Dänische Nummernstempel in Schleswig-Holstein benutzt

  • Hallo zusammen,


    heute kommen wir zur kleinsten Stadt Schleswig-Holsteins: Arnæs byw. Arnis. Es ist mit gut 270 Einwohnern nicht nur die Stadt mit den wenigsten Einwohnern Schleswig Holsteins sondern auch mit nur 0,45 km² die flächenmäßig kleinste Stadt unseres nördlichsten Bundeslandes. Heute ist Arnis Teil des Amtes Kappeln-Land und gehört zum Landkreis Schleswig-Flensburg.


    Arnis entstand 1667, als 64 Familien aus Kappeln sich auf der bis dato unbewohnten Insel niederliessen. Sue flohen vor der Herrschaft derer von Romohr, die die Bürger Kappelns unter die Leibeigenschaft zwingen wollten. Arnis war eine Fischer- und Schiffersiedlung, die von den Grundherren, dem Domkapitel in Schleswig, mit besonderen Privilegien ausgestattet war. Schiffe aus Arnis fuhren bis Kleinasien, Portugal und Westindien. Arnis litt aus diesem Grund besonders unter der Zeit Napoleons. Viele Schiffe wurden von den Engländern gekapert, Fernhandel war nicht mehr möglich. Die Staatspleite Dänemarks bringt weitere Lasten für die kleine Stadt. Am 6. Februar 1864 wird Arnis durch preussische Truppen unter dem Befehl des Prinzen Friedrich Carl kampflos besetzt, nachdem die Dänen sich zurückgezogen hatten.


    Postalisch tritt Arnæs/Arnis erst 1858 in Erscheinung, als eine dem Postkontor Schleswig unterlegte Briefsammlung eingerichtet wird. Diese 1861 zur Postexpedition erhoben, die dem Postkontor Cappeln unterlegt wird. Nach der Eroberung durch die preussischen Truppen wird die Postexpedition am 4.3.1864 der schleswigschen Landespost unterstellt.


    Mit Erhebung zur Postexpedition am 1.4.1861 wird Arnæs der Nummernstempel 182 sowie der Antiqua-Einkreisstempel Arnæs zugeteilt. Beide Stempel werden bereits am 27.3. geliefert. Die Verwendung des Nummernstempels (wie auch des Ortsstempels) ist vom 14.4.1861 bis zum 6.4.1864 dokumentiert. Es sind ausschließlich Abschläge in schwarz registriert.


    Der Stempel fehlt in meiner Sammlung.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    die Geschichte des Nummernstempels 183 ist komplex, was ja nichts ungewöhnliches in der Postgeschichte Schleswig-Holsteins ist. So komplex, dass ich mich erst jetzt daran heran traue, sie zu erzählen.


    Der Nummernstempel 183 war für das Schleswigsche Speditionsbureau vorgesehen, dass die Bahnstrecken Flensburg - Tönning und Oster-Ohrstedt - Rendsburg betreute. Am 10.8.1856 wurde der Stempel ausgeliefert (VJ). Nur verwendet wurde er offenbar nicht.


    Am 20.9.1862 wurde der Postexpedition Glücksburg der Nummernstempel 212 zugeteilt. Dieser wurde jedoch vom Postkontor Flensburg einbehalten, da die Nummer 212 inzwischen auch dem Kopenhagener Postkontor Østerbro zugeteilt worden war. Statt dessen erhielt Glücksburg den unbenutzt gebliebenen Stempel 183 (ARGE). Die Verwendung ist vom 27.10.1863 bis zum 26.11.1863 nachgewiesen (VJ).


    Nachdem der ursprünglich für das Schleswigsche Speditionsbureau gelieferte Stempel unbenutzt blieb, bekam die Postexpedition Tönning Bahnhof ebenfalls einen Stempel 183 zugeteilt. Die Lieferung erfolgte am 25.2.1857. Benutzt wurde er aber erst in der Zeit vom 21.2.1864 bis 16.6.1864. Zu der Zeit war der dänische Postmeister bereits von den Bürgern der Stadt Tönning gewaltsam aus der Stadt vertrieben worden.


    Der(Die) Stempel fehlt(fehlen) in meiner Sammlung.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Go´morgen alle:-)


    ich danke DKKW sehr für die gebrachte Klarheit bez. Nummer 183. Ich hatte bis jetzt keine Ahnung, wie die vorhandene Information(von Arnholtz) zu verstehen war. Anbei habe ich eine -58 Ausgabe mit Stempelnummer 183angehängt. Vielleicht ist das an sich interessant.


    Und nun, wie immer eine Frage von mir: Bei der Marke steht, dass die vom "3´Druck"/tryk kommt. Kann jemand dies bestätigen - oder korrigieren ? Selbst kann ich leider nur selten, der Druck einer Marke bestimmen.


    MFG/
    HH

  • Hej HH,


    bei Deiner eingesannten 4 Sk. 1858 habe ich gleich zwei Probleme:
    Ist das der Stempel Nr. 183? Für mich sieht es auf dem Scan eher nach 182 aus, aber ich habe die Marke schließlich nicht im Original vor mir.

    Eine Auflagenunterscheidung bei der 4 Sk. der 1858er Ausgabe per Scan ist wahnsinnig schwierig. Der Unterdruck kommt zwar auf dem Scan etwas durch, ich vermag aber nicht mit Sicherheit zu sagen ob die Spitzen nach oben (Unterdruck Type IIa = Druckauflage 3 und 4) oder nach unten weisen (Unterdruck Type IIb = Druckauflage 1 und 2). Von der Farbe scheint die Marke eher zur 3. Druckauflage (so wie von Dir beschrieben) zu passen, aber die Farbe ist im Scan ja nicht immer korrekt wiedergegeben.


    Viele Grüße / Med venlig hilsen
    DKKW

  • Sehr Geehrter Herr DKKW, sehr geehrter Herren,
    Die heute morgen von mir eingescannten 4 sk, ist leider nicht, wie ich schrieb und dachte, mit Nummer 183 gestempelt. Ich bitte um Entschuldigung, hätte nicht passieren dürfen!
    Ich hatte die Marke, als einer mit Nummernstempel 183, erworben und meine Augen hatten dann auch "sorgfällig" gesehen, was ich gerne hätte :(
    Ich habe nun gelernt, dass ich nie wieder meine Augen beim ersten Angucken vertrauen soll.
    Anbei die Marke mit 1200 DPI eingescannt.
    MFG/
    HH

  • Hej HH,


    ich kann Nils nur beipflichten, wir haben alle schon unser Lehrgeld bezahlt und sind der "Wunschphilatelie" erlegen. Es ist zwar bitter, wenn man für ein Stück (deutlich) zu viel bezahlt hat, aber ein andermal kann man aufgrund seines Wissens ein gutes Stück sehr günstig einkaufen. Im Leben gleicht sich (fast) alles wieder aus.


    Viele Grüße / Med venlig hilsen
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    ich will mal wieder einen weiteren Beitrag zu den dänischen Nummernstempeln abliefern. Heute geht es um die Nummernstempel 184 und 185, die von dem Schleswig Post Speditions Bureau eingesetzt worden waren. Die beiden Stempel, die im August 1856 geliefert wurden, wurden auf den von Flensburg via Oster-Ohrstedt und Rendsburg bis ins holsteinische Neumünster laufenden Postkursen verwendet. Die Verwendung ist nur aus den Jahren 1856 und 1857 dokumentiert, sie wurden durch die Stempel 192 bis 194 abgelöst.
    dokumentierte Verwendungszeit Nr. Stpl. 184: 17.10.1856 bis 3.3.1857 (VJ)
    dokumentierte Verwendungszeit Nr. Stpl. 185: 11.11.1856 bis 22.2.1857 (VJ)
    Es sind ausschließlich Abschläge in schwarz registriert. Beide Stempel sind nicht häufig und fehlen in meiner Sammlung


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    in meinem letzten Beitrag hatte ich geschrieben, dass die Nummernstempel 184 und 185 im Jahr 1857 durch die Nummernstempel 192 bis 194 abgelöst wurden. In meinem heutigen Beitrag werde ich diese Stempel behandeln.


    Alle drei Stempel wurden am 25.2.1857 geliefert. Sie wurden wie ihre Vorgängerstempel auf den Postkursen von Flensburg via Oster-Ohrstedt und Rendsburg nach Neumünster eingesetzt. Der Stempel 194 ist allerdings später (Vermutlich zum Jahreswechsel 1858/59) an das Bahnhofspostamt Rendsburg ausgeliehen worden. Die Verwendung in Rendsburg werde ich in einem eigenen Beitrag behandeln.


    Verwendung der einzelnen Stempel beim Schleswig Post Speditionsbureau:
    192: vom 8.7.1857 bis 22.11.1863
    193: vom 18.3.1857 bis 23.12.1861
    194: vom 19.3.1857 bis 8.1858


    Abschläge der Stempel 192 und 193 sind auch auf SH-Marken bekannt.


    Am 5.3.1862 bekam auch das nun dänisch als Slesvig Jernbane Post Speditionsbureau bezeichnete Bahnpostamt einen Duplexstempel mit der Nummer 192 zugeteilt. Die Verwendung ist allerdings nur vom 8.3.1862 bis zum 9.4.1862 nachgewiesen.


    Ich zeige den Nr. Stpl. 192 auf der 4 Sk Marke Ausgabe 1854, 5. Auflage.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    in meinem letzten Beitrag hatte ich geschrieben, dass das Schleswig Post Speditions Bureau vermutlich um den Jahreswechsel 1858/59 herum den Nummernstempel 194 an das Bahnhofspostamt Rendsburg auslieh. Es gab zunächst zwei Rendsburger Bahnhöfe, den zur Eisenbahn Rendsburg - Oster-Ohrstedt - Flensburg gehörenden Nordbahnhof und den zur Eisenbahn Rendsburg - Neumünster gehörenden Südbahnhof. Am 17. Mai 1856 wurde die Brücke über die Eider eingeweiht und die beiden Strecken vereinigt. Da der dänische Einkreisstempel "Bahnhof Rendsburg" im Nordbahnhof verwendet wurde und dieser organisatorisch der schleswigschen Eisenbahn unterstand, vermute ich, dass auch der Nummernstempel 194 dort eingesetzt wurde.


    Die Verwendung am Bahnhof Rendsburg ist vom Januar 1859 bis 26.11.1863 registriert, Abschläge auf SH-Marken sind bei der ARGE katalogisiert. Es wurde ausschließlich schwarze Stempelfarbe verwendet.


    Der Stempel fehlt in meiner Sammlung.


    Viele Grüße
    DKKW

    Einmal editiert, zuletzt von DKKW ()

  • Go´morgen alle:-)


    Ein Tick verspätet, aber hier anbei eine die 4 Sk 1858 mit Stempelnummer 193 (hoffe ich :) )


    Sonst; es ist super, dass die Bahnpost nun ein eigenes Verzeichnis hat, eine schöne Initiative von nordlicht und DKKW.
    Die Bahnstempelnummern sollen jedoch weiterhin, auch hier dabei sein?


    MFG/
    HH

  • Hej HH,


    vielen Dank fürs Zeigen des Nummernstempels 193. Natürlich haben die Nummernstempel der Bahnpost hier ihre volle Berechtigung. Ich möchte ja mit Eurer Hilfe ein komplettes Verzeichnis aller Nummernstempel der dänischen Post in den Herzogtümern anlegen.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    in diesem Beitrag geht es um Büttel und um allen Missverständnissen vorzubeugen, Büttel hat überhaupt nichts mit Brunsbüttel zu tun. Vielmehr handelt es sich um eine Hofstelle, die unweit der heutigen Abzweigung der B202 nach Friedrichstadt von der B5 liegt. Knapp nördlich der heutigen Bundesstrasse verläuft die am 25.10.1854 eingeweihte Eisenbahnstrecke von Flensburg über Husum nach Tönning.


    Hier wurde am 25.10. 1854 der Bahnhof Büttel angelegt und am 11.12.1854 eine Postexpedition "Bahnhof Büttel" eingerichtet. Zunächst wurde ein stummer Ringstempel für die Annullierung der Marken verwendet aber am 25.2.1857 wurde der Nummernstempel 195 geliefert. Die Verwendung ist vom 6.1.1859 bis 16.5.1860 nachgewiesen. Es sind nur Stempelabschläge in schwarz registriert. Am 21.5.1860 wurde der Stempel abgeliefert. Angeblich kam der Stempel zum Schleswig Post Speditions Bureau, einen Verwendungsnachweis für die Bahnpostspedition habe ich aber nicht gefunden.


    Mit der Einweihung der Marschbahn von Husum über Friedrichstadt und Lunden nach Heide im Jahr 1887 verlor der Bahnhof Büttel an Bedeutung, vermutlich in den dreissiger Jahren wurden die Bahnanlagen reduziert und aus dem Bahnhof wurde ein Haltepunkt. Dieser wurde 1981 stillgelegt, irgendwann danach wurde das Stationsgebäude abgerissen und heute erinnern bestenfalls alte Fotos an die Vergangenheit.


    Der Stempel ist selten und fehlt ebenfalls in meiner Sammlung.


    Viele Grüße
    DKKW

    Einmal editiert, zuletzt von DKKW ()

  • Hallo zusammen,


    Klosterkrug ist ein bereits im 17. Jahrhundert an der Stelle errichteter Gasthof, an der der Ochsenweg das Danewerk trifft. Heute in der zum Amt Haddeby gehörenden Gemeinde Dannewerk gelegen.


    In Verbindung mit dem Bau der Eisenbahnlinie von Oster-Ohrstedt nach Rendsburg (Teilstrecke der Frederik VII Südschleswigsche Eisenbahn) wurde in Klosterkrug ein Bahnhof errichtet und am 11.12.1854 eine Bahnhofspostexpedition errichtet.


    Diese Bahnhofspostexpedition erhielt zunächst einen stummen Annullierungsstempel, am 25.2.1857 wurde schließlich der Nummernstempel 196 geliefert. Die Verwendung des Stempels ist ab dem 11.5.1857 registriert. Im Zuge der Eröffnung der Schleswig-Klosterkruger Eisenbahn wurde die Bahnhofspostexpedition am 31.05.1858 geschlossen. Der Stempel diente von nun an als Bahnpoststempel der neuen Bahnpostverbindung Klosterkrug - Schleswig, die letzte registrierte Verwendung des Stempels stammt vom 3.11.1863. Abschläge des Stempels auf SH-Marken sind bekannt. Es sind nur Stempelabschläge in schwarz registriert. (VJ und ARGE)


    Ich zeige den Stempel auf einer 4 Sk. Marke der Ausgabe 1854, 5. Druckauflage.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    Oster-Ohrstedt (dänisch Øster-Ørsted)ist eine kleine, im Jahr 1438 erstmals urkundlich erwähnte Gemeinde mit heute ca. 630 Einwohnern. Die Gemeinde gehört derzeit zum Amt Viöl im Landkreis Nordfriesland. Im Jahr 1854 entstand die Frederik VII Südschleswigsche Eisenbahn, die Flensburg mit Tönning verband und über Eggebek und Oster-Ohrstedt geführt wurde. Hier begann die Zweigstrecke nach Rendsburg, die über Ellingstedt, Klosterkrug und Owschlag nach Rendsburg-Nord führte.
    Die Bahnanlage war umfangreich, da die Ausfahrt der Strecke nach Rendsburg als Spitzkehre angelegt war, die Züge als "Kopf machen" mussten, wie es im Eisenbahnerjargon heisst. Nach der Annexion Schleswig-Holsteins durch Preussen wurde eine direkte Verbindung von Owschlag über Jübeck nach Eggebek geschaffen und die Bahnlinie von Husum über Oster-Ohrstedt nach Jübeck geführt. Der Bahnhof verlor dadurch erheblich an Bedeutung. Seit 1984 halten keine Züge mehr in Oster-Ohrstedt und das Bahnhofsgebäude, aus dem Einweihungsjahr 1854 stammend, wurde abgerissen.
    Am 1.1.1855 wurde eine Briefsammlung eingerichtet, die wohl im Bahnhofsgebäude untergebracht war. Für diese Briefsammlung wurde am 13.1.1855 ein stummer Annullierungsstempel bestellt, der am 23.5.1860 wieder abgeliefert wurde. (Brief vom 14.12.1855 bekannt lt. ARGE). Am 25.2.1857 wurde der Briefsammlung der Nr. Stpl. 197 geliefert, auch dieser wurde am 23.5.1860 wieder abgeliefert (keine Belege bekannt).
    Am 1.7.1866 wurde ein Landbriefträgerdienst eingerichtet.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    langsam aber sicher nähern wir uns dem Ende der Aufstellung dänischer Nummernstempel in den Herzogtümern Schleswig, Holstein und Lauenburg.


    Sterup ist eine Gemeinde im Amt Geltinger Bucht im Kreis Schleswig-Flensburg mit etwa 1.360 Einwohnern. Sterup wurde erstmals im Jahre 1352 als Stedorp urkundlich erwähnt, der Kirchenbau St. Laurentius lässt sich allerdings auf die Zeit um 1230 datieren. (Wikipedia und homepage der Gemeinde Sterup)
    Am 16.4.1857 wurde eine nichtrechnungsführende, dem Postkontor Schleswig unterlegte Postexpedition eingerichtet, Diese wurde in nachdänischer Zeit am 1.7.1865 zur eigenständigen Postexpedition erhoben. Am 1.4.1866 wird ein Landpostbotendienst eingerichtet. (ARGE)
    Kurz nach Eröffnung der Postexpedition wurde Sterup am 29.4.1857 der Nummernstempel 199 geliefert. Stempelabschläge in schwarz sind vom 20.6.1857 bis 19.12.1865 registriert (VJ). Auch dieser Stempel fehlt in meiner Sammlung.


    Auch wenn es nichts mit dem Nummernstempel zu tun hat, der dänische Einkreisstempel mit Jahreszahl kommt häufig als Falschstempel vor (Müller-Mark). Ich meine mich entsinnen zu können gelesen zu haben, dass sich der Stempel in Privathand befand (befindet?) und Nachstempelungen vorkommen, die anhand der verwendeten Stempelfarbe für Experten identifizierbar seien.


    Viele Grüße
    DKKW

    Einmal editiert, zuletzt von DKKW () aus folgendem Grund: Bei der Beschreibung der Gemeinde bin ich irgendwie auf Abwege geraten (Satrup statt Sterup)

  • Hallo zusammen,


    in unserem Bahnpost-thread habe ich bereits über das Eisenbahn Post Bureau geschrieben. Die Bahnlinie wurde 1845 als Zweigbahn von Elmshorn nach Glückstadt in Betrieb genommen und 1857 bis Itzehoe verlängert. Erst nachdem die Bahn bis Itzehoe führte, erhielt die Verbindung eine eigene Bahnpostspedition mit eigenen Stempeln. Der Nummernstempel 206 wie auch der dazu gehörige Antiqua-Einkreis-Datumstempel waren bereits im September bestellt worden und wurden wenige Tage vor Eröffnung der Streckeneröffnung bis Itzehoe geliefert. Nach der Besetzung Holsteins durch Bundestruppen übernahm die neue holsteinsche Landespost auch den Bahnpostbetrieb.


    Die Verwendung des Nummernstempels 206 ist vom 17.11.1857 bis zum 3.10.1864 registriert, es sind nur Stempelabschläge in schwarz bekannt.


    Ich zeige den Stempel auf den 4 Sk. Marken der Ausgaben 1858 und 1863 sowie nochmals den Brief mit der 4 Sk. Ausgabe 1863 nach Hohn bei Rendsburg.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    es sei mir erlaubt, die beiden nordfriesischen Inseln Nordstrand und Pellworm (dän.: Pelworm) gemeinsam zu behandeln.


    Die beiden heutigen Inseln (Nordstrand ist seit der Eindeichung des Beltringharder Kooges im Jahr 1987 Halbinsel) waren im Frühmittelalter Teil einer Halbinsel, die sich nördlich der heutigen Halbinsel Eiderstedt erstreckte. Sie soll durch die "Große Mandränke," einer Sturmflut im Januar 1362 zerrissen worden sein. Hierbei bildete sich die Insel Strand, die in etwa aus dem heutigen Pellworm im Westen, Nordstrand im Osten und einer halbbogenförmigen Verbindung, die die heutige Hallig Nordstrandischmoor umfasste, bestand. Diese Insel wurde zwischen 1598 und 1634 mehrfach von schwersten Sturmfluten getroffen, die Buchardiflut im Oktober 1634 zerriss die Insel Strand endgültig.
    Mehr als 6.000 Einwohner ertranken allein in der Buchardiflut (ca. 2/3 der Bevölkerung), viele der Überlebenden verliessen das Land in Richtung Holland und die Uckermark.
    In Nordstrand wurden katholische Siedler aus Brabant angesiedelt, die die friesische Bevölkerung verdrängten. (Wikipedia: verschiedene Artikel zu Strand, Nordstrand und Pellworm)
    Im 1864er Krieg konnte der dänische Kapitänleutnant Otto Chr. Hammer die friesischen Inseln lange gegen die preußisch/österreichische Übermacht verteidigen (siehe u.a. der Vortrag von Volkert F. Faltings: http://typo.kulturimnetz.de/t1/index.php?id=4&tx_ttnews[tt_news]=792&tx_ttnews[backPid]=4&cHash=94e3e56118
    Die beiden südlichen Inseln wurden allerdings aus taktischen Gründen geräumt, wann genau erschließt sich aus den mir zur Verfügung stehenden Unterlagen nicht. Vermutlich wurde die beiden Inseln spätestens nach Beendigung des 1. Waffenstillstands am 26. Juni 1864 von den Dänen aufgegeben und von den Preussen besetzt.


    Auf Nordstrand wurde am 1.3.1857 und auf Pellworm am 16.4.1857 eine dem Postkontor Husum unterlegte Postexpedition eingerichtet. Beide Postexpeditionen erhielten Antiqua-Einkreisstempel zugeteilt. Die beiden Nummernstempel 213 für Nordstrand und 214 für Pellworm wurden erst am 20.5.1863 geliefert.
    Die Verwendung der Stempel ist für den folgenden Zeitraum nachgewiesen:
    213 - Nordstrand: 20.5.1863 bis 20.7.1864
    214 - Pellworm: 31.7.1863 bis 27.10.1863
    Beide Stempel zählen, insbesondere auf Brief, zu den ganz großen Seltenheiten. Eventuell existieren auch wenige 4 Sk. Marken der Ausgabe 1864 mit diesen Stempeln. Hammer könnte während des 1. Waffenstillstands unter Umständen eine Lieferung aus Kopenhagen erhalten haben. Zumindest sind beide Stempel auch mit diesen Marken im Afa Spezial 1995 katalogisiert (VJ, ARGE und Max Meedom: Postbesørgelsen i Danmark under 1864-krigen)


    Mir fehlen beide Stempel in meiner Sammlung


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    mit dem heutigen 200. Beitrag in diesem thread bringe ich die Übersicht über die dänischen Nummernstempel in Schleswig-Holstein zum Abschluss.


    Der Ort, um den es heute geht, heisst Høruphav bzw. Höruphaff auf deutsch. Høruphav liegt auf der Insel Als bzw. Alsen und gehört mit seinen heute gut 2.660 Einwohnern zur Sønderborg kommune in der Region Syddanmark. Høruphav trat erst 1864 in Erscheinung. Nachdem sich die Dänen im Deutsch-Dänischen Krieg auf die Düppeler Schanzen zurückgezogen hatten, begannen die Preussen mit dem Artelleriebombardement nicht nur der Schanzen sondern auch der Stadt Sønderborg, die dabei fast völlig zerstört wurde. Damit konnten die dänischen Nachschubtansporte auch nicht mehr den Hafen Sønderborgs anlaufen. Statt dessen wurde Høruphav Nachschubhafen. Nach der Landung der Preussen auf Alsen am 29. Juni 1864 zogen sich die Dänen nach Kægnæs zurück. Dort verliessen am 1. Juli 1864 die letzten dänischen Truppen die Insel.


    Am 6. Juni 1864 wurde in Høruphav eine untergeordnete Postexpedition eingerichtet, diese bekam am 16.6.1864 den Nummernstempel 230 ausgeliefert. Nach der Landung der Preussen auf Alsen zogen sich die Dänen Richtung Kægnæs zurück, vermutlich wurde die Postexpedition am 29. oder am 30. Juni 1864 geschlossen. Vagn Jensen nennt keine Verwendungsdaten, auch die ARGE schreibt nur Juni 1864 (Juni, wer hätte das gedacht? :D )
    Ich kann mich an zwei Briefe mit Nr. Stpl. 230 erinnern, leider nicht an die Stempeldaten. Der eine wurde vor Jahren auf einer dänischen Auktion angeboten, die Marke war so knapprandig geschnitten, dass man nicht sagen konnte ob es sich um die DK 7 oder eine DK 9 mit Scherentrennung handelte. Der zweite mir bekannte Brief war Teil der auf der Nordia2012 in Roskilde gezeigten Sammlung "Dänische Entwertungen der 4 Skilling Marke 1851 bis 1863"
    Vagn Jensen zeigt "nur" eine DK9 mit einem Luxusabschlag des Stempels.
    Altmeister Svend Arnholtz schreibt in seinem 1953 herausgegebenen Buch "Danske Poststempler" noch: "Tildeling ubekendt, muligt Høruphav" also: "Zuteilung unbekannt, eventuell Høruphav"


    Muss ich erwähnen, dass der Stempel in meiner Sammlung fehlt? :(


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,


    jedesmal eine Freude, deine fundierten Beiträge zu lesen. Dass dir viele Stempel fehlen, ist mehr Anreiz als alles andere, sich um ihren Erwerb liebevoll und kapitalkräfitg zu kümmern.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.