MiNr. 4 II - 6 Kreuzer braun

  • Guten Tag,

    zu # 712: für alle, die den Katalog des BSV Münchberg nicht zur Hand haben, der bescheidene Hinweis auf Rundbrief 59 S.3981 ff. der ARGE Bayern (klassisch).

    Viele Grüße

    HOS

  • Lieber HOS,

    nicht alle haben diesen Artikel im damaligen Rundbrief vergessen. Ich war schon damals von dem Thema begeistert und der Artikel hat damals ja erst meine Begehrlichkeiten geweckt.

    Beste Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Kilian,

    wow - da hast du einen Superbrief und tatsächlich den 2. 318 in sehr guter Erhaltung und Qualität von Selb - sensationell! :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Sehr apart da unten rechts - klasse! :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo liebe Freunde,

    hier ein Brief vom 08.12.1858 von Bamberg nach München , wo die Marke auch an ungewohnter Stelle auf den Brief geklebt wurde.

    Schöne Grüße

    Bayern-Nerv Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Liebe Freunde,


    nach so vielen Besonderheiten hier wieder einmal ein normaler Brief mit einer 6 Kreuzer braun von der Platte 2.

    Er lief am 7. April 1860 von Bayreuth an Jos. Buechl in Steinweg, einem kleinen Dorf nördlich von Regensburg (heute ein Stadtteil von Regensburg) im Postzustellbezirk Stadtamhof. Daher rückseitig der Eingangsstempel (HKS) von Stadtamhof vom 8. April 1860.


    Im Brief stellt Theodor Schmidt eine Rechnung über 158fl 43x für „ein Fässchen feinstes Melis“.

    Zu Melis musste ich Wikipedia konsultieren und erfuhr:


    Melis (auch: Mehlis)[22]: (von saccharum melitense  ‚Maltesischer Zucker‘) veraltete Bezeichnung für eine heute nicht mehr gebräuchliche, halbweiße (je nach Verarbeitung graue bis gelbe), in verschiedenen Stärken gemahlene oder als Brot oder Würfel geformte Zuckerart, welche in ihrer Reinheit zwischen Farin und Raffinade steht.


    Aber wieviel war ein Fässchen? 158fl für Zucker sind ja ein stolzer Preis!


    Da hilft uns der Herr Schmidt, denn am unteren Rand des Briefes schreibt er

    „1Fass prima Melis, Nr. 2061 Brode (=Brote?) 36 Netto 512 Pfund 31fl 158fl 43x“
    1Fass waren also 512 Pfund, bei 31fl/10Pfund ergab dies die 158fl 43x. 1Pfund entsprach damals 560g.


    Bazahlt hat Herr Buechl 154fl 21x, denn er hat sich 1 1/2% Skonto gewährt.
    Üersandt hat er den Betrag in einem Wertbrief per Fahrpost am 16. April 1860.

    Der sorgfältige Kaufmann hat den Postschein in den Brief gesteckt und zu meiner Freude zusammen abgelegt!


    Und zu dem Postschein habe ich nun zwei Fragen an unsere Experten.


    1. Das Datum auf dem Postschein ist von Hand eingetragen, der Ort ist mit einem Halbkreisstempel Stadtamhof, aber ohne Datum, abgeschlagen.

    Hatte die Fahrpost einen eigenen, datumslosen HKS? Oder wurde der HKS der Briefpost, aber ohne Datum, verwendet?

    2. Auf dem Postschein sind 154fl 21x als Wert angegeben.

    Im Brief findet sich aber eine Aufstellung, offenbar mir Bleistift von Buechl geschrieben: 1 Banknote mit 20 Thlr, 6 a 10 Thlr =60 Thlr, 1 a 5 Thlr = 5Thlr, 3 a 1 Thlr = 3 Thlr

    In der Summe waren das 88 Thlr, aber offenbar nur 154 fl. Daher hat er noch 2 Banknoten a 1 Thlr draufgelegt.


    Wozu diese Aufstellung, wenn er nicht diese Banknoten in den Wertbrief steckte?

    Warum die Wertangabe auf dem Postschein in Gulden, wenn doch Thaler drinsteckten?

    War die Wertangabe in Gulden eine Postvorschrift?

    Musste der Postler den Inhalt kontrollieren? Und umrechnen?


    Ich freue mich auf Eure Antworten.

    Beste Grüße

    Will

  • Lieber Will,

    einige Expeditoren haben ihre frisch eingetroffenen Vordrucke direkt mit ihren Stempeln ohne Datum bedruckt, damit sie in Stressphasen (ja, die gab es auch damals schon) nicht jedesmal den Ort schreiben mussten. Hierfür wurden Stempel der Briefpost i. d. R. ohne Datumseinsatz verwendet - nur musste nach so einer Aktion der Expeditor aufpassen, dass er nicht vergaß, das Datum wieder geschwind einzusetzen, wenn die Kundschaft mir ihren Markenbriefen anrückte.

    Jede bayer. Dienststelle kannte die Reduktionsverhältnisse der gängingen Münzen und Währungen, es war also egal, ob man in preussischen Thalern, österreichischen Maria-Theresia-Thalern, oder bayer. Gulden den Wert des Inhalts eines Wertbriefes angab. Am einfachsten war natürlich die lokale Währung, der rheinische Gulden/Kreuzer.

    Die Kurse der Währungen (heute auch Sorten genannt) schwankten permanent gegeneinander - aber das brauchte die Post nicht zu kümmern, denn sie ging nach ihren Reduktionslisten.

    Die Vorschriften der Fahrpost waren aber, wie die der Briefpost auch, teils so, teils so, daher kann ich nicht sicher als Briefpostler sagen, ob und in welcher Währung auf den Scheinen der Wert angegeben werden musste - die Vordrucke sagten ja immer Gulden, von daher hätte eine Angabe in anderer Währung keinen Sinn gemacht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,


    danke für Deine ausführliche Antwort.


    Es ist für mich immer wieder frappierend, wieviel Interessantes auch ein äußerlich unscheinbarer Brief enthalten kann. 😁


    Beste Grüße

    Will

  • Liebe Freunde,

    manchmal kauft man einen Brief einfach weil er schön ist und manchmal hat man mehrere Gründe für den Kauf.

    Bei diesem Brief vom 21. Sept. 1859 von Krumbach nach München, entsprechend der 2. Entfernungsstufe und 1. Gewichtsstufe frankiert mit 6 Kreuzer, hatte ich 4 Gründe:

    1. Die 6 Kreuzer braun (4II) stammt von der Platte 1und wurde damit im September 1859 relativ spät verwendet.

    2. Die Marke zeigt den Plattenfehler VI (Vogel/Peindl): weißer Punkt vor der ersten S von SECHS.

    3. Die Marke stammt aus der linken unteren Bogenecke und

    4. sieht man nicht, aber dieses Stöckel wurde auch verwendet zum Druck von Instruktionsetiketten der 6 Kreuzer.

    Aber nicht bei der 6 Kreuzer braun SONDERN BEI DER 6 KREUZER BLAU!

    Ein solches Etikett war im Angebot der 22. Deider-Auktion (ich hoffe, ich mache nichts verkehrt, wenn ich die Abbildung hier einfüge!).

    Beim Druck der Instruktionsetiketten wurden also keineswegs immer Stöckel aus der aktuellen Auflage verwendet, sondern auch aus früheren Auflagen und - wie in diesem Fall - sogar aus früheren Ausgaben.

    Nun ja, geschrieben hat den Brief der Maurermeister Sebastian Sauter, der offenbar sehr stolz auf seinen Beruf war, denn im Siegel hat er das Zunftzeichen geführt, wie man rückseitig sehr schön sehen kann.

    Best Grüße

    Will

  • Lieber Will,

    nur wenige Briefe bieten gleich vier Gründe für den Kauf,

    wobei das wunderbare Zunftzeichen im Siegel ein fünfter Grund ist,

    und die Schönheit des Briefes ein sechster Grund.

    Das ein Stöckel der 4II1 zum Druck der Instruktionsmarke auf dem Etikett

    der 6 Kreuzer blau verwendet wurde, das dürfte auch den grössten Bayern-Spezialisten

    bisher unbekant gewesen sein. Schaut man genau hin, dann sind runde Markenecken

    zu erkennen, die es auf den blauen 6 Kreuzer-Marken nicht gibt.

    Der Plattenfehler ist der endgültige Beweis.

    Erstaunlich, dass das Stöckel der 4II1 noch im Jahr 1862, dem Jahr in dem

    die 6 Kreuzer Marken und auch die Etiketten für die Bogentaschen in blauer Farbe

    gedruckt wurden, noch zur Verfügung stand, war doch mit dem Druck der 4II1

    lt.Sem Katalog schon etwa 1854/1855 Schluss ( die 4II2 ist ab Juli 1855 bekannt).

    Die Bayernphilatelie ist immer wieder für Überraschungen gut.

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Liebe Freunde,

    wäre es nicht möglich, dass man je Nominale sich bereits am Anfang ein Druckstöckel zurück behielt, mit dem dann allein die Bogentaschen gedruckt wurden? Bis auf die Nr. 1 und die 4I (von dieser Marken sind m. E. keine Bogentaschen bekannt) blieben ja praktisch alle optisch unverändert, wenn man von den Graten der Ecken mal absieht, was damals sicher keinen interessiert hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    Einspruch euer Ehren. In der großen Sammlung unseres Nürnberger Sammlerfreundes waren bei der Versteigerung im Süden der Republik sowohl eine Bogentasche von der 4 I als auch eine halbe Bogentasche der Nr. 1. Es gibt davon eine DVD in guter Qualität.Die Sammlung wurde nicht aufgeteilt, sondern als ein Los verkauft.

    Abgehängt habe ich das schöne Siegel vom Maurermeister auf den letzten Will Brief

    Grüße aus Frankfurt

    Heribert

  • Lieber Heribert,

    vielen Dank für die Aufklärung - die Nr. 1 als Bogentasche kenne ich gut, die 4I als Bogentasche muss ich verdrängt haben - schön, dass dir das nicht passiert ist. :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,


    von der 4I existiert ein Instruktionsetikett.
    Heribert hat mir dankenswerterweise eine Abb. überlassen und ich hoffe, er hat nichts dagegen, wenn ich sie hier zeige.


    Die Instruktionsetiketten sind so unterschiedlich, dass ich davon ausgehe, dass sie bei jeder neuen Auflage in der benötigten Anzahl gedruckt wurden. Benutzt wurden dazu wohl durchwegs Stöckel früherer Auflagen.


    Obwohl die Stöckel nach dem Druck einer Auflage meiner Meinung nach in der Münze aufbewahrt wurden, könnte ich mir vorstellen, dass je Wert ein altes Stöckel für den Druck der Instruktionsetiketten in der Druckerei verblieb.

    Vielleicht stammt ja das bei einem Sammler vorhandene Originalstöckel der 2II2b aus der Druckerei ?


    Beste Grüße

    Will

  • Lieber Will,

    danke fürs Zeigen der 4I I-Marke.

    Mit dem verbliebenen Stöckel habe ich mir das gleiche gedacht. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Servus zusammen,

    um einen Neuzugang für die Heimatsammlung korrekt zu beschreiben, Frage an die Profis:

    Nummer 4II Platte 2 ??

    Datum im Innenteil 31.8.1862

    gMR 417 schon sehr abgenutzt wie er zu dieser Zeit oft vor kommt, aber auch aus diesem Grund hat er einen Platz in der Sammlung verdient.

  • Hallo Bernd,

    ist eine 3. Platte (Datum 1862 ist praktisch immer Platte 3).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.