Posthalterei

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde


    Nachdem die bayerische Post 1. Juli 1808 Staatspost geworden war, ist wohl die alte taxissche Benennung Posthalterei von Bayern verschwunden. War diese Übergang nur ein Begriffsübergang, oder gab es auch Leistungsunterschiede?
    Hoffentlich kann jemand etwas dazu sagen? Gibt es Literatur zu diese Fragen?


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    mit dem 1. Juli 1808 war natürlich noch nicht Schluß mit der Posthalterei. Habe dazu zwei Dienstverträge von 1888, die mit dem königl. bayer. Poststallhalter Johann Anton Friedl in Kirchenthumbach abgegeschlossen wurden gescannt.


    Desweiteren einen Postaufgabeschein von 1812 aus Kirchenthumbach mit Eindruck: "Königl. Baierische Posthalterey" . Ich kenne keinen weiteren bayerischen Postaufgabeschein mit "Posthalterei".


    Mit den besten Grüßen von VorphilaBayern

  • Hallo Nils,


    Die Posthalterei hat sich noch lange bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts gehalten. Posthalter waren Fuhrunternehmer, die von den Postverwaltungen (u.a. auch Reichspost, Deutsche Bundespost) durch Vertrag zur Beförderung von Postsendungen (Postfuhrgeschäfte) verpflichtet wurden. Sie mußten geeignete Räume besitzen oder durch Pacht oder Miete bereitstellen und über entsprechende Mittel zur Ausstattung der Posthaltereien mit Pferden, Wagen usw. verfügen. Diese Posthaltereien, man unterschied zwischen reichseigenen und Privatposthaltereien, unterstanden der Aufsicht von Postanstalten. Der Name "Posthalterei" wurde im Jahr 1939 durch den Begriff "Postfuhrhalterei" ersetzt und existierte noch in den 50er Jahren. Hinsichtlich der Verdrängung der Pferde durch das Automobil dürfte dies aber das Aus für die Postfuhrhalterei in der ursprünglichen Form gewesen sein.


    Philatelistische Grüße
    Manfred

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.


    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Manfred


    Danke für die Antwort :)


    Es ist immer schwer sich vorzustellen wie es damals war. 200 Jahre her schwieriger als 60 Jahre her. Und wo genau lag die Unterschied zwischen was die Expeditionen und die Posthaltereien gemacht haben. Gab es lokalen Unterschiede? Und wie hat sich die Posthaltereien sich entwickelt ausser den Austausch von Pferde zu Fahrräder oder Autos.


    Diese Geschichte ist ein wichtiger Teil die Postgeschichte finde ich, aber es ist durch die Litteratur schwer zu greifen. Deswegen habe ich gehofft dass dieses Thema "Postdienststellen und Verwaltungsfragen" einmal etwas bringen sollte. ;)


    Es liegt mir aber auch so fern dass ich finde gute fragen zum Thema schwer zu finden.


    Die Kiste liegt noch nicht vor mir, so es gibt immer noch Hoffnung etwas herauszufinden :)


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    zur Wertigkeit der Poststellen kann Dir eventuell die Amtsblatt-Vf. Nr. 10 vom 8.1.1876 weiterhelfen. Danach wurden die ursprünglichen Bezeichnungen geändert.


    Statt Postamt - Postamt I;
    statt Postverwaltung - Postamt II;
    statt Postexpedition - Postamt III;
    statt Telegraphenstation - Telegraphenamt I, II oder III.


    1881 wurden erstmals Posthilfstellen eingerichtet, die zur Postversorgung der verkehrsarmen Gebiete auf dem Land eingerichtet wurden. Sie waren Postämter unterstellt und zählten, wie die privaten Posthaltereien auch, nicht zu den obengenannten Poststellen.


    Wie bereits erwähnt, unterschied man zwischen reichseigenen und Privatposthaltereien. Die reichseigene "Posthalterei" war der Fuhrpark, der von einem Postamt in eigener Verwaltung betrieben wurde. Daher ist die Wertigkeit dieser Einrichtung mit dem des betreibenden Postamtes identisch. Anders bei den Privatposthaltereien, die durch Vertrag für Postdienste verpflichtet wurden. Eine Posthalterei und das war wohl Deine Frage, ist grob gesagt nichts anderes als eine Spedition, die auf Grund eines Auftrages Waren transportiert. Die Rechte und Pflichten eines Posthalters ergibt sich aus dem Postfuhrvertrag, mit der Postfuhrordnung als Dienstanweisung. Eine großartige Weiterentwicklung der Posthalterei sehe ich nur in dem Fortschritt der Beförderungsmittel.


    Ich hoffe, daß ich damit Deine Fragen beantwortet habe.


    Gruß
    Manfred

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.


    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Liebe Sammlerfreunde,


    im Gasthof zur Post in Kirchenthumbach sieht man auf der Ansichtskarte (Fotographie) von 1910, die beiden Posthausschilder "kgl. bayer. Postexpedition" und "kgl. bayer. Posthalterei" links und rechts neben dem Eingang. Frau Maria Probst war Postexpeditorin und zugleich Posthalterin von Kirchenthumbach, nachdem ihr Vater Johann Anton Friedl am 2.11.1902 verstarb.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

    • Offizieller Beitrag

    Hallo VorphilaBayern


    Danke fürs Zeigen :)
    Interessant dass das alte Schild hängen geblieben ist.


    Oder wenn ich dein Text richtig deuten, gab es einen Posthalterei gleichzeitig mit dem Postexpedition?


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Ihr Lieben


    mal etwas zu Posthaltereien in Magdeburg.


    Bevor es zum Postneu- bzw. Umbau Mitte der 1830er kam, wurde sehr ausführlich darüber nachgedacht, was alles im "neue" Posthaus unterzubringen war. Der damalige Oberpostdirektor Lewecke kam zu der Überzeugung diese auf dem Gelände des Postamtes unterzubringen.


    In einem gemeinsamen Schreiben des Herrn Leweckes mit den Postinspektor Horn wurde im Januar 1833 folgendes an das Generalpostamt gesendet:


    ...
    Bei der eigenthümlichen Bauart der Stadt sind Grundstücke, die sich hierzu eignen, äußerst selten. Die Wahl ist um so schwieriger, da nicht bloß die Lage des künftigen Posthauses und die Beschaffung ausreichender Localien zum Betrieb des eigentlichen Postdienstes zu berücksichtigen ist, sondern auch höchst wünschenswerth, ja selbst nothwendig bleibt, die nöthigen Räume zur Unterbringung einer bedeutenden Anzahl Wagen und zur Aufstellung der Posthalterei zu erlangen. Zur Zeit sind die Wagen bei dem hiesigen Postwagen-Entrepreneurs Gebrüder Weckbrod untergebracht, welche dafür eine Vergütung von 180 Rthlr jährlich erhalten. Diese Leute sind aber selbst in Ansehung des Raumes so sehr beschränkt, daß schon jetzt nicht immer alle Wagen unter Remisen gestellt werden können; künftig wenn die Zahl der Wagen sich vergrößern sollte, würde dieses noch weniger zu bewirken sein. Es kommt hinzu, daß eben der Remisen wegen, die Behörde bei den WagenReparaturen gewißermaßen an die Gebrüder Weckbrod gebunden ist, obgleich gegen ihre Arbeiten, sowohl was diese selbst, als hauptsächlich die Preise betrifft, sich manches zu erinnern findet. In ähnlicher Art verhält es sich mit der Posthalterei. Auch in dem Geschäft des Amtsmanns Boekelmann, des jetztigen Postfuhrentrepreneurs ist der Raum beschränkt. Die Ställe sind schon für die jetztige Anzahl Pferde zu beengt und es steht bereits fest, daß die jetztige Pferdezahl noch um 6 bis 8 Stück also auf 60 bis 64 Stück vermehret werden muß. Der größte Teil der Wagen muß auf dem Hofe im Freien stehen, weil es unmöglich ist, für deren Unterstellung Raum zu schaffen. Ein anderes größeres Grundstück, was zur Posthalterei beßer geeignet wäre, ist in der Nähe des Posthauses nicht aufzufinden. Auch hier würde also die Behörde bloß des Raumes wegen, gewißermaßen an den jetztigen Entrepreneur gebunden sein. Die Folge davon ist, daß der Boekelmann bei Fortstellung des Postfuhrwesens, worüber im Monat November dieses Jahres von neuem Kontrahirt werden muß, im Bewußtsein seiner Unentbehrlichkeit mit übermäßigen Forderungen hervortritt, deren er schon jetzt kein Hehl hat und welchen sich um dadurch ausweichen läßt, daß durch Beschaffung eines Posthaltereilocales das Mittel gewonnen wird, sich bei der Wahl des künftigen Entrepreneurs freier bewegen zu können.
    ...


    ( Der Postinspektor Horn wurde vom Generalpostamt beauftragt die Prüfung für die Anforderungen und den Kauf eines weiteren Post-Grundstückes zu untersuchen. )

    Viel Spass beim Lesen wünscht


    Ulf

  • Liebe Sammlerfreunde,


    nun habe ich einen zweiten bayerischen Schein mit "Posthalterei" gefunden:
    Quittung über Extrapostgeld für eine Fahrt von Hof (Bayern) nach Plauen (Sachsen) vom 29. September 1845 von der Königlich Bayerischen Posthalterei Wolfrum in Hof.


    Beste Grüße von VorphilaBayern