Österreich - Frankreich

  • Hallo Emanuell,

    schwer zu sagen, ob es sich wirklich um ein "LA" vor dem "Von Pettau"-Stempel handelt.

    Wofür steht das "LA" eigentlich?

    Besteht die Möglichkeit, dass in den notierten 12 Decimes der Teil für den schweizerischen Transit enthalten ist?

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    du mußt bedenken, daß 12 Dec immerhin 1 Fr 20 Cent sind.

    Galt in Frankreich noch der Tarif von 1806? Danach waren 4 Dec für die Strecke Huningue - Strasbourg zu zahlen.

    Dieter

  • Hallo Franz,

    Auf jeden Fall ist es eine Stempelspur.

    Im Postvertrag von 1825 gibt es mehrere Abkürzungen für Briefe aus Österreich:

    - L.A. (Lettre Autrichienne), L.I. (Lettre Italienne), der 7 Décimes nach Huningue oder Forbach oder Straßburg kostete

    - I.T.: Italie Transit: 10 Décimes an das französische Grenzpostamt

    - A.T.: Autriche Transit: 11 Décimes.

    @Dieter: Ja, im Jahr 1827 ist der Tarif von 1806 noch gültig.

    Viele Grüsse.

    Emmanuel.

  • Hallo Franz und Dieter,

    Die Taxierung ist in der Tat schwer zu erklären.

    Hier ist eine Schätzung, die von einem Brief ausgeht, der genau 6 Gr. wiegt:

    Pettau -> Huningue: 7 Décimes. Für diesen Teil der Strecke hat das Grenzpostamt Huningue die 6 Gr. nicht berücksichtigt.

    Huningue->Strasbourg: 4 Décimes +1Décime.

    => Gesamtporto: 12 Décimes.

    Ich weiß, dass es immer einfach ist, ein Porto, das wir nicht verstehen, mit einem Fehler des Postbeamten zu erklären, aber hier habe ich keine andere Erklärung.

    Viele Grüsse.

    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    ich denke auch, daß es eine Fehltaxierung ist. Es sei denn, in Straßburg wurde aus einem uns nicht bekannten Grund 1 Déc. aufgeschlagen. Interessant!!

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo,

    zunächst einmal zum Schweiz-Transit. Im Vertrag zwischen Österreich und der Schweiz von 1816 hat sich Österreich verpflichtet, nicht nur die Postverbindung quer durch die Schweiz auf eigene Kosten auszubauen, sondern sie auch instandzuhalten. Dafür war der Transit durch die Schweiz für Österreich kostenlos und im geschlossenen Paket möglich. Die Briefe wurden am Grenzpostamt Bregenz mit dem "LA"-Stempel versehen und in das Postpaket nach Hüningen gepackt. Der "LA" ist im Postvertrag Österreich-Frankreich festgeschrieben und bedingt die französischen 7 Dec. Transitgebühr. In Hüningen wurden die Briefe ausgepackt, gestempelt und in das jeweilige Postpaket gegeben.

    Briefe nach Frankreich mussten bis 1844 immer grenzfrei aufgegeben werden. Das heißt, der Absender zahlte die Gebühr bis zur österr. Ausgangsgrenze. In diesem Fall 14 KrCM.

    Die franz. Taxierung ist wohl wirklich falsch. Normal wären eben 11 Dec.

    LG, Gerald

  • Hallo,

    links oben wurde eine 6 angeschrieben. Damit war der Brief 6 g schwer und 12. Dec. passen genau: LA: 7 Dec. + 4 Dec. (101-200 km) + 1 Dec. (6 g-ausschl. 8 g).

    Grüße von liball

  • Hallo liball,

    Zitat

    links oben wurde eine 6 angeschrieben. Damit war der Brief 6 g schwer und 12. Dec. passen genau: LA: 7 Dec. + 4 Dec. (101-200 km) + 1 Dec. (6 g-ausschl. 8 g).

    Aber musste auch beim Auslandsporto 1 Décime hinzugefügt werden, was 13 statt 12 Décimes ergeben hätte.

    Emmanuel.

  • Hallo liball,

    ich habe auch übersehen, daß die Gewichte 6, 8, 11 und 15 Gramm immer exclusiv waren. Damit ist der Zuschlag von 1 Déc. für 6 Gr. klar. Danke für die Klarstellung.

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo vals59,

    mit ist leider keine diesbezügliche Vorschrift bekannt. Ich kenne jedoch einige Briefe die 6 g schwer waren und bei denen lediglich beim Inlandsporto 1 Dec. hinzugefügt wurden.

    Grüße von liball

  • Hallo Dieter,

    die Inlandsgebühr ist klar mit 5 Dec.

    Hier geht es um die Auslandsgebühr mit 7 Dec. oder 8 Dec. Hier musste Frankreich je 30 g 18 Dec . an Österreich vergüten und hat dies refinanziert über das Auslandsporto. Ich gehe davon aus, dass Frankreich bei 6 g noch keinen Aufschlag von 1 Dec. berechnete.

  • Hallo zusammen,

    Hier eine grobe Übersetzung von Artikel 4 der Durchführungsverordnung vom 31. Juli 185 zum französisch-österreichischen Postvertrag vom 9. März 1825:

    "Briefe und Pakete aus österreichischen Staaten, die entweder auf der Seite Deutschlands oder auf der Seite Italiens liegen und mit dem Stempel L. A. oder L.I. versehen sind, die durch die Postämter von Forbach und Huningue oder auch von Straßburg nach Frankreich eingehen, [...], werden für diese Städte mit sieben Decimes pro Brief unter dem Gewicht von sechs Gramm taxiert werden, und die Briefe oder Pakete, die sechs Gramm und mehr wiegen, werden proportional zu ihrem Gewicht gemäß den Stufen des Tarifs der französischen Post besteuert werden".

    Viele Grüsse.

    Emmanuel.

  • Liebe Freunde,

    gegen starke Konkurrenz konnte ich den hier bekommen - und ich bin überglücklich, dass es mir gelang, denn so ist das Wochenende schon am Freitag Nachmittag gerettet.

    Teilfrankobrief aus Salzburg vom 13.8.1839 mit kopfstehendem Sslzburg Franco und darunter 14 Kreuzer CM über Augsburg (T.B. = Transit Bavière), 7 Decimes Taxstempel und Vertragsstempel Baviere - Strasbourg 18.8.1839 nach Paris, wo der Brief für 14 Decimes ausgeliefert wurde, Bayern wurden für den Brief 7 Decimes bonifiziert.

    14 Kr. CM finde ich schon sehr viel für ein paar Schritte bis zur bayer. Grenze, aber egal. Empfänger waren die Gebrüder Rothschild und am 20.8.1839 kam der Brief auch in Paris an.

    Nun zum Inhalt, den ich zuvor nicht kannte und der sehr interessant ist, denn er ist in Englisch verfasst und schon die Adresse ließ mich auf eine britische Schreibschule tippen:

    "Gentlemen

    I take the liberty of addressing you at present to enquire whether in July 1838 I did not place in your hands a printed letter of indication from Coutts and Co signed by myself, and which I annot recollect to have seen since that time. During the last year I did not find it necessary to have it, but a few months ago I received new bills from Coutts referring to the letter of indication, and the banker here refuses to give me money without seeing it. I therefore trust that you gentlemen may still find it amongst your papers, & if so that you will be so obliging as to send it by post as early as possible to me. I shall probably leave this place in a month from the present date. I should therefore be grately obliged by receiving the letter before that time .... .. I hope that it had been my mistake retained in your hands.

    I have the honor to remain ... gentlemen .... WKeith (?)

    address

    Madame

    Madame Keith Salzburg

    L´Autriche

    Poste Restante."

    Wer die fehlenden Textstellen ausbessern kann, bekommt einen warmen Händedruck von mir.

    Wie ich es in Kurzform verstehe: Madame Keith hat eine Vorankündigung (letter of indication) wohl bei Firma Rothschild vergessen und möchte nun haben, dass die Rothschilds in ihren Unterlagen danach suchen, weil sie von Firma Coutts & Co. Rechnungen bekommt. Wenn Rothschild das Dokument finden, sollen sie es per Post an ihre Adresse in Salzburg poste restante schicken, aber sie bleibt nur noch ca. einen Monat dort.

    1. Normal wäre der Brief m. W. über die Schweiz und Hüningen nach Frankreich gelangt - hier aber der T.B. von Augsburg, wobei ich dergleichen Briefe im Transit von Österreich über Bayern nach Frankreich nur aus Böhmen kannte.

    2. Briefe mit poste restante - Auftrag im Innern kenne ich bisher nur eine Handvoll, keiner im Transit über Bayern.

    3. Finde ich den Brief wunderschön.

    Gerne lese ich eure Meinungen dazu.

  • Hallo Ralph,

    gratuliere, ein interessanter Brief.

    Nach dem PV Österreich-Frankreich von 1831 hätten Briefe aus Oberösterreich, zu dieser Zeit gehörte Salzburg zu Oberösterreich, über Bregenz und Hüningen befördert werden sollen.

    Der Grenzpunkt Straßburg wird zwar erwähnt, aber nur für den Fall, dass Österreich in Übereinstimmung mit Frankreich es vorteilhafter erachten würde hierüber zu befördern.

    Hast du den T.B.-Stempel schon mal in rot gesehen? Lt. Feuser und v.d.Linden ist er nur in schwarz bekannt.

    Grüße

    Karl

  • Hallo Karl,

    danke! Nein, hatte ich bisher nicht (auf schwarz-weiß-Kopien traue ich mir keine Farbzuweisung zu). Ich habe noch 2 Briefe mit dem T.B., aber die sind, wie praktisch alle literaturbekannten Briefe, aus Böhmen über Bayern nach Frankreich gelaufen.

    Vlt. sahen es andere ähnlich und haben gegen mich geboten ... aber ich bin sehr glücklich, jetzt diese Rosine zeigen zu können und mit dem poste restante Wunsch innen natürlich DER Traum schlechthin für mich.

    Aber schön ist doch, dass Österreich hier 14x CM für einen Kilometer bis Freilassing bekam, oder?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.