- Offizieller Beitrag
Liebe Freunde,
der folgende Brief weist einen etwas ungewöhnlichen Leitweg auf:
Von einem Lübecker Kaufmann am 29. Oktober 1863 geschrieben, sollte es ins finnische Åbo gehen.
Eigentlich hätte dieser Brief der preußischen Post übergeben werden müssen, da vertraglich zwischen Lübeck und Preußen vereinbart war, dass alle Korrespondenz von/nach Russland (und damit auch Finnland) über die preußische Post zu leiten war.
Beide Postanstalten haben diesen Brief aber nie gesehen.
Aufgegeben wurde er beim dänischen Postamt in Lübeck.
Wie ging es von da weiter? Aus einer früheren Diskussion habe ich mir mal gemerkt, dass alle Briefe nach Schweden, die geschlossen oder offen durch Dänemark geleitet wurden, in Helsingør gestempelt wurden. Dieser Brief weist aber keinen weiteren dänischen Stempel aus, nur den schwedischen Eingangsstempel von Malmö. Daher scheint dieser Brief in Lübeck einem dänischen Schiff übergeben worden zu sein, dass Malmö anlief. (Die Seeverbindungen nach Dänemark und Schweden endeten 1863 laut Schifffahrtsplänen erst Ende November)
Von hier ging es via Stockholm über die Åland-Route nach Finnland.
Die 45 (Öre) würde ich für eine schwedische Transittaxe halten, die 9 rechts oben kann ich nicht zuordnen.
Laut dem PV zwischen Dänemark und Schweden von 1852 (galt der noch ?) erhielten beide Postbehörden je 3 1/3 Lübb. Schillinge (die zusammen 45 Öre entsprechen ?).
Weiß jemand genaueres hierzu?
Der Brief kam am 11. November an, nach 13 Tagen Laufzeit. Der Empfänger hatte für den Portobrief 27 Silberkopeken zu zahlen.
Warum diese Route gewählt wurde, wird wohl im Dunkeln bleiben. Bei Leitung über Preußen hätte der Empfänger nur 20 Kopeken bezahlen müssen und schneller wäre es wahrscheinlich auch gewesen.
Viele Grüße
Michael