Bayern - Lauenburg

  • Liebe Freunde,


    der nette VorphilaBayern hat mir einen Knaller anlässlich unserer JHV in Memmelsdorf zukommen lassen, wofür ich mich bei ihm an dieser Stelle nochmals herzlich bedanken möchte. :):):)


    Hier bin ich jedoch auf die Hilfe unserer kompetenten Nordlichter angewiesen, weil ein kleiner Pfalzsammler nicht alles wissen kann, was es hier zu wissen gilt.


    Die Postaufgabe erfolgte am 4.3.1846 in Neustadt an der Haardt / Pfalz. Der Absender frankierte den Brief und ließ ihn einschreiben, was denkbar ungewöhnlich ist, wenn man die Destination liest: Mölln in Lauenburg. Jedenfalls zahlte er die siegelseitig vermerkten 6x für Bayern und 30x für TT bis Hamburg (Gewicht war über 1/2 bis 1 Loth, daher 4x + 2x = 6x für Bayern und 20x + 10x = 30x für TT).


    Am 7.3. schlug er beim TT Oberpostamt Hamburgs ein. Nun kommt der etwas schwierigere Teil, denn ab jetzt fehlen Stempel.


    Wegen der Chargierung wurde NB für Nota Bene in Rötel und in blauer Tinte oben rechts das gleiche als Paraphe vermerkt. Mittig lese ich eine 4, die mit 5 1/2 übermalt wurde. Dies sollte das Restpost von Hamburg bis Mölln sein. Waren es Hamburgische Schilling Courant? Wenn ja, wie setzte sich das ganze zusammen?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Lieber bayern klassisch,


    da dein Beitrag in der Vielzahl der bayrischen Einträge "versteckt" war, habe ich ihn leider jetzt erst gesehen.


    Da der Brief nur teilfrankiert bis Hamburg war, galt es noch das Porto für die lauenburgische Reststrecke zu fordern. Dieses betrug bei Briefen bis 1 Loth auf der Strecke Hamburg-Mölln 2 lübecksche Schilling. Bei eingeschriebenen Briefen war das Porto doppelt so hoch, so dass die "4" erklärbar ist.
    Da in Lauenburg in Schilling L.M. gerechnet wurde, ergeben sich umgerechnet 5 Schilling L.M., und da Lauenburg auch gern noch einen 1/2 Schilling Bestellgeld haben wollte, sind es insgesamt "5 1/2" Schilling L.M.


    Quod erat demonstrandum ;)


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo,


    auch wenn dieser Brief nicht aus der Pfalz stammt, sondern aus Bayreuth, passt er doch ganz gut in diesen Thread, da er auch nach Mölln gelaufen ist.
    Er wurde am 25.2.1843 als Charge-Portobrief abgesandt. Da Bayreuth im Hofer Rayon lag, wurde er über Preußen nach Hamburg spediert.
    Bayern belastete den Brief mit 6 Kr. Die 4 3/4 dürfte die preußische Transittaxe sein, obwohl im PV Bayern-Preußen von 1834 hierfür 5 Sgr. vorgesehen waren.
    Die übrigen Taxen geben mir jedoch ein Rätsel auf.


    Grüsse von liball

  • Liebe Freunde,


    diese Armensache nach Lauenburg bereitet mit hinsichtlich der Taxen leichte Probleme. Am 29.12.1835 in Memmingen geschrieben gab es wohl erhebliche Probleme mit der Briefaufgabe. Erst am 7.1.1836 nahm ich dort die Post an, wohl weil die amtliche Bestätigung der Armensache durch Benennung des Beamten, Hinzufügen seiner Unterschrift (damit war er persönlich haftbar!) und Anbringung des Dienstsiegels seiner Behörde (dortiges Stadtgericht) etwas Zeit in Anspruch genommen hatte.


    Für die bayer. Strecke blieb er also ohne Portoansatz. Oben links lese ich 2 1/4, daneben "Tax" - rechts 6 1/2. Wer kann die Gebühren aufschlüsseln?


    Interessant noch der Inhalt des Briefe mit einer für Bayern extrem seltenen Destination - Unterschrift Dr. Mozart. Warum hat Wolfgang Amadé nicht so lang gelebt, um noch Jura zu studieren und in Bayern seinem Gewerbe nachzugehen?

  • Interessant noch der Inhalt des Briefe mit einer für Bayern extrem seltenen Destination - Unterschrift Dr. Mozart. Warum hat Wolfgang Amadé nicht so lang gelebt, um noch Jura zu studieren und in Bayern seinem Gewerbe nachzugehen?



    Lieber BK,


    weil der tolle brief dann unmöglich in Deiner Sammlung bleiben könnte...... 8o8o:D:P

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Lieber Bayern Social,


    stimmt - dann hätte er mindestens 5stellig gekostet und mit dem Kauf des Weihnachtsgeschenk für die Gattin wäre es dieses Jahr Essig gewesen ... :D:D

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber bayern klassisch,


    für die Richtigkeit des Versandes als Armensache zeichnete der Vorstand des Memminger Kreis- und Stadtgerichtes, Heinrich Ammerbacher.


    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Erdinger,


    toller Job - er war sogar der Direktor! Vlt. sollte ich seinen Nachfahren diesen Brief mit Unterschrift ihres Ahnen mal zeigen? Wenn ich so etwas von meiner Familie hätte, wüsste ich, was ich täte ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,


    eine komplett portofreie Dienstsache (Pol.??) aus Bayern in den hohen Norden sieht man auch nicht jeden Tag:

    Von Nürnberg ins Herzogtum Lauenburg, das 1866 zwar preußisches Postgebiet wurde, aber weiterhin nicht zum Postverein gehörte. Daher galt noch die provisorische Übereinkunft, die 1865 mit Schleswig, Holstein und Lauenburg für Preußen bzw. den Postverein abgeschlossen wurde. Vorschriften für Dienstsachen konnte ich darin nicht entdecken, aber wurden vermutlich aus den Postvereinsregeln abgeleitet. Da Bayern kein Porto wollte, nahm Lauenburg auch keines.

    Viele Grüße

    nordlicht

  • ... genau so ist es ... schönes Stück und nicht häufig! :):)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • :):thumbup: Nicht schönes Stück, sondern sehr schönes Stück und vermutlich seltener als sehr selten. Ist ein weiterer Beleg Bayern - Lauenburg dieser Art bekannt?


    viele Grüße

    Dieter

  • ... also ich kenne nur ganz wenige, aber Cameo ist hier der Chef im Ring und hat wohl fast alles, was man sich denken kann. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... das weiß nur er selbst - ich habe vlt. 2 gesehen, außer dem ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo,


    danke für eure Kommentare. Freut mich, dass der Brief euch gefällt.
    Also ich kenne keinen weiteren Brief. Nach Lauenburg ist sowieso alles ziemlich selten, aber wenn man dann auch noch nach den unterschiedlichen Postverträgen unterscheidet, wird man nicht alles dokumentieren können.
    Aber richtig: wenn einer noch solche Briefe hat, dann Cameo.


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo Nordlicht


    Herzlichen Glückwunsch zu dem seltenen Stück. Ich kenne keinen weiteren potrobefreiten Dienstbrief aus BAyern ins Herzogtum LAuenburg egal aus welcher Periode !!!


    Da mir offensichtlich alles zugetraut wird, gebe ich gerne meine aktuellen Bestand zur Kenntnis.


    Aus Preußen und Hannover gibt es in alle Herzogtümer zahlreiche Belege.


    Alle anderen Länder sind selten. Bayern liegt mir natürlich besonders am Herzen. Ich habe zwei Briefe aus Bayern ins dänische Holstein, welche in Bayern portofrei waren, in Dänemark aber taxiert wurden.

    Einmal taxiert mit 4 SK in den ersten dänischen RAyon, einmal taxiert mit 26 SK = 6 Sgr. als drittes Gewicht in den 2. dänischen RAyon. Ich habe zwei weitere Briefe aus Bayern gesehen.


    Die Oberrosine ist eine Polizeidienstsache aus Baden vom Juli 1851, die in Baden portofrei war, in Hamburg den Stempel "Aus dem Postverein" erhielt und mit 4 SchCrt = 3 Sgr. belegt nach Tönning ins dänische Herzogtum Schleswig lief.

  • Hallo Cameo,

    danke!
    Die Dienstsache aus Baden mit dem Stempel "Aus dem Post-Verein" halte ich auch für eine Oberrosine. Briefe mit diesem Stempel, die tatsächlich aus dem Postverein kommen (und nicht im Transit), sind Raritäten. Und den Juli 1851 halte ich für den ersten Verwendungsmonat des Stempels, obwohl in der Literatur teilweise sogar 1850 als Einführungsjahr zu lesen ist. Aber das ist ein anderes Thema ...

    Viele Grüße
    nordlicht