Bayern - Württemberg

  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich einen Brief von Lindau im Bodensee vom 14.1.1837 an den Herrn Rentamt Beamten Braun zu Isny Königr. Würtemberg unter Recommandation. Der Absender zahlte 6x Franko siegelseitig, wobei die bayer. Postkutsche bis Isny fuhr und es ein eigentliches württembergisches Porto gar nicht mehr gab.

    Aber oben links sehen wir das Bestellgeld von 1x für die Post in Isny, das hier nicht vorfrankiert wurde (werden konnte).

    6x Franko zeigen, dass der Brief unter 6 Meilen in der 3. Gewichtsstufe lag (3x, 4x, 6x je halbes Loth).

  • Liebe Sammlerkollegen,


    wieder ml einem Brief gekauft, der mehr Fragen aufwirft als ich Antworten parat habe.

    Als da wäre, ein Portobrief von Neustadt Haardt nach Tissen / Saulgau Württemberg vom 22. 09.1846.


    Bayern taxierte "8" Kr. in schwarz, das käme nur für einen Brief der 3. Gewichtsstufe (1-1,5 Loth) und einer Entfernung von 6-12 Meilen gemäß Tarif vom 1.1.1843 (in dem Fall identisch mit dem 1810-er) hin. Aktuell wiegt das Schreiben 6 g , aber das muss ja nicht immer so gewesen sein. Als Entfernung kommt nur die Strecke bis Karlruhe in Betracht, Mannheim und Speyer wären < 6 Meilen (Portomaximierung durch möglicht lange Wegstrecke auf eigenem Postgebiet bzw. möglichst kurze Transitstrecke durch Baden ???). Und dann wäre noch eine "8" in Rötel, könnten natürlich auch 2 Zahlen sein die übereinander gemalt sich zu einer "8" ergänzen, als Porto für Baden und Württembnerg ???. +1 Kr. Botenlohn ergäbe dann die oben links stehend "17"





    Gruß und Danke Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • 8 Kreuzer Württemberg:

    - 18-24 Meilen bis zu einem halben Lot

    - 6-12 Meilen doppelt

    - 1-3 Meilen vierfach


    kannste etwas daraus basteln ;)

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Lieber Klaus,


    8x Gemeinschaftsporto Baden und Bayern bis 15 Meilen plus 8x für Württemberg, alles im 1. Gewicht. 1x Botenlohn = 17x.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Vorschreiber,


    vielen Dank für die rasche Anwort.


    Zum Postvertrag Bayern Baden habe ich immerhin die Laufzeit 01.08.1843 - 30.04.1851 gefunden. Wo findet man weitere Informationen ?

    Lief der Brief über Karlsruhe - Pforzheim - ... ?

    Die Entfernung Pforzheim Tingen beträgt ca. 20 Meilen, damit kämen die 18-24 Meilen / 1/2 Loth gut hin


    Aber immerhin habe ich die 1 Kr. Botenlohn hingekriegt. :D

    Mit der rechten Hand auf die linke Schulter klopf


    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Lieber Klaus,


    wuerttemberger hat (natürlich) Recht.


    Ich habe vor Jahren in einem RB der ARGE Bayern klassisch einen größeren Beitrag verfasst über jeden Postvertrag Badens mit Bayern. Da findest du alles ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    danke für den Tipp. Werde mal meine "Bestände" durchforsten.

    Von den ersten 50 Rundbriefen habe ich mir die beiden DVDs zugelegt


    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

    Einmal editiert, zuletzt von oisch ()

  • Liebe Freunde,


    ein Portobrief aus Pirmansens (damals noch Pirmasenz geschrieben) vom 25.1.1849 an das württembergische Amtsnotariat in Creglingen (erst ab 1857 mit eigener Post) kostete: 8 Kr. Gemeinschaftstaxe für Bayern und Baden nach dem Postvertrag vom 1.8.1843 zwischen Baden und Bayern halbscheidig zu teilen bis 1/2 Loth) in schwarzer Tinte und 6 Kr. für Württemberg ab der badischen Grenze = 14 Kreuzer. Der Bote (von welcher Post aus?) kassierte 2 weitere Kreuzer, so dass der Vermerk: "Auslage 16 x" links unten sicher passte.


    Vormarkenzeitsbriefe aus Pirmasens sind sehr selten - die Preise von 20 Euro sind ein Witz für den Kenner und einen viel Schöneren habe ich nicht gesehen, dazu als 3 Länderbrief mit Gemeinschaftsporto und Botenlohn ein Traum.


    Im Inhalt geht es um einen verstorbenen Rabbi dort, wobei man familiäre Bande in Pirmasens vermutete, sie aber kaum fand. Auch das hochinteressant! Wegen der Größe des Schreibens aber nicht abbildbar.

  • Liebe Freunde,


    wäre der Inhalt nicht so ernst, wäre es "Der Lustige Beleg", aber so lustig ist er auch wieder nicht ...


    Der Stadtmagistrat von Neu-Ulm schrieb an das württembergische Schultheißenamt in Eschach am 7.2.1873 einen Brief, dessen Inhalt ich hier zum besten geben möchte und der tiefe Einblicke in die Verwaltung und Struktur der damaligen Zeit aufweist, fast genau von 150 Jahren.

    Der "lustige" Teil ist vorne unten links zu lesen: "P.S. oder R.S. ENo. 256 (Porto jenseits)". Also war es eine Regierungs-Sache, gab es keine Porto, auch nicht jenseits (also für den Empfänger); war es eine Partei-Sache, wäre von Neu-Ulm bei der Aufgabe 7 Kreuzer Porto zu vermerken gewesen, die aber nirgendwo stehen. Also eine kleine Contravention, dazu aus Neu-Ulm und im Inhalt geht es um Armensachen, womit der Brief 3 Mini-Sammlungen von mir thematisch tangiert.


    Inhalt von Neu-Ulm:

    Erkrankung der ledigen Arbeiterin Maria Wiedemann von Holzhausen k. w. Oberamts Gaildorf betreffend

    Unter abschriftlicher Mittheilung eines ärztlichen Gutachtens vom 6. dieses Monats ersucht man um möglichst umgehende Äußerung darüber, welche Vorkehrungen z ur Unterbringung der Maria Wiedmann von Holzhausen jenseits getroffen werden wollen, wobei bemerkt wird, daß die Gemeinde Neu-Ulm nach Art. 11 Abs. III des Gesetzes über die öffentliche Armen- und Krankenpflege zur Verpflegung von Hilfsbedürftiger Geisteskranker nicht verpflichtet ist und Räumlichkeiten für Unterbringung von Geisteskranken im hiesigen Krankenhause nicht vorhanden sind, weßhalb nach Umfluß von 3 Tagenan die genannte Kranke auf Kosten ihrer Heimatsgemeinde dorthin verbracht werden müßte. Bürgermeister. Schuster.


    Abschrift: Der prakt. Arzt Dr. Beck dahier an den Stadtmagistrat Neu-Ulm

    Erkrankung der led. Arbeiterin Maria Wiedemann von Holzhausen betreffend


    Obenbenannte Person befindet sich zur Zeit an religiösem Wahnsinn und Tobsucht leidend im Krankenhause dahier, da das hiesige Spital weder über Räumlichkeiten zur Unterbringung solcher Kranken noch über Wachpersonal für solche Kranke verfügen kann und solche Kranke für die übrigen Krankenn nur lästig und aufregend sind, so möchte ich am löblichen Stadtmagistrat das Ersuchen stellen, die Heimathgemeinde der Wiedemann deren Erkrankung mit dem Beifügen in Kenntniß zu setzen, daß, nachdem die Kranke im Krankenhause auf die Dauer nicht verpflegt werden kann, deren Verbringung in eine Irresnheilanstalt auf Kosten der Heimathsgemeide zu geschehen habe.

    Hochachtungstvollst Dr. Beck.


    Daraufhin ordnete die Heimatgemeinde die sofortige Rückführung der Wiedemann an, wofür alle 7 Gemeinderatsmitglieder zu unterschreiben hatten. Heißt das heute "Blockchain"?

  • Lieber Ralph,

    ein nachdenklich machender Brieftext - da können wir nur froh sein, dass diese finsteren Zeiten vorbei sind.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,


    absolut richtig - ich fürchte nur, dass es das Hauptmerkmal finsterer Zeiten ist, in gewissen Abständen wieder zu kommen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    ein teilfrankierter Brief aus Carolinenreuth (heute: Karolinenreuth) bei Bayreuth vom 9.10.1834 mit der Sondertype des Fingerhutstempels und falsch gesetztem Strich wurde mit 8x bis Dillingen in Bayern bezahlt ("über Dillingen").

    Ab der Grenze kostete er 2x Postporto und 1x Bestellgeld = 3x (Sontheim an der Brenz bekam erst 1875 eine eigene Poststelle).

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    ein Dienstbrief aus Kempten vom 6.6.1850 (innen datiert), tatsächlich aber wohl aufgegeben am 9.7.1850 (s. Stempel) vom kgl. Landgericht dort an das Gräflich von Quadtsche Rentamt (Finanzamt) in Isny (Württemberg) wurde als R(egierungs)-S(ache) mit allen Insignien eines portofreien Dienstbriefes auf den Weg gebracht. Am Folgetag kam er ausweislich des Isny-Stempels auch an - aber er wurde mit 4x taxiert und das verstehe ich nun gar nicht, denn Dienstbriefe in Staatssachen wurden weder hüben, noch drüben taxiert.

    Im Inhalt ging es um einen Kaufvertrag der gräflich von Quadtschen Standesherrschaft und Friedrich Kolb, dem Posthalter zu Nellenbruck, direkt an der bayerisch-württembergischen Grenze liegend und zu Bayern gehörend.

    Der Brief wurde nicht recommandirt, nicht insinuiert, nicht per Express ausgetragen - nichts, was 4x auch nur im Entferntesten rechtfertigen würde und trotzdem hat es die gräfliche Verwaltung in Isny bezahlt.

  • Liebe Freunde,


    ein schöner Brief aus Seebach (heute Stadtteil von Bad Dürkheim in der Pfalz) vom 15.1.1842 mit Postaufgabe 2 Tage später bei der Postexpedition Dürkheim lief von einem württembergischen Pflegling "An Herrn Johannes Braunn. Wintzer in Kleinbottwar (heute eingemeindet in Steinheim an der Mur) bey Heilbronn im Königreich Wirtenberg".

    Obwohl der Brief eher großformatig war, bestand er nur aus dem Quart-Foglio und muss daher unter 1/2 Loth gewogen haben. Bayern rechnete für sich 6x bis zum Rhein. Baden addierte 8x in Rötel. Das waren 14x bis zur württembergischen Grenze. Württemberg strich die beiden Alttaxen und setzte für sich 4x obendrauf, so dass die 18x Endporto beim Empfänger kassiert wurden. Hinten ist der Bief blank, wir praktisch immer in dieser Zeit.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    wer Contraventionen sammelt, freut sich über krumme Hunde, denn sie sind die Basis einer solchen Sammlung.

    Aber ich will auch gerne mal eine Lanze brechen für richtig Gemachtes, obwohl es sonst oft falsch gemacht wurde und solch ein Brief wurde in Fürth am 4.6.1875 vom dortigen Magistrat an das württembergische Amtsnotariat in Dizingen (heute: Ditzingen) verschickt mit dem Vermerk "Porto jenseits". Diesem Terminus technicus begegnen wir schon im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts bei portopflichtigen Dienstbriefen, also Partei-Sachen, wenn der Absender eine Behörde war, die für eine fremde Behörde = Empfänger eine Dienstleistung vollbracht hatte, die eine Partei (= ein Privater) im seinem Einzugsbereich benötigte.

    In diesen Fällen war seit 1868 unter den Korrespondenzen der Vertragsstaaten ausgehandelt worden, dass auch bei einer unfrankierten Versenund nur die günstigen Frankotaxen in Anwendung zu kommen hatten, und es demnach keine Portozuschläge geben sollte (im Gegensatz zu Privatkorrespondenzen).

    Als Fernbrief Fürth - Ditzingen hätte man also bei einer Firma 7 Kreuzer bis 1 Loth bzw. 15g notieren müssen, über 1-15 Loth bzw. 250g 11 Kreuzer.

    Hier war aber nur die weitaus günstigere Frankotaxe anzusetzen, also bis 15g nur 3 Kreuzer, wie es die aufmerksame Aufgabepost auch tat und die das Amtsnotariat am Folgetag gerne bezahlte (danke für diesen Abschlag, lieber Ditzinger!).

    Bei regulären Dienstbriefen hätte sich die Absenderbehörde oben frontseitig benennen müssen - hier schlug man nur das grün-blaue Dienstsiegel ab, siegelseitig drücke man ein Papiersiegel auf - diese Nicht-Benennung als Absenderbehörde kenne ich seit den späten 1860er Jahren, vor allem aus der Pfalz und sie kommt hier und da immer mehr in Mode, weil ein Stempelabschlag schneller von statten ging, als das Ausschreiben mit Feder und Tinte. Auf eine Genehmigung der Post für dieses Vorgehen bin ich aber nicht gestossen ... aber wir wollen ja nicht meckern, so sieht es doch viel attraktiver aus.

    Hätte man diesen Brief (leider ohne Inhalt) mit 7 Kreuzern taxiert, wäre bei richtiger Taxierung ein Portobrief der 2. Gewichtsstufe gewesen, oder bei falscher Taxierung (der Mehrheit mir bekannter Briefe) nur ein Brief der 1. Gewichtsstufe, aber ungerechtfertigterweise mit Portozuschlag.

  • Ein Stempel ist meist auch besser zu lesen als ein mehr oder weniger gut lesbarer handschriftlicher Zusatz und da solch ein Gerät für damalige Zeiten ziemlich viel kostete, wird man das ohne Probleme akzeptiert haben.


    Dieter