Alta Germania Nord

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Frende


    Vor ich dieser Nürnberg-Bologna Brief von 1844 beschreiben kann, muss ich etwas mehr über den "Alta Germania Nord" Stempel wissen. Ich weiss dass der Stempel in Bologna und Ferarra benutzt geworden ist. Aber dass ist aber auch alles was ich weiss.
    Kann jemand etwas dazu sagen?


    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nils,


    im DASV-Rundbrief Nr. 301 (erschienen 1970) hat Paolo Vollmeier u.a. den Stempel Alta Germania Nord behandelt.
    Vielleicht hat ja eines der Forumsmitglieder diesen alten Rundbrief und kann dir die entsprechenden Seiten einscannen ?
    Gerüchteweise gibt es ja AD- oder Bayern-Sammler mit sehr umfangreichem Literaturbestand ...


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,


    die Gerüchte trügen nicht, aber die Nummer fehlt mir leider. Na ja, der Stempel wurde bis 1851, also vor dem ÖIPV (Österreichisch - Italienischer - Postverein), in Bologna für die Post aus oder über Österreich nach oder über den Kirchenstaat abgeschlagen (übrigens immer vorne, nicht siegelseitig, wie man auch denken könnte). Ab dem ÖIPV wurde der neue Stempel angefertigt, der beim Kartenschlußpostamt in Ferrara eingesetzt wurde, wo er nur noch kurze Zeit zum Einsatz kam (1853, wenn ich nicht irre).


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Nils,


    ich habe den Rundbrief 301. Er umfasst 3 Seiten. Die wichtigste Seite habe ich versucht einzuscannen. Es ist jedoch schwierig, da diese Ausgabe in einen dicken Band eingebunden ist.


    Dieser Stempel wurde abgeschlagen, bei Briefen aus dem Norden, die über Deutschland und Österreich in den Kirchenstaat liefen. Sie dienten zur Berechnung des Portos im Kirchenstaat. Vollmeier schreibt, dass es sich um Rayonstempel handelt und weist diesen Stempel dem Rayon IV zu.


    Dein Brief dürfte wohl bis zur bayerischen Ausgangsgrenze bezahlt worden sein, vermutlich mit 10 Kr. Der Kirchenstaat bezahlte für Briefe aus dem Norden je 30 Gramm 100 Bajocci und stempelte diese Briefe mit ALTA GERMANIA NORD. Der Empfänger hatte 28 Bajocci zu bezahlen.


    Grüsse von liball

  • Liebe Freunde,


    hier ist meiner aus Nürnberg vom 23.12.1841 nach Bologna. Nach dem PV Bayerns mit Österreich vom 1.5.1819 waren Briefe in den Kirchenstaat bis zur bayer. - öster. Grenze zu frankieren. Der Absender zahlte die siegelseitig notierten 12 Kr. bis dahin. Österreich, liball hatte es schon geschrieben, rechnete im Paket mit dem Kirchenstaat ab, so dass eine notierte Transitgebühr entfallen musste.


    Der Empfänger zahlte 27 Bajocchi. Der Stempel ALTA GERMANIA NORD belegt über seine Stempefarbe die Verwendung in Bologna (ab 1838 bekannt).


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Liebe Sammlerfreunde,


    ich habe drei Briefe mit diesen Stempel:
    1. Februar 1826 von Augsburg nach Bologna, 6 Kr. bis zur österr. bayer. Grenze (Absender)
    und von dort bis Bologna 27 Bajocchi für den Empfänger.
    26. September 1825 von Augsburg nach Bologna. Taxierung ist gleich.
    2. Februar 1824 von München nach Rom, 9 Kr. bis zur österr. bayer. Grenze (Absender)
    und von dort bis Rom 68 Bajocchi für den Empfänger.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,


    schöne Briefe, insbesonders der 3. Brief in der 2. Gewichtsstufe in Bayern und der 3. Gewichtsstufe im Kirchenstaat ist ein kleines Highlight.


    Danke fürs Zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    ein Portobrief aus Rom vom 16.7.1842 über Österreich nach Bayern weist vorderseitig nur 2 Taxen auf. Wer kann sie klären?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bayern klassisch,


    Leider kann ich auch nicht alles klären, aber vielleicht einen Teil.


    der Brief datiert (so glaube ich zumindest auswendig) noch vor dem Postvertrag Bayern-Österreich von 1842. Der Absender mußte bei der Aufgabe eine Bearbeitungsgebühr (Impostazione) von 5 Bajocci zahlen. Diese Gebühr wurde i. d. R. rückseitig vermerkt. Österreich bezahlte dem Kirchenstaat für 1 Unze Briefe 20 Bajocci.


    Nach dem 42 Vertrag erhielt Österreich 12 Kr. für den Transit. Ich halte daher die 20 für die Transitgebühr und die 30 Kr. für die Gesamtgebühr.


    Liebe Grüße


    Postgeschichte

  • Hallo Postgeschichte,


    danke für deinen Lösungsvorschlag: Der Brief war noch nach dem alten Vertrag vor dem 1.10.1842 behandelt worden. Wie du richtig vermutet hast, waren siegeleitig 5 Bajocchi als "Impostanzione", also Verwaltungsgebühr, für den Kirchenstaat bis Ferrara angefallen, die der Absender zu zahlen hatte.


    Ab da übernahm Österreich den Brief für 20 Kr. Conventionsmünze bis zur Grenze Bayerns bei Salzburg. Bayern rechnete diese 20 Kr. CM nicht in 24 Kr. rheinisch um, sondern addierte gleich 6 Kr. Porto von der Grenze bis München, so dass sich die 30 Kr. rh. Gesamtporto ergaben.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber VorphilaBayern,


    das ist das perfekte Pendant zu meinem Brief. :P


    In der 2. Gewichtsstufe statt 20 Kr. CM 1,4 fach gleich 30 Kr. CM = 36 Kr. rh. plus 1,5 fach in Bayern mit 9 Kr. = 45 Kr..


    Im Kirchenstaat gab es keine 1,5 fache Abstufung, dort immer nur 5, 10, 15 usw. Bajocchi, daher korrekt mit 10 Bajocchi vom Absender zu zahlen gestempelt.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Altsax,


    ein wunderbarer Brief! Kannst du eine PO Beschreibung nachliefern? Dann wäre es perfekt. :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Kannst du eine PO Beschreibung nachliefern?

    Lieber bk,


    ich kann:


    Beförderung über Österreich, Franco bis Postvereinsgrenze 3 Ngr. für den einfachen Brief bis 1 Loth exclus. Porto im Kirchenstaat 30 Bajocci pro 7,1 gr. Erhoben wurde die 1,5 fache Gewichtstaxe mit 45 Baj.


    Vor dem 1.5.1856 ließ Sachsen Markenfrankatur bei Korrespondenz ins nichtvereinsländische Ausland nur dann zu, wenn lediglich Frankaturen bis zur Postvereinsgrenze zulässig waren. Die diesbezügliche "Bescheidung" datiert vom 5.8.1852.


    Vom 1.10.1852 an war die vollständige Frankatur bis an den Bestimmungsort im Kirchenstaat zulässig, was in Sachsen Markenverwendung ausschloß, also Barfrankierung erforderte.


    Eine Markenfrankatur der gezeigten Art war folglich nur vom 5.8.1852 bis zum 30.9.1852 zulässig.


    Liebe Grüße


    Altsax

  • Lieber Altsax,


    vielen Dank für diese perfekte Erklärung - auf Grund des engen Zeitfensters eine große Seltenheit aus der Tosti - Vertragszeit. Auf einen zweiten Brief wird man wohl ewig warten dürfen.


    Dann darf ich einen Knobler hinterher schicken - von Wemding am 5.12.1850 geschrieben lief er nach Aosta (Osta ist falsch geschrieben) in das Königreich Sardinien. Nach dem PV zwischen Österreich und Sardinien vom 14.3.1844 konnten bayer. Korrespondenten bis zur bayerisch - österreichischen Grenze oder bis zur Grenze von Sardinien frankieren.


    Hier frankierte der Absender 10 Kr. bis zur österreichischen Grenze (für bayerisch - österreichische Briefe war der Grenzfrankozwang ja mit dem Vertrag vom 1.10.1842 aufgehoben worden, dies galt jedoch nicht für Transitbriefe), die siegelseitig notiert wurden. Für Briefe, die nur bis zur bayer. - österr. Grenze frankiert waren, führte man im Vertrag von 1844 die T.A. 1 - 5 Stempel ein. Zuerst schlug man fälschlicherweise den T.A. 2 ab, dann korrigierte man mit dem richtigen T.A. 3 (Transito Austriaco).


    Österreich ließ sich seinen Transit also bezahlen, was so gar nicht nach dem Geschmack der Vertragsväter von 1842 war und bekam hierfür von Sardinien für 30 g bayerischer Briefe (1 Unze) 4 Lire, also eine pauschale Verrechnung und keine individuelle Verrechnung. Der Empfänger zahlte später 10 Decimi = 1 Lira.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde


    Hier ist wieder ein Brief mit der Stempel "Alta Germania Nord". Der Brief ist in München abgeschickt, ich vermute 1821, aber ist schwer sicher fest zu stellen, und landete in Bologna 22. Januar dieses Jahr.


    Der Absender hat 6 Kreuzer bis österreichische Grenze bezahlt. Diese 6 ist aber wieder gestrichen - vielleicht wegen Portofreiheit.


    Der Empfänger, Antoine Malvezzi-Campeggi, musste aber bezahlen. 41 Bajocchi. Dann wohl nicht mehr die 1. Gewichtsstufe.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    ein toller Brief - der Absender war wohl, auch wenn ich das Siegel nicht recht erkennen kann, von höchstem Adel und daher portofrei. Österreich und der Kirchenstaat rechneten pauschal ab, so dass keine österreichische Transittaxe zu erkennen ist. Die Gewichte des Kirchenstaates waren deutlich kleiner, als ein halbes Loth, wie es für Bayern und Österreich galt. Abgerechnet wurde zwischen Österreich und dem Kirchenstaat im Paket zu einer Unze - ich glaube, 100 Bajocchi pro Unze waren zu zahlen. Wenn der Brief also 10g = 1/3 Unze gewogen hätte, hätte der Kirchenstaat für ihn relativiert 33,3 Bajocchi bezahlt und 16,7 Bajocchi an ihm verdient.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.