"VON" und "DE"-Stempel

  • Hallo bayernjäger,


    erste Sahne - vor allem der 1. und 4. Brief ... feine Kalligraphie und traumhafte Stempelqualität. :P


    Hallo woodcraft,


    die Adresse des 1. Briefes:


    Seiner Hochfürstlichen Durchlaucht Herrn Herrn Wilhelm Pfalzgraf gey Rhein Herzog in Baiern p. p. des Hohen Ordens des heiligen Huberts, wie auch churpfälzischen Löbenordensritte (zum todlachen, wie er Löwe schreibt!), Seiner churfürstlichen Durchlaucht zu Pfalzbajern p. p. Generallieutnant der Infanterie, Gouverneur der Stadt und Festung Gülich (herrlich, er meinte, dass der richtige Ort, Jülich nämlich, von den Rheinländern immer falsch ausgesprochen wurde!), dann Oberstproprietär des 6. Füsilirregiments á Landtshut


    Die Adresse des 2. Briefes:


    Herrn Ehrevest und vornehmen Lutherischen Josueh Mößl, Stadtsyndicus und Gemainer hochlöblichen Landschaft in Bajern Aufschlags Einnehmern zu Wembding, demm Johann Baumgartner Gegenschreibern allda, Unseren lieben Herren und guten Freundte
    Aufschlagssachen betreffend (Aufschlagssachen waren Gebühren und Abgaben)
    Wemding


    Als Porto wurden oben 8x notiert.


    Die Adresse des 3. Briefes:


    Monsieur Labaume l´aine á Beaun au Bourgogne
    franche Canstatt (franko Cannstatt)


    Links oben das Gewicht in Frankreich mit 15g angegeben, daher das hohe Porto von Cannstatt bis zum Zielort mit 24 Decimes = 1 Gulden 10 Kreuzer! Das Franko bis dahin sollte auf der Siegelseite von der kayserlichen Reichspost notiert worden sein (in Rötel).


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Vielen Dank bayern klassisch, das hilft mir sehr viel weiter.


    den Brief nach Wemding hätte ich wohl nie lesen können.
    Auf dem Brief nach Beaune ist rückseitig eine 20 vermerkt.



    Hier noch ein Brief mit Präsentationsvermerk von Augsburg nach Schwäbischhall von 1784,
    den ich so einigermaßen lesen kann.


    Den wohlfeilen, Gestrengen, besten ehrenvesten für??rstigen ehrsamen und weisen Städtmeistern und
    Rath von Stadt Schwäbischhall, unseren ...... Herren und guten Freunden.


    Viele Grüße
    woodcraft

  • Hallo woodcraft,


    mache ich doch gerne, wenn es mal etwas Zeit gibt. ^^


    20x war dann das Teilfranko für einen schweren Brief - prima!


    Hier die Transkription deines Briefes:


    praesentirt den 9. August 1784 Lect: in pleno d. 16. August 1784 (= ganz gelesen)


    Den Wohledlen, Gestrengen, Vesten, Ehrenvesten, Fürsichtigen, Ehrsamen und Weisen Städtmeistern und Rath der Stadt Schwäbischhall; Unseren vielgeehrten Herren und guten Freunden
    Schwäbischhall


    accepi. d. 20t eigd. (erhalten am 20. eigenhändig)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Vielen Dank nochmals.


    auf das Wort fürsichtigen wäre ich nie gekommen, kenne ich garnicht.
    Eine letzte Frage noch, was bedeutet der Zusatz "ganz gelesen"? Musste der
    Empfänger das Schreiben im Beisein des Botens lesen ?

  • Hallo woodcraft,


    in Zeiten, als es keine regelmässige Briefbeförderungen gab, wartete der Bote ab, bis der Brief gelesen, über den Inhalt empfunden und die Antwort abgefasst worden war. Dann erhielt er diesen Rückbrief und lief seinen Weg zurück.


    Als die Post, also regelmässige Kurse eingerichtet wurden, war das manchmal Tage oder gar Wochen dauernde Warten für den Boten nicht mehr notwendig. Man erhielt ja einen Präsentationsvermerk als Quittung auf dem Brief selbst und der Postbote konnte wieder gehen.


    Hier hat man wohl alles in dem Brief gelesen und es gab auch Briefe in Briefen, die separat adressiert sein konnten.


    Dass ein Postbote warten musste, bis der Empfänger alles gelesen hatte, ist unwahrscheinlich. Wer damals nicht lesen konnte, bekam auch keine Briefe.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bayernjäger,


    herzlichen Dank für das Zeigen dieser sehr schönen Briefe
    mit den Luxusabschlägen von "v.Weiden und de.Weiden".


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo,
    zuerst einen Dank an bayern klassisch für den lehrreichen Exkurs in die Postgeschichte.


    Da ich meine Belege nach Postorten sortiert habe, beginne ich mal mit Ansbach, Bayreuth, Füssen.


    Brief V.Anspach an die Königl. Preuß. Hochlobl. Conferenz-Commission in der ....
    zu Ansbach, weitergeleitet nach Crailsheim vom 26.Sept. 1798.
    Schöner Papierbogen mit einem tollen Wasserzeichen. Schöne alte Dokumente (Papiere) kann ich mir immer wieder
    anschauen, einfach klasse.


    Der zweite Brief lief am 3. Juni 1796 von Bayreuth nach Ansbach. Der Stempel ist nicht so toll, der Schreiber hatte aber eine
    hübsche Schrift.
    Wie war das eigentlichen mit den Anreden wie hier "Reichsfreyhochwohlgeborener". Waren bestimmte Anreden an Titel
    oder sonstiges gebunden, oder konnte jeder frei vertitulieren wie er wollte?


    Der dritte Brief mit rotem Von Füssen-Stempel ist eine Dienstsache von 1813.


    Viele Grüße von woodcraft

  • Hallo woodcraft,


    schön solche Briefe zu sehen. :P


    Die Titel, die Anreden, die Grußformeln waren vorgeschrieben - das änderte sich erst allmählich mit Napoleon. Es gab ganze Bücher für alle möglichen Fälle - das ist im allgemeinen ganz gut erforscht, für uns heute aber recht langweilig zu lesen, wenn nicht gerade ein Brief die optische Grundlage ist, sondern ein 300 Seiten Buch.


    Unrichtige, nicht standesgemäße Anreden hätte zu Folgen geführt, die man sich heute kaum vorstellen kann (Gerichtsprozeß mit allen Folgen usw.). Daher wählten weniger erfahrene Schreiber oft sehr hohe Anredeformeln, um nicht massiv ins Fettnäpfchen zu treten.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Guten Abend zusammen,
    ein Beleg aus meiner Heimatsammlung, passend zum Thread: DE DEUX PONTS aus dem Jahre 1744 nach Weikersheim (bekannte und umfassende Adelskorrespondenz!). Den frühesten Stempelabdruck kann ich für 1740 belegen. 1739 hatte die Reichspost (Thurn und Taxis) vertraglich die Postbesorgung im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken übernommen. Bis zum Jahre 1798 gibt es fünf unterschiedliche Typen des Stempels DE DEUX PONTS. Trotz der französischen Ortsbezeichnung handelt es sich also um einen Reichspoststempel.
    Schönen Abend
    HOS

  • Hallo zusammen,


    da kann ich nur noch staunen, was da gezeigt wird. HOS dein Brief ist klasse!


    Heute Abend möchte ich noch einen Brief zeigen, der zwar keinen Stempel aber einen Vermerk vMünchen trägt.
    Und diesen Brief verstehe ich garnicht. Er lief von Landshut nach Landsberg mit vermerk gegen Recepisse,
    also "Einschreiben mit Rückschein". Über München lief er wohl aber wozu der Vermerk?? Rückseitig dann
    noch "München den 22 Merz 1803". Einige mögen lächeln aber das kriege ich nicht zusammen. Möglicherweise kann mir
    da mal jemand helfen.


    viele Grüße von woodcraft

  • Hallo woodcraft,


    Abgesandt: Landshut 21. oder 22. März 1803.


    Kartenschluß Landshut - München mit Ankunft dort am 23..


    München Abgang 23.3. nach Landsberg am Lech. Ankunft dort lt. Präsentationsvermerk am 24.3.. Es gab auch einen Kartenschluß via Augsburg mit evtl. anderen Taxen. Daher notierte man von München, weil er eben diesen Weg genommen hatte.


    Der Brief war nur eingeschrieben - Recepisse heißt Postschein. Von einer Retour - Recepisse ist hier nicht die Rede.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Vielen Dank für die Erklärung. Also eigentlich eine ganz normaler Brief.
    Und wieder was gelernt, das ist schön.


    viele Grüße von woodcraft

  • Hallo woodcraft,


    ein ganz normaler Brief war es nicht - damals war der Anteil der recommandirten Briefe nicht so hoch, wie man es später beobachten kann. Auch die handschriftlichen Vermerke in violetter Tinte, vorn und hinten, geben dem Brief ein sehr positives, äußeres Gepräge. Mit 2 Nota Bene - Zeichen vorne für die Einschreibung nochmals attraktiver; wenn das für dich ein ganz normaler Brief ist, hast du die Messlatte aber ganz schön hoch gelegt. ;)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Bayern klassisch,


    möglicherweise habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich find den Brief schön und ich freue mich, daß ich ihn habe.
    Ich hatte nur gedacht, daß da postalisch mehr dahintersteckt.


    Dann möchte ich noch meinen letzten Brief, der zum Thema passt, noch zeigen.


    Brief aus dem Jahre 1789 mit rotem Stempel v.Regensburg nach Schäbischhall.


    viele Grüße von woodcraft

    • Offizieller Beitrag

    Hallo woodcraft


    Dein Regensburgbrief gefällt mir sehr. Und die rote Stempel sieht man wohl seltener. :)


    Ich kann zwei Münchenbriefe zeigen die mit F 2333-2 und F 2333-3 registriert sind.


    Viele Grüsse
    Nils

  • HAllo Nils,


    freut mich, daß dir mein Beleg gefällt.
    Deine Briefe mit Münchner Stempel habe ich gerne gesehen, da ich auch Münchner Stempel sammle.


    viele Grüße von woodcraft

    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde


    Dieser Brief mit dem Vilshofen Brief ist schon mehrmals gezeigt, aber gehört definitiv auch hier zu.


    In Ortenburg geschrieben und nach Vilshofen zum Post gebracht im Jahr 1784. Von dort nach Gaugrehweiler geschickt.
    Der Empfänger hat wohl 3 Batzen bezahlt.


    Viele Grüsse
    Nils