Bayern - Baden Vormarkenzeit 1843 bis 1851

  • Liebe Sammlerfreunde,


    folgenden Brief möchte ich zeigen:
    Barfrankierter Einschreibebrief von Remlingen (Bayern) in das 2 Meilen entfernte
    Wertheim (Baden) über Rossbrunn vom 10. Dezember 1850. Bayern trat am 1.7.
    1850 in den DÖPV ein, Baden erst am 1. Mai 1851. Es wurde somit nach dem Post-
    vertrag zwischen Bayern und Baden zum 1. August 1843 verfahren. Bei einer Ent-
    fernung bis einschließlich 6 Meilen waren 4 Kreuzer Gemeinschaftsgebühr zu zahlen.
    Dazu kamen noch 6 Kreuzer für Einschreiben hinzu. (ab 1.7.1850 erhöhte sich diese
    Gebühr von 4 - auf 6 Kreuzer, die auf dem Postschein verrechnet wurde). Der Franko-
    betrag wurde auf der Siegelseite nicht vermerkt. Oben links steht "ausgelegt 4 Kr."
    Der Postexpeditor hat wahrscheinlich die 4 Kreuzer ausgelegt.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,


    noch einen Brief möchte ich zeigen:
    Unfrankierter Brief aus Aschaffenburg (Bayern) nach Freudenberg
    (Baden) vom 19. April 1851. Das Großherzogtum Baden trat erst
    am 1. Mai 1851 dem DÖPV bei, somit wurde nach dem Postvertrag
    "Bayern - Baden" zum 1. August 1843 verfahren. Aschaffenburg und
    Freudenberg lagen 4 Meilen auseinander. Bei einer Entfernung bis
    einschließlich 6 Meilen war eine Gesamttaxe (Porto oder Franko)
    von 4 Kreuzer festgelegt. In Freudenberg verlangte der Bote dazu
    noch 1 Kreuzer Zustellgebühr (Bestellgeld) und vermerkte dies links
    unten.


    Beste Grüße,
    VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,


    der Brief #1 ist ganz außergewöhnlich und lässt Spekulationen zu. So einen habe ich zwischen diesen beiden Postgebieten nocht nicht gesehen. Chapeau!


    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bayern klassisch,


    dieser Brief passt gut zu deinem Artikel im letzten ARGE-Rundbrief. Es ist ein Portobrief der am 26.7.1843 in Augsburg geschrieben wurde und am 31.7.1843 in Lindau zur Post gegeben wurde. Die Taxierung entspricht bereits dem neuen Postvertrag, der am 1.8.1843 in Kraft trat. Ich vermute, dass dieser Brief im ersten Paketschluss nach dem neuen Postvertrag spediert wurde.


    Die Entfernung von Lindau nach Stockach lag im 2. Rayon und kostete insgesamt 8 Kr. (Bayern und Baden je 4 Kr.).


    Grüsse von liball

  • Hallo liball,


    ein toller Brief in jeder Beziehung - aber ich glaube nicht, dass er nach dem neuen Vertrag vom 1.8.1843 behandelt wurde. Der neue Vertrag sah ja eine Gemeinschaftstaxe vor - daher hätte der Lindauer eine 8 notieren müssen, was er nicht tat. Da Bayern 4x und Baden 4x bekamen, kam es letztendlich auf das selbe heraus, aber ich glaube doch, dass es eher ein "Letzttagsbrief" ist.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bayern klassisch,


    da kannst du recht haben. Ich dachte zunächst vielleicht ist der Lindauer mit den neuen Gegebenheiten noch nicht richtig vertraut. Was mich zuden etwas stutzig machte, waren die 4 Kr. für Bayern. Denn von Lindau hätten 3 Kr. genügt. Nachdem Bayern jedoch für den geschlossenen Transit durch Württemberg nach dem Vertrag von 1809 pro 1 Loth 2 Kr. Transitporto erstatten musste, dürfte auf das "normale" Porto 1 Kr. dazu geschlagen worden sein. Nachdem der badische Anteil mit 4 Kr. passt, neige ich nun auch zum "Letzttagsbrief".


    Vielen Dank für deine Anmerkungen.


    Grüsse von liball

  • Hallo liball,


    ich kenne nur einen bayerischen Brief mit vorauseilendem Gehorsam gewissermassen, von Ansbach nach Brüssel in der frühen Markenzeit, den ich Sammlerfreund E. Krappmann weiter gegeben habe.


    Aber ein 100%iger Letzttagsbrief hat doch aus was. :P


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu zwei Briefe von Mannheim nach Kaufbeuren nach dem Postvertrag von 1843:
    Frankobrief (12 Kr. Siegelseitig vermerkt mit "Anhängend Muster ohne Wert" vom
    19. Februar 1848 mit siegelseitigen Durchgangsstempel von Lindau (21. Februar)
    und Ankunftsstempel von Kaufbeuren vom 22. Februar 1848.
    Unfrankierter Brief (Portoangabe Adreßseite 12 Kreuzer) vom 11. August 1850 mit
    siegelseitigen Badischen Coursstempel vom 11. August -, Durchgangsstempel von
    Lindau vom 13. August - und Ankunftsstempel von Kaubeuren vom 14. August 1850.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,


    tolle Strecke - Musterbriefe sind handverlesen und der sieht sehr gut aus! :P:P


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    auch wenn das Gebiet Bayern - Baden zu meinen Leib- und Magengebieten gehört, kann ich nicht jeden simplen Brief erklären.


    Dieser hier aus München vom 23.4.1844 kostete bis 1/2 Loth 12 Kreuzer Gemeinschaftgebühr, die halbscheidig zu teilen waren. Die 4 Kreuzer für die Recommandation kamen nur für den Absender dazu. Gerichtet war er "An Die Freih(errlich) von Gemmingen Guttenbergische Particular Fides-Commissions - Verwaltung zu Sinsheim im Großherzogtum Baden - frei gegen Schein".


    Es fällt schwer zu glauben, dass eine Verwaltung in Baden, die einem Bayern gehörte, dazu angetan war, portofreie Briefe nach dahin abzulassen. Auch sehen wir 12 Kreuzer siegelseitig als frankiert an, doch wurden diese wieder gestrichen, von wem auch immer. Demnach dürfte unser Absender (wer ist nicht erkennbar, da Kuvert ohne Inhalt und Siegel nicht für mich interpretierbar) nichts bezahlt haben. Unter der Reco - Nr. 611 wurde er zugestellt.

  • Liebe Sammlerfreunde,


    im Postvertrag "Bayern - Baden" vom 9. Juli 1843, der vom 1. August 1843 bis 30. April 1851 galt, wurde u.a. in Absatz 3 folgendes festgelegt: "Hievon abweichend sind jedoch für den Korrespondenz-Verkehr der gegenseitigen unmittelbaren Auswechsungspunkte unter sich theils die bisher bestandenen moderirten Lokal-Portotaxen beibehalten, theils neu festgesetzt worden, und zwar für die Korrespondenz ..... c) zwischen Oggersheim und Mannheim auf 2 Kreuzer". Hierzu kann ich folgende Briefhülle (ohne Datum) zeigen: Portobrief von Oggersheim nach Mannheim mit 2 Kreuzer Porto. Die Briefhülle zeigt auch die Gegenrichtung. Hierzu ein Frankobrief von Mannheim nach Oggersheim mit 3 Kreuzer Franko. Warum es hier 3 Kreuzer sind, kann ich nicht sagen.



    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,


    ein schönes und seltenes Stück - habe seit einiger Zeit keine mehr gesehen mit dieser Spezialität.


    War solch ein Brief schwerer, wurde er mit 1,5 multipliziert und dann wurden aus 2 Kr. einfach 3 Kr. im 2. Gewicht.


    Hätte man den Brief am 1.8.1843 versandt, wären porto wie franko 4 Kr. fällig geworden. Da hat man noch mal schnell Geld gespart! ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    aus dem reichhaltigen Angebot unseres geschätzten Händlers Georg Kemser konnte ich mir diesen hier nicht entgehen lassen:


    Portobrief aus Memmingen vom 8.3.1848 bis 1/2 Loth = einfach nach dem Vertrag Baden - Bayern vom 1.8.1843 über 15 Meilen nach Simonswald bei Waldkirch für 12 Kreuzer, wobei noch 2 weitere Kreuzer badische Landbestellgeld hinzu kam, so dass man dort am ?? (Ankunftsstempel mangelt) 14 Kreuzer für den Posttransport zahlen musste.


    Doch die Besonderheit liegt im Inhalt, den es Gott-sei-Dank heute noch gibt, denn es ist ein Wechsel, der in Nördlingen (Bayern) am 8.1.1848 über 117 Gulden und 45 Kreuzer im 24 Gulden - Fuß (rheinische Währung also) wie folgt ausgefertigt worden war:


    "Zwey Monath nach heute zahlen Sie gegen diesen Prima Wechsel an die Ordre des Herrn Conrad Keim die Summe von Gulden Einhundert Siebenzehen & fünf & vierzig Kreuzer f24 Fuß den Werth in Rechnung und stellen ihna uf Rechnung laut Bericht von Herr Andreas Baumer in Simonswald bey Freiburg i(m) B(reisgau).

    Sigmund Konrad Moll & Compagnie - Stempel Conrad Keim Memmingen".


    Rückseitig sieht man noch "pr. nequirt Memmingen dem 8. Mertz 1848 Conrad Keim" manuell nachgetragen.


    Briefe mit noch inliegenden Wechseln sieht man nicht allzu oft und dieser hier wurde nicht einmal recommandirt am 8.3.1848 gewissermaßen als Quittung verschickt genau innerhalb der vermerkten 2 Monate von seiner Ausstellung.


    Da bin ich froh, dass ich Teile meiner Sammlungen auf A3 umstelle, denn sonst wäre er nicht sinnvoll zu präsentieren und so etwas Schönes und Seltenes sollte man doch gut präsentieren können ... :)

  • Lieber Ralph,


    gratuliere zu dem tollen Beleg.


    Aber was heißt „pr. nequirt“?

    Nur so ins Blaue gesprochen: könnte es auch „quitiert“ heißen?


    Beste Grüße

    Will

  • Lieber Will,


    danke - habe keine Ahnung, was das heißen soll, bin wohl zu jung dafür zu wissen, wie man das damals quittiert hat.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    im Brief lese ich „....folgt hirmit der aequitirte Wechsel ...“.


    Das Internet gibt mir für „aequitas“ (Latein) die Bedeutung „Rechtsgleichheit, Gleichheit vor dem Gesetz“.

    Im Zusammenhang mit einem Wechsel könnte es rechtsgültig bedeuten.


    Könnte das „n“ in dem rückseitigen Vermerk ein „a“ sein? Dann heißt es vielleicht auch wieder „aequitiert„.


    Beste Grüße

    Will

  • Lieber Ralph, lieber Will,


    aequitas heißt nicht nur Rechtsgleichheit, sondern Gleichheit allgemein, weswegen der Äquator auch Äquator heißt, weil er die Erde in zwei gleiche Teile teilt. Hier könnte es, wenn es "aequitiert" heißt, ganz einfach heißen, dass der Wechsel ausgeglichen, also eingelöst, wurde.


    Das sagt allerdings einer, der zwar von Latein, von den Gepflogenheiten des Geldgeschäftes, zumal des damaligen, aber keine Ahnung hat. Aber vielleicht hilft's was.


    Viele Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freunde,


    vielen Dank - so wird es heißen. Mein Scanner war nach der Mammutaufgabe von einem A3 - Scan leider aus seinem Ruhemodus nicht mehr wegzubewegen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammlerfreunde,


    folgenden Brief möchte ich zeigen:

    Portobrief per Einschreiben von Aschaffenburg (Bayern) ins nahe Wertheim (Baden) vom 10. August 1843. Es wurde aber nicht nach dem Postvertrag zwischen Bayern und Baden zum 1. August 1843 verfahren. Bei einer Entfernung bis einschließlich 6 Meilen waren 4 Kreuzer Gemeinschaftsgebühr zu zahlen.

    Es wurden zwar 4 Kreuzer Porto angeschrieben. In Wertheim wurde aber so taxiert (weitere 2 Kreuzer), als wäre der Brief vor dem 1. August 1843. So mußte der Empfänger 6 Kreuzer Porto bezahlen. Der Absender bezahlte bei der Briefaufgabe 4 Kreuzer Charge Gebühr, die auf dem Postschein verrechnet wurde.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,


    ein sehr schöner Brief, aber wäre es nicht möglich, dass er über 1/2 bis 1 Loth wog und daher 1,5fach war? Dann wäre die Taxe von 4x auf 6x zu berichtigen gewesen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.