Postort Heiligenhaus

  • Hier möchte ich den Postort Heiligenhaus vorstellen.
    Heiligenhaus erhielt seine erste Postexpedition im Jahre 1847. Bis dahin gehörte es zum Landbezirk von Velbert.
    Mein ältestes Stück stammt vom 22. Mai 1711.
    Es ist ein Dankschreiben des Predigers Hermann Rebenscheid, der in der Zeit von 1704 bis 1719 in Heiligenhaus tätig war, an den Kirchenlehrer Clemens Strefo in Amsterdam. In dem Brief bedankt er sich bei der Gemeinde in Amsterdam für die "Liebesgabe" von 20 Gulden. Ein Grundstück an der damaligen Hauptstraße hatte eine Jahrespacht von 1 Gulden.


    Wer kann mirhelfen bei der Ziffer vor dem Wort Couvert, vermutlich die Taxierung?
    Welchen Leitweg nahm der Brief? War das Thurn und Taxis?


    Anbei Scan von Vorder- und Rückseite und für die die gerne alte Briefe lesen der Briefinhalt.


    Vielen Dank im voraus.


    Beste Grüße aus Heiligenhaus
    Helmut

  • Hallo heku49,


    vor dem Wort "Couvert" steht "p", die Abkürzung für "per". Der Brief wurde unter Umgehung der Staats- bzw. Lehensposten in einer Umhüllung ("Couvert") transportiert, so dass er weder Stempel noch Gebühren aufweisen konnte.


    Offenbar hatte man in Amsterdam eine Geschäftsadresse in der Nähe von Heiligenhaus, dem man diesen Brief zuspielte. Jener erhielt ihn dann in einem Großbrief oder Paket und übergab ihn dem Adressaten. Selten und interessant aus dieser Zeit, wie ich finde.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo heku49,


    laut Angabe welche ich noch bieten kann, soll der kurbrandenburgische Postcurs von Berlin nach Cleve in den Jahren ab 1647/8 über Brandenburg-Barby-Halberstadt-Braunschweig-Hannover-Minden-Bielefeld-Hamm-Wesel nach Cleve geführt worden sein. Möglicherweise lief der Brief mit den anderen, wie bayern klassisch schrieb, hierüber mit. Sicherlich werden dies dir die hier aus Deiner Region stammenden besser sagen können.
    Dieser Curs wurde von Michael Matthias eingerichtet.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    Hallo heku49,


    es gibt verschiedene Varianten, wie der Brief eincouvetiert nach Amsterdam gelangt ist:
    - mit der kurbrandenburgischen Verbindung Cöln - Cleve - Nymwegen; der von Ulf angesprochene Berliner Kurs traf in Cleve auf den vorgenannten.
    - Taxis-Post gabe es vereinzelt in größeren Orten, auch hier wäre ein Unterschluß möglich. Allerdings kenne ich hier nicht die Postläufe.
    - Speziell aus der rheinischen Gegend um Köln und Düsseldorf gab es damals von Händlern betriebene Botenläufe Richtung Brüssel, Amsterdam usw., die gerne genutzt wurden.


    Wenn der Inhalt nichts diesbezügliches hergibt, bleibt es leider Spekulation...


    Viele Grüße
    Michael

  • Vielen Dank für die wertvollen Hinweise.
    An eine Botenpost hatte ich garnicht gedacht. Der Briefinhalt gibt nichts weiter her.
    Ich werde aber die Möglichkeit der Botenläufe durch Händler mal weiter verfolgen.


    Beste Grüße aus Heiligenhaus
    Helmut

  • In der Postgeschichte vom Niederrhein wird ein alter Weg von der Abtei Werden nach Köln erwähnt, die strata coloniensis (Kölner Straße). Seit dem 17. Jahrhundert wurden Klosterboten "Postbothen" genannt.
    Heiligenhaus hatte durch die Abtsküche Verbindung zu der Abtei. Das wäre ein denkbarer Weg über Köln nach Amsterdam.
    Die Kölner Straße verlief auf Velberter Gebiet (zu dem Heiligenhaus ja gehörte) über Dalbecksbaum in Richtung Wülfrath und Mettmann.


    (Quelle: Die Postgeschichte der Stadt Velbert von Arno Syring)


    Gruß Helmut

    Einmal editiert, zuletzt von heku49 ()

  • An dieser Stelle müßte das Thema jetzt nach Preußen verschoben werden.


    Heiligenhaus erhielt seine Postexpedition am 15. November 1847.
    Der Tagesstempel führte zunächst die Bezeichnung "Heiligenhaus" ohne irgendwelchen Zusatz. Die Postexpedition Heiligenhaus war nicht der Post in Velbert untergeordnet, zu dem es ja noch gehörte, sondern der Post in Elberfeld. Der mir älteste bekannte Faltbrief mit Ortsstempel stammt vom 1.3.148.
    Als Taxierung vermute ich 1 Silbergroschen, da die Entfernung bei ca. 3 Meilen lag.


    Gruß Helmut

  • Hallo heku49


    leider kann ich das Jahr im siegelseitigen Stempel Frankfurt a.M nicht genau lesen, jedoch würde ich es als 1860 oder 1866 lesen.
    Die 3 Sgr barfranco sind richtig.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Uldf

  • Hallo heku49,


    der Brief ist von 1860 und das passt auch in jeder Beziehung. Mit den 3 Sgr. Barfrankatur hast du natürlich Recht. Der Absender schrieb lustigerweise "Erlangen Rheinbaiern" - Rheinbayern war die Pfalz und die ist von Erlangen ein paar Hundert Kilometer entfernt - die Post wußte es besser und schickte ihn nach Mittelfranken, wo er auch hin gehörte.


    Schön zu sehen, dass er über Frankfurt kartiert worden war und dort hat man (fast) alles bedruckt, was einem in die Finger kam.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Herzlichen Dank das ging ja super schnell.


    Hier direkt der nächste:


    Brief von Heiligenhaus an den Bürgermeister Sternberg in Velbert vom 29.9.1852.
    Das müßte eigentlich ein Ortsbrief sein, da Heiligenhaus ja zum Landbezirk von Velbert gehörte, aber warum kein Frankaturhinweis? Waren Ortsbriefe frei? Vorne links kann ich mal wieder nicht entziffern.
    Rückseitig kann ich noch lesen, bez. raten: in Ermangelung einer...


    Gruß Helmut

  • Hallo heku49,


    doch ...


    "An den Herrn Bürgermeister Sternberg wohlgeboren in Velbert H(errschafliche) Bau S(ache)


    In Ermangelung eines Dienst - Siegels absd (= abgesandt)


    Bau Aufseher Kattwietz"


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Helmut,


    es handelt sich um eine Herrschaftliche Bau-Sache.
    Rückseitig "In Ermangelung eines Dienst-Siegels, Bau-Aufseher ..." (ansonsten wäre die Portobefreiung ohne Dienstsiegel nicht anerkannt worden).


    Es handelt sich nicht um einen Ortsbrief ! Heiligenhaus und Velbert hatten damals voneinander unabhängige Postexpeditionen.


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo heku49,


    der liebe Michael hat zwischenzeitlich schon die Antwort gegeben. :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Herzlichen Dank für die bisherigen Hilfen an alle.


    Aber ich habe noch viele offene Fragen.
    Hier die nächste:
    Wie habe ich diese Taxierung zu deuten?
    Entfernung Neviges Elberfeld ca. 3 Meilen. Ein Jahr ist nicht feststellbar, da der Umschlag innen leer.
    Der Velberter Stempel wurde in der Zeit von 1843 bis 1869 geführt.


    Gruß Helmut

  • Hallo heku49,


    für mich eine klare 3/4 Sgr. Taxe, zahlbar vom Empfänger. Vermutlich dem Nachbereich geschuldet (einfach 1/2 Sgr., schwerer 1,5fach). Aber das ist nur geraten. ;)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bayern klassisch,


    Danke für den Hinweis.
    Im Postgebührenhandbuch von Michel finde ich den Hinweis für Postvereinsverkehr.
    Briefe bis 1 Loth in gewisse Nachbarorte 3/4 Silbergroschen. Allerdings fehlt ein Hinweis auf meinen Bereich (Elberfeld). Vielleicht weiß Michael näheres.


    Gruß Helmut