• Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    anbei eine Bekanntmachung des preußischen General-Post-Amts vom 8.1.1850, die zeigt, dass es je nach Tageszeit unterschiedliche Leitwege aus der preußischen Rheinprovinz z.B. in Richtung Sachsen gab:



    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,


    die unterschiedliche Leitwegwahl nach den Anschlußverhältnissen der Züge läßt sich zu Anfang der 50er Jahre, als noch coursstempel abgeschlagen worden sind, an belegen gleicher Ortspaare immer wieder feststellen.
    Die von Dir gezeigte Bekanntmachung ist für mich insofern sehr interessant, als sie Orte der Oberlausitz betrifft, für die ich mich speziell interessiere. Vielen Dank fürs zeigen.


    In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob der Vorrang schneller Zugverbindungen auch berücksichtigt wurde, wenn damit Transitgebühren verbunden gewesen wären. Speziell beim gezeigten Beispiel hätte das böhmische Reichenberg betroffen sein können. Wenn Zittau auf dem Leitweg durch Sachsen schneller zu erreichen war als über Görlitz, dann galt das auch für Reichenberg. Sind dazu zufällig Unterlagen verfügbar?


    Beste Grüße


    Altsax

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nils,


    für Briefpakete galt dies vermutlich ebenso.
    Für genaueres bräuchte man aber die Verfügungen aus Aachen ...


    Hallo Altsax,


    wenn ich entsprechende Veröffentlichungen finde, melde ich mich.
    Habe da noch ein paar Bände Amtsblätter, die noch auf ruhige Abende warten.


    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    Briefe nach Frankreich zählen nun nicht zu den großen Seltenheiten - auch nicht, wenn sie aus Russland kommen, aber dieser hier zeigt eine interessante Rückseite:



    Er wurde im September 1851 in Moskau auf die Reise nach Rheims, Frankreich, geschickt.
    Die Rückseite zeigt folgende Stempel:
    Ostbahn (Retour) vom 2.9.
    Berlin-Leipzig vom 2.9.
    Magdeburg-Leipzig (Retour) vom 3.(?)9.
    Halle-Eisenach (doppelt abgeschlagen) vom 3.9.
    Es gibt noch ein Stempelfragment in der Mitte unten, dass zu einem Kursstempel gehören könnte.
    Rheims vom 5.9.
    vorderseitig ist u.a. PRUSSE 3 VALENCIENNES zu sehen


    Ich habe folgende Streckenführung gefunden, um alle Kursstempel mehr oder weniger sinnvoll unterzubringen:
    Mit der Ostbahn bis Berlin
    Von Berlin dann nach Leipzig
    Von Leipzig wieder zurück, Richtung Magdeburg, bis Halle
    Von Halle gen Westen, Richtung Eisenach, evtl. bis Erfurt

    Dieser Leitweg würde bedeuten, dass das sächsische Leipzig zum Umspedieren Richtung Westen benutzt wurde ?!


    Ein weiteres Problem ist hier die Weiterleitung nach Frankreich.
    Gemäß dem vorderseitigen Eingangsstempel lief der Brief über das westlich gelegene Valenciennes (der Stempel wurde in Paris geführt).
    Auf der Strecke Halle-Eisenach liegen die preußischen Austauschpostämter Zeitz und Erfurt.
    Zeitz hatte 1851 keinen Kartenschluß mehr mit Frankreich und Erfurt nur mit Straßburg. Wie kam der Brief von hier aus weiter ? Von Erfurt aus gab es 1851 keine durchgehende Eisenbahnverbindung in Richtung preußischer Rheinprovinz / Valenciennes.


    Diese "Sackgasse" führt dann zur Erklärungsvariante Fehlleitung:
    Der doppelte Abschlag des Stempels Halle-Eisenach könnte bedeuten, dass man eine hier Fehlleitung feststellte und den Brief zurückschickte, dann sähe der Weg folgendermassen aus:
    Mit der Ostbahn bis Berlin
    Von Berlin dann nach Halle
    (Beginn Fehlleitung)
    Von Halle nach Eisenach, gen Südwesten
    Von Eisenach nach Halle (Rückleitung wg. Fehlleitung)
    Von Halle nach Magdeburg (Kursstempel Magdeburg-Leipzig, retour)
    Von Magdeburg gen Westen, Richtung Aachen


    Oder hat jemand eine andere Idee ?


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael


    die Strecke Berlin - Leipzig führte über Köthen, wo mit recht hoher Sicherheit der Austausch wieder in Richtung Halle (Magdeburg) war.
    Die Rückführung auf der Strecke Eisennach - Halle würde bedeuten, dass er nun nach MD kam und von dort wahrscheinlich über die Mindener Strecke im geschlossenen Transit weitergeführt wurde.


    Die Fehlspeditierung begann somit höchstwahrscheinlich in Berlin. Falscher Briefbeutel welcher, da gehe auch mit Dir mit bis nach Erfurt lief.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    die schöne Zeit bis 1853 - mit den vielen Kursstempeln ;) - spiegelt manchmal auch Detailphasen des Streckenausbaus wieder.
    Auffällig hier ist die Zeitlücke zwischen dem 2. Zug nach Bromberg am 16.9. und dann ebenfalls dem 2. Zug am Folgetag. Warum nicht mit dem 1. Zug ab Marienburg ? Ein Blick auf die Eröffnungsdaten der verschiedenen Teilstrecken erklärt es dann ...



    1853 wurde diese 3 Sgr.-Ganzsache (U3a) von Düsseldorf nach Memel auf die Reise geschickt.
    Rückseitig wurde der Ablauf dokumentiert:
    Am 15.9. ging es mit dem 2. von Deutz kommenden Zug in Richtung Minden.
    Am 16.9. ging es mit dem 1. Zug von Minden nach Berlin.
    Am 16.9. ging es mit dem 2. Zug von Berlin nach Bromberg.
    Dort ging es dann erst mal mit der Bahn nach Dirschau und dann mit Kutschen über die Weichsel - die Eisenbahnbrücken über die Weichsel, und damit die durchgehende Eisenbahnverbindung, wurden erst 1857 fertiggestellt.
    Daher ging es dann erst am 17.9. mit dem 2. Zug weiter von Marienburg nach Königsberg und dann Richtung Memel.
    Zustellung dort dann einen Tag später.


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,


    auch ich habe ein Faible für Briefe bis 1854, deren Siegelseiten ein Augenschmaus sind.


    Kann man davon ausgehen, dass mit der Eröffnung einer neuen Bahnstrecke auch gleichzeitig die Bahnpost Preußens in diesem tätig wurde?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    Kann man davon ausgehen, dass mit der Eröffnung einer neuen Bahnstrecke auch gleichzeitig die Bahnpost Preußens in diesem tätig wurde?

    Nicht generell, ich habe schon Mitteilungen gesehen, dass die Postbeförderung und insbesondere die Postbearbeitung erst zu einem späteren Zeitpunkt auf einem Kurs eingeführt wurde.
    Bei den Teilstrecken der Ostbahn sieht es etwas anders aus. Dort scheint man sehr zeitnah bzw. direkt mit Eröffnung die Bahnpost tätig geworden zu sein. Dies kann man z.B. an dieser Teilstrecke Königsberg-Marienburg sehen. Eröffnung am 2. August 1853 und der gezeigte Beleg vom 15. September 1853 wurde schon damit befördert und entsprechend bearbeitet.


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,


    vielen Dank für die Antwort. MIch beschäftigt auch die Frage, woher das Personal kommen sollte, welches benötigt wurde, denn der zeitliche Vorlauf war ja eher gering und einen Bahnpostdienst sicher zu stellen, dürfte nicht einfach gewesen sein.


    Es wäre interessant zu sehen, wann welche Strecke eröffnet wurde und wann die ersten Bahnpoststempel nachgewiesen werden können.


    Liebe Grüssse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo in die Runde


    folgendes hatte ich vielleicht schon einmal eingestellt (aus den Postakten um 1850 von MD):


    Magdeburg, den 8.Sepetember 1852


    Betrifft die absendung des Post-Eleven Howeg zur Dienstleistung nach Posen.


    / in act. Beamte Versetzung bts


    Der Königlichen Ober Post-Direction verfehlt das Post-Amt nicht, in Gemäßheit der seitwärts verzeichneten verehrlichen Verfügung gehorsamst anzuzeigen, daß der Post-Eleve Howeg mit heutigen Abend von seiner hiesigen Beschäftigung entbunden werden soll, und bereits angewiesen ist, die Reise nach Posen spätenstens mit dem morgen Mittag 11 ¼ Uhr von hier nach Berlin abzusenden Eisenbahn-Schnellzuge anzutreten.
    Was nun die, in Stelle des p. Howeg, der hiesigen Fahrpost-Expedition 2 zur Sicherstellung des Dienstes zu gewährende Hilfe betrifft, so wird es mit besonderen Schwierigkeiten verbunden sein, solche aus dem übrigen Beamten-Personal zu beschaffen, nachdem die Beamtenkräfte durch die jetzt auch noch der Brief-Ausgabe-Expedition zu gewährende Aushilfe auf das Alleräußerste beschränkt worden sind, außerdem aber der Verkehr schon jetzt anfängt bedeutend stärker zu werden.
    Das Post-Amt wird zwar Alles aufbieten, die Geschäfte des p. Howeg zu übertragen nur hofft, daß es auf kurze Zeit gelingen werde, den Dienst in jeder Beziehung sicher zu stellen. Auf die Dauer wird dies jedoch unmöglich, nur bittet das Post-Amt demnach gehorsamst einen geeigneten Stellvertreter so bald als möglich geneigtest hirher überweisen zu wollen.


    Post-Amt Fricke


    Die Art des Betreffs läßt doch vermuten, dass Personal auf Anweisungen "höherer" Stelle versetzt wurde.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Magdeburger,


    vielen Dank für den Aktenauszug - genau so hatte ich mir das nämlich vorgestellt. Von oben herab sieht alles leichter aus, als es am Schalter oder im Waggon zu schaffen ist.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.