Forwarder in der BOC-OBC Zeit

    • Offizieller Beitrag

    Sicherlich ist es interessant und wünschenswert, wenn man die Kosten einer "nicht Umgehung" darstellen kann. Aber wie Nils schon sagt, ist dies nicht immer so einfach.
    Zumal dann, wenn der entsprechende Brief mehrere Postgebiete tangiert.

    Hallo Kreuzerjäger

    In diesem Fall sollte es relativ einfach sein herauszufinden wie viel zB Taxis verloren hatte falls der Brief in Lübeck abgegeben war. Der Brief kostete 15 Schillinge (Hamb.) bis Grenze Österreich und davon musste Taxis 12 Kreuzer Rh an Bayern vergüten. Es ist nach die Vertrag T&T-Österreich 1829.

    Wenn man aber den ganzen Kostenspiel ausrechnen will muss man die bayerische, hannoversche, österreichische und so weiter Verluste ins Bild bringen. Dazu gabe es eine Möglichkeit der Brief nach Hamburg zu bringen und der Brief mit Preussischen Post zu schicken. Dieser Verfahren ist auch nicht so selten (habe noch kein solcher Brief). Und viele Firmen hatte auch andere/mehrere Beziehungen so dass man wenn man die kennen auch ins Licht bringen muss.

    Diese Verhalte kann man lange studieren, und es macht auch Spass hinein zu tauchen weil es hier viele unbeantwortete Fragen gibt, wie du richtig schreibst.

    Ein Stipulierte Verlustübersicht habe ich nicht vorhanden, aber diese gab es sicher mehrere (sollte man glauben)

    Viele Grüsse
    Nils

  • Liebe Freunde,

    das passende Pendant zu @Kreuzerjägers Brief wäre ein einfacher Brief aus Lübeck nach Österreich - es muss nicht der selbe Zielort sein, wäre aber wünschenswert. Diese Briefe gibt es, aber nicht an jeder Ecke. Aber wenn man "Lübeck" in die Suche bei eBay, Delcampe oder Philasearch eingibt, ergibt sich vlt. mal ein Treffer. Wenn es dann noch die selbe Vertragsperiode ist, dann darf man den Brief gerne kaufen. :)

    Aufstellungen über Unterschleife kenne ich nicht - sie wären auch fiktiv, weil sie ja nur die entdeckten Unterschleife aufzeigen könnte und nicht die gelungenen, von denen die Postverwaltung(en) keine Kenntnis erlangten.

    Ab er Postvereinszeit ängstigte die Eisenbahn, wie ich es oben schon geschrieben habe. "Man" waren all die, welche auf die Ökonomie ihrer Postverwaltungen bedacht waren, aber auch Private, die etwas oberlehrerhaft in den damaligen Gazetten und Periodika schrieben. Da der Postverein ein 17jähriges, permanentes Erfolgserlebnis für alle Beteiligten war, waren diese Ängste aber bald verflogen und die stets zunehmenden Mengen an Poststücken kompensierten die zu vermutenden Unterschleife wohl über.

    Während und kurz nach der napoleonischen Zeit waren die Unterschleife sicher am gebräuchlichsten, obwohl es damals noch nicht die großen Möglichkeiten der Eisenbahn gab. Damals, da gebe ich Nils Recht, war der Standard die Versendung über Forwarder bzw. die Einlage in andere Briefe und Postsendungen, welche eigentlich hätten getrennt aufgegeben werden sollen. Es gibt mehrere Postverträge, die teils expressis verbis günstige Konditionen anboten, um eben genau diesen Postbetrügereien Einhalt zu bieten. Es hat mal mehr, mal weniger genutzt. Die Akzeptanz hing von vielen Dingen ab - war das Vertragswerk zu "theoretisch", war der Unterschleif nur die logische Folge. War es "realistisch" formuliert und gehandhabt worden, dann ging dieser zurück.

    Es war also immer Aktion - Reaktion, die Unterschleife kausalierte, oder totlaufen ließ. Alle diese Briefe spiegeln die Verfassung vieler Komponenten wieder und sind daher nicht immer leicht in ihren historischen Kontext einzubinden.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Planke,

    auch Aschaffenburg war in einem Rayon Bayerns gelegen, für das ein Zuschlag von 5x rheinisch vorgesehen war. Also hier 15x Gemeinschaftsporto für Österreich und Bayern und 5x rheinisch für Bayern als Zuschlag für den entfernten Rayon = 20x wie notiert.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo! Bk. Ich habe geglaubt das 2o Kreuzer in Auslagegenommen Österreich zustand wie bei den meisten
    Auslagebriefen bei denen das Porto bis zum Ort wo der Auslagestempel abgeschlagen wurde,
    eingetragen wurde und daneben dann das Porto bis zum Empfänger dazu und addiert und als End - Porto
    notiert. Wie mann immer wieder dazulernt. Danke Bk und an Alle liebe Grüße Planke.

    Oh!!! wie Interessant ist doch die Postgeschichte!

  • Hallo,

    dieser Brief wurde am 7.10.1847 in München geschrieben. Er wurde jedoch erst in Bregenz zur Post gegeben.
    Wäre der Brief in München franko aufgegeben worden, hätte der Absender 15 Kr. rhein. bezahlen müssen. Wäre er als Portobrief aufgegeben worden, hätte der Empfänger 12 Kr. C.M. entrichten müssen. So aber wurden in Feldkirch lediglich 6 Kr. C.M. fällig (Stufe 1, Tarif 1843). In Bregenz wurde der fco-Vermerk noch mit Bregenz ergänzt.
    Auf der Rückseite befindet sich jedoch ein Vermerk, den ich nicht deuten kann. Ich weiß nicht einmal wo oben oder unten ist und habe ihn deshalb von unten und oben eingescannt. Wer kann etwas zu diesem Vermerk sagen?

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    von Amts wegen gehörte der eigentlich in meine Sammlung ...

    Der untere Scan ist richtig: Eingesch(lossen) hieß das mal und bedeutete, dass mehrere Briefe unter Kuvert nach Bregenz gelangten, von wo aus man sie distribuierte ("Einschluß"). Sehr seltenes Stück und so habe ich das in der Vormarkenzeit zwischen Bayern und Österreich noch nie gesehen. Glückwunsch zu dieser Rosine! :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Sollte ich den mal abgeben, werde ich an dich denken.

    Gebe Gott, dass dein Gedächtnis besser funktioniert, als meines ... :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Ich zeige hier einen Brief aus dieser Periode. Lief von Lindau nach Dornbirn in 1846. Hier ist der Brief in Bregenz frankiert geworden was man bei Vermittlungsbriefe aus diesen Gegend seltener sieht als Portobriefe (nach meine Erfahrung).
    Der Absender in Bregenz hat 6 Kreuzer bezahlt.

    Wenn man den Inhalt sieht kann man wohl denken dass diesen Brief nicht den einzigen ist der man hier abgeschickt hat.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Brief aus Sonneberg, damals von der Thurn und Taxis - Post versorgt, der am 1.3.1848 geschrieben wurde, aber erst 9 Tage später (!!) in Nürnberg als Frankobrief nach Gröden in Tirol (Österreich) mit dem Vermerk "per Augsburg" postalisch aufgegeben wurde.

    Von Sonneberg nach Nürnberg sind es ca. 100 km, so dass dies kein Sonntagsspaziergang gewesen sein wird. Aber es gab schon eine Bahn von Plauen im Vogtlande via Hof nach Nürnberg. Ob man die benutzt hat, um ihn nach Nürnberg zu schleppen?

    Jedenfalls zahlte man dort 20 Kreuzer, die siegelseitig zu sehen sind, wo auch Klausen, welches für Gröden zuständig war, sich am 13.3. verewigte.

    Den schäbigen Abschlag des Nürnberger B.O.C. - Stempels bitte ich vielmals zu entschuldigen.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Torsten,

    das ist ein Gradationsstempel, also ein Gebührenstempel, der auf Papier angebracht worden war, das man für diese Nominale kaufen musste, um etwas dienstliches bescheinigt zu bekommen. Später gab es dafür Gebührenmarken.

    Zahlen musste das logischerweise immer der, der etwas von einer Behörde wollte, also hier nicht der Österreicher.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    dieses unscheinbare Briefchen, aufgegeben in Lindau am 22.8.1843, wird erst auf den 2. Blick interessant.

    Geschrieben wurde der Brief am 20.8.1843 in Heilbronn. In Lindau zur Post gegeben wurde er 2 Tage später vom Forwarder G.L. Ruepprecht als Frankobrief. Da Dornbirn von Lindau aus in der 1. Entfernungszone bis 10 Meilen lag, wäre für den einfachen Brief ein Franko von 7 Kr. fällig gewesen. Tatsächlich wurden von der Post in Lindau jedoch 15 Kr. kassiert. Dies wäre das Franko in der 2. Entfernungsstufe gewesen.

    Dies bedeutet, dass der Absender nichts gespart hat. Hätte er den Brief in Heilbronn aufgegeben, wäre das Franko auch bei 15 Kr. gelegen, da Taxis für Württemberg 1843 mit Österreich einen ähnlichen Vertrag wie Bayern mit Österreich abgeschlossen hatte.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    für einen normalen Brief sind 3 Siegel ungewöhnlich, zumal nicht recommandirt. Wie wären denn die weiteren Gewichtsprogressionen gewesen? Ich kann es nicht sicher lesen, aber dem Brief war noch noch etwas beigefügt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    die 3. Gewichtsstufe von 1 bis 1 1/2 Loth hätte 15 Kr. gekostet.

    Du hast recht, da muss etwas beigelegen haben. Da es wahrscheinlich täglich Briefe von Lindau nach Dornbirn gab, wäre eine Überfrankatur sehr ungewöhnlich.

    Leider kann ich auch nicht alles lesen, nur

    Wir bitten Sie, den für ......... gefälligst abgeben zu lassen und ihn ...................... zu entschuldigen.

    Grüße

    Karl

  • Hallo Karl,

    Wir bitten Sie, die für Cagen gefälligst abgeben zu lassen und die Ihnen dadurch verursachten Weg zu entschuldigen.

    Es scheint also, dass auch etwas für eine Firma Cagen, wenn ich das richtig lese, beigeschlossen war, was das erhöhte Gewicht erklärlich macht.

    1. Briefeschmuggel von Württemberg nach Bayern,

    2. Einschluß oder Einschlüsse für Fremdfirmen, die sicher auch separat gesiegelt waren.

    Glückwunsch zu dieser Pretiose. :):)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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