so schön ist noch einer mit 6 Cents, diesmal nach Regensburg aus Plymouth mit HAPAG Lloyd. So schön sieht man den New Yorker Stempel selten, daher die "Doublette". Datum: 12.1.1875.


    12. Brief


    7x kostete es nur vom 1.7.1875 bis 31.12.1875, wenn man die Kreuzerzeit als Maßstab nimmt (was ich tue!). Daher sind diese Briefe selten. Hier aus München nach Chicago an hoffentlich nur gering kriminelle Empfänger! 8o


    13. Brief


    Der Brief, der eine Postkarte war - Chicago - Amberg 24.10.1875 für nur 2 Cents (!) = 3x "via Bremen or Hamburg" wusste der Absender richtig zu schreiben.


    Gleich gehts weiter ...

  • 4. und letzter Teil:


    14. Brief


    Der Brief, der eine Drucksache war, für 1 Cent (!) aufgeliefert am 1.7.1875, dem Tag der Gründung des UPU. Ohne Worte.


    15. Brief


    Regulärer Brief der PCM - Standard für 45x.


    16. Brief


    Kirchheimbolanden - St. Louis im 2. Gewicht porto mit der PCM - 4 Sgr. für Bayern = 12x (keine 14x, wie sie Preußen ersetzt bekam!) und 60 Cents Totalporto dort. von 1859.


    17. Brief


    Cedarburg - Schillingsfürst "2" Gewicht mit der PCM. 60 Cents oben links = 1 Gulden 30x für den Empfänger.


    18. Brief


    Frankiert Charlestown - München von 1857 mit 30 Cents für die PCM.


    Die anderen finde ich derzeit nicht, aber ich hoffe, das reicht für einen kleinen Überblick. :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Lieber bayern klassisch,
    beeindruckende Strecke, wie auch nicht anders zu erwarten. Eine aeusserst lehhreiche Uebersicht ueber Post aus und nach USA, like it...!!!
    Noch eine Frage zur eingangs gezeigten Tarifuebersicht aus dem Buch von Winter:
    was unterscheidet den 15 ct-Tarif aus Tab. 3 vom 22 ct-Tarif aus Tabelle 4 (dort 5 ct mehr fuer den Seetransport sowie 2 ct fuer den Postverein): handelt es sich hier um eine Gewichtsprogression? Und wenn ja, wie sah das aus, also ab welcher Gewichtsstufe war der hoehere Traif anzusetzen?
    Interessanterweise blieb der Intra-USA-Anteil hier unveraendert, mal von der 300-Meilen-Rayon-Regelung abgesehen...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,


    so ganz verstehe ich das auch nicht - vlt. kommt ein anderer zu christlicherer Uhrzeit als jetzt auf den rettenden Gedanken. 8o


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo in die Runde der Nachteulen,


    tolle Stücke, die Du da zeist, lieber Bayern Klassisch, welcher fortgeschrittene Bayern Sammler
    hätte diese tollen USA Briefe nicht gerne in seiner Sammlung?


    Am meisten beieindrucken mich die Besonderheiten zum Krieg 1870/71, wo Du so viele gute
    Belege hast, dass eigentliche einige davon auch in passenden anderen Sammlungen einen
    verdienten Platz finden könnten 8o8o


    Aber so, oder so, danke fürs zeiegen dieser Sahnestücke :thumbup:


    Liebe Grüsse
    BAyern Social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Lieber Bayern Social,


    danke für die Anerkennung - was man halt so in 25 Jahren zusammen bekommt; aber 4 oder 5 Briefe IM sind nicht Weltrekord, auf der anderen Seite würde ich jetzt auch keine weiteren mehr kaufen, weil ich da schon gut betucht bin; wenn mir einer vor die Flinte läuft, gebe ich laut.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,


    ich schließe mich der Vorrede von BS an: Das hier ist APOG at it`s best. Die Gebühren-VO, der Beleg und derjenige vica versa gleich mit dazu. Neben dem insofern geschaffenen Verständnis für den Hergang der Dinge dann auch noch derart ansehliche Stücke präsentiert zu bekommen, das ist schon ein kräftiges chapeau bas wert. Bk sei für die Mühewaltung bzgl. der Erstellung der o.a. Strecke herzlichst gedankt, m.E. ein regelrechter Pflichtkurs für jeden halbwegs interessierten IM-Sammler.


    + Gruß !


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,


    bei euch weiß ich ja, dass ich mit meiner Liebe zur IM offene Türen einrenne - so wunderschön unser Bayern geographisch und philatelistisch auch ist, auch andere Mütter haben schöne Töchter und die amerikanischen sind halt besonders attraktiv, zumindest, wenn sie nach Bayern ausgesandt wurden. Ich würde mich freuen, wenn auch andere diesem Trend folgen würden und ihre Sammlungen mit diesen hochinteressanten und wunderschönen Briefen schmücken würden. Bei Fragen hilft das Forum sicher gerne ...


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,


    heute ein versuchter Teilfrankobrief von 1866 aus den USA ins Kgr.Hannover.


    Die 3cent-Frankatur für das US-Inland wurde nicht anerkannt, Teilfrankaturen waren in der Tarifperiode ab 1853 bei der Bremen-mail nicht mehr erlaubt.
    Der Empfänger musste die vollen 15cent= 6 1/2sgr. bezahlen, was der blauer Korkstempel dokumentiert, der in Bremen abgeschlagen wurde.


    Gelaufen mit der amerikanischen Linie "North American Lloyd", Dampfer "Atlantic", die nur 1866 Briefe über den Atlantik beförderte. Abfahrt New York am 22.2.1866, Ankunft Bremen am 13.3.1866, in Hannover/Bentheim am 17.3.1860.


    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Leitwege,


    ein schöner Brief - steht fest, dass die Marke authentisch haftet? Es fehlt zwar oft der "Paid" - Vermerk, oder "paid part", und die Farbe von Entwertungs- und Aufgabestempel scheint identlich, aber ganz sicher bin ich mir nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bayern klassisch,


    meiner Meinung haftet die Marke da authentisch. Paid konnte nicht gestempelt werden, da es ein Portobrief war, sonst hätte Bremen nicht den blauen 6 1/2er gestempelt, und paid part war nicht mehr erlaubt.


    Meinst Du, da wurde was manipuliert?


    Viele Grüsse
    Christian