Verwendungszeit Stempel 103 Cologne

  • Hallo alle zusammen,

    ich greife heute ein Thema auf, welches schon vor Jahrzehnten bei der Arge Frankreich angesprochen wurde aber m.E. nur unzureichend geklärt werden konnte.
    Heute gibt es Internet, mal sehen ob mehr Resonanz zustande kommt.

    Hintergrund in aller Kürze:
    Frh. von Stein übertrug von Basel aus am 16.01.1814 dem Fürsten Karl Alexander von Turn und Taxis die Organisation und provisorische Postverwaltung u.a. auch der linksrheinischen Gebiete.
    Der Wiener Kongreß sprach danach Preußen die Rheinprovinz zu, so dass Preußen ab dem 01.07.1816 alle Postanstalten übernahm.

    Wie lange nun wurden die französischen Stempel weiterverwendet. Hier gilt mein Interesse vor allem dem Stempel "103 Cologne"
    Bekannt ist, dass im März 1815 bereits die "103" aus dem Stempel entfernt war. Die Literatur ergänzt weiterhin, dass im Dezember 1814 die letztmalige Verwendung dokumentiert sei.

    In meiner Sammlung befindet sich ein Brief vom 24.01.1815, mit einem eindeutigen Stempelabschlag "103 Cologne".
    Und morgen erwarte ich in der Post einen Brief mit dem Verwendungsdatum 30.01.1815.

    Habt Ihr noch mehr Briefe, die diesen doch nun kleiner werdenden Zeitraum zwischen 31.01.1815 und März 1815 weiter eingrenzen?

    Viele Grüsse
    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Peter

    Gern würde ich dich hier helfen. Aber leider gibt es bei mir kein Köln Stempel aus dieser Zeit obwohl ich gern einen in meine Sammlung hätte :)

    Hoffentlich will hier jemand mal respondieren.

    Viele Grüsse
    Nils

  • So, auf die ganz schnelle, da kaum Zeit :)

    Hier ist ein Bild vom Brief, der von Königsberg nach Bordeaux verschickt wurde, 30.01.1815
    Die Rötel kann ich nicht deuten, Stammen wohl von Taxis und Preußen?

    Brauche da noch etwas Hilfe!

    Viele Grüsse
    Peter

  • Hallo bytefox,

    letzter Post, 1. Brief: 3 1/3 Ggr. und 8 1/2 Ggr. lese ich da. Ich weiß nicht, ob die Postverhältnisse so klar waren, dass man in der Primärliteratur dazu viel findet. Der höhere Betrag dürfte preußisch sein, der niedrigere von einem anderen Postgebiet.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • bayern klassisch

    Danke schon mal für die fixe Antwort.
    Leider kenne ich mich gar nicht auf dem Gebiet der preußischen Taxierungen aus.

    Auf jeden Fall haben beide Briefe (24.01.1815 und 30.01.1815) die gleichen Taxierungen, was ja auch Sinn macht :)
    Mal sehen ob sich noch ein weiterer Experte meldet

    Viele Grüsse
    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Peter,

    die Quellenlage ist hier sehr dünn ...
    Vermutlich wurde zwischen Taxis und Preußen auf vor-napoleonische Tarife zurückgegriffen. Mir sind jedenfalls keine "neuen" Tarife für diese Übergangszeit bekannt.
    Aus einer Porto-Nachweisung von 1789 läßt sich folgendes entnehmen:
    Briefe aus Königsberg zahlten für die Strecke bis Berlin ein Transit-Porto in Höhe von 3 guten Groschen.
    Briefe aus Berlin nach Köln kosteten nach dieser alten Tabelle 5 1/6 (? der Wert im Nenner ist sehr unklar gedruckt) Groschen francotout Wesel - diese letztgenannte Angabe bedeutete den Austausch mit der damaligen Reichspost über Wesel und voll bezahlt bis Köln.
    So käme man mit diesem alten Tarif in Summe auf 8 1/6 (oder einem anderen Bruchteil 1/x) gGr. bis Köln.
    Möglicherweise stellen die 3 1/3 Gr. das Transitfranko für Taxis dar. Laut dem Vertrag von 1814 zwischen Frankreich und Taxis wurden die Briefe ja nur völlig unbelastet übergeben.

    Zu dem Verwendungszeitraum für den Kölner Rayon-Stempel:
    Das belegte Datum 7.3.1815 für den aptierten Stempel kennst Du vermutlich (Sammlung Ditgen) ?!

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    wurde der Gutegroschen denn nicht nur halbiert, gedrittelt oder geviertelt? Bei 24 Gutengroschen auf den Thaler könnte zwar eine Sechstelung mathematisch vollzogen werden, aber dergleichen hätte ich noch nie gesehen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Peter,

    Illustrierte Kölner Postgeschichte von den Anfängen bis 1874, mit Belegen aus der Sammlung Peter Ditgen
    Herausgegeben von P. Ditgen in Zusammenarbeit mit dem Kölnischen Stadtmuseum, Köln 1998
    ISBN 3-9804742-5-9

    Ein tolles Buch im Großformat mit 232 S., wird seit einigen Jahren antiquarisch verramscht.
    Für jeden postgeschichtlich interessierten Sammler dieser Region sehr interessant - meiner Meinung nach.


    Lieber bayern klassisch,

    in der genannten Porto-Nachweisung sind Tarife mit 1, 2, 3, 5, 6, 7 und 10 Pfennigen angegeben (weiter habe ich jetzt nicht gesucht).
    Laut dieser Tabelle kostete ein einfacher Brief nach Esens 7 Groschen 4 2/3 Pfennige !
    Wie gesagt - eine Tabelle von 1789.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    vielen Dank für die Bestätigung von Bruchtarifen, die ich bisher noch nie bemerkt habe. Da habttn wir Süddeutschen es leichter ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Auf jeden Fall haben beide Briefe (24.01.1815 und 30.01.1815) die gleichen Taxierungen, was ja auch Sinn macht :)
    Mal sehen ob sich noch ein weiterer Experte meldet

    Peter

    Hallo Peter,

    Die 2 Briefe sind gar nicht auf identische Weise taxiert, die 1. mit 19 décimes und die 2. mit 29 décimes. Es handelt sich um dieselbe Strecke, also soll der Unterschied im Gewicht der 2 Briefe wohnen.
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Irgendwie bekomme ich die Auslandstarife sowieso nicht stimmig.

    In verschiedenen Foren und Quellen kann ich nachlesen, dass für einen Brief von Deutschland nach Paris 12 decimes Porto berechnet wurden (Tarif 1759), und dann von Paris zum Bestimmungsort nach z.B. Tarif 1806

    Jetzt lese ich in der Declaration du Roi 08.07.1759 folgendes:

    Pays etranger:
    XCV de Cologne a Paris = 20 sols (entspricht 10 decimes), für lettre double 38 sols = 19 decimes
    XCIV de Aix-la-Chapelle a Paris = 16 sols =8 decimes, lettre double 30 sols =15 decimes

    Wo mache ich mal wieder den Denkfehler :)

    Viele Grüsse
    Peter

  • Hallo Peter,

    Der Tarif vom 23. September 1800, der als die Basis den Nächsten gedient hat, zeigt an, daß man für das Porto eines Briefes von und nach Ausland der Tarif von 1759 benutzen sollte (außer wenn einen Postvertrag seitdem unterschrieben gewesen war).
    Ich bin nicht sehr interessiert mit der Periode von das Reich und habe nicht viele Dokumentation darüber, also weiß ich nicht ob die 2 vorgestellten Briefe von einem Postvertrag profitieren.
    Dieser Tarif präzisiert dazu, daß, wenn das Porto in Sols/Sous berechnet sein soll, man wird diesen Betrag in Francs und décimes umrechnen mußte. 1 Sou = 0.5 décime.
    Wenn es kein gültiges Postvertrag für diese 2 Briefe gibt und bezüglich die Regel also oben ausgesprochene, hier ist eine kleine Umdwandlungstabelle:
    Von Köln nach Paris:
    1 Unze=30.594 g
    1 Unze-> 80 sous (40 décimes), 1/2 Unz(15.29 g)->38 sous (19 décimes), 1/4 Unze(7.64g)-> 20 sous( 10 décimes)
    Porto Paris->Bordeaux:
    < 6g=8 décimes, 6-8 g=9 décimes.
    Bezüglich der 2. Brief, das Rätsel spitzt sich zu.Und ich habe leider keine Antwort. ?(
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    also ich habe im Internet nachgesehen und so versucht Licht ins Dunkel zu bringen:)

    Das Tarifsystem war vollumfänglich von 1759 bis 1806 gültig. Hier wurden, warum auch immer, die Briefe von Deutschland mit 24 sous, und von Holland mit 20 sous berechnet, wenn diese über Paris liefen.
    Ab dem 01.01.1800 wurden sous in decimes umgerechnet, damit kostete ein Brief von Deutschland nach Paris 12 decimes.

    Bis 1806 wurde das Inlansporto anscheinend ? noch gemäß Tarif 1759 berechnet. 24 sous bis Paris und 10 sous bis Bordeaux (z.B) = 34 sous = 17 decimes. Briefe mit diesem Tarif (17 decimes) kenne ich bis 1804.
    Ab 1806 erhöhte sich das Porto für die Strecke Paris bis Bordeaux von 5 auf 7 decimes. Daher auch die oft gesehenen 19 decimes auf diesen Briefen.
    Briefe die schwerer waren erfuhren eine Portoerhöhung . Verdoppelung z.B. bei 11 Gramm: 12+7=19x2=38 decimes

    Ich finde aber keinen Gesetzestext, der dieses System beschreibt. Ich finde auch keinen Text, der 24 sous für Deutschland - Paris festsetzt. Dieser Tarif wird im Internet ohne Quellenangaben beschrieben.
    Ich muss mir mal die Bücher von R. Brack , Leitwegstudium für Porto-Briefe aus/über Preußen nach Frankreich und Tarife von Portobriefen aus Deutschland nach Frankreich aus der Zeit von
    1759 bis 1825 besorgen

    Viele Grüsse
    Peter

    2 Mal editiert, zuletzt von bytefox (20. August 2012 um 11:34)

  • Hallo Peter,
    Ich habe etwas für dich gefunden. Ich denke, daß man den Tarif von 1759 vergessen muß.
    Es handelt sich um den Erlaß von 14 Fructudor Jahr X (1. September 1802), bezüglich dem Tarif der Briefe der aus Deutschland herkommen.
    Dieser Erlaß sagt, daß die einfachen Briefe von der 1. Rayon aus hohem und nieder Deutschland herkommend 3 décimes ab Grenzpostamt bezahlen sollen, und daß das Porto dann von diesem Postamt bis zu Bestimmung nach dem Inlandstarif berechnet ist. Wenn der Brief mehr als 6 g wiegt, wendet man den Satz von Fortschreiten des Inlandstarifs auf die 3 décimes an, (x1.5, x2, x2.5, x3, u.s.w.).
    Für der 2. und 3. Rayon ist es 6 décimes.

    Du wirst diesen Erlaß hier finden, Seiten 387-390.
    http://archive.org/stream/bulleti…age/n5/mode/2up
    Ich habe mit deinen Briefen versucht und das geht nicht. Der Erlaß gibt mehrere Grenzpostämter und daß Einziger das in 1815 noch französisch ist, ist Straßburg. Givet ist nicht zitiert. Er soll ein anderer Text irgendwo existieren, aber ich habe ihn noch nicht gefunden.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    Danke für Deine Recherche! Sehr interessant, dass die Briefe aus Deutschland mit 3 bzw. 6 Decimes belastet wurden. Ich warte noch auf die Literatur von Brack, mal sehen, ob dann das Porto - Problem weiter geklärt werden kann.

    Vielleicht findest Du ja auch noch den anderen Text, bin gespannt.

    Viele Grüsse
    Peter

  • Hallo Emmanuel,

    die Literatur von Brack ist leider noch nicht da, aber ich hab schon wieder ganz neue Probleme :)

    Briefe von Paris nach Bordeaux wurden vom 22.03.1800 bis 1806 mit 7 decimes taxiert, da die Entfernung Paris - Bordeaux in der Zone 501-600 Kilometer liegt. (google sagt 555 Kilometer für den Fussweg, also wirklich kürzeste Entfernung)
    Zahlreiche Briefe bei einem bekannten Internetauktionshaus D* belegen dieses auch.
    Ab 1806 erhöht sich das Porto auf 8 decimes. Auch hier zahlreiche Belege.

    Wieso werden dann die Briefe von Königsberg über Cologne, Paris nach Bordeaux im Jahr 1815 mit 19 decimes taxiert ? 12 decimes nach Paris , 8 decimes nach Bordeaux = 20 decimes
    Im Internet habe ich eine Quelle gefunden, auf der sehr viele Briefe aus dieser Korrepondenz (Königsberg / Danzig nach Bordeaux) gesendet worden sind. Natürlich auf verschiedenen Wegen, aber auch über Köln (Zeitraum 1814-1815).
    Alle Briefe, auch die über Köln , haben ein Porto von 19 decimes. Der Autor schreibt nur, dass Paris - Bordeaux in der Zone 401-500 KM liegt, und daher 7 decimes Porto anfallen.

    Ich komme irgendwie nicht mehr weiter :)

    Viele Grüsse
    Peter

  • Hallo Peter,

    Leider habe ich noch keine Lösung für Dein Problem gefunden. Der Eingang von Givet soll in der Gleichung spielen.
    Schnell ansehend, gibt es die Weise, 19 décimes zu finden unter die Bedingung, daß:
    - der Brief muß zwischen 6 und 8 g wiegen.
    - Eintritt über Straßburg
    - Köln im 2. Rayon im Vergleich zu Straßburg.
    Wenn alle diese Bedingungen verbunden sind, haben wir also:
    R2 in 2. Gewichtsstufe: 6 décimes+1décime
    Straßburg-Bordeaux (1000/1200 Km): 12 décimes
    Gesammt: 19 décimes
    Das ist ein wenig an den Haaren herbeigezogen.
    Kannst Du uns die Adresse deiner internet Quelle geben?
    Viele Grüsse
    Emmanuel.