Die Zeit nach dem DÖPV

  • Hallo zusammen!


    Der für das Großherzogtum Baden an der Seite Österreichs verlorene Krieg von 1866 markierte das Ende des eigentlich bis 1870 terminierten Deutsch-Österreichischen Postvertrags. Die Hegemonie Preussens hatte zwar (noch) nicht zur Folge, dass die süddeutsche Gulden-Währung durch den norddeutschen Taler abgelöst wurde, aber die Tatsache, dass der Silbergroschen etwa 3 1/4 Kreuzer wert war, führte dazu, dass mit der Portoangleichung zwar das Porto für den einfachen Brief bei - abgerundet - 3 Kr. blieb, dass aber der über ein Loth schwere Brief nicht wie bisher 6 Kr. sondern - durch Aufrundung - 7 Kr. kostete. (So kam es auch zur Preiserhöhung von Einschreiben von 6 Kr. auf 7 Kr.).


    Dadurch wurden die bei den Postämtern verfügbaren 6-Kreuzer-Marken (MiNr. 19) eigentlich überfüssig. Entsprechend wurden sie im Jahr 1868 durch eine 7-Kreuzer-Marke (miNr. 25) abgelöst, die zusammen mit neuen Marken - jetzt ohne "Postverein"-Text - im Wert von 1 Kr. und 3 Kr. an die Schalter kamen. Aber immerhin wurden die alten Marken nicht ungültig; es ergeben sich reizvolle Mischfrankaturen.


    Eine nicht häufige "Nach-DÖPV-Frankatur" möchte ich zeigen: ein Einschreiben aus Heidelberg nach Württemberg, das zwischen 1-15 Loth wog: 7 Kr. franco, 7 Kr. Einschreibegebühr.


    Das senkrechte Paar Nr. 19a musste mit zwei 1 Kr-Marken Nr. 23 ergänzt werden.


    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,


    ein schöner Brief und 14 Kr. Frankaturen sind in die Postvertragsländer wie hier Württemberg sicher nicht häufig.


    Kleine Korrektur am Rande: Der Groschen wertete genau 3,5 Kr.. 10 Groschen waren eine Mark und die wertete daher 35 Kr..


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,
    hierher passt meine Neuerwerbung aus Mülheim an der Ruhr:


    " 711 - 7 Kr. blau auf etwas fehlerhafter Ganzsache 3 Kr. rosa, eingeschrieben mit Nachtaxe (Doppelbrief) von Heidelberg nach Cöln"


    Soweit die Losbeschreibung. Mich irritiert die blaue "14": Davon ausgehend, dass 7 Kreuzer als Chargé-Gebühr frankiert wurden, fehlten doch eigentlich nur 4 Kreuzer, wenn der Brief mehr als 1 Loth wog. Bei fehlenden 4 Kr. + 3 Kr. "Strafporto" waren meiner Meinung nach 7 Kr. vom Empfänger zu erheben, die aber eigentlich in 2 Sgr. zu reduzieren waren.
    Bitte helft mir, wo ich hier falsch liege!


    Viele Grüße
    balf_de

  • Lieber balf_de,


    ehe wir auf den konkreten Fall eingehen, ist fest zu stellen, wie in Fällen unterfrankierter, chargierter Briefe vorzugehen war.


    Die eine Seite der Frankatur betraf das Franko, die andere die Chargégebühr. Kniffelige Fälle lägen vor, wenn der Wert der verklebten Marke(n) nicht mal für das eine, noch für das andere ausreichen würde (z. B. eine 2 Kr. Frankatur).


    In jedem Fall war die Chargégebühr als bezahlt anzusehen, wenn mindestens 7 Kr. auf dem Brief klebten. Das ist hier der Fall.


    Erforderte das Franko mehr, als hierfür verklebt war, galt der Brief hinsichtlich des Frankos als unfrankiert. Unfrankierte Briefe kosteten 7x einfach und 11x doppelt, wobei es nur diese 2 Gewichtsstufen gab. In nordischer Währung ausgedrückt galten 7x also 2 Groschen und 11x als 3 Groschen.


    Folglich wäre ein Brief der 2. Gewichtsstufe mit 14x unter Recommandation abzusenden gewesen. Hätte man diesen nur mit 10x frei gemacht, hätten 8x Nachporto erhoben werden müssen, weil die Differenz von 3x zu 11x eben 8 beträgt und nicht 7x.


    Anders war es bei Briefen in den Norddeutschen Bund, wo die Groschenwährung galt und hier die 8x in nur 2 Groschen reduziert wurden. Also war dein Brief entweder richtig frankiert und die 14 haben mit dem Porto nichts zu tun, oder man hat nicht gewusst, wie man richtig zu verfahren hatte.


    Ich denke, dass dein Brief korrekt frankiert war, denn er weist kein Merkmal eines 2. Gewichts auf (oben links 2fach oder ähnliches) und die 14 eine Reco- oder Manualnummer ist, evtl. auch vom Empfänger stammen könnte. Ein Porto oder gar Nachporto von 14 Groschen gab es nie und 14 Pfennige konnten zur Gültigkeitszeit der badischen Freimarken nicht angesetzt werden (erst 1875).


    Eine, wenn auch gewagte Alternative, wäre die Verwendung des Kuverts und der Marken NACH dem 1.1.1872, als es Baden postalisch nicht mehr gab und man alles als ungültig angesehen hätte und die 14x für einen einfachen, unfrankierten Portochargébrief zutreffend gewesen wären. Aber auch das greift nicht, weil dann 4 Groschen zu notieren gewesen wären, so dass ich daran nicht glauben kann.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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