PV Bayern - Frankreich zum 1.1.1822 - Briefe hin und her

  • Liebe Freunde,

    was bei der Taxierung der Portobriefe unabdingbar wichtig war, konnte man bei Frankobriefen teils vergessen. Eine Rayoneinteilung war obsolet, weil nur über das Gewicht und die Entfernung berechnet wurde und bei der Entfernung galten die km bzw. Meilen und keine Rayongrenzen mehr. Bayern rechnete mit dem 1/2 Loth, Frankreich in verschiedenen Grammschritten.

    Die Möglichkeit zu frankieren bedingte für beide Seiten die Kenntnis der Gebühren der anderen Seite in all ihrer Vielfalt. Sie sind wesentlich seltener, als die bereits vorgestellten Portobriefe und ich schätze das Aufkommen auf ca 5% aller Briefschaften.

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    Den Anfang macht ein Brief vom 27.10.1827 aus Landau/Pfalz nach Strasbourg. Bei Portobriefen hätte man nur auszurechnen: 1. Rayon Bayerns in den 1. Rayon Frankreichs, aber das half am Schalter nicht weiter, denn die Kundschaft wollte wissen, was sie korrekt zu zahlen hatte. Wie muss man sich nun den modus operandi vorstellen?

    Entfernung ermitteln von der Aufgabepost bis zur gewünschten Grenzübergangspost. Hier: Landau - Wissembourg (falsch geschnittener Stempel "Weissembourg") = 22 km = 3 Meilen = 3 Kr. für den einfachen Brief. 3 Kr. reichten bis 6 Meilen = 45 km und waren daher korrekt.

    Nun war die Entfernung von Wissembourg nach Strasbourg zu berechnen und zwar nicht Luftlinie, was recht einfach gewesen wäre, sondern den tatsächlichen Postlauf von Poststation zu Poststation. Luftlinie hätten wir 52 km, aber Strecke ca.67 km. Danach lag man im 2. Entfernungsrayon mit 50 - 100 km von der Grenzpostanstalt, so dass bei einfachen Briefen unter 6g 3 Decimes für Frankreich ansetzen sollte. Der Absender zahlte 8 Kr., die Frankreich in Wissembourg in 3 Decimes reduzierte und vollauf zufrieden war.

    Landau stempelte Aufgabe und zweimal P.P. für Port Payé, also Gebühr bezahlt und brachte nach alter Sitte ein liegendes X als Zeichen der völligen Bezahlung an. Wissembourg stempelte 14 AED (14. Grenzübergangsort in alphabetischer Reihenfolge Affranchie Etranger Destination = Bezahlt bis zum Bestimmungsort).

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    Am 27.2.1841 sandte man einen Frankobrief von Würzburg nach Beaune. Der Absender zahlte 14 Kr. für Bayern (stets im Nenner!) und 18 Kr. (zuerst falsch 28 Kr. notiert) im Zähler für Frankreich ab Strasbourg. Würzburg - Strasbourg = 208 km = 28 Meilen = 24 bis 30 Meilen = 10 Kr.. Warum man 14 Kr. kassierte, ist nicht sicher. Für Frankreich ergab sich eine Strecke von 278 km, die ab dem 1.1.1828 bei 220-300 km ein einfaches Franko von 6 Decimes erforderten. Diese 18 Kr. hat man auch kassiert. In Strasbourg notierte der Beamte diese 6 Dec. siegelseitig oben rechts.
    Die im Laufe des Jahres 1841 erfolgte Umstellung der Vergütungsstempel für Bayern dürfte hier keine Auswirkungen gehabt haben, aber das habe ich noch nicht hinreichend untersuchen können.

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    Am 16.7.1844 sandte man einen einfachen Frankobrief von München über Augsburg nach Strasbourg. Der Absender zahlte 18 Kr. für Bayern bei einer Entfernung von 288 km = 38 Meilen = 36 bis 42 Meilen = 14 Kr.. Auch hier haben wir eine Differenz von 4 Kr. über dem Entfernungsfranko, womit vlt. die Transitkosten von Baden und Württemberg kompensiert werden sollten, aber das ist nur eine Theorie (aus der Pfalz gab es diese nur bei der Leitung über Forbach via Preußen (Saarbrücken)). Für Frankreich zahlte er 6 Kr. = 2 Dec., die für Briefe unter 7,5g bis 40 km korrekt waren.

    Der letzte bayer. Frankobrief ohne Sonderdienst, den ich zeige, ist mein Lieblingsbrief und das nicht nur, weil ich Pfälzer bin. ^^

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    Am 19.5.1846 schrieb man von Deidesheim (kleiner, aber sehr pittoresker Ort mit excellentem Saumagenlokal) einen Brief der 2. Gewichtsstufe nach Bordeaux (passt Rotwein zu Saumagen?). Nun gab es zumindest theoretisch 3 Möglichkeiten des Versands: 1. über das nahe Wissembourg 46 km = 6 Meilen, über Strasbourg 99 km = 13 Meilen und über Forbach 97 km = 13 Meilen. Unser Expeditor notierte zuerst 9 Kr. für Bayern und 44 Kr. für Frankreich. Das klingt ein bisschen viel, aber der Brief wog wohl 1 Loth, wie man siegelseitig sehen kann, war also in Bayern in der 2. Gewichtsstufe. Für Briefe bis 6 Meilen (Deidesheim - Wissembourg) bedeutete das ein bayer. Franko von 3 + 1,5 = 4,5 = 5 Kr. gerundet, bzw. bei 12 - 18 Meilen (Deidesheim - Forbach oder Strasbourg) ein bayer. Franko von 6 + 3 = 9 Kr., wie letztendlich auch notiert und erhoben. Obwohl der Brief über Preußen (Saarbrücken) lief und Bayern intern 2 Kr. je Loth brutto kostete, hatte man hier streng nach Tarif frankiert (weil er genau 1 Loth wog, bekam Preußen auch genau 2 Kr. für ihn von Bayern später vergütet).

    Dafür war die Strecke Forbach - Bordeaux mit 745 km im Vergleich zu Wissembourg - Bordeaux mit 798 km anders zu berechnen, denn bis 750 km lag man in der 9. franz. Entfernungsstufe, aber über 750 - 900 km schon in der 10. Stufe! Mit dieser Leitung hatte man also den bayer. Gebührenanteil hoch- und den französischen niedrig gehalten.

    Deidesheim hatte aber 42 Kr. für Frankreich notiert und damit einen Bock geschossen, denn man hatte dort die 8. Entfernungsstufe ausgerechnet (was falsch war) und wähnte die 2. Gewichtsstufe dort auch mit 1/2 bis 1 Loth. Tatsächlich war ein Loth (17,5g) aber in Frankreich gut für die 3. oder 4. Gewichtsstufe (10 bis unter 15g oder 15 bis unter 20g). Die kassierten 42 Kr. entsprachen 14 Decimes, die korrekt waren für Briefe über 500 - 600 km und bei einem Gewicht von 7,5 bis unter 10g! Hier war sicher im Nachhinein ein Frankodefekt gemeldet worden, den Forbach und Deidesheim später klären durften.

    Dass auch die Franzosen so ihre Probleme mit Frankobriefen haben konnten, zeigt ein Damenbriefchen.

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    Paris stempelte Aufgabe und PP als Zeichen der Frankatur. Der Absender hatte unten links affr. = Affranchie = Freimachung und darüber "Re-" für Regensburg geschrieben, sich dann aber eines besseren besonnen und den französischen Namen "Ratisbonne" gewählt (Empfänger war der bekannte Verleger Manz). Nun hatte die franz. Post den schwarzen Peter und musste ausrechnen, was der Brief für die beiden Postgebiete kosten sollte. Zuerst notierten man 13 oder 19 Decimes, das kann ich nicht genau sagen. Dann kam man aber überein, dass 15 Dec. korrekt waren, die 45 Kr. entsprachen.

    Paris - Forbach = 334 km und Paris - Strasbourg = 397 km standen zur Wahl; Wissembourg fiel aus, weil man dahin keine Anbindung hatte und die Post nach Oberbayern im Prinzip immer über Strasbourg - Augsburg ausgetauscht wurde. Dies bestätigt auch der Transitstempel von Augsburg am 2.12.. Die franz. Strecke lag also knapp in dem Zielkorridor 300 - 400 km, wofür bei Briefen unter 7,5g das Franko 7 Decimes betrug, die 21 Kr. entsprachen.
    Strasbourg - Regensburg = 323 km = 43 Meilen = 42 - 48 Meilen = 16 Kr. einfach. Wir sehen oben auf der Vorderseite aber 20 (Kreuzer?) geschrieben, was mich zu glauben veranlasst, dass man zu den bayer. 16 Kr. wieder 4 Kr. für die Transitkosten addierte, um so "auf sein Geld" zu kommen.

    Addiert man die beiden Frankobeträge, so kommt man auf 14 Decimes, also weder die notierten 13 (oder 19?) bzw. die kassierten 15 Decimes. Und das war Paris und nicht die Provinz, die ja eher Grund gehabt hätte, fehlerhaft zu rechnen ...

    Die Nachprüfung wird auch vor allem dadurch erschwert, weil Frankreich keine Brüche notierte, anhand deren man nachvollziehen könnte, welcher Betrag für wen kassiert worden war. Aber zu leicht wollte man es sich und anderen damals schon nicht machen. :D

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    nun kommen wir zu den spezielleren Briefen, die auch zu ihrem Recht in diesem Thread kommen wollen.

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    Der 1. aus einem Doppel stammt von 19.5.1832. In Paris geschrieben, wurde kein CF3R - Stempel angebracht, warum auch immer. Statt dessen stempelte man L.F.R.3 für Lettre Francais Rayon 3, also französischer Brief aus dem 3. Rayon. Bayern setzte für Frankreich 20 Kr. an (Paris - Forbach = 334 km = 7 Dec. = ca. 20 Kr. und für sich weitere 20 Kr., so dass der Empfänger 40 Kr. zu zahlen hatte.
    Forbach - Nürnberg = 305 km = 40,7 Meilen = 36 - 42 Meilen = 14 Kr., so dass Bayern hier 6 Kr. aufschlug. Sehr interessant finde ich, dass 3 Hände auf "deutscher" Seite im Spiel waren (Nürnberg strich die bieden zwanziger und notierte 40 in seiner typisch wasserblauen Tinte). Rötel verwandte Frankreich nicht und die schwarze 20 ist auch süddeutschen Ursprungs.

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    Das Pendant vom 9.4.1832 zeigt jetzt nur 2 Hände, aber wieder den für Briefe nach Bayern ungewohnten Stempel LFR3.

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    Eine Besonderheit mit einer Besonderheit ist ein Brief aus Würzburg vom 15.12.1826 nach Rixheim bei Mülhausen im Elsaß, der mit "Anhängend Muster ohne Werth" versehen als Portobrief auf die Reise ging. Er lief aber nicht, wie man annehmen könnte, über Strasbourg, sondern über Wissembourg und wurde mit 13 Decimes taxiert. Diese errechnen sich wie folgte:

    3. Rayon Bayerns bis 7,5g = 7 Decimes plus Wissembourg - Rixheim = 149 km direkte Linie, hier nach tatsächlich zurück gelegtem Weg taxiert, bei unter 6g mit 4 Dec. = 11 Dec.. Der Brief mit den Mustern war also schwerer. Lt. Vertrag kosteten Briefe mit anhängenden Mustern ohne Wert (hier hingen sogar 2 Muster an) bis zu einfachen Gewicht das normale Briefporto und erst darüber hinaus erfuhren sie eine Ermäßigung auf ein Drittel des Portos. Musterbriefe sind sehr selten - in beiden Richtungen.

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    Zu den Raritäten des PV gehören recommandirte Briefe (Art. 10 des Vertrages). Hier einer aus Nürnberg vom 2.6.1829 über Strasbourg nach Beaune. Für diese herrschte der Frankaturzwang, so dass jeder Brief wie folgte zu behandeln war: Bayerisches Franko = doppelt, französisches Franko = verdoppelt. Scheingebühr = ohne, da im Franko enthalten. Der Absender zahlte 18 Kr. für Bayern via Baden nach Strasbourg (was nicht mit den 20 Kr. Portobriefen korrespondiert und nur die einfache Frankogebühr sein kann, womit Bayern hier 18 Kr. verloren hatte!) und 2 x 18 = 36 Kr. für Frankreich. Sogar im großen Nürnberg machte man einen Fehler bei diesem Chargébrief, weil sie nur ganz selten einmal vorkamen. Dergleichen Briefe waren mit 3 oder 5 Siegeln zu schließen und im Falle, dass dies der Absender zu tun unterlassen hatte, musste die jeweilige Aufgabepost dies kostenlos nachholen. Bei Verlust des Briefes erstattete die Seite, in deren Gewahrsam der Brief sich hätte befinden sollen, 25 Gulden bzw. 50 Francs beim Vorzeigen des Postscheins.

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    Hier hat man nun alles, was sich wünschen kann: München, 21.4.1843 nach Paris über Strasbourg. Dazu N. Abg. = Nach Abgang (bei Chargébriefen musste mindestens eine Stunde vor Postabgang der Brief aufgegeben worden sein, bei gewöhnlichen Briefen mindestens eine halbe Stunde davor) und ein CBR4 - Stempel, der NIEMALS auf Franko- oder gar Chargébriefen abzuschlagen war. Dieser Stempel war allein Portobriefen vorbehalten und wäre in München zu streichen gewesen. Der Absender zahlte nur 18 Kr. bis Strasbourg, statt 36 Kr. für Bayern, und 40 Kr. Weiterfranko für Frankreich bis Paris. Auch hier machte man wieder Fehler zu Lasten der bayer. Postkasse. Frankreich rechnete die 40 Kr. siegelseitig in 1 Fr. 4 Dec. um.

    Den außergewöhnlichsten Brief dieses PV möchte ich euch nicht vorenthalten - mal sehen, ob sich jemand (schon jetzt große Anerkennung!) an seine Beschreibung wagt. Nur Mut!

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    2.1.1822 München nach Beaune - aber so glatt lief es hier nicht, oder? :thumbup:

    Liebe Grüsse von bayern klassisch, der dann die Transite in beide Richtungen vorstellen wird ... aber erst, wenn sich einer an dem hier versucht hat. ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    eine kleine Hilfestellung für den interessierten Wochenendknobler: Der Absender hatte wohl leichte Probleme mit dem Beamten am Münchner Schalter, denn er wollte den Brief nach "Beaune" senden und das liegt und lag in Frankreich. Der Annahmebeamte dachte aber, dass dies der französische Name für "Bonn", unsere ehemalige Bundeshauptstadt sein müsste und Bonn lag in Preußen.

    Daher wurde der Brief wie einer nach Preußen taxiert. Letzte Hilfe: Die roten Tintenvermerke stammen von preußischer Hand und gültig war im Jan. 1822 der PV Bayern - Preußen von 1816. Wer das ausklamüsert hat, kann mit diesem Thread auch den Rest deuten. Also einfach mal drauf los gepostet, mal sehen, wer der erste ist. ^^

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Ralph,

    Und wenn hatte sich der Spediteur geirrt "Bonn" anstatt Beaune schreibend?
    Es scheint sonst, daß einige POULET München und Koblenz bewohnten.
    Es scheint auch, daß " Beaune en France " ist danach zu schreiben gewesen. In Bonn kann sein?....
    Ich habe Mühe, der Vermerk ganz unten zu lesen. Ich glaube, jedoch einen Datum zu lesen " München.....................5/2 22 ".Von Oberseite dieses Vermerk scheint es ein Zettel gegeben zu haben, weil man die Reste eines Siegels erkennen kann.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Liebe Sammlerfreunde,

    viele Briefe aus dem 5. Rayon aus Bayern nach Frankreich
    gibt es nicht. Bei den wenigen bekannten Briefen aus Passau
    nach Frankreich, die ich kenne ist der Stempel "CBR.3" um
    180 Grad gedreht abgeschlagen. Hier ein Brief mit richtig
    abgeschlagenen Stempel aus Passau nach Straßburg vom
    2. November 1829.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    danke für das zeigen dieser Seltenheit in sehr guter Erhaltung - ich weiß nicht, ob es mehr als ein Dutzend dieser Briefe gibt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    hier mein jüngster Fang:

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    Ein frankierter Brief aus München nach Schlettstadt (heute: Selestat) kostete den Absender 8 Kr. für Frankreich, die Strasbourg in 3 Decimes reduzierte und 18 Kr. für Bayern (Strecke: München - Strasbourg über Augsburg (Kartenschlusspostamt), Ulm, Stuttgart und Kehl. Münchentypisch hat man 3mal den P.P. = Port Payé - Stempel abgeschlagen und auf das manuelle P.P. neben dem Frankovermerk auch nicht verzichten wollen. Alle Münchner Frankobriefe dieses Vertrages wurden so behandelt.

    Interessant ist, dass der Brief in München am 30.12.1828 geschrieben wurde, die Abstempelung aber dort am 29.12.1828 erfolgte. Entweder der Absender war schneller als das Licht (ca. 300.000 km pro Sekunde!), oder man hat in München, wie schon hundertfach beobachtet, das Datum umzustellen vergessen. Stress zwischen den Jahren? :rolleyes:

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber VorphilaBayern,

    wenn man bedenkt, dass Frankreich 6x für die Ministrecke bis Strasbourg bekam, dann war das ein äußerst lohnendner Tarif. Für die Hundertfache Entferung kamen ja nur 18x in Ansatz bis Nürnberg.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber VorphilaBayern,
    Du zeigst zwei sehr frühe Portobriefe des 1821-er Postvertrages (Lyon 27.12.1821, Strasbourg 5.1.1822) mit den vertraglich vorgeschriebenen Rayonstempeln. Ich jedenfalls kenne keine früheren.
    Der Postvertrag wurde am 6.Mai 1821 in München und am 21.Mai 1821 in Paris unterzeichnet.
    Zum Inkrafttreten heißt es in Art.29 (freie Übersetzung von mir): "Der vorstehende Vertrag wird drei oder spätestens sechs Monate nach dem Austausch der Ratifikationen in Vollzug gesetzt...." Dies bedeutet, dass der Vertrag durchaus schon vor dem 1.Januar 1822 hätte in Kraft getreten sein können. Wenn da nicht die französischen Ausführungsbestimmungen wären ("ORDONNANCE DU ROI" vom 22.8.1821), in deren Art.1 es heißt: "Vom 1.Januar 1822 an steht es der Öffentlichkeit in Frankreich frei, Briefe und Pakete bis zum Bestimmungsort freizumachen oder auch nicht freizumachen...." Dies ist doch ein deutlicher Hinweis auf das Datum des Inkrafttretens. Leider sind bisher noch keine bayerischen Ausführungsbestimmungen aufgetaucht. Wer solche mir oder hier im Forum vorlegen kann, erhält von mir als Belohnung eine Schachtel Pralinen.
    Bleiben also bezüglich des Lyon-Briefes einstweilen nur die Möglichkeiten, dass der Stempel C.F.R.3 schon vor Inkrafttreten des Postvertrages im Einsatz war(dagegen spricht allerdings die für Portobriefe des 1821-er Vertrages typische Taxierung: 38 Kr. vom Empfänger zu zahlen, davon 18 für Bayern und 20 für Frankreich), oder dass der Brief erst am 1.1.1822 oder an den Tagen danach abgefertigt wurde. Vielleicht könnte man sogar von einem "Postvertragsersttagsbrief" sprechen.
    Auf jeden Fall Glückwunsch zu den beiden "Vortragsbriefen".
    Beste Grüße
    HOS

  • Lieber HOS,

    die Stempel CF 1-5R gab es schon zuvor und zwar bei Briefen nach dem PV Frankreichs mit Sardinien. Dass sie, weil sie schon mal da waren und an alle französischen Poststellen ausgegeben worden waren, auch auf Briefen nach Bayern und anderswo Einsatz fanden, spricht für die flexiblen, kognitiven Fähigkeiten der französischen Kollegen. Auf Grund der unterschiedlichen Taxen halte ich den frühen Brief für einen nach dem alten TT - Frankreich - Tarif, in den Bayern eingestiegen war und den späteren für einen klassischen Frühbrief des bayerisch - französischen Postvertrages.

    In jedem Fall ein tolles Briefepaar - wie man es von VorphilaBayern schon so oft sehen durfte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    ein Frankobrief ist mir in die Hände gefallen, den ich euch nicht vorenthalten möchte.

    In Augsburg am 11.2.1846 wurde er mit 16x für Bayern bis Strasbourg und 20x ab da bis Lyon frankiert. In Strasbourg (Stempel 11 A.E.D.) lief er ein und der französische Gebührenanteil von 20x wurde korrekt mit 7 Decimes in der Briefkarte und auf dem Brief angerechnet (das durfte Bayern später Frankreich gut schreiben).

    Sicher keine Schönheit, aber hier hat Augsburg mal alles richtig gemacht, wie sonst recht selten bei diesen Korrespondenzen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Hallo bk,

    mal andersrum gefragt: Was hat man denn in Bayern "so am meisten" falsch gemacht bei diesen Korrespondenzen ? Ich stelle mir bei Francobriefen jedenfalls schon mal recht schwierig vor, den französischen Gebührenanteil am Aufgabeort vorzurechnen.

    Wenn noch weitere Gewichtsstufen oder Zusatzleistungen dazukamen, dann muss das im Francofall am bayerischen Postschalter durchaus eine spannende Aufgabe gewesen sein.

    War im Übrigen der französische Gebührenanteil (hier 7 Decimes) in der o.a. PV-Gebührenperiode eigentlich - ganz einfach - mit der französischen Inlandsgebühr (taxe territoriale) gleich zu setzen ?


    Schönen Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    gute Fragen ...

    Falsch machen konnte man alles - bayer. Gewicht anders als franz. Gewicht. Bayer. Entfernungsprogression anders als die französische. Berechnung der Taxe vom Grenzpunkt aus setzte voraus, dass man wissen musste, über welchen französischen Paketschluß später spediert werden würde.

    Die inländischen Taxtabellen galten nicht für die Entferungen, die französische Briefe nach Bayern zurück legten. Da gab es Fallstricke ohne Ende ...

    Zitat

    War im Übrigen der französische Gebührenanteil (hier 7 Decimes) in der o.a. PV-Gebührenperiode eigentlich - ganz einfach - mit der französischen Inlandsgebühr (taxe territoriale) gleich zu setzen ?

    Ja, nur ein anderer Namen für das selbe Baby.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    gehen wir einmal davon aus, der bayerische Postschalter in Augsburg hätte einen Fehler gemacht und bspw. im oben stehenden Fall anstatt 7 Decimes 6 Decimes französischen Gebührenanteil als Franco berechnet.

    Dann hätte Frankreich mit Sicherheit dennoch seine 7 Decimes angeschrieben und die auch bekommen müssen, sonst hätte es sicherlich keinen 11 A.E.D in Strasbourg gegeben.

    Nur hätte dann ja der bayerischen Postkasse 1 Decime ~ 3 Kr gefehlt. Wer hatte dann dafür eigentlich einzustehen ?


    Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    wenn Frankreich ein Manko bei eigenen Forderungen fest stellte, dann wurde die Aufgabepost in Bayern mit dem fehlenden Anteil belastet. Diese hatte dann dem Absender die schlechte Nachricht zu übermitteln, dass Geld "nach geschossen" werden musste. In keinem Fall war in Frankreich ein Empfänger verpflichtet, einen Brief mit P.D. - Stempel als unterfrankiert anzusehen und ein Porto dafür hin zu legen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo zusammen,

    schade zunächst, dass von @bk fast sämtliche Belege nicht mehr sichtbar sind, sind hier die Heizelmännchen unterwegs ?

    Kommen wir wieder einmal zu einem Frankobrief, diesmal aufgegeben in Landau (Pfalz). Das schlug Aufgabe und - gemäß Absendevermerk unten links - zweimal P.P. (Port Payé) ab, schließlich wurde noch das liegende X als Zeichen vollständiger Bezahlung angebracht.

    Wissembourg ergänzte 14 AED, soweit alles klar. Der recht kleine Brief ist vollständig mit Inhalt und wiegt 5 gr. Für die Strecke Landau - Wissembourg müssten es dann 3 Kr sein, ich lese 6 Kr. Für Wissembourg - Strasbourg müssten es 8 Kr = 3 Dec sein, ich lese 16 Kr = 6 Dec...oder da was falsch ? ;(


    + Gruß

    vom Pälzer