MiNr. 4 II - 6 Kreuzer braun

  • Hallo Sammlerfreunde,

    von Bamberg gibt es eine größere Anzahl von Briefen mit Ortsaufgabe Bamberg und Markenentwertung durch Bahnpoststempel B.P.

    Unten sind zwei aus meiner Sammlung abgebildet.

    Es spricht beim Briefstück von Ewald ehr dafür, dass der B.P.-Stempel nach dem oMR 32 auf die Marke gekommen ist. Bei der Kontrolle im Bahnpostwagen wurde der Brief höchstwahrscheinlich zusammen mit anderen nicht ordnungsgemäß entwerteten Briefen auf einen Stapel gelegt und nochmals abgestempelt. Dabei geriet der schon richtig gestempelte Brief versehentlich in den Stapel und erhielt den Stempel B.P.

    Die doch größere mir bekannte Anzahl von im Eingang erwähnten Briefen Bamberg - B.P. spricht ehr für diese Vorgehensweise.

    Gruß

    bayjernjäger


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  • bayernjäger,

    dies bedeutet ja, dass der Postler im Bahnpostwagen die gesamte ihm zugeführte Post kontrollieren musste...!? Musste der quasi alles neu kartieren?

    Müssten wir das nicht auch bei anderen Expeditionen dann finden?

    Sehr spannendes Thema, sollten wir alle die Augen offen halten.

    Grüße an alle

    Andreas

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser (Lenin nachgesagt)

  • dies bedeutet ja, dass der Postler im Bahnpostwagen die gesamte ihm zugeführte Post kontrollieren musste...!? Musste der quasi alles neu kartieren?

    Genau das kann ich mir nur nur sehr schwer vorstellen. Wann hätten denn die armen Teufel das auch noch machen sollen?

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Udo,

    wie KlangRausch und maunzerle kann ich mir nicht vorstellen, dass im Bahn-Wagon ein Briefsack geöffnet und kontrolliert wurde.

    Was ich mir bei Deinen Briefen vorstellen kann, wäre folgendes:

    Der Kartenschluss ist beendet, der Briefsack verschlossen und kartiert. Am Schalter wird jetzt noch ein Brief abgegeben, den der Beamte entgegennimmt und mit dem Aufgabestempel versieht.

    Natürlich könnte der Brief jetzt liegen bleiben, bis zum nächsten Kartenschluss. Oder man gibt ihn als offenen Brief an den Beamten im Wagon, der ihn wie einen Brief behandelt, der vom Absender direkt im Zug aufgegeben worden wäre. Er entwertet ihn mit dem B.P.- oder 406-Stempel.

    Der handschriftliche Zusatz „von xy“ (Station, in der der Brief in den Zug kam), den wir bei B.P.-Briefen häufig sehen, war nicht notwendig, da der Aufgabestempel bereits abgeschlagen war.

    Bei dem Briefstück von Ewald hat nicht der Schalterbeamte den Brief noch schnell in den Wagon gegeben, sondern , weil vielleicht noch genügend Zeit war, ihn an den Briefpacker weitergereicht. Da dieser bereits abgeschlossen hatte, hat er den Brief zwar noch entwertet, aber offen mit dem kartierten Briefbeutel abgegeben. Daher finden sich beide Mühlradstempel auf der Marke.

    Beste Grüße

    Will

  • Zum Vorherigen noch ein Nachsatz.

    Nach meiner Vorstellung hatte in größeren Poststellen, z.B. Bamberg, der Schalterbeamte nur den Aufgabestempel (Ortsstempel), der Stempler oder direkt der Briefpacker den Mühlradstempel.

    Beste Grüße

    Will

  • Hallo Sammlerfreunde,

    da Sache mit der verspäteten Abgabe kurz vor Abfahrt des Bahnpostwagen klingt plausibel. Vermutlich ehr als meine obige Annahme.

    KlangRausch: Die Briefe wurden beide in Bamberg geschrieben.

    Ein ähnliches Exemplar habe ich auch aus Nürnberg.

    Nürnberg - Leipzig vom 26.MAI.1861

    Der Brief wurde am 26.5.61 in Nürnberg geschrieben und wohl dort auch zur Post gegeben. Zumindest befindet sich der Ortsaufgabestempel aus Nürnberg auf dem Brief. Aus mir unbekannten Gründen ist dieser stark verwischt, als ob ihn jemand unkenntlich machen wollte. Ankunft Leipzig 27.5.

    Die Marken wurden dann mit einem Bahnpoststempel Ortsaufgabe BAMBERG entwertet.

    Ob der Nürnberger Stempel unkenntlich gemacht werden sollte oder nur zufällig verwischt wurde ist Spekulation.

    Die Marken wurden auf jeden Fall nicht in Nürnberg, sondern erst auf dem Transportweg entwertet.

    Auch hier könnte es so wie bei den beiden Briefen aus Bamberg gewesen sein.

    Gruß

    bayernjäger


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  • Hallo Freunde,

    jetzt ist aus der umfangreichen von-Malsen-Korrespondenz nochmal ein kleiner Privat-Brief zu mir gekommen. Während die meisten von-Malsen-Briefe nach Marzoll oder Klebing adressiert waren, lief dieser Brief nach Berchtesgaden. Der Herr Freiherr und Kämmerer war halt viel unterwegs.


    Aber an dem Brief haben mich weniger die Marke und der Stempel interessiert, als vielmehr der Briefinhalt. Im Inhalt schreibt ein Sohn des Freiherrn eingangs an seine

    "Beste Eltern! Unser Briefpapier ist alle. Nach langem Suchen fand ist jedoch dieses goldbeblümelte Exemplar."

    Einen solch hübschen (goldbeblümelten :):) ) Briefbogen hatte ich bislang noch nicht gesehen.

    Viele Grüße

    Bayern-Kreuzer

  • Guten Morgen,

    noch eine Anmerkung zu den beiden Bamberg Briefen (#942).

    Bamberg hatte zur Mühlradstempelzeit 2 Postämter, die ca. 1,5 km voneinander entfernt waren.

    (https://www.briefmarkenverein-bamberg.de/index.htm)

    Stadtpostamt: Lange Straße 27 ab 1811-1857 / Schillerplatz 4 ab 1857

    Segmentstempel: "BAMBERG" (ab 1847; verschiedene Ausführungen) und

    K-2: ("OPA-Stempel") "BAMBERG" (ab 1858)

    Bahnhofspostamt: Ludwigstraße 4 ab 1852

    Segmentstempel: "BAHNH. BAMBERG (1852 ff.) und

    K-1: "BAMBERG BAHNH. (1866 ff.)

    Die beiden gezeigten Briefe wurden demnach in der Stadtpost aufgegeben,

    und über das Bahnpostamt mit dem Zug weiter transportiert.

    Bleibt die Frage, warum die Marken nicht schon bei der Einlieferung mit dem "32"-er oMR

    in der Stadtpost entwertet wurden.

    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Liebe Freunde,

    noch als Nachtrag zu #936:

    Hallo Sammlerfreunde,

    Cronach - Lichtenfels vom 30.10.1858. rückseits Insinuationsvermerk.

    Aber was steht da unter Lichtenfels und was soll das bedeuten?

    Gruß

    bayernjäger

    Unter Lichtenfels steht: »per Haenel«.

    Der Brief wurde vom Bezirksgericht Kronach (als zweite Instanz auch für das Landgericht Lichtenfels zuständig) vom Gerichtsboten Simon Eichmüller vermutlich dem Kaufmann Carl Haenel in Kronach zugestellt (»insinuiert«). Dieser nahm als Insinuationsmandatar für den Advokaten Bauer in Lichtenfels die gerichtliche Entscheidung entgegen und leitete sie dann per Post weiter. Haenel erscheint in zeitgenössischen Quellen als Agent für Brandversicherungen und die Auswanderungsagentur Pokrantz, da passt die Tätigkeit als Insinuationsmandatar genau ins Portfolio.

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

    Einmal editiert, zuletzt von Erdinger (11. November 2022 um 22:29)

  • Liebe Freunde,

    Briefen von Orten mit bedeutendem Postverkehr billigt man bei der Bewertung in der Regel keine oder kaum Stempelaufschläge zu, weil es theoretisch wie praktisch mehr als genug davon gibt. Manchmal ist das allerdings gedanklich zu kurz gesprungen und im Rauschen können ein paar Aspekte untergehen.

    Die Filialpostexpedition im neuen Münchener Bahnhof wurde 1852 eröffnet. Bei der Bewertung der Mühlradstempel unterscheidet Peter Sem in seinem Handbuch nicht nach Haupt- und Filialpost – Aufschlag gibt es sowieso keinen. Dabei sind Briefe von der Filialexpedition zumindest aus meiner Sicht weder in der ersten noch in der zweiten Verteilung leicht zu finden, abgesehen vielleicht vom Ende der 1860er-Jahre an. Der gMR 217 mit den charakteristischen verkürzten Schaufeln und der leicht erhöhten »2« wurde offenbar immer nur hier am Bahnhof verwendet, und das nur rund vier Jahre (der erste Bahnhof brannte 1847 ab, aus dem gleichen Jahr ist bereits der Halbkreiser belegt).

    Wenn man also Briefe sieht, die aus einer Privatkorrespondenz stammen, bei denen die Marken gut gerandet sind und die Stempel sauber abgeschlagen wurden, sollte man vermutlich zugreifen, wie bei diesem Kuvert mit einer 4 II 1 vom BAHNH. MÜNCHEN nach Irmelshausen in Unterfranken. Früher hätte man dieses Exemplar vermutlich durch Reinigung aufgehübscht, aber mir gefällt die Patina. Wie würde ihn wohl Herr Deider einstufen? Kabinett? Dem steht vermutlich das auf der Rückseite mit Kugelschreiber verewigte Datum »16.11.1854« entgegen. Anscheinend gab es einmal Inhalt, der entnommen wurde, bevor das gute Stück in den Handel gelangte.


    Wo gerade das Stichwort Unterfranken gefallen ist: Schweinfurt verzeichnet beim oMR »479« immerhin einen moderaten Stempelaufschlag von sage und schreibe €2 auf Brief, wobei ebensowenig wie bei München nach Typen unterschieden wird. Aber mal Hand aufs Herz: Wie oft hatte man in der Schweinfurter Expedition Zeit genug, seine Stempel präsentabel abzuschlagen? Gar nicht so selten kommen sie verkantet daher. Daher gilt auch hier: Zugreifen, wenn man was Hübsches sieht, wie bei dieser 4 II 3 aus dem Jahr 1862, auch wenn sie nicht ganz so üppig, aber immerhin vollrandig ist. bayernjäger hat hier im Forum schon einmal drei Typen gezeigt und demnach liegt hier Typ 1 mit kleinen Ziffern vor.

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Dietmar,

    das, was du zu deinem schönen Brief vom Bahnh. München schreibst, trifft genau so auf meinen Brief zu, den ich im Beitrag 700 hier eingestellt habe.

    Als der vor 2,5 Jahren bei ebay auftauchte, gab es für mich auch kein langes Überlegen mehr.

    Viele Grüße

    Wolfgang