• Hallo Tim,

    ein sehr schöner Brief – Expressbriefe, die über die bayerischen Grenzen hinausgingen, sieht man noch seltener als die ohnehin schon nicht häufigen innerbayerischen Stücke.

    Für meine Sammlung musste es ein »gewöhnlicher« innerbayerischer Brief tun. Bei dem ist aber die Bezeichnung »zentrische Markenstempelung« endlich einmal zutreffend. Auch hier 3 Kreuzer Franko, 7 Kreuzer Postschein und 9 Kreuzer Botengebühr.

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo Dietmar,

    der sticht optisch alles aus, da kommt meiner um Längen nicht ran. Sagenhaft, was für ein Ding !

    LG

    Tim 8o

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Sammlerfreunde,

    auch wenn es off topic daherkommt, aber sehenswert ist es m.E. schon: Passend zum Absender des in post155 gezeigten Expressbriefes ein hierfür noch zu Illustrationszwecken erstandenes Originaletikett für Ausbruchwein aus dem Jahre 1865 in wirklich erstaunlich hervorragendem Erhaltungszustand.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hi Tim,

    Dunnerbrösel, das hätte ich jetzt nicht erwartet, dass sich so etwas überhaupt erhalten hat. Kann es sein, dass dieses Etikett auch aus dem Nachlass von Herrn Herf kommt, dem wir in letzter Zeit so viele Dürkheim-Briefe verdanken? Diese perfekte Erhaltung lässt darauf schließen, dass das Etikett niemals auf einer Flasche klebte, sondern sich zwischen anderen Unterlagen befand. Ein großartiges Stück Geschichte, auch typografisch sehr ansprechend gestaltet!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Heyho Dietmar,

    das wirklich prächtig erhaltene Stück stammt aus einer speziellen Weinetikettsammlung, die sich gerade in Auflösung befindet. Reiner Zufall, dass ich das mitbekommen habe.

    LG

    Tim :)

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Mitstreiter, 


    heute zeige ich Euch meinen aktuellen Neuzugang im Bereich der innerbayerischen Express-Briefe. 



    Fast DinA5-groß, mein bislang größter Brief (bzw. Kuvert). Durch das Format klärt sich auch direkt die 2. Gewichststufe. Rückseitig nur ein Siegel, keine Stempel. 


    Direkt neben der Freimarke wurde falsch die Reco-Nummer „576“ notiert, mit selber Tinte gestrichen und weiter rechts korrekt mit „876“ neu notiert. 


    Der Absender notierte „nach Ankunft sogleich durch Expressen zuzustellen“, was die Eilbedürftigkeit und den „Expressbrief“ eindeutig ausweist. 


    Der Empfänger notierte ad 1551 (Gerichtsnummer / Aktenzuordnung) sowie „früh 5 Uhr“, was auf eine Nachtzustellung hinweisen würde, welche ich aber noch nicht abschließend eruiert habe. 


    Nach meinen Recherchen war der Brief gaaaaanz schön teuer…. 6Xer Franco, 6Xer Reco-Scheingebühr, 6Xer Rückschein-Scheingebühr, 3 Xer Rückschein-Franko, 9Xer Gebühr für Beschaffung des Boten und 9Xer Botenlohn am Tag / 18Xer Botenlohn bei Nacht….. uiuiui…. 39Xer bzw. 48Xer….. 



    Ich bitte die Mitstreiter hier um Hilfe bei 2 Themen: 


    Kann jemand anhand der Qualität des oMR 325 München in Kombination mit dem Aufgabestempel und der 4II TypII den Zeitbezug präzisieren? Es könnte ein Brief vom 2. Tag der 2. Verteilung sein…. 



    Kann ein Mitsammler eventuell die gestrichene „4“ erklären?? 



    Vielen Dank und Grüße 


    Andreas

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser (Lenin nachgesagt)

  • Lieber Andreas,

    war das unser RB Nr. 38, in dem ich mal etwas über Express geschrieben habe? Wenn ja, dann lese ich morgen mal dort ein wenig durch, aber dein Gebührenbaum müsste rektifiziert werden.

    Was das sein soll mit der "4", wenn es eine ist, kann ich nicht sagen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Andreas,

    habs gefunden, was ich im Rundbrief 39 unserer ARGE schrieb:

    Dein Brief kostete den Absender: 6x Franko über 1-4 Loth, 6x Chargé, 6x für die Retourrecepisse (Rückschein), mit denen die Kosten für die Hin- und Hersendung unter Chargé selbst abgegolten waren, 6x für die Beschaffung des Expressboten für die Abgabepost und 18x für den Expressboten selbst, wobei die letzteren 24x in bar erhoben wurden und der Retourrecepisse beizufügen waren.

    "Sehen" kann man nur 6x in Marke(n), aber gekostet hat so ein Brief wie deiner stattliche 42x!

    Zu der sehr interessanten Uhrzeitangabe sagt uns die VO Nr. 5945 des XV VO- und Anzeige-Blattes vom 20.04.1847 unter Punkt 7 folgendes: "Als Norm wird festgesetzt, daß Briefe der vorbezeichneten Art, welche vor 10 Uhr Nachts eintreffen, noch Nachts, später eintreffende Früh 5 Uhr, die zwischen Früh 5 Uhr und 10 Uhr Nachts eintreffenden aber stets längstens innerhalb einer Stunde nach Ankunft der Post vom Adressaten eingehändigt werden müssen.

    Dein Brief ist also in Neuburg an der Donau demnach nach 10 Uhr Nachts eingetroffen und sollte nicht mehr am selben Tag zugestellt werden, sondern erst Morgens früh um 5 Uhr, wie es die rote Tinte uns verrät.

    Diese rote Tinte ist ganz typisch für frühe Expressbrief ab 1.5.1847 bis in die späten 1850er Jahre, denn in der o. g. Vorschrift sollte mit genau dieser Tinte, die wir sonst nirgends in Bayern auf Briefen sehen, jeder Expressbrief in die Briefkarte eingetragen werden, damit dergleichen klar hervorstechen und der Expeditor der Abgabepost sofort sah, dass sich Expressbriefe in seinem Briefepaket befinden.

    Fazit: Sehr selten, mit der Uhrzeitangabe und der Farbe der Tinte perfekt nach der Vorschrift gehandelt und wenn die Retour-Recepisse vollzogen (aber dann ohne das einst beigelegte Geld) zurück kam, wurde sie dem Absender vom Postboten der Aufgabepost ausgehändigt und die Sache war erledigt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • P.S. Weil hier an anderer Stelle diskutiert wurde, ob die Post überhaupt noch - Stichwort 7A-Stempel - geöffnet hatte, Briefe abstempelte bzw. empfing, ist die o. g. VO natürlich sehr aufschlußreich und belegt meine damals geäußerte Meinung, dass die Post praktisch rund um die Uhr arbeitete, denn der Expressbrief beweist ja, dass er nach 22.00 Uhr in Neuburg/Donau (damals keine riesige Poststelle mit internationalen Kontakten) eingelangt war und jemand zu prüfen hatte, ob er noch auszutragen war, oder nicht. Dieser Jemand konnte aber kein Dorfdepp sein, der wenig bis null Ahnung von den zahllosen Postvorschriften hatte, sondern musste die VO aus 1847 kennen, um richtig zu handeln. Von daher denke ich, dass auch Orte von der Bedeutung und Größe wie Neuburg an der Donau de facto einen 24-Stunden-Postservice hatten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Wow!

    Lieber Ralph, herzlichen Dank für diese Fülle an Informationen! Da bin ich wirklich froh, den genommen zu haben ;)

    Sonnige Grüße

    Andreas

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser (Lenin nachgesagt)

  • ... ich hätte ihn auch genommen und ich habe mehr als nur einen ... :D:D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    ich verfolge eure Ausführungen schon die ganze Zeit.

    Eine vollständige Erklärung, was es mit dem Brief letztendlich genau auf sich hat, steht aber noch aus.

    Das Procedere mit den Expressbriefen im Allgemeinen hat Ralph schon beschrieben, was aber ist mit den gestrichenen Vermerken?

    Ich hatte den Brief auch schon länger auf dem Schirm, da er doch schon einige Zeit angeboten wurde.

    Die gestrichene "falsche Reconummer" sieht für mich ehr nach einem Gewichtsvermerk "5 Loth" aus.

    Die Zahl neben dem Freivermerk ist schwer zu deuten, es kann eine "4" oder ggf. sogar "24" sein. Bei 24 könnte man die Expressgebühr hineininterpretieren, aber warum hat man sie wieder gestrichen. Evtl. weil sie in bar beigelegt werden musste? Oder ein "12" was das Franko von 12 xr für einen Brief der 4. Gewichtsstufe bedeuten würde. Wäre der evtl. angenommene Gewichtsvermerk nicht gestrichen worden, hätte ich sogar einen Fahrpostbrief vermutet. In Zusammenhang mit Gewichtsvermerk und handschriftl. Frankovermerk wäre dies plausibel. Letztendlich gehe ich aber davon aus der Brief wurde mit der Briefpost befördert, da alle diese Vermerke gestrichen wurden.

    Ohne Verwendungsjahr ist der Brief bezüglich Gewichtsprogression und Procedere schwer einzuordnen.

    Vielleicht kann jemand anhand der Münchner Stempel die Verwendungszeit etwas einschränken.

    Andreas, hast du schon mal genau nachgesehen, ob es für den Mühlradstempel einen Stempeldurchschlag auf dem Papier gibt? Nur um hier ganz sicher zu gehen.

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo Sammlerfreunde,

    das Verwendungsjahr wäre insbes. hinsichtlich des Frankos wichtig.

    Bis 30.6.1858 1-4 Loth 6xr

    Ab 1.7.1858 3xr je Loth

    jeweils in der 1. Entfernungszone.

    Anbei noch ein Brief von 1862, ebenfalls fast DIN A5.

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo Udo,

    hat der Brief auch einen Ankunftsstempel (Ausgabestempel)?

    Rein interessehalber wüsste ich gern, welche Uhrzeit dort angegeben ist.

    Eine weitere Frage wäre, ob das Bezirksgericht um diese späte Zeit noch besetzt war, dort also ein eingeschriebener Brief noch abgegeben werden konnte.

    Danke und beste Grüße

    Will

  • Lieber Ralph,

    Dein PS habe ich mit großer Aufmerksamkeit registriert. Es betrifft jedoch eher das "Römisch-/arabisch- als das 7A-Problem".

    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    ja, hatte ich eher auf römisch/arabisch gemünzt, aber 7A geschrieben. Mea culpa.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... die Ankunftsstempel dieser Expressbriefe mangeln öfters, weil a) die Retour-Recepisse mit einem Bindfaden untergebunden war und daher hinten wenig Platz für einen Ankunftsstempel war, bzw. b) bei Ankunftszeiten außerhalb der Öffnungszeiten der jeweiligen Postexpeditionen der Expeditor den/die Stempel wohl unter Verschluß hielt und anwesende, niedere Chargen keinen Zugriff auf diese Stempel hatten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.