• Hallo Nils,
    die Fälschungsgefahr bei den nordbayersichen Zulassungsvermerken ist eher gering. Trotzdem muss man aufpassen, weil es auf die exakten Stempeldaten ankommt. Die Vermerke waren ja nur vorübergehend nötig und auch nicht überall. So ist etwa in der RPD Regensburg (Neugründung zum 15.8.45), die recht bald in die RPD München eingegliedert wurde, die Lage unklar und nicht sicher. Es gibt keine Dokumente, die die Zulassungsvermerke auch dort vorschrieben; es gibt aber wenige - echt gelaufene - Belege aus dieser Region mit diesen Vermerken. Ich kann einen solchen Brief hier zeigen, portogerecht frankiert mit einer stark verzähnten Mi.-Nr. 7 x. Das sieht alles gut aus und ist auch echt gelaufen. Aber: am 3.10.1945 war die Zulassungspflicht bereits überall und für alle Beteilgten und Sendungsformen ausgelaufen. Sie endete spätestens am 19.9.45. Dass gleichwohl bei diesem Beleg mit dem aufgestempelten und unterschriebenen Vermerk peinlich genau auf die - ausgelaufenen - Vorschriften geachtet wurde, zeigt die ganze Verunsicherung. Man wollte keinen Fehler machen und keinen grund für die Zurückweisung wichtiger Post geben. Dafür kann ich noch ein zweites Beispiel geben, das aus Fürth stammt, wo es keine Zweifel an der Vermerkspflicht geben konnte. Ich zeige zwei Belege (Ortsbriefe mit Mi.-Nr. 5 z) aus ein- und derselben Korrespondenz mit vorgestempeltem Zulassungsvermerk, der erste Brief vom 28.8.45 musste noch den Vermerk tragen, der zweite vom 3.9.45 war davon als Firmen-Geschäftsbrief unter 20 g bereits befreit (erster Tag der Aufhebung für diesen Teil der Post). Aber auch da galt: sicher ist sicher! Die ganze Aufsplittung der unterschiedlichen Freistellung von der Vermwerkspflicht würde hier zu weit führen; man sollte aber wissen, dass ab dem 19.9.45 die Zulassungspflicht vollständig aufgehoben war und Belege mit späterem Datum nicht zu teuer eingekauft werden sollten, auch wenn sie als Rarität angeboten werden.
    Gruß an alle
    wi.kr

  • Hallo zusammen,


    obwohl ich ausweislich kein AM-Post-Sammler bin, lese ich doch mit Freude alles, was hier geschrieben und gezeigt wird. Das hat mich beim letzten Vereinstreff dazu bewogen, den nachfolgenden Brief nicht liegen zu lassen. Von Interesse war bei diesem eingeschriebenen Brief vom 26.09.1945 von Bamberg nach Schweinfurt der zweisprachige Nebenstempel. Hier wird besonders hervorgehoben, dass dieser Brief "nur amtliche Mitteilungen enthält, die für das Wohl der Allgemeinheit von Wichtigkeit sind".


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Guten Abend,


    Da ich von den "Nordbayerischen" Zulassungsvermerken nix zeigen kann
    (bislang wurde ich immer überboten bzw. die Belege waren außerhalb des Verwendungszeitraums ;( ),
    möchte ich mit der 5 Pf AM-Post weitermachen.


    Neben der Einzelfrankatur von Ortspostkarten, wofür hier schon Beispiele gezeigt wurden, konnte diese Marke
    in der 1. Portoperiode zur Freimachung von Postscheckbriefen verwendet werden.
    Diese Versandart ist ebenfalls ein schönes Beispiel für die unterschiedlichen Bestimmungen nicht nur
    zwischen den einzelnen Besatzungszonen sondern auch zwischen Postdirektionen der gleichen Zone.


    So waren Postscheckbriefe in der Britischen Zone mit Ausnahme der RPD Kiel bis zum 30.11.45 gebührenfrei.
    Ab 01.12.45 waren 5 Pf zu frankieren, unabhängig davon ob sich das Postscheckamt im gleichen oder einem
    anderen Ort der Brit. Besatzungszone befand. Diese Regelung galt auch für Postscheckbriefe aus der Amerikanischen
    an Postscheckämter in der Brit. Zone (Aus der Franz. und Sowjet. Zone habe ich noch keine entsprechenden Belege in
    die Brit. Zone gesehen).


    Als Beispiel eine 3-y (Am. Druck) von Hechthausen nach Hamburg vom 7.1.46

    Für die RPD Kiel galt diese Gebührenfreiheit von Anfang an nicht. Hier mussten Postscheckbriefe bereits ab Aufnahme des Postverkehrs
    mit 5 Pf frankiert werden, wie der Brief von


    Kiel Garden an das Postscheckamt Hamburg vom 19.11.45 mit einer 12-Fy (Engl. Druck) zeigt.


    Besser hatten es da die Einwohner in der Amerikanischen Besatzungszone, die brauchten nämlich für Postscheckbriefe - solange sie
    nicht in die Brit. Zone adressiert waren - während der AM-Post Ära (demnach also bis 31.10.1946) nix zu bezahlen.


    Worüber ich bisher noch keine verlässlichen Angaben gefunden habe, ist der Beginn der Gebührenpflicht für Postscheckbriefe
    innerhalb der Amerikanischen Zone nach der AM-Post Ära.


    Weiß hier jemand ein Datum :?:


    Gruß oisch

  • Hallo und guten Tag,
    zunächst @ Hasselbert. Das ist natürlich schon ein verführerischer beleg, da Einschreibe-Sendungen mit Zulassungsvermerk natürlich seltener sind als die sonst übliche schlichte Geschäftspost. Leider liegt das Datum schon jenseits des Endes der Zulassungspflicht und man kann nur vermuten, dass es für eine Staatsbank als Behörde mit sehr regem Postverkehr noch einen beträchtlichen Vorrat an vorgefertigten Umschlägen mit dem aufgestempelten Zulassungsvermerk gab, die natürlich aufgebraucht werden mussten, da es eine große Materialknappheit gab. Der Vermerk wurde dann wohl auch routinemäßig unterschrieben. Die 10-Pf-Marke dürfte übrigens eine Mi.-Nr. 6 x sein, wenn ich den Scan richtig anschaue.
    Dann oisch. Schöne Postscheckbriefe hast Du da. Dafür muss man meistens ganz schön was ausgeben, wobei es wenig Unterschied macht, welches Papier beim am. Druck vorliegt. Beim engl. Druck ist vor allem die Zähnung G gesucht. Die Regelung bei den Postscheckbriefen ist einigermaßen unübersichtlich, wie Du sehr schön dargestellt hast. Sehr gesucht sind Postscheckbriefe aus der brit Zone nach dem 1.3.1946, die dann 10 Pf. kosteten. Man könnte noch hinzufügen, dass nur die vorgedruckten Postscheck-Umschläge das Portoprivileg hatten; normale Umschläge an die Postschekämter mussten normal frankiert werden. Mischfrankaturen (2 x 1 Pf + 1 x 3 Pf.) als Porto auf Postscheckbriefen sind extrem selten. Die Gebührenfreiheit in der am. Zone dauerte bis zum 15.1.47, danach kostete der Postscheckbrief 10 Pf. Ab dem 1.8.48 galt wieder Portofreiheit. Fast alle Postscheckbriefe haben mittig ein Loch, weil die Umschläge nach der Entnahme des Inhalts auf einen Dorn gespießt wurden. Das ist mithin kein Mangel, sondrn eher ein Echtheitsmerkmal. Gleiches gilt für die meist schräge Öffnungsschnittkante am Oberrand, die von der Brieföffnungsmaschine verursacht wurde und völlig normal und typisch ist. Postscheckbrief mit Mi.-Nr. 19 (deutscher Druck) sind auch nicht so häufig. Ich kann hier einen zeigen mit Mi.-Nr. 19 B, der noch dazu den Plattenfehler VIII aufweist (dicker grüner Fleck im linken oberen Ornament.
    Gruß an alle
    wi.kr

  • Hallo wi.kr,


    Danke für die Angaben zum Tarifzeitraum für frankierte Postscheckbriefe in der Amerikanischen Zone
    und für die Ergänzungen bezüglich der Verwendung der "amtlichen" Umschläge und
    ihrer postalischen Behandlung ("Nadelloch" und "schräge Brieföffnung")
    Ein Postscheckbrief mit 10 Pf Frankatur aus der Brit. Zone nach dem 01.03.46 ist mir bisher weder
    als MeF 2 x 5 Pf noch als EF der 10 Pf Mi.-Nr. 6 bzw. 22 über den Weg gelaufen.


    Gruß oisch

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Hallo Jørgen,,


    wunderschöner Beleg zum Thema Postscheckbriefe.


    Das fehlende Porto wurde per Nachgebühr erhoben:


    5 Pf Porto + 2,5 Pf Strafporto = 7,5 Pf aufgerundet auf 8 Pf und handschriftlich mit Blaustift vermerkt,.


    Ich vermute mal diesen Betrag hat sich das Postscheckamt vom Konto des Absenders ("127612" ?) wieder zurückgeholt. Ich habe auch schon Belege gesehen bei denen nichtfrankierte Briefe an Behörden nach Entnahme des Inhalts zur Begleichung des Nachgebühr wieder an den Empfänger zurückgeschickt wurden


    Gruß oisch


    PS: Du hast noch eine Antwort zu Deinem Beleg in der Franz. Zone

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Hallo Jørgen und oisch,
    das ist ein Klassebeleg, auch wenn oder gerade weil er keine Marken hat. Oisch vermutet richtig. Die Nachgebühr wurde vom Konto des Absenders - nur er konnte ja den Postscheckbriefdienst bevorzugt nutzen - abgezogen. Es ist aber shon bemerkenswert, dass die britische Besatzungsmacht die Tarifgestaltung eigenmächtig und ohne Übereinstimmung mit den Amerikanern (und auch den Franzosen) festgelegt hat. Dazu gibt es noch eine Parallele: Kriegsgefangenen post war nach der Genfer Konvention über die Behandlung von Kriegsgefangenen portofrei. Nur die Briten verlangten das Auslandsporto für Postkarten (15 Pf.) bzw. Briefe (25 Pf.) für Sendungen an Kriegesgefangene - egal wo sie waren - aus der britischen Zone und von allen Zonen in ein britisches Lager, selbst wenn es nicht in Großbritannien lag (einige Lager waren in Belgien, z.B. Valverde). Nicht frankierte Post wurde zurückgewiesen oder gelegentlich auf einem deutschen Postamt nachfrankiert. Belege dazu kann ich in meinem nächsten Posting zeigen. Jetzt muss ich erst ml auf die Piste...
    Gruß an alle
    wi.kr

  • ... da buin ich wieder. Ich zeige hier eine ziemlich scheußlich aussehende Postkarte, die eine ganze Geschichte erzählt. Es handelt sich um eine Ganzsachenpostkarte aus der "Provinz Sachsen" (= RPD Halle, Sachsen-Anhalt) P 9, neben der wohl mal eine weitere Marke geklebt hat, die abgefallen ist oder abgerissen wurde. Offenbar war die am 26.2.1946 geschriebene Karte in Blankenburg (Harz), das im Juli 1945 aus der brit. Zone ausgegliedert und in die SBZ eingegliedert worden war, aufgegeben und auch postalisch behandelt worden. Das Stempelfragment spricht dafür, dass die Sendung als Kriegsgefangenenpostkarte freigemacht war. Die Adresse weist einen deutschen Soldaten in einem britischen lager als Empfänger aus, wobei aber das Lager 2218 nicht in England, sondern in Belgien war. Allerdings war der seit Februar 1946 zugelassene Postverkehr zwischen der SBZ und Gefangenen im brit. Gewahrsam nicht frei von Störungen. Der Beleg dürfte deshalb erst nach dem 28.2.1946 zur Hauptleitstelle in Hannover ("via Hannover")gelaufen und von dort wegen jetzt unzureichender Freimachung zurückgewiesen worden sein, weil inzwischen das doppelte Port (= 30 Pf) fällig war. Er wurde dann erneut - wohl durch einen Grenzgänger - in HIldesheim zur Post gegeben und zuvor, ergänzend mit AM-Post-Marken (Mi.-Nr. 7 zaa und 10 Az) freigemacht, um die Beanstandung auszuräuimen. Das schwer leserliche Datum ist inzwischen der 20.3.1946. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Briten allerdings ihre Forderung nach Freimachung bereits aufgegeben (Ende der Portopflicht: 11.3.1946). Das ist allerdings nicht überall bekannt gewesen, am wenigsten in der SBZ und bei den Grenzgängern. Die Karte wurde aber wohl nicht am Schalter abgegeben, weil die Schalter in Hildesheim noch am 11.3.1946 telegrafisch über das Ende der Portopflicht informiert worden waren. Die Karte nahm nun ihren weiteren Weg. Sie ging ausweislich des mittig abgeschlagenen runden Zensurstempels im Lager 2218 ein, wo sich der Gefangene aber nicht mehr befand (die Nummer wurde rot durchstrichen + roter Vermerk "nicht in 2218") ; die Karte wurde weitergeleitet, weil die Verlegung bereits am 17.2.1946 ins Arbeitslager 708 erfolgt war. Die Karte wurde dann mit dem Hinweis zurückgesandt (violetter Kastenstempel), eine Zustellung sei nicht erfolgt. Trotz der offensichtlichen starken Mängel finde ich das Stück sehr interessant und kennzeichnend für manche postalischen Wirrungen.
    Gruß an alle
    wi.kr

  • Hallo wi.kr,


    eine Kriegsgefangenenkarte kann ich auch zeigen. Sie lief am 21.04.1946 ab Lübeck nach England ?
    Frankiert ist sie mit einem Paar der Mi.Nr. 22 A und einer Mi.Nr. 15 aA.


    Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, lag bereits keine Freimachungspflicht mehr vor (Ende 11.03.1946). Dennoch wurden hier insgesamt 32 Rpf verklebt, also auch 2 Rpf zuviel. Trotzdem eine schöne Karte mit entsprechendem Text rückseitig.


    Gruß
    KJ

  • Hallo KJ,


    Du hast recht, die Karte hätte nicht mehr frankiert werden müssen aber


    1.) das Ende der Freimachungspflicht zu einem ohnehin "krummen Datum" wie dem 11.03.46 dürfte nicht jedem Postbenutzer bekannt gewesen sein und


    2.) haben viele unter dem Aspekt sicher ist sicher, die Karte / der Brief sollte ja auf jeden Fall ankommen und die Reichsmark war ja ohnehin nix mehr wert trotzdem weiter frankiert



    Hallo wi.kr,


    phantastischer Beleg mit Unikatscharakter und excellent recherchiert.
    Glückwunsch zu diesem Ausnahmestück. Möchte nicht wissen, wieviele Sammler
    eine solche Karte wegen Ihres Aussehens achtlos liegen gelassen oder wieder in
    die Wühlkiste zurückgeworfen hätten (so sie denn aus einer solchen stammt).


    Hier ebenfalls ein Beleg aus der Britischen Besatzungszone an ein englisches
    Kriegsgefangenenlager in Belgien


    Brief von Lübeck-Travemünde 1 vom 25.02.1946 an das Lager 2228 in Terlanen-Overijse (Belgien)
    portogerecht frankiert mit einer Mi.-Nr. 9-z 25 Pf US-Druck.


    Auch in diesem Fall war der Empänger nicht mehr in diesem Lager
    (möglicherweise seit dem 24.12.45 nicht mehr) und der Brief wurde mit den Vermerken
    "Not at 2228 PW Camp - Neue Anschrift abwarten" und "Retour to Sender" wieder zurückgeschickt.


    Das Lager 2228 war nach meinen Informationen das größte Gefangenenlager für Deutsche Soldaten in Europa
    und "beherbergte" zeitweise auch so prominente Insassen wie Heinrich Böll und Günther Grass. "BAOR" steht für
    "British Army Of The Rhine"


    Gruß oisch

  • Hallo in die Runde,
    in der Tat ist der Kriegsgefangenenbeleg von KJ "überfrankiert" - m.E. aber trotzdem sammelnswert. Der 11.3.1946 war übrigens ein Montag; die Beferiung von der Portopflicht begann also an einem Dienstag. Wenn auch in der Presse allgemein relativ groß aufgemacht mitgeteilt wurde, dass eine Freimachung nicht mehr erforderlich war, wurde vielfach noch Porto verklebt, weil man der Sache nicht recht traute. Ähnliches gilt auch für Kriegsgefangenenpost aus der am. Zone in ein Lager, das nicht (mehr) den Briten unterstand. Da gibt es auch viele unnötigerweise freigemachte Kriegsgefangenenbelege aus der am. Zone. Die sollte man aber nicht zu teuer bezahlen, daher Vorsicht bei "Schnäppchen" und immer schön auf Absender und Empfänger achten. Die von mir vorgestellte Karte habe ich bei ebay für 4 oder 5 € gekauft; sie war dort für jedermann sichtbar.
    Schön ist die Karte von oisch - mit allen Merkmalen, die man sich wünschen kann und ein wirklich seltenes Stück. Gesucht sind natürlich auch Einzelfrankaturen der Mi.-Nr. 28 auf Kriegsgefangenenbriefen. Sie sind noch seltener als am. Druck. Ich kann hier einen solchen zeigen mit Mi.-Nr. 28 A aus Brackwede vom 25.2.1946, der nach dem handschriftlichen Vermerk wohl am 27.3.1946 beim Empfänger eintraf. Dieser befand sich in einem amerikanischen Lager, das über die APO-Nummer (sozusagen Postleitzahl der am. Militäreinheiten) näher identifizierbar ist und in Südfrankreich war. Aus dem schmalen Zeitfenster vom 1.-11.3.1946, in dem ja das doppelte Porto zu entrichten war, kann ich einen Kriegsgefangenenbrief vorstellen, der ziemlich typisch für die unterschiedliche Behandlung derartiger Post war. Der Brief wurde in Mühlenbeck über Flensburg am 7.3.1946 auf den Weg geschickt und sollte über das zentrale Verteilerpostamt in Berlin 55 nach Moskau gehen, wo ein Sammelpostfach 270 für die Post an Kriegsgefangene in der Sowjetunion existierte; es diente wohl der Verschleierung des Aufenthaltsorts des Gefangenen. Das aber funktionierte nicht und der Brief wurde zurückgesandt, weil für den Postverkehr nur Formularkarten zugelassen waren, die als Antwortteil an Lebenszeichenkarten aus der Sowjetunion hingen. Alles andere lehnten die Sowjets - entgegen dem Völkerrecht - ab. Deshalb sind die meisten Beleg nach Moskau auch solche Zurückweisungen.
    Für Kriegsgefangenenpost gilt generell, dass frankierte Briefe weit seltener sind als Postkarten. Mischfrankaturen gibt es bei Postkarten häufig, oft allerdings nicht portogenau. Bei Briefen findet man Mischfrankaturen nicht oft. Davon zeige ich ein Stück vom 28.2.1946 (Letzttag für 25 Pf. Porto, 2 Stück Mi.-Nr15aAz und eine 16D) mit Notstempel aus Engelskirchen, ebenfalls zurückgewiesen, weil nur die Antwortkarten zugelassen waren - allerdings mit einem anderen Zurückweisungsstempel. Der Brief wurde offenbar auf anderem Weg befördert als der andere Brief und scheiterte daher auch an anderer Stelle. Interessant ist, dfass die Zurückweisung auch damit begründet wurde, dass nur Postkarten mit bis zu 25 Worte zugelassen waren - eine Anordnung, die nicht überall gleich gehandhabt und überwacht wurde.
    Gruß an alle
    wi.kr

  • Hallo und guten Morgen,
    das Thema Kriegsgefangenenpost ist nahezu unerschöpflich und ich möchte es jetzt mal mit der Darstellung der 5-Pf.-Marken, die wir hier ja begonnen hatten, verknüpfen. Das fällige Porto von 15 Pfennig war ja nicht nur als Einzel- oder Mischfrankatur darstellbar, sondern auch als Mehrfachfrankatur mit 3 Stück der Mi.-Nr. 3, 12 oder 19. Allerdings besitze ich keine Mehrfachfrankatur der Nr. 12, kann daher nur solche der Nr. 3 und dr Nr. 19 vorstellen. Zum einen ist da eine Postkarte vom 1.2.1946 aus Krombach Kr. Siegen (genau: das ist der Ort, wo das Bier in der Fernsehwerbung herkommt). Sie ging an einen Gefangenen in den USA, den man immerhin bis Massachusetts verfrachtet hatte (die Amerikaner hatten ja auch Lager u.a. in Deutschland, Frankreich und Italien). Da Krombach in der brit. besetzten Zone lag, wurde das Auslandspostkarten-Porto fällig. Dass die mittlere Marke rechts unten beschädigt ist, stört mich dabei nicht. Der zweite Beleg erzählt schon ein bißchen mehr. Er kommt aus Bevensen (Kreis Uelzen) und wurde dort am 26.12.1945 abgefertigt. Die Post ging zunächst zur Zensur in Peine (das ergibt sich aus der Zensorennnummer in dem mittig abgeschlagenen runden Zensurstempel), die für die Zensur der gesamten Kriegesgefangenenpost aus der brit. Zone zentral zuständig war (Transex Peine). Die Postbeförderung dauerte: erst am 17.1.46 kam sie an die zur Weiterleitung zuständige britische Postbehörde (runder kopfstehender Stempel links unten). Die Karte ging dann weiter in das Lager 2232 in Kluisbergen/Belgien, wo sie zunächst der Zenur unterzogen wurde (schräg kopfstehend abgeschlagener Kastenstempel mit der brit. Krone und "PW Censor" mit Nummer). Den Empfänger hat die Karte aber nicht erreicht; sie wurde zurückgesandt mit dem Stempelvermerk: "Back to Sender" (wohl ein Schnitzstempel in Kastenform und noch einmal waagerecht als Einzeiler schwächer abgeschlagen). Der Grund ist leider nicht erkennbar.
    Die Karte enthält im Grußtext exakt die erlaubten 25 Wörter, wobei sogar auf Anrede und Grußformel verzichtet wurde, um das Limit für Informationen im Telegrammstil voll auszunutzen: "Magdeburger wohlauf. Wohnungen erhalten. Letzte Nachricht Lona März. Ich Oktober entlassen. Elly kürzlich hier, wollte Holstein, aber zwecklos. Wünschen glückliches Neujahr und baldige Heimkehr Bevensen". Die Freimachung ist mit drei Stück der Mi.-Nr. 19 B erfolgt, davon hat das rechte (=obere) Stück den Mi.-Plattenfehler IV (leichte Verstümmelung von UT in Deutschland). Die Schließung der Aktenlochung kann ich als kleinen Mangel durchaus hinnehmen.
    Gruß an alle

  • Hallo,


    als Ergänzung zu den bisherigen KgF-Belegen hier noch zwei Postkarten mit 15 Pf Marken
    des Deutschen Drucks Mi.-Nr. 24-Az


    1.) KGF-Karte von "24-Hamburg 1 - 26.2.46 - 20" - also kurz vor Ende der 1. Portoperiode -
    an das POW Camp Nr. 23 in Groß Britannien. Der Absender stammte aus 14 Backnang also
    aus der amerikanischen Zone, die Karte wurde allerdings unter Verwendung eines Vordrucks
    vom Deutschen Roten Kreuz Hamburg in der Brit. Zone aufgegeben. Für das zu frankierende
    Porto spielte das keine Rolle, die 15 Pf wären unabhängig vom Aufgabeort fällig gewesen
    da sich der Empfänger in einem Brit. Lager im Ausland befand.


    2.) KGF-Karte von "Bederkesa - 6.3.46" (Nähe Bremerhaven) an das Featherstone Park Camp
    Haltwhistle - Northumberland / Großbritannien. Aufgrund der Gebührenverdoppelung zum
    01.03.46 waren nunmehr 30 Pf zu frankieren. Karten und erst recht Briefe aus der Portoperiode 2
    sind recht selten, da bereits zum 11.03.46 die Gebührenfreiheit für KGF-Sendungen eingeführt wurde.
    (siehe auch Beitrag von wi.kr. vom 07. März)


    Schönes Wochenende wünscht


    oisch

  • Hallo Oisch,
    das sind wirklich zwei Klasse-Belege und in einwandfreier Erhaltung. Sehr viele Krogesgefangenenpostkarten sind mittig gefaltet, weil sie "am Mann" in der Brusttasche getragen wurden - so wertvoll waren sie den Empfängern. Vom 1.-11.3.1946 versandte Kriegsgefangenenpost ist wirklich sehr selten und erzielt auf Auktionen regelmäßig beachtliche Zuschläge. Das 30-Pf-Porto für Postkarten konnte in diesem kurzen Zeitraum durch verschiedene Mehrfachfrankaturen dargestellt werden, wobei natürlich die Größe Karte und die Art ihrer Beschriftung natürliche Grenzen setzte. Als Einzelfrankatur war naturgemäß die Mi.-Nr. 29 zu nehmen, wobei das im März durchweg die Farbe c gewesen sein wird, weil die Farben a und b als früh gedruckte Marken bereits verbraucht gewesen sein dürften. Eine solche Einzelfrankatur mit Mi.-Nr. 29 cA vom 7.3.1946 aus Rodewald mit einem nachverwendeten Stempel aus der Vorkriegszeit (Kreis-Stegstempel mit Gitter), bei dem die vorgeschriebene Aptierung (= Entfernung) der Sterne im unteren Stempelteil unterblieben war, zeige ich hier. Die Karte lief über die britische Zensur in Peine und wurde vom Camp 188 in das Camp 64 weitergeleitet ("To 64") und handschriftlich für den genauen Empfangsort nachadresseirt ("by Mr. Paisley ..."). Mehrfachfrankaturen mit 3 x 10 Pf (Mi.-Nr. 6 oder 22) suche ich aber noch:
    Gruß an alle
    wi.kr

  • Hallo Alle


    Schöne Belege sieht man hier, leider habe ich keine Gefangende Sendungen.


    Ich habe dieser zwei Heute bekommen. Ortspostkarte in Hamburg am 17.1.1946, aber zu Fernkarten Taxt 6 Pf. Warscheinlich 1 Pf. Überfrankiert.


    Ein Auslandbrief aus Hamburg nach Dänemark sendet am 1.4.1946, Ersttag der wieder eröffnung der Auslandsverkehr.


    Viele GFrüße, Jørgen

  • Hallo Jørgen,
    in der Tat ist die Ortspostkarte um 1 Pf. überfrankiert, da das erhöhte Ortspostporto, das vorübergehend in Hamburg erhoben wurde, nur vom 10.7. – 11.8.45 gezahlt werden musste. Der Auslandsbrief ist ganz typisch, leider mit etwas Stockflecken. Das Interessante sind die zwei verschiedenen Stempel, die abgeschlagen wurden: einmal ein Maschinendurchlaufstempel, wie er in Hamburg 1 verbreitet im Einsatz war (also anders als bei der Postkarte, wo die Stempelung nicht durchgehend über das ganze Poststück geht), und dann nochmal ein Handstempel des Postamts Hamburg 1 mit den Kennbuchstaben an, der immer etwas unsauber wirkt. Er wurde abgeschlagen, weil die untere Marke vom Maschinenstempel (natürlich) nicht getroffen wurde. Man sieht daran aber, wie genau aufgepasst wurde, dass keine unentwertete Marke auf dem Umschlag war. Der Brief ist durch die Zensur der Prüfstelle Hamburg gelaufen, die den Nummernblock 20000 bis knapp 20700 hatte. Da es sich um Auslandspost handelte, war die Prüfstelle Transex 3 zuständig, wo schließlich bis zu 1500 Zensoren in einer früheren Kaserne gearbeitet haben. Die Farbe des Zensurstempels ist an sich stärker violett; es gibt aber Abweichungen zu stärkerer Blaueinfärbung hin, wie hier sehr schön zu sehen. Interessant ist auch der Verschlusstreifen, weil es sich dabei um eine Art handelt, die von Amerikanern und Briten gemeinsam verwendet wurde und in England gedruckt worden war. Bei der britischen Zensurstelle in Bonn wurden z.B. ganz andere Verschlusszettel verwendet. Das kann ich mal an einem Auslandsbrief demonstrieren, der über Bonn gelaufen ist und aus Köln kam. An diesem Beleg sieht man auch die an sich typische Zensurstempelfarbe. Dabei gibt es da noch die Besonderheit, dass die Zensornummer handschriftlich nachgeschrieben wurde, weil sie bei Abschlag nicht deutlich genug war. Solche handschriftliche Eintragungen sind nicht häufig und man sollte durchaus bei Zensurbelegen darauf achten. Dann kann man vielleicht auch so etwas entdecken wie das zweite Stück, das ich hier zeige: ein Ortsbrief aus München vom 5.10.1945, der über die Zensur in München lief. Die Nummer 13442 war allerdings an sich der Zensurstelle in Offenbach zugeteilt; deshalb hat der Zensor seine eigene – Münchener – Nummer handschriftlich daruntergesetzt. Das kann zwei Gründe haben: entweder war er ein reisender Zensor, der überwiegend in Offenbach eingesetzt war oder der Stempel war nach München ausgeliehen, weil einige aus dem Offenbacher Nummernkreis auch für sog. Überroller (= liegengebliebene Briefe aus den letzten Kriegstagen) in München verwendet wurden.
    Gruß an alle
    wi.kr

  • Hallo wi-kr.


    Vielen Danke für Dein Information. Ich habe nur der Auslandsbrief gekauft (1 Euro) weil es war gestempelt am 1.4.1946.


    Viele Grüße
    Jørgen

  • Hallo Jørgen,
    da hast Du ein echtes Schnäppchen gemacht und gut aufgepasst. Der Ersttag für Auslandsbriefe ist recht gesucht und mit der schönen Zensurabstempelung ein gutes Stück. Glückwunsch!
    Gruß an alle
    wi.kr