Das hannoversche Postamt in Bremen

    • Offizieller Beitrag

    In Bremen gab es bis 1866 auch ein Königlich Hannoversches Oberpostamt.
    Die Postkurse nach Hannover und Braunschweig wurden von hier besorgt.



    1865 von Bremen nach Osnabrück.
    Seit Oktober 1858 galt der Tarif von 1 Gr. für Briefe aller Gewichts- und Entfernungsstufen innerhalb des hannoverschen Postgebiets.
    Für Postvereinsbriefe wären 2 Sgr. angefallen (Entfernung Bremen - Osnabrück > 10 Meilen).
    Entwertung mit einem K1, Verwendungszeit 1863-67


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,


    ... und mich würde interessieren, wie selten - im Verhältnis zur "normalen" Post aus Hannover - Briefe von diesem Postamt sind.


    Immerhin war das Königreich Hannover "unser" Bündnispartner...

    Beste Grüsse vom
    µkern

    Einmal editiert, zuletzt von mikrokern ()

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    schön, dass das Thema Echo findet.
    Allerdings: Ich bin nicht der Bremen-Spezialist. Ich habe lediglich ein paar Briefe und einige Wissens-Fragmente ... ;)
    Mal der Versuch, von unterwegs (ohne Literatur etc.) zu antworten:


    nils
    Ob das hannoversche Postamt "geschlossen" wurde, weiß ich nicht. Die Aufgaben wurden jedenfalls übernommen - meines Wissens zeitgleich mit Übernahme der hannoverschen Post im Stammland - und z.B. die Stempel weiterverwendet.


    mikrokern
    Meinst Du das zahlenmässige Verhältnis hannoverscher Briefe insgesamt zu denen vom hannoverschen Postamt in Bremen ?
    Ehrlich gesagt: keine Ahnung, aber selten sind die Briefe aus Bremen nicht.


    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    und z.B. die Stempel weiterverwendet.

    Hallo Michael


    Danke für die Antwort.
    Wenn ein Stempel weiter verwendet war, kann man wohl auch davon herausgehen dass alles weiter getrieben war am Postamt. Und nicht dass der Stempel anderswo geschickt war. solche Veränderungen finde ich immer interessant. :)


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Michael,


    ja, da fehlte das "selten" in meinem letzten post, habs eingefügt.


    Also nicht so selten (hab aber trotzdem keinen)...


    Vielen Dank!!

    Beste Grüsse vom
    µkern

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    auch in der Bremer Exklave Vegesack gab es neben dem Büro der Stadtpost ebenso eins der hannoverschen Post:



    1 Groschen-GSU von Vegesack ins hannoversche Brome (rs. blauer K2 als Ankunftsstpl.), Entfernung ca. 25 Meilen.
    Es galt der hannoversche Inlandstarif.


    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    hier habe ich einen Beleg ähnlich dem von preussensammler in #9 gezeigten. Dieser ist dank des Inhalts auf den 13.8.1864 datierbar.

    Preußen hatte ein Postamt in Bremen, aber nicht am Bahnhof. Die Bahnstrecke Bremen-Wunstorf (mit dortiger Anbindung nach Hannover) gehörte zur Hannöverschen Staatseisenbahn und wurde 1847 eröffnet. Daher darf man davon ausgehen, dass der hier verwendete Bahnhofsstempel der hannoverschen Post zuzuordnen ist. Im Knauer/Salm ist er das auch, Münzberg führt ihn mit einer Verwendungszeit 1861-67 unter den preußischen Stempeln von Bremen. Meiner Meinung nach ein Irrtum, als preußisch ist er höchstens nach Übernahme der hannoverschen Post als Nachverwendung einzustufen. In der NDP-Zeit taucht dieser Stempel dann nicht mehr auf.

    Im von Lenthe finden sich noch interessante Ausführungen zu diesem Stempel. Demzufolge hatte nur die Hannoversche Post am Bahnhof einen Briefkasten aufgestellt, der ausschließlich der Aufnahme von Post in das Königreich Hannover dienen sollte und ab 1861 auch für Briefe nach Holland und England, die mit der hannöverschen Bahn weitergeleitet wurden. Der Briefkasten wurde vom hannoverschen Postamt geleert und die Briefe dann von dem hannoverschen Postamt in Bremen bearbeitet und gestempelt. Dabei verzichtete man mit Verwendung dieses Stempels interessanterweise auf ein Aufgabedatum.

    Somit handelt es sich hier um einen Postwechselbrief, wie man sie aus Hamburg kennt.
    Im Gebiet der Bremer Stadtpost wurde beim hannoverschen Postamt ein mit preußischen Briefmarken frankierter Brief aufgegeben.



    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,


    danke für die kleine Lehrstunde - Postwechselbriefe aus Hamburg kenne und hatte ich, aber so einen kannte ich bisher noch nicht. Wieder etwas dazu gelernt ... wenn der nur nach Bayern gelaufen wäre ... :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,


    nach Bayern müsste der Brief dann T&T-Marken haben, mag es ja auch geben. ;)

    Bezüglich der Beschreibung über die Briefbehandlung von Lenthe bin ich etwas skeptisch: Man schickt einen Boten zum Bahnhof, um den Briefkasten zu leeren. Die Briefe werden zum hannoverschen Postamt gebracht, dort gestempelt, um anschließend wieder zum Bahnhof zum Zug gebracht zu werden ,,,


    Nun ist das Buch ja schon einige Jahre alt, vielleicht wissen Hannover-Kenner mittlerweile mehr?


    Gruß

    Michael

  • Hallo Michael,


    der "von Lenthe" drückt sich hier leider etwas mißverständlich aus (oder vielleicht wusste er es auch nicht besser):


    Der Satz "Alle diese dem Bahnhofsbriefkasten entnommenen Briefe stempelte das Hannoversche Postamt in Bremen, ... " ist wie folgt zu interpretieren: Hier ist nicht "im Hannoverschen Postamt" sonder "vom Hannoverschen Postamt" (bzw. genau genommen natürlich durch Bedienstete des hannerverschen Postamt) gemeint.


    Was wir heute wissen:

    - Es gab diverse Bestrebungen im (hannoverschen) Bahnhof in Bremen ein Postannahmebüro einzurichten. Dies wurde aber (aufgrund von wirtschaftlichen Erwägungen) von der hannoverschen Post abgelehnt (weitere Details hierzu findet man bei Piefke).

    - Stattdesssen wurde ein hannoverscher Briefkasten aufgestellt

    - Es gab ein Bearbeitungszimmer, wo die entnommenen Briefe durch einen hannoverschen Postbediensteten bearbeitet wurden - dort erhielten sie u.a. den Stempel "Bremen Bahnhof"

    - Dieses Bearbeitungszimmer wurde nur während/nach der Briefkastenleerung genutzt. Man konnte dort keine Briefe aufgeben oder andere postalische Dienste in Anspruch nehmen


    Gruß,

    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Björn,


    danke für die Klarstellung. So ist der Ablauf auch viel plausibler.

    Eine Frage noch zu den Vorschriften bei der hannoverschen Post: Auf dem Brief ist kein postalisches Aufgabedatum ersichtlich. Hätte ein solches nicht mittels Kursstempel o.ä. vorhanden sein müssen?


    Gruß

    Michael

  • Hallo Michael,


    die meisten mit der Bahn beförderten Briefe haben keinen Kurs-Stempel erhalten. Ein Bahnpost-Strecken-Stempel wurde nur bei Bearbeitung im Bahnpostwagen (= ambulantes Eisenbahn-Post-Büreau) angebracht.


    In diesem speziellen Fall ist die Antwort aber noch einfacher - es gab zur Hannoverzeit kein Bahnpost-Strecken(oder Kurs-)Stempel auf der Strecke zwischen Bremen und Hannover.


    Auf dieser Strecke (die 1847 eingeweiht wurde) wurde schon von Anfang an Post befördert. Je nach Zug in einem "Eisenbahnpostwagen", in einem besonderen Post-Coupé in einem der Personenwagen oder durch Postconducteur im Packwagen des Zuges. Ein ambulantes Eisenbahn-Post-Büreau mit Umarbeitung und Stempel gab es aber nicht!


    Warum der Stempel "Bremen Bahnhof" kein Datum führte - darüber können wir nur spekulieren (zumindest ich kenne keine Erklärung) - ist aber in Hannover kein Einzelfall (vgl. "Hannover Bahnhof" oder "Wunstorf Bahnhof").


    Gruß,

    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Björn,


    das ist dann ein interessanter Unterschied zur Vorgehensweise bei der preussischen Post. Hier war die Angabe eines Aufgabedatums vorgeschrieben.

    Danke für die Erläuterung.


    Gruß

    Michael

  • Hallo zusammen,


    zur kommenden Köhler-Auktion ist ein Sonderkatalog zum Hannoverschen Postamt in Bremen erschienen.

    Darin findet sich der folgende Passus:


    "Eine Besonderheit dieser Posteinrichtung ist, dass Franco-Marken fremder, nicht in Bremen vertretener Postverwaltungen anerkannt wurden, wenn die Briefe mit Franco-Marken des Ziellandes frankiert waren entsprechend dem §27 des revidierten Postvereins-Vertrages von 1860. So liegt dieser Bahnhofs-Stempel völlig legal auf Marken sieben verschiedener Postverwaltungen vor."


    Dazu passend sind Briefe nach Braunschweig und Leipzig, frankiert mit braunschweigischen bzw. sächsischen Marken, angeboten, beide ohne Nachtaxe. Mit sächsischer Frankatur kenne ich weitere derartige Belege.


    Die zitierte Regelung des Postvereinsvertrages ist aber insofern nicht einschlägig, als die Frankatur mit Marken des Bestimmungslandes zwar anzurechnen war, aber nicht auf die Franco- sondern auf die Portotaxe, die pro Loth um 1 Sgr. höher war. Da die vollständige Taxe der Postverwaltung der Aufgabepostanstalt, in diesem Falle also der hannöverschen bzw. später der preußischen Post zustand, wäre also nicht nur auf den Portozuschlag, sondern auf die vollständige Gesamttaxe verzichtet worden. Das erscheint nicht plausibel.


    Kennt jemand die entsprechende Regelung im Original?


    Beste Grüße


    Altsax