Bayern - Frankreich bis 1821

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu gibt es noch keinen Thread.
    Möchte ihn daher mit zwei Briefen eröffnen.
    Dienstbriefe als K.D.S. (Königliche Dienst Sache) vom K.B. Stadtgericht Passau
    nach Straßburg vom 27. März 1818 und vom K.B. Kreis - und Stadtgericht Ans-
    bach nach Straßburg vom 24. Mai 1820. Der Passauer Brief kostete den Empfän-
    ger 21 Decimes - und der Ansbacher 12 Decimes Porto.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,

    nach dem schönen Brief von VorphilaBayern möchte ich einen aus Hof zeigen.

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG0002c8ae9345jpg.jpg]

    Am 31.1.1816 wurde er aufgegeben beim Grenzpostamt Hof und lief als Portobrief nach Schlettstadt. Interessant ist der grüne Stempel und die Schriftweise HOFF, statt Hof, wie wir sie heute kennen.

    Die Leitung erfolgte, weil im Elsass hinter Strasbourg liegend, auch über Baden und Kehl, was der Stempel "Allemagne par Strasbourg" belegt.

    Die "6" unter "Herrn" weist die selbe Tinte auf, wie die Gesamtgebühr "9" Decimes, daher orde ich beide Notationen dem franz. Grenzpostamt Strasbourg zu. Ob die 6 das Gewicht in Grammen (wäre 2. Gewichtsstufe, da die 1. Stufe "unter 6g" lag, war, oder der Anteil von 6 Dec., der an Bayern vergütet wurde, kann ich nicht sicher sagen, da ich mir erst kurz mit dieser Phase der bayerisch - französischen Postbeziehungen befasse und hier noch der Vertrag von TT - Frankreich von 1801 greifen müsste.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Auch Heute einen Brief nach Beaune. In 1806 geschrieben und geschickt lief dieser Brief aus Rayon 3, und ist somit mit 6 Decimes Porto für die Strecke Nürnberg-Grenze Frankreichs. (Der Brief aus Landshut oben war aus Rayon 4 und also mit 7 Decimes taxiert). Und wie schon oben gezeigt kostete die Strecke nach Beaune 6 Decimes.

    Wie man weiss kam Nürnberg erst in September 1806 zu Bayern. Dieser Brief ist in Dezember geschickt und dann also aus dem Königreich.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Lieber VorphilaBayern,

    steht denn der Aufgabeort Hof fest?

    10x lese ich auch, aber das wäre ein bißchen wenig für 350 km ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber VorphilaBayern,

    dann war der fehlende Stempelabschlag von Hof daran schuld, dass Frankreich nur das Porto für den 2. Rayon ersetzte und Bayern zu wenig erhielt. Wann findet man schon einmal solch einen Brief? Teilfrankiert, vergessener Aufgabestempel und günstiger Rayonstempel ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    hier der Versuch der Interpretation eines kleinen Briefchens von München nach Paris und weiter nach Luzarches (ca. 20 km nördlich von Paris).

    Als Chargébrief unterlag er dem Frankierungszwang, so dass der Absender alle Gebühren zu zahlen hatte. Diese sind siegelseitig wie folgt notiert: 10x für Bayern, 7x für den Transit Badens + Württembergs = Taxis und 29x für Frankreich, die später in 12 Decimes reduziert wurden. Der Stempel "PASSE PAR KEHL" ist siegelseitig auf recommandirten Briefen Deutschlands nach Frankreich ab 1804 lt. J. v. d. Linden bekannt und passt hier also perfekt. Der Ankunftsstempel von Paris weist den 2.8.1810 aus.

    Frontseitig sehen wir einen mäßigen Abschlag des frühen Münchener Zweizeilers vom 25.7.1810, den frühen Chargé - Stempel und den obligaten P.P. - Stempelabschlägen, die zeigen sollten, dass die Aufgabepost alles kassiert hatte, was es zu kassieren galt. Unter der Manualnummer 22 war er registriert worden, später erhielt er (wohl in Kehl) die Nr. 14, um in Frankreich die 2008 zu erhalten. Dort notierte man auch die Herkunft des Briefes mit "v. muenchen #" und schlug "P.PAYE. D." für port payé destination und "CHARGÉ" ab.

    In Paris konnte man ihn nicht zustellen und sandte ihn in das Schloss Touteville nach Luzarches weiter, was kostenlos war.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Hallo bk,

    nicht einfach die 10x-Notierung auf der Siegelseite zu identifizieren...Respekt :thumbup:

    Liege ich mit dem Reduzierungsfaktor 1,5 korrekt ?

    Wahnsinns-Optik...

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    in deutschen Landen war nichts zu reduzieren: Bayern rechnete bis 30.11.1810 noch nach dem alten Taxistarif 10x bis zur württembergischen Landesgrenze, dann 7x nach dem gleichen Tarif bis Strasbourg, dann nach dem franz. Tarif ab da bis Paris. Der Brief wog unter 1/2 Loth bzw. 6g.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Pälzer,

    ach so - 2,85x war eine Decimes wert und dieser Wert war bis 1872 fix. Postalisch waren es dann 3x je Decime, wenn es der Vereinfachung diente (12x Franko Bayern - Frankreich = 4 Decimes Franko vice versa, so dass man in Frankreich eigentlich 0,6x sparte).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (23. Februar 2013 um 19:39)

  • Liebe Freunde,

    eine Parallel zu #9 kann ich heute zeigen - wieder aus München, wieder recommandirt und wieder mit dem für Bayern nicht häufigen PASSE PAR KEHL.

    Geschrieben am 19.11.1808, also kurz nach der Zeit, als Bayern auch personell die Post verstaatlicht hatte, ging er an die Firma Labaume an die Cote d´or nach Beaune. Da diese Briefe dem Frankozwang unterworfen waren, musste der Absender nicht nur die Recommandation, sondern auch die Gebühren für Bayern und Frankreich bezahlen.

    Als Recogebühr fielen 4x in Bayern an, während sich der franz. Anteil an der Frankatur verdoppelte. Zuerst hatte man 22x für Frankreich angesetzt, welche dann auf 44x hochgesetzt werden mussten.

    Für Bayern blieb das Franko mit 17x einfach, so dass der Absender 4x, 44x und 17x = 1 Gulden 5x zu zahlen hatte! Frankreich rechnete seinen Anteil in 12 Decimes um zuerst auch falsch in 6 Dec, weil man auch dort die Recommandation vergessen hatte. Augsburg hatte wieder V(on) München geschrieben, München die Reconummer 1 und der Empfänger den Brief am 7.12. erhalten.

    Zur Erleichterung des Nachvollzuges zeige ich den Brief in beiderlei Richtung.

  • Hallo bk,

    ein gebührenheftiger Beleg mit geradezu berauschender Optik, zwei Fragen hierzu seien mir gestattet: Hat man sich in München verwogen, oder warum musste hier das Franco verdoppelt werden ?

    Wenn Frankreich mit 6 Dec seinen Francoanteil zunächst auch falsch taxierte, da es die auf seinem Postgebiet anfallende Recogebühr vergaß und hernach auf 12 Dec korrigierte, waren es dann 6 Dec Recogebühr ? Das wären ja 17 Kr !?


    Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    deine 1. Frage:

    Zitat

    Hat man sich in München verwogen, oder warum musste hier das Franco verdoppelt werden ?

    Was ich geschrieben habe:

    Zitat

    Als Recogebühr fielen 4x in Bayern an, während sich der franz. Anteil an der Frankatur verdoppelte.

    Bis zum 30.6.1858 verdoppelten sich die Gebühren Frankreichs bei Recobriefen, so auch hier schon nach dem Vertrag von 1801 TT - Frankreich, in den Bayern eingestiegen war.

    Deine 2. Frage:

    Zitat

    Wenn Frankreich mit 6 Dec seinen Francoanteil zunächst auch falsch taxierte, da es die auf seinem Postgebiet anfallende Recogebühr vergaß und hernach auf 12 Dec korrigierte, waren es dann 6 Dec Recogebühr ?

    Die Recogebühr gab es praktisch gar nicht, sondern nur eine Verdoppeltung des Frankos bei Chargierung. Nur Bayern zog 4x vom Absender ein, weil diese der Aufgabepost verblieben und keine Gebühr darstellten. Dass 6 Dec. zufällig 17x entsprachen, hat mir dem Brief nichts zu tun - Frankreich erhielt 44x die, wie immer, im Zähler zu notieren waren, während heimische Gebühren stets im Nenner geschrieben wurden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    vielen Dank für die Klarstellung ! Für Frankreich ein durchaus einnahmeträchtiges Prinzip....jeder nach seiner Facon.

    + Gruß !

    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer,

    kommt darauf an - wenn ein solches Schreiben verlustig geht, musste Bayern 25 Gulden und Frankreich 50 Francs zahlen und es dürften einige hopps gegangen sein, wenn man den zeitgenössischen Berichten glauben darf ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    hmmm, dann standen - wenn ich es richtig berechnet habe - 1.500 Kr Recobrief-Verlustentschädigung in Bayern rd. 1.040 Kr in Frankreich gegenüber, für letzteres also fast 1/3 weniger an Belastung.

    + Gruß !

    vom Pälzer

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