Kaiserliche Reichspost im Herzogtum Bayern

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde


    Brauchen die bayerisch Reichspostbriefe ein eigenen Thread? Ja, ich weiss nicht - mal sehen was es hier kommt.


    Ich fange mit diesem Brief an der aus Reichsherrschaft Ortenburg stammt. Ortenburg war noch nicht unter der bayerischen König, aber der Brief musste zum Post in Vilshofen gebracht werden. Hier hat der Brief der seltenen Stempel v. Vilshofen bekommen werlcher ich noch nur auf diesen Brief gesehen habe. Aber sicher versteckt es sich noch andere Briefe in anderen Sammlungen.


    Von Vilshofen hat Taxis der Brief über Creuznach nach Greviller (Gaugrehweiler). Und wie man sieht hat der Brief keine politische Grenzen gekannt. Der Empfänger musste wohl hier 3 Batzen bezahlen, weil 3 Kreuzer Rh kommt mich etwas wenig vor.


    Und Oliver, wie du siehst habe ich nicht nur schöne Briefe ;)


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    damit dein Brief nicht so alleine da steht, zeige ich einen Brief aus Lindau vom 11.6.1805.


    1778 schloss Zürich mit dem kaiserlichen Postkommissar in Augsburg ein Zusatztraktat ab, das die Leitung über Waldshut vorsah. Bereits wenige Jahre scheint sich Schaffhausen wieder vermehrt durchgesetzt haben, da ab 1781 nur noch eine wöchentliche Postauswechslung mit Waldshut stattfand.


    Zwischen 1803 und 1805 sind jedoch wieder des öfteren Postauswechslungen mit der Schweiz anzutreffen, wobei die Transitkorrespondenz in Waldshut ausschließlich auf der Rückseite mit dem Rayonstempel gestempelt wurde. Dieser Portobrief kostete von Lindau bis Zürich 6 Kr., von Zürich bis Payerne 8 Kr und von Payerne bis Lausanne 2 Kr. Dies ergab das Gesamtporto von 16 Kr.


    Grüsse von liball

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liball


    Ein interessanter Brief, und besten dank fürs Zeigen.


    Dein Brief macht mich Gedanken über die Taxische Zeit, oder eher den Übergang von Kaiserlichen Reichspost bis Taxischen Lehenspost. Lindau war hier unter Österreich rein politisch, und somit war es klar der Reichspost. Waldshut war unter Modena und dann auch der Reichspost.


    Ich habe auch Schaffhausen als Taxisland gedacht, aber das war vielleicht später? Eine Leitung wie hier über Waldshut scheint für mich einen Umweg. War es so wegen die Fussacher Boten?



    Mein Wissen hier ist sehr gering leider.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Sammlerfreunde,


    die Bezeichnung "Bayerische Reichspostbriefe" irritiert mich etwas. Die Reichspost hatte nichts mit Bayern zu tun, weshalb ein Brief aus Bayern zwar ein mit der Kaiserlichen Reichspost beförderter Brief sein konnte, deswegen aber der Begriff "Bayerische Reichspost" noch lange nicht zutrifft.


    Ich möchte euch aber einen sehr frühen mit der Kaiserlichen Reichspost beförderten Brief zeigen, der zwar aus heutiger Sicht unter Bayern einzuordnen wäre, damals das Bayernland jedoch überhaupt nicht zu Gesicht bekam.


    Schweinfurt - Rüdenhausen von 1729. Absender die Reichsritterschaft Rhön und Werra mit Sitz in Schweinfurt. 13zeilige Ergebenheitsadresse und Franco-Vermerk links unten "Franco Würtzburg Kitzingen". Rückseits "8" für das entrichtete Franco angeschrieben.


    Wer es denn schafft kann sich die wirklich einmalige Adresse zu Gemüte führen.


    Gruß
    bayernjäger

    • Offizieller Beitrag

    die Bezeichnung "Bayerische Reichspostbriefe" irritiert mich etwas.

    Hallo bayernjäger


    Der Überschrift ist so gewählt weil ich eben Briefe aus Bayern die mit Kaiserlichen Reichspost getragen war, nach vorne Briengen wollte.
    Was ich nicht deutlich geschrieben habe, ist dass ich der damaligen Bayern gemeint habe, und nicht Orte die Heute zu Bayern gehört.


    Meine Hoffnung war wie man damals in damaligen Bayern postalisch gedeckt waren. Dann spielt es auch keine Rolle ob die gezeigte Briefe nicht immer aus damaligen Bayern geschickt waren, weil es eben Grenzfälle gab, wie mein oben gezeigte Brief.


    Der Post war von Thurn & Taxis getrieben und administriert, und der Herzog in Bayern hatte wenig einfluss. Kein Zweifel. Aber wie war der Post damals in Bayern?


    Ich weiss wenig davon. Und finde es auch schwierig Briefe aus Herzogtum Bayern zu finden, ausser München. Warum? Hierzu gibt es sicher mehrere Antworte.


    Kann sein soll ich den Überschrift ändern. Vorschlag?


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    wenn ich kurz dazwischen funken darf (als alter Aussteller hat man da so seine Erfahrungen mit Beschreibungen):


    Postverhältnisse der kaiserlichen Reichspost im nachmaligen Bayern


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch


    Dann hast du als älteren Aussteller nicht meine Beschreibung verstanden fürchte ich, wenn ich deinen Überschriftsvorschlag richtig verstanden habe.


    Es geht nicht um was später Bayern war, aber ganz in gegenteil was Bayern damals war. Also nicht nach Grenzen das häutigen Bundesland, sondern das Herzogtum Bayern, welche auch als Kurbayern genannt war.


    So ich nenne dieser Thread lieber "Kaiserliche Reichspost in Herzogtum Bayern".


    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde


    Ich habe nur äusserst wenige Briefe der aus dem Herzogtum geschickt waren. Ausser München gibt es bei mir kaum was zu finden. :(
    Hoffentlich will es sich mal ändern.


    Hier eine Brief der von München nach Kirchberg an der Jagst geschickt war, im Jahr 1750. Kirchberg hatte ein eigenen Kaiserlichen Postanstalt.


    Wie man sieht gibt es keinen Stempel in München.
    Der Brief war um Nürnberg und Crailsheim geleitet falls der Absenderwünsch gefolgt war. Empfänger musste so wie so 8 Kreuzer Rh bezahlen.



    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo,


    hier nochmal ein Brief aus Lindau vom 16.2.1789, abgesandt vom Bürgermeister und Rat der Reichsstadt Lindau nach Schaffhausen. Befördert wurder der Brief mit der Reichspostlinie Lindau-Meersburg-Stockach-Schaffhausen, welche dreimal pro Woche verkehrte. Das Porto lag bei 2 Kreuzer.


    Grüsse von liball

  • Hallo liball,


    waren es 2 Kreuzer, oder 2 Batzen, die man in Schaffhausen zahlen musste?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Nils,


    der Brief ging nach Neufraunhofen.
    Interessant finde ich die beiden Schlitze auf der Vorderseite. Sind die auf der Rückseite auch zu sehen?
    Dem Brief war wohl etwas beigegeben/beigebunden.


    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Erdinger, lieber Nils,


    ein spannender Brief :)


    Könnten es nicht auch Räucherschlitze für die Cholera gewesen sein?
    Bin über den Zeitraum gerade nicht informiert....


    Viele Grüsse
    Bayern Social :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

    • Offizieller Beitrag

    Interessant finde ich die beiden Schlitze auf der Vorderseite. Sind die auf der Rückseite auch zu sehen?
    Dem Brief war wohl etwas beigegeben/beigebunden.

    Hallo die Runde


    Erdinger
    Eine sehr gute Beobachtung. Und ja es stimmt, es ist auch ein Loch rückseitig. War aber wegen Neufaltung versteckt und ich habe es nicht beachtet. So ein Unterbund oder ähnliches war es sicher hier mit dem Brief geschickt.
    Besten Dank :)


    Bayern Social
    Cholera war zu dieser Zeit kein Problem, und erst in 1831/32 sieht man bei moderne Briefe Spuren von diese Massnahmen gegen Cholera in Bayern. Desinfektionen von Briefe gab es schon lange anderswo, aber auch dann gegen eine Reihe von Scheuchen. ZB in Nürnberg wegen Krankheiten die die französische Soldaten gebracht hatten.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo bayern klassisch,


    das ist eine schwierige Frage. In Schaffhausen gab es sowohl Batzen als auch Kreuzer. 2 Batzen = 8 Kreuzer kommen mir etwas viel vor, 2 Kreuzer sind in der Tat etwas wenig. Lindau liegt etwa 80 Km von Schaffhausen entfernt.


    Leider habe ich keine Brief-Tax-Ordnung von Lindau. In der von Frankfurt steht jedoch, dass ein einfacher Brief von Frankfurt nach Schaffhausen 4 Batzen kostet. Die Strecke von Frankfurt nach Schaffhausen ist etwa 3,5 mal weiter. Doch mit diesem Vergleich kommt man nicht recht weiter, da die Reichsposttaxen nur schwer nachzuvollziehen sind. Vielleicht weis ein Schaffhausen-Spezialist mehr.


    Grüsse von liball

  • Hallo liball,


    leider habe ich auch kein Taxpatent vorliegen, aber 2 Kr. für einen Fernbrief nach einem 12 Meilen entfernt gelegenen Ort, halte ich für ausgeschlossen. Ich tendiere daher stark zu 2 Batzen und meine mich zu erinnern, dass an Orten, an denen beides gängig war, ein kleines "x" hinter eine verwechselbare Taxe notiert wurde. Zu Schaffhausen speziell kann ich das aber nicht beweisen, weil ich zu wenig Material habe bzw. gesehen habe.


    Dein Beispiel aus Frankfurt am Main geht aber klar in die Richtung Batzen, denn mit zunehmender Streckenlänge wurden die Briefe ja relativ günstiger (degressiv), wenn nicht gerade andere Postgebiete tangiert wurden.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    ein Beifang, den ich euch nicht vorenthalten möchte, ist ein Brief aus Nürnberg vom 21.9.1802 nach Amsterdam. Siegelseitig sehen wir eine 12x für die Reichspost, welche bis "fr(anco) Thalen" (?) gereicht haben sollten. Vlt. kann sich hier jemand dazu äußern?


    Die weitere Behandlung nebst ihren Taxierungen erschließt sich mir nicht und ich würde mich über Hilfe hierüber freuen.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    und gleich den nächsten hinterher: DE MAYENCE, also von Mainz, wurde im Oktober 1796 gestempelt auf einem Brief, der mit dem Vermerk "Militaria" versehen war. Gerichtet war er an die Stadt Weißenburg im Nordgau (diesen Terminus kenne ich nicht) - welches war gemeint?


    Taxiert wurde er mit 24x, denn eine französische Währung halte ich für unwahrscheinlich (es sei denn, es wäre das elsässische Weißenburg - Wissembourg).


    Der Präsentationsvermerk "prs. den 31.ten 8bris 1796" ist eindeutig, Gott-sei-Dank, denn Inhalt ist keiner mehr vorhanden.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Sammlerfreunde,


    auch die Pfalz kann nunmehr einen kleinen Beitrag leisten. Ich kenne mich mit derart alten Belegen nun wirklich gar nicht aus. Meine aber bezgl. der des Hergangs der Taxierung zu erkennen, dass man zunächst 4 x vermerkte, dann eine 6 darüber schrieb, beide mit zwei waagrechten Strichen wieder ausstrich und oben die Summe von 10 x als Porto für den Empfänger notierte.


    Der Inhalt des Advokatenbriefs scheint Regierungsangelgenheiten betroffen zu haben:


    Das keyserliche Schreiben zum Bericht in der Stadt Dürkheim Sache ist am 6. Mai der G(roßerzog)l. Kanzley n(ach) Busch (?) zu Manheim insinuiert worden. Mithin hat sich die Stadt gegen den 20. Juli in Verabfolgung des Berichts per Memoriale bey der Regierung zu Manheim zu melden sd. mir davon Copey um Resoluto zuzuschicken, und hier weiteren dienlichen Gebrauch davon machen zu können.


    Gefallen hat mir der Beleg nicht nur wegen dem Alter, sondern auch wegen dem sehr sauber abgeschlagenen Einzeiler DE WETZLAR und dem einprägsamen Wachssiegel.


    Schönen Gruß


    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,


    es war die Kanzley des Herrn v. Busch.


    Ein schöner Brief und so in die Pfalz nicht häufig. Zu den Röteln müssen sich andere äußern, nicht meine Zeit.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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