Brustschild-Belege nach Bayern

  • Liebe Freunde,


    manchmal hat es Briefe, bei denen kommt mehr zusammen, als man sich gemeinhin erträumen darf. Hier wäre so einer aus Leipzig vom 20.4.1874 mit einem Groschen frankiert und doppelt entwertet durch den Zweikreiser Leipzig-Hof an "Herrn Wilhelm Schirmer aus Leipzig, Bamberg, poste restante".

    Schon am Folgetag kam er dort an und wurde ins Lagerbuch für p. r. Sendungen eingetragen und harrte nun des Herrn Schirmer. Aber da harrte er lange, nämlich so lange, wie die Bamberger Post ihn liegen ließ, denn abholen wollte ihn keiner. Daher notierte man vorne "wurde nicht abgeholt", strich Bamberg und fügte "retour Leipzig" hinzu.

    Weil man ohne den Absenderstempel hinten nicht hätte genau wissen können, woher der Brief kam, vermerkte man noch "Abs(ender) im Stempel" wohl am 31.7.1874 und sandte ihn zurück nach Leipzig, wo er am 1.8.1874 auch ankam. Da sieht man wieder, was so ein Firmenstempel wert sein kann.

    Nach der Beschreibung des Auktionshauses soll die Marke einen Plattenfehler haben und auch der Einzeiler "Leipzig" soll nicht Massenware darstellen. Sogar der Bahnpost-Zweikreisstempel ist offenbar kein Standard-Stempel aus dieser Zeit.

    Nicht abgeforderte Poste restante - Briefe sind äußerst sammelnswert, auch wenn dieser Postsonderdienst damals keine Gebühr mehr nach sich zog.

  • Brief von Göttingen nach München, vom 21.9.1872. der Absender brachte einen Normalbrief, frankiert mit 1 Groschen großer Schild zur Post. Der Brief hat aber mehr als 20 g gewogen, daher Postvermerk fr 1= bestehende Frankatur 1 + (1) = Dieser als Barzahlung 1 Groschen. Als Quittung der F-Stempel.

    An großen Postämtern mit viel Post kam man auf die Idee den Markenwert in bar zu kassieren (!). Ein Einkreisstempel mit einem

    zusätzlichen F (franco) diente als Quittierung in rot. Diese Form stellte sich als sehr aufwändig heraus, weshalb diese Art der Gebührenerhebung bald abgebrochen wurde.

    Beste Grüße


    Peter

    Einmal editiert, zuletzt von PeJa ()

  • ... sehr schönes Stück, so nach Bayern noch nie gesehen. :love::love:


    Aber der Brief dürfte über 15g gewogen haben. 20g Schritte gab es keine.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Peter,


    ab 1.1.1872 war das Loth Geschichte und durch 15g ersetzt worden. Kein Problem, zeig gerne mehr von deinen Schätzen. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • weshalb diese Art der Gebührenerhebung bald abgebrochen wurde.

    Hallo Peter,


    was meinst du damit? Die ersten Geräte wurden 1866 eingeführt und die Liste der zugelassenen Postämter wurde schnell immer länger. In der Tat wurden 1872 ein paar Orte gestrichen, 1873 immerhin 7, 1874 weitere 12 und 1875 wieder 8 Orte. Ende 1875 hatten immer noch 24 Postanstalten solche Stempel. 1876 - 1878 wurden weitere 7 gestrichen. Die letzten F-Stempel sind 1880 in Berlin registriert.

    Von einem baldigen Abbruch dieser Art der Bezahlung von Gebühren kann man daher wohl nicht sprechen.


    viele Grüße

    Dieter

  • Danke Dieter,
    hast Du da eine Quelle, die mir hierzu weiterhelfen?
    Beste Grüße
    Peter

    Beste Grüße


    Peter

  • Gestern konnte ich das Buch aus der Bibliothek abholen. Interessant ist, dass von 169 in 1872 verwendeten F-Stempel drei Jahre später es nur noch 30 gab, die fast alle nur für Dienstpost genutzt wurden.

    Beste Grüße


    Peter

  • Hallo,


    ich habe nur die 2. Auflage, die anscheinend wesentlich von der 3. aus 2010 abweicht. Ich werde mir die neuere Ausgabe bestellen.

    Die von dir genannten Angaben müßte man mit ziemlichem Aufwand aus der Zeittafel extrahieren. Vielen Dank jedenfalls für die Rückmeldung. :)


    Dieter

  • Hallo zusammen,

    folgendes Auktionslos gefunden wo ich mir keinen Reim darauf machen kann.


    Franko Brief von Leipzig nach München 1 Groschen frankiert - passt.

    In München nicht zustellbar Weiterleitung nach Miesbach, Porto Vermerk 8 Kr. vom Empfänger eingezogen ?

    So weit so gut aber warum klebt dann eine unentwertete 7 Kr. Marke auf dem Brief ?


  • Hallo Bernd,


    diese Gurke reist schon seit längerem durch die Lande, ohne dass sich ihr einer erbarmte. Ich würde sie an deiner Stelle nicht an ihrer Weiterreise hindern wollen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Bernd,


    ursprünglich wäre es ein Brief der 2. Gewichtsstufe gewesen, der 2 Sgr. erfordert hätte. Da nur 1 Sgr. frankiert wurde, hätte man gerechnet: 11x für unfrankierte Briefe der 2. G-Stufe minus des verklebten Groschens = 8x Nachtaxe.

    Was mich daran stört? Da steht kein "2fach", kein "reicht nicht noch 8x" oder ähnliches. Aber gut.

    Angenommen der Brief wäre mit 8x belastet nach München gekommen und der Empfänger hätte diese auch bezahlt.

    Danach wäre er dann vom neuen Absender umadressiert worden, jetzt nach Miesbach. Dann hätte die Münchener Aufgabepost natürlich die 8x streichen müssen, um nicht für Verwirrung zu sorgen. Den Brief vorne abzustempeln war o.k. bei einer Weiterleitung, aber warum die 7x Marke nicht entwerten? Weder in München, noch auf dem Transport nach Miesbach?


    Ich denke, dass einer die 7x Marke einfach dazu geklebt hat, um eine Nachsendefrankatur Dt. Reich - Bayern zu kreieren, was in der Tat selten wäre und viele Hundert Euro kosten würde. Ein billige 7x Marke aufzupappen kostet keine 5 Euro, läßt aber beim Kenner nur den Schluß zu, dass der Brief getürkt ist und wer will sich schon für viel Geld solch eine Gurke einhandeln? Keiner, denn sonst wäre er längst gekauft worden ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Ein herzliches Hallo allerseits,

    Wie bei meiner pers. Vorstellung interessiere ich mich für BS belege nach Bayern,angeregt durch diesen thread hier.Vorigen Herbst in ulm bin ich über einen Brief nach würzburg gestolpert,der mich nach luft ringen ,und meinen Geldbeutel weinen ließ. So entschied ich mich dieses thema noch weiter einzugrenzen,nämlich belege nach dem HEUTIGEN Unterfranken...für alle nichteingeweihten....Bitte nie zu einem unterfranken sagen dass er in Bayern lebt.....als zugereister,unwissender,hat man mich beinahe gesteinigt als ich sagte ich lebe nun ja in Bayern.

    Zum besseren lokalen Verständnis....unterfranken ist der nordwestliche Zipfel von bay... ;) und besteht aus 3 Stadt und mehreren Landkreisen...Mein Bestreben seit 9 Monaten geht dahin,alle Kreise zu belegen.....

    Viele grüße von der pappnase andreas

  • beginnen möchte ich links mit dem Stadt als auch gleichnamigen Landkreis ASCHAFFENBURG....Zunächst eine PK von gotha bahnhof nach stadt Aschaffenburg ,vom 6.6.1874....auffällig ist für mich,dass die Aschaffenburger nicht ihren ankunftstempel vorne abgeschlagen haben,was die Bayern noch aus Gewohnheit gerne machten....