Bayern - Frankreich bis 1821

  • Hallo Pälzer,

    man muss auch sehen, dass Frankreich das wesentlich größere Postgebiet war und Verluste proportional mit den Entfernungen der Posttransporte statistisch stiegen. Von daher war es natürlich wahrscheinlicher, dass ein Recobrief in Frankreich verloren ging, als in Bayern.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    nachdem die Pfalz im Mai 1816 verwaltungsmässig zu Bayern kam, aber ein neuer Postvertrag noch lange auf sich warten ließ, musste weiter verfahren werden, wie bisher. In diesen Fällen blieb es bei einem Porto bzw. einem Franko zwischen beiden Postgebieten und man dachte, dass sich das ausgleichen würde.

    Hier ein Brief aus Mannheim (!!) vom 16.5.1818 nach Fouday (par Strasbourg, welches später Urbach hieß und damals etwa 150 Einwohner hatte). Die Aufgabepost taxierte nach guter alter französischer Sitte mit 4 Decimes für die Abgabepost, also nichts mit Kreuzer, Batzen oder einer anderen Reichswähung.

    Warum der Absender des Briefes ihn nach Frankenthal brachte, statt von Mannheim aus abzusenden, mag seinen Grund in eben dieser Verordnung haben, denn sonst hätte man von badischer Seite aus von Mannheim bis Kehl taxiert und die Franzosen von Strasbourg aus bis Fouday ihre Gebühr angesetzt. Das war zusammen sicher deutlich mehr, als die knapp 12x, die 4 Decimes entsprachen.

    Wenn es jemanden gibt, der mir diese theoretischen Gebühren verrät, wäre das prima. :P

    Lese ich jedoch hinten den Vermerk vom 16.5., dann glaube ich eher an Colmar, als Mannheim, auch wenn das wenig Sinn macht. Für Vorschläge jeder Art bedanke ich mich jetzt schon.

  • Hallo Nils,

    Coblence könnte es auch heißen - auch wenn ich mir nicht sicher bin, dass man die Strecke damals an einem Tag zurück legen konnte. Ich wundere mich eh immer wieder, welche Fakten damals zugrunde gelegen haben müssen, dass man solche Briefe entgegen der Logik oder Geographie aufgegeben hat.

    Vlt. kann auch einer der Inhalt lesen, das könnte schon weiter helfen, denn innen lese ich etwas von Belgien und von da nach Mannheim läge Koblenz auf der Strecke.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    auch wenn ich mir nicht sicher bin, dass man die Strecke damals an einem Tag zurück legen konnte


    Hallo bayern klassisch

    Es muss nicht Coblence sein, habe auch meinen Zweifel. Aber nicht wegen eine unmöglichen Streckenlänge. Es kann hier sein dass der Empfänger wusste dass der Absender nicht mehr in Mannhein war, sondern jetzt in XXX und das rückseitig vermerkt. Es konnte wichtig für den Archiv sein das richtige Ort zu wissen.
    Eine Möglichkeit, denke aber nicht dass ich es so oft gesehen habe.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    ich liebe solche mysteriösen Briefe, auch wenn man sie nicht (leicht) knacken kann. Vlt. kann ein "Franzose" uns weiter helfen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber bayern klassisch,

    der Text lautet:
    Ich sandte Ihnen mit meinem Schreiben vom 5. dieses eine Bestellung von Herrn M. Dreyfus aus Ribeauvillé, von der Sie gute Kenntnis genommen haben.
    Ich habe die Ehre, Ihnen mitzuteilen, dass ich mich für ungefähr sechs Wochen nach Belgien begeben werde. Falls Sie irgendwelche Neuigkeiten haben, die Sie mir mitteilen wollen, bitte ich Sie, mir den Brief Bureau restante Brüssel zuzusenden. In der Zwischenzeit grüße ich Sie herzlich, J. D. Kiener

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Erdinger,

    vielen Dank für die Übersetzung - leider kein Hinweis auf eine andere Stadt, aber jetzt wissen wir wenigstens, dass mein Tipp mit Richtung Belgien der falsche war.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ich hätte jetzt auch auf Colmar ce 16 may gestippt. Aber bei Colmar - Fouday kommst du nicht auf 4d sondern nur auf 3.


    Bei Google Maps habe ich die Strecke Frankenthal – Strasburg – Fouday eingegeben. Da liegt Wissembourg auf der Strecke.
    Wissembourg –Strasburg - Fouday oder einfach nur Wissembourg – Fouday, dann kommst du über 100 km und somit 4d für den französischen Teil 'solo' versteht sich

    Nur so eine Gedanke und wahrscheinlich nicht relevant fehlt ja der Bayerische Anteil.

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Hallo Lulu,

    hier gab es keine Anteile - es gab aus der Pfalz bis 1822 nur eine Taxe, also 4 Dec. von A nach B.

    Wurde damals nicht noch nach der Anzahl der Poststationen gerechnet?

    Danke für den Tipp mit Colmar ce 16 May. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass man innerhalb eines Tages von Colmar nach Mannheim bzw. Frankenthal kommt.
    Das waren 180 km Luftlinie und außerdem wäre er an dem Zielort vorbei geritten ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Lulu,

    auf deine Hilfe/Erfahrung hoffe ich auch hier bei diesem Schmankerl.

    Brief geschrieben in Candel (eigentlich Langenkandel, heute Kandel in der Südpfalz) nach Strasbourg vom 23.1.1819. Die Postaufgabe erfolgte allerdings in Landau/Pfalz. Nach dem Feuser gab es in Kandel (Langenkandel) bereits 1703 eine Kaiserliche Reichspostanstalt, die 1797 an Frankreich fiel. Während der überrheinischen Zeit 1814-16 hatte Taxis die Postgeschäfte geführt, allerdings wohl nur als Relais.

    Am 1.5.1816 fiel die Pfalz an Bayern, so dass es dort eine Landepostanstalt gegeben haben sollte. Feuser schreibt nun "PE, später geschlossen". Ab 1.11.1828 wieder Postexpedition (PE), dann mit Einzeilerstempel usw..

    Ich bin der Meinung, dass zum Zeitpunkt des Briefes bereits keine PE mehr in Kandel bestand. Sonst wäre es wohl kaum zu erklären, dass man den Brief von dort nach Landau brachte, immerhin eine Wegstrecke von 16 km, damals also 4 Stunden zu Fuß.

    Die finale Taxe war wohl 3 Decimes, die als 9x ganz an Bayern gingen. Was rechts von der franz. 3 steht, vermag ich aber nicht zu interpretieren und bitte um Hilfe.

    Briefe aus der Pfalz und noch mehr in die Pfalz sind vom 1.5.1816 - 31.12.1821 stets hervorragende Poststücke und äußerst sammelnswert.

  • Hallo bk,

    zu post 22: Ich lese "repondu le 16 May" (beantwortet am 16.Mai), das "repondu" ist überschrieben mit "Colmar". Wie das zusammen passt, weiß ich auch nicht. Aber bei mancher Datumsangabe ist schon ein Fehler passiert.

    Zu Post 32: Deine Angaben zu Kandel stimmen mit denen von Englram überein. Also i.O. Aber welche Aufgabe hatte eine Relaisstation?

    Wegen der Taxierung verweise ich auf die Instruktion vom 29.April 1814, die ich in Rundbrief 45 S.2473 abgedruckt habe. Danach stand Frankreich das gesamte Porto zu, wie umgekehrt Bayern im Falle eines Portobriefes aus Frankreich. Für Briefe über 6 Gramm bis 100 km betrug nach dem franz.Tarif von 1806 das Porto 3 Dec. Sollte die Entfernung über 100 km liegen, wäre das Porto 4 Dec. Vielleicht maß man die Entfernung auch ab der Grenze. Ich gehe davon aus, das die Post in Wissembourg ausgetauscht wurde. Einen Beleg hierfür habe ich jedoch nicht.

    Am Rande: Frankobriefe waren auch möglich, aber nur bis zur Grenze.

    Schönen Restsonntag

    HOS

  • Lieber HOS,

    vielen Dank für deine Ergänzungen.

    Eine Relaisstation hatte die Aufgabe, für den glatten Ablauf der Postdienste auf eine Strecke (hier vlt. Speyer - Strasbourg) zu sorgen - das konnte eine Übernachtungsmöglichkeit für Kutscher sein, ein Stall für Ersatz- oder Reservepferde, einer Briefsammlung bzw. Postablage oder oder oder. Ob sich das hier noch heraus finden lässt, dürfte schwierig sein.

    Danke für die Angaben zur Taxe - vlt. sollten wir mal Frankobriefe von der Pfalz und in die Pfalz aus dieser Zeit suchen - ich habe leider noch keinen gesehen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber BK

    ehrt mich dass du auf meine Meinung hören willst (ich bin ja ein Laie im Gegensatz zu dir und liege oft daneben). Aber der Austausch zählt denn nur dann lernt Frau dazu .

    Ich interpretiere die rechte „griffe“ (ohne Gewähr) als 1 décime der durchgestrichen wurde. 1 décime wurde verrechnet für Briefe innerhalb der gleichen Kommune z.B. Strasburg-Strasburg. Der Postler war vielleicht von einem „Intramurosbrief“ ausgegangen und zog Strasburg als GÜ-Büro in Betracht es gibt ja keinen Hinweis auf dem Beleg. Dann wären die 2 zusätzlichen décimes für die Strecke durch die Pfalz ???? Vielleicht wurde er ja auch darauf hingewiesen dass die Post über Wissemburg lief und hat deshalb durchgestichen

    Hos tippt auf Wissemburg als Grenzübergangsbüro und liegt mit 3 décimes für die Strecke GÜ-Büro Wissemburg-Strasburg richtig, in dem Falle dann franco Grenze , dem Empfänger wurden ja nur 3d verrechnet


    eine Zeitmaschine bräuchten wir

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Liebe Lulu,

    vielen Dank für deine Interpretation - ich lerne auch gerne von dir (und bin ein Mann, also sind auch ältere Männer noch lernfähig).

    Lieber HOS,

    vielen Dank - bei der Fülle von Besonderheiten, die deine vorzügliche Pfalz - Frankreich - Sammlung aufweist, kann einem auch eine Rosine mal entgehen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber BK,
    Bezüglich dein Brief nach Foubay, der Versand und der Empfang eines solchen Briefes derselbe Tag in 1818 ist unmöglich.
    Ich lese auch " répondue 16 mai". Obwohl, daß es sehr gemischt ist, "Colmar" ist möglich. Foubay war des Postamtes von Sélestat abhängig. Jedoch in 1818 mußte man seine Post im Postamt nehmen. Es gab keinen Briefträger.
    Den Brief in Colmar zu postieren erlaubte sicher, daß er schneller geht.
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Lieber Emmanuel,

    vielen Dank für diese Informationen - jetzt kann ich ihn beschreiben, auch wenn mir das Datum noch immer etwas "spanisch" vorkommt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    1. Beitrag im Neuen Jahr - prima. :)

    Bei einem Brief aus München vom 10.2.1820 nach Reims brauche ich eure Hilfe.

    Als Portobrief versandt (hinten blank) notierte Strasbourg zuerst 8g und 21 Decimes. Später (wer? Reims?) wurden die 21 Dec. gestrichen und durch 22 Dec. ersetzt.

    Wie kommt man auf 22 Decimes?