Hallo Pfälzer,
der in #661 vorgestellte Kgf-Brief ist um 10 Centimes überfrankiert,
was ihn nicht schlechter macht. In umgekehrter Richtung betrug
das Porto 2 Groschen.
Gruß
1870/71
Hallo Pfälzer,
der in #661 vorgestellte Kgf-Brief ist um 10 Centimes überfrankiert,
was ihn nicht schlechter macht. In umgekehrter Richtung betrug
das Porto 2 Groschen.
Gruß
1870/71
Hallo 1870/71,
nach der mir vorliegenden Quelle:
http://users.telenet.be/sbep/algtar.pdf
(Seite 5) galt der für Deutschland begünstigte Tarif von 20 Centimes erst ab 01.05.1871.
Gruß
Pälzer
Hallo pälzer,
zwischen dem Norddeutschen Bund und Belgien wurde am 29. Mai 1868 ein neuer Postvertrag vereinbart, der am 1. September 1868 in Kraft trat.
Das Porto für einfache Briefe in die Vertragsstaaten betrug 20 Centimes., nach Belgien hingegen 2 Gr.
Beste Grüße
1870/71
Guten Morgen 1870/71,
vielen Dank für den Hinweis auf den 68er - Vertrag, der lt. Zusatzartikel ja auch ausdrücklich für die Süddeutschen Staaten galt. Soweit ich weiß, waren es im Austausch mit Frankreich 30 Centimes. Möglicherweise stand der Absender des Briefes in Brüssel schon vor dem Krieg öfters in Kontakt mit dem Herrn Oberst Protche in Frankreich und meinte nun auch vorliegend 30 Centimes ins Ausland kleben zu müssen, was die Geschichte noch weiter ausbaut. Werde das dann mal so in die Beschreibung mit aufnehmen.
Grüße
Pälzer
Hallo Pälzer,
wie du richtig schreibst, betrug das Porto zwischen Belgien und Frankreich
in beide Richtungen 30 Centimes.
Das Porto zwischen Belgien und den besetzten französischen Gebieten betrug anfänglich 30 Centimes, ab 5. Januar 1871 20 Centimes. In die umgekehrte Richtung 2 Groschen oder 25 Centimes. Das nur am Rande!
Gruß
1870/71
Hallo Sammlerfreunde,
hier einmal ein Beispiel, an dem deutlich wird, was zu Beginn des Krieges schon mal ausgelassen worden ist: Angabe von Aufgabeort, Name, Rang und Einheit sowie ein Aufgabeabschlag. Von einem Feldpostbrief - wie vorderseitig vermerkt - kann eigentlich auch eher weniger die Rede sein. Erst über den Inhalt läßt sich einigermaßen der Hergang der Dinge ermitteln:
Feldpostbrief
Fräulein Ida Neumann - per Adr(esse) Fräulein Hold
Cassel
Königstrasse 49
d. 4/8 1870
Liebe Ida !
Soeben haben wir das erste aber sehr ? reiche Gefecht bestanden. Ich bin unversehrt trotzdem wir sehr starke Verluste hingegen aber auch sehr viel Gefangene gemacht haben. Theile es meinen Eltern, ? Frl. Hold etc mit. Grüße alle herzlichst, ebenso sei Du herzlich gegrüßt, geküst von Deinem
F. (?) Heister
Bei dem Gefecht vom 4.8. kann es sich im Prinzip nur um jenes an der Grenze bei Weissenburg gehandelt haben. Wenn der Verfasser selbst in Kassel stationiert gewesen sein sollte, dann käme für das Gefecht von Weissenburg bspw. das Husaren-Regiment Landgraf Friedrich II. von Hessen-Homburg in Betracht, das dort stationiert war. Es war bei Kriegsausbruch mit der Eisenbahn nach Landau in der Pfalz transportiert und der Kavallerie der 21. Division zugeteilt worden. Es erlitt einige Verluste, da es mitten im Gefecht unter starkem Beschuss feindliche Telegraphenleitungen zerstörte. 5 Tage Beförderungsdauer der offenbar unmittelbar nach dem Gefecht bereits auf französischem Boden bei der Feldpost abgegebenen Karte sind ebenfalls nachvollziehbar.
Viele Grüße
vom Pälzer
Hallo Tim,
Ich vermute siegreiche Gefecht
Gruß
Dieter
Soeben haben wir das erste aber heise siegreiche Gefecht bestanden. Ich bin unversehrt trotzdem wir sehr starke Verluste hingegen aber auch sehr viel Gefangene gemacht haben. Theile es meinen Eltern, ? Frl. Hold etc mit. Grüße alle herzlichst, ebenso sei Du herzlich gegrüßt, geküst von Deinem
F. Heister
Tolles Stück - wieder ein Teil der Geschichte entschlüsselt!
Liebe Freunde,
ich danke recht herzlich für die Ergänzungen, manchmal sitzt man da wie der Ochs vorm Berg. Aber bei einer Karte direkt nach einem so grossen Ereignis lohnt es sich wirklich jedem Baustein der Geschichte auf den Grund gegangen zu sein.
Viele Grüße
vom Pälzer
Guten Abend Sammlerfreunde,
wieder eine Feldpostkarte mit SB-Stempel, so kann`s gerne - auch von der hervorragenden Erhaltung her - weitergehen. Dies vor allem angesichts der Einheit des Absenders, dem Königlich Preussischen 1. Garde Regiment zu Fuß, seit seiner Bildung im Jahre 1809 fortwährend das Leibregiment der Könige von Preussen ! Seit 2. Januar 1861 bis 18. Januar 1871 war König Wilhelm I. Regimentschef, als erster deutscher Kaiser bis 9. März 1888.
Nach der Mobilmachung zum 16. Juli 1870 wurde das Regiment am 18. Juli der II. Armee unter dem Oberbefehl von Prinz Friedrich Karl von Preussen unterstellt. Am 30. Juli verließ es seine Garnison (Nordblock des Kasernenflügels an der Potsdamer Priesterstraße), nicht ohne dass einige Fahnen-Kompanien des 2. Regiments vom König höchstselbst mit den Worten "meine lieben blauen Kinder" verabschiedet wurden.
Bataillonsweise wurde dann mit der Eisenbahn über ununterbrochene 40 Stunden Reisedauer die Strecke Nordhausen - Kassel - Frankfurt a.M. - Darmstadt nach Mannheim gefahren. Dort wurden die Einheiten zum 1. August in vorbereitete Bürgerquartiere untergebracht, am 2. August überschritt man bei sengender Hitze die Rheinbrücke nach Ludwigshafen, deren Minenkammern geladen waren... niemand konnte zu diesem Zeitpunkt abschätzen, ob und wann vom Gegner ein Vorstoß durch die Pfalz auf deutschen Boden erfolgen könnte...
In und um Frankenthal bezog man dann Kantonnements und nutzte dann auch den Folgetag, um sich mit anderen Truppenteilen der Garde-Division zum Weitermarsch zu formieren. Der war lt. Inhalt der in Frankenthal aufgegebenen Feldpostkarte zu diesem Zeitpunkt noch unbestimmt:
Herrn S. Bandert à Niesky bei Görlitz
Absender: Gefreiter Bandert 10. Compagnie 1. Garde Regiment zu Fuß II. Armee
Frankenthal 3. August 1870
Lieber Sam !
Wie Du ersiehst bin ich jetzt hier, wann wir weiter marschieren ist unbestimmt ! Meine Anschrift: Gefreiter Bandert bei der 10. Compagnie 1. Garde Regiment zu Fuß II. Armee - Feld-Post-Brief -
Es geht mir noch wohl und munter in alter Lebe.
Dein Theo
Schon einen Tag nach Aufgabe der Postkarte sollte der Gefreite Bandert erfahren, wohin es weiter gehen sollte, nämlich auf den Vormarsch Richtung Westen über Grünstadt - Kaiserslautern - Landstuhl - Homburg - Blieskastel. Am 8. August überschritt man an der Blies die Landesgrenze.
10 Tage später greift das Regiment zum ersten Mal in der Schlacht bei St. Privat (III. Schlacht von Metz) erfolgreich, aber unter enormen Verlusten an: 16 Offiziere und 348 Mannschaften fielen, 20 Offiziere und 694 Mannschaften wurden verwundet, 14 Mannschaften vermisst. Unter den Toten war auch der Regimentskommandeur, Oberst von Roeder.
Im weiteren Kriegsverlauf erfolgte dann die Teilnahme an der Schlacht von Sedan (1. September), an der Belagerung von Paris (19. September 1870 bis 28. Januar 1871) und an der Schlacht von Le Bourget (28. bis 30. Oktober 1870) sowie am Abwehr eines Ausfallversuchs bei Le Bourget am 21. Dezember 1870.
Viele Grüße
vom Pälzer
verwendete Quellen:
Guten
Morgen liebe Sammlerfreunde,
der
Beleg anbei - ein Glücksfall, da mit vollem Inhalt - zeigt einen Truppenstempel
des 5. Thüringischen Infanterieregiments Nr. 94 „Großherzog von Sachsen“.
Unter dem Kommando von Oberst von Bessel erhielt es nach der Mobilmachung vom
19. Juli 1870 für seine 55 Offiziere, 209 Unteroffiziere, 61 Spielleute, 2.503 Mannschaftsdienstgrade,
69 Trainsoldaten, 6 Ärzte, 12 Lazarethgehilfen, 3 Büchsenmacher und 3
Zahlmeister am 23. Juli den Abmarschbefehl.
Als
Teil der 44. Infanteriebrigade (Generalmajor von Schopp) war es der 22.
Infanterie-Division (Generallieutnant von Gersdorff) im XI. Armeekorps (Generallieutnant
von Bose) der III. Armee (Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen) zugeordnet. Das
auf dem roten Truppenstempel abgekürzt angegebene Füsilier-Bataillon stand
unter dem Kommando von Major Gélieu und verließ die Garnison in Jena am 24.
Juli 1870 um 6 Uhr morgens.
Gegen
10 Uhr wurde auf dem Weg nach Weimar in den Feldern bei Umpferstedt in
Anwesenheit des Großherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach Carl Alexander und
seiner Frau Wilhelmina Sophie von Oranien-Nassau ein Abschiedsgottesdienst abgehalten.
Nach Übernachtung in Weimar ging es am 25. Juli um 7.00 Uhr in Begleitung des Regimentsstabs
mit der Eisenbahn nach Landau in der bayerischen Rheinpfalz, wo man am 26. mittags
um 1 Uhr eintraf.
Da
zu dieser Zeit die Nachricht eintraf, dass der Feind einen Vorstoß gegen Pirmasens
unternehmen könnte, marschierte die Einheit umgehend auf Vorpostenlinie nach Westen
Richtung Godramstein. Als sich die Nachricht als unbegründet herausstellte,
nahm das Regiment am 27. Juli den Weg über Offenbach - Bellheim zum ursprünglich
vorgesehenen Cantonnement-Standort in Sondernheim auf, welcher nach heftigen
Gewitterstürmen um 9 Uhr abends erreicht wurde.
Von
dort berichtet der Absender Unteroffizier Julius Arnold an seinen Bruder, den
Pastor Arnold in Plothen bei Schleitz im Fürstentum Reuß in Form eines
tagebuchartigen Berichts ab bereits erwähnter Stellung in Godramstein wie
folgt:
Sondernheim
bei Germersheim, den 1. Aug. 1870
Liebster
Bruder !
Meine
Adresse ist: III. Armee, 11. Armeecorps, 22. Division, 94. Regiment, 3. Bataillon,
12. Compagnie. An den Unteroffizier Julius Arnold, Feldpostbrief.
Soweit
möglich werde ich Euch jetzt ab jede Woche einmal schreiben. Ich befinde mich,
soweit es die Umstände erlauben, recht wohl. Dass Ihr gesund seid und Euch
meiner häufig erinnert, ist meine einzige Hoffnung. Wo ist mein Bruder Theodor
? Ich habe weder an ihn geschrieben, noch von ihm Nachricht. Bitte gebt ihm
meine Adresse mit, damit ich einen Brief von ihm erhalte. Das letzte Mal
schrieb ich Mittwoch den 27. Juli. Ich werde Euch mein Tagebuch, soweit es Euch
interessieren kann, mittheilen, also dort wo der letzte Brief Schluss in der Erzählung
fortfahren. Unsere Stellung war unmittelbar vor Landau war sehr profan (?), deshalb
verließen wir die Stellung. Die Frau Großherzogin von Weimar, die Schwester des
Königs von Preußen hat sich für uns verwendet. In Folge dessen gingen wir 6
Stunden ? auf Sondernheim. ½ 3 Uhr am 23. wurde Generalmarsch geschlagen (Anm. d. Verfassers: Trommelschlag zum bevorstehenden Abmarsch) und das ganze Regiment
rückte ab. Unterwegs traf uns ein furchtbares Gewitter, so dass wir vollkommen
durchnässt noch 4 Stunden marschiren mussten, aus den Gewehren konnte man das
Wasser ausgießen und bei jedem Schritt pfatschte das Wasser in den Stiefeln. Ich
wurde auf der linken Seite durch die Reibung des Schuhes und der
Patronentaschen (jede mit 20 Patronen = 3 Pfund schwer) wund, konnte aber
durchhalten. Sehr viele Leute stürzten, es war ein trauriger Marsch. Nichts im
Magen, im Brodbeutel, in der Feldflasche. Um 10 Uhr Nachts kam das Regiment auf
in Sonderheim. Unsere 12. Compagnie (250 Mann) wurde in ein leeres, neuerbautes
Haus gelegt in dem nichts als Stroh war. An Tische, Stühle, Bänke oder
sonstiger Bequemlichkeit ist nicht zu denken. Ebensowenig war Licht. Wir zogen
uns sofort um und legten uns ohne jede Erquickung und Essen auf unser Stroh. Der
Zustand war traurig.
Danach
wird die Schrift zunehmend undeutlich und schwer leserlich, es geht im
Wesentlichen ums Essen, die steigenden Preise für Markentenderware und den Dienst,
der in Sondernheim aus 5 Tagen Exerzieren, Scheibenschiessen, (Waffen-)Putzen
und Feldübungen bestand. Angesichts des auf dem Brief am 2. August 1870 abgeschlagenen
Feldpoststempels ist davon auszugehen, dass es in diesem Zeitraum u.a. gelungen
ist, für die im Raum Germersheim dislozierte 22. Infanterie-Division eine
Feldpostexpedition unterzubringen, was in den von Truppen überfüllten Ortschaften nur schwer umsetzbar war.
An
diesem Tag gegen 7 Uhr abends erhielt das Regiment den Alarmierungsbefehl, da
das Erscheinen französischer Truppen bei Wissembourg gemeldet worden war. Auf
dem Weg dorthin wurde am 3. August in Herxheim bei Landau noch einmal Biwak im Freien
bezogen. Am 4. August früh morgens um 4 Uhr erfolgte der Abmarsch Richtung
Grenze über Freckenfeld in den Bienwald.
Auf
aufgeweichten Wegen, aber wieder einsetzendem Sonnenschein folgte man einem von
Weissenburg her jetzt deutlich vernehmbaren Kanonendonner, der auf ein
ernsthaftes Gefecht hindeutete. Kurz nach 12 Uhr überschritt man die Grenze und
durchquerte, dem immer intensiver werdenden Kanonendonner folgend, nunmehr im
Eilmarsch den Haardtwald.
An
dessen Ausgang bot sich den Kombattanten das Bild der am Geißberg bereits
ausklingenden Schlacht bei Weissenburg. Ein Eingreifen war an diesem Tag nicht
mehr erforderlich, völlig erschöpft bezog das Regiment am Ort des Geschehens Biwak,
das Füsilierbataillon sicherte die dabei Straße nach Haguenau. Am 6. August erfolgte
der erste Kampfeinsatz bei Woerth-Froeschwiller, der für das Regiment sehr verlustreich
war.
Es
folgten im Weiteren: Beschließung von Marsal, Einschließung von Phalsbourg, Schlacht
von Sedan, Belagerung von Paris, Ausfallgefecht am Mont Mesly, Gefecht bei
Artenay, Treffen bei Orleans, Erstürmung von Chateaudun, Einnahme von Chartres,
Rekognoszierungsgefecht bei Courville, Vorpostengefechte bei Levarille St.
Sauveur, Gefechte bei Châteauneuf-en-Thimerais, bei Bretoncelles, Scharmützel
bei Brou, Schlacht bei Loigny-Poupry, bei Beaugency-Cravant, Gefecht bei La
Fourche, Schlacht und weitere Gefechte bei Le Mans, Gefecht bei Alençon.
Nach
dem Waffenstillstand stand das Regiment auf Vorposten in den Forts um Paris, ab
28. Mai 1871 war es Teil der Okkupationsarmee, ab 12. September erfolgte die
Rückreise in die Stammgarnisonen. Der Absender des Feldpostbriefes Julius Arnold
wird in den Verlustlisten als am 1. Januar 1871 „wieder geheilt seiner
Compagnie zurück zugeteilt“ vermerkt, warum und wo er verwundet wurde ist
nicht nachzuvollziehen, aber man kann mit dem Vorstehenden ja schon recht zufrieden
sein.
Viele Grüße
vom
Pälzer
verwendete Quelle:
Hallo Pälzer,
klasse Brief mit erstklassiger Beschreibung. So macht Geschichte Spaß!!
Hallo Pälzer,
dem Vorgenannten schließe ich mich an: großes Kino, was Du hier zeigst!
Bitte mehr davon
Viele Grüße
nordlicht
... ja, scheint auch der erst der 2. Brief zu sein, den er schrieb (oft haben die Empfänger diese Briefe numeriert), von daher kann man noch hoffen, auf etliche weitere Briefe zu stoßen.
Hallo Pälzer,
wiederum ein ausgezeichneter Brief mit erstklassiger Beschreibung. Herzlichen Dank.
Hierzu kann ich auf einen Brief hinweisen, der in die Gegenrichtung ging, mit dem Hinweis, daß er verwundet ist und im Lazareth ist.
siehe Link:
https://www.delcampe.net/de/sa…aht-und-si-897266320.html
Das Bild gescannt, extra.
Liebe Grüße von VorphilaBayern
Meine Freunde,
herzlichen Dank für das feedback, das unser guter VorphilaBayern jetzt auch noch on top mit einem Volltreffer ins Schwarze für das Letzte, was man noch gerne so zu der ganzen Geschichte wüßte abschließt. So ein Zufall ist ja kaum zu glauben ! Wenn, wie der Retourehinweis auf dem Leinen-Feldpostpackerl der Unteroffizier Arnold am 8. Dezember 1870 verwundet worden ist, dann muss dies auf dem Eröffnungsangriff der Schlacht von Cravant (Beaugency) bei Villermain am Nordufer der Loire westlich von Orleans passiert sein.
Hier trat neben Einheiten des 1. Bayerischen Corps auch die 22. Infanteriedivision gegen die von General Alfred Chanzy kommandierte, sich äußerst zäh verteidigende Französische 2. Loirearmee (auch Westarmee) an. Das thüringische Füsilierbataillon (Hauptmann Amelung) des 5. Infanteriegiments Nr. 94 bildete zusammen mit der 4. Escadron des 13. Husarenregiments die Avantgarde. Allein das Füsilierbataillon hatte in dem vom 8. - 10. Dezember währenden Treffen insgesamt 16 Gefallene, 152 Verwundete und 32 Vermisste zu beklagen.
mikrokern: Ich hatte beim Erwerb überhaupt nicht mit Inhalt gerechnet, wenn man beim auspacken schon merkt, dass da was drinsteckt, dann wird einem irgendwie so schön anders
bayern klassisch : Numero 1 mit Beschreibung der Bahnfahrt von Weimar nach Landau...yeee, das wäre Prämium
nordlicht: Ich bin akut bemüht !
Viele Grüße !
vom Pälzer
Verehrte
Sammlerfreunde,
es
verhielt sich schon recht denkwürdig mit der Rolle der französischen Vogesenfestungen
im Krieg 1870/71. Einerseits konnte sich die Deutsche III. Armee auf der Verfolgung
der Resteinheiten der Anfang August im Unterelsass bei Weissenburg und Woerth-Froeschwiller
geschlagenen Truppen des Französischen I. Armeekorps (Marshal de Mac Mahon) sowie
des aus der Festungsstadt Bitche ausgezogenen Französischen V. Armeekorps (Général de Failly)
nicht mit ihnen aufhalten.
Da
sich die immer noch schlagkräftige französische Streitmacht zum Schutz der
Hauptstadt im Hinterland neu formierte - was in dem von Kaiser Napoleon III. im
Jahre 1856 bei Châlons-en-Champagne nahe Reims eingerichteten Heerlager geschah
- und auch die Armée du Rhin des Marschalls Bazaine bei Metz noch lange nicht
geschlagen war, mussten die Vogesenfestungen in aller Eile - schlicht - umgangen
werden.
Andererseits
war deren Besitz für die deutschen Truppen wichtig, um von dort aus beherrschte
Transportwege freizuhalten und Nachschubdepots anzulegen bspw. die grenznahe Bahnstrecke
von Haguenau über Bitche nach Sarreguemines. Nur in Ausnahmefällen aber gelang
es, den Widerstand der zu ihrer Verteidigung zurückgelassenen Kontingente sofort
zu brechen, so bspw. jenen der kleineren Festungen von Lützelstein (La Petit
Pierre), Lichtenberg und Marsal.
Die
Festung von Toul musste ca. 1 Monat lang zerniert werden, die von Phalsbourg ganze
4 Monate und das „Felsennest“ von Bitche hielt der Belagerung durch anfangs rd.
3.800 Mann bayerische Artillerie und Infanterie unerschütterlich bis Ende des
Krieges stand. Dorthin lief die anbei vom Bruder des Artillerie-Lieutenants Graf
Karl von Rambaldi am 8. September 1870 in München aufgegebene Feldpostkarte.
Festung von Bitche - Zentralansicht (Bildquelle: eigene Ansichtspostkarte)
Drei
Tage danach begann am 11. September, morgens 10 Uhr die
Beschießung der Festung von Bitche mit 20 Zwölfpfündern und 4 sechszehnpfündigen
Mörsern, welche ab 16./17. September mit weiteren 4 Feldgeschützen den gesamten
Gebäudeaufbau und rd. 70 Häuser der Stadt (einschl. Rathaus) in Schutt und
Asche legten. Etwa die Hälfte der rd. 2.700 Einwohner flüchtete. Bis 21.
September wurden ca. 6.000 Granaten und 1.100 Bomben in Stadt und Festung
geworfen.
Dafür waren 6 Batterien des 2. und 4. bayerischen Artillerieregiments im Einsatz. Eine erste stand im Schirmberg-Wald nordöstlich des Dorfes Reyersviller, 1.700 Meter von der Zitadelle entfernt, die zweite auf 1.800 m Distanz an der chemin de Reyesviller. Drei weitere Batterien lagen am Hang des Rosselle-Plateaus zwischen der route de Sarreguemines und der chemin de Reyersviller in 2.000 Meter Entfernung vom Fort. Die letzte befand sich am Rand des Schiesseck-Waldes nordwestlich der Stadt.
Doch
die durch Vauban im Auftrag des Marschalls Turenne auf einem ca. 50 m hohen
Felsen bereits im Jahre 1657 fertiggestellte Zitadelle von Bitche bot mit ihren
unterirdisch weit verzweigt eingerichteten Galerien, Kasematten und Gängen für
das aus ca. 2.400 Mann Infanterie (davon ca. 1.500 Versprengte der Kämpfe im
Elsass), Zöllnern und Gendarmen zusammengewürfelte Verteidigungskontingent ausreichenden
Schutz. Trotz wiederholter Aufforderung erfolgte keine Kapitulation.
Da
eine weitere Belagerung zu viele Truppen und Material gebunden hätte, das an anderer
Stelle dringender benötigt war, wurde selbige am 25. September 1870 auf Befehl des
Generalgouverneurs des Elsass Graf von Bismarck-Bohlen eingestellt. Nach einer
Reihe kleinerer (Ausfall-)Gefechte, kamen die Feindseligkeiten ab 10. Oktober 1870
praktisch völlig zum Erliegen. Die bayerischen Belagerer waren „genervt“.
So
schreibt Otto von Corvin - u.a. Sonderberichterstatter des amerikanischen Bürgerkriegs
- im Heft 41 der Gartenlaube über seinen Besuch der bayerischen Belagerer
in Bitche: „...daß der Commandant und Befehlshaber der Artillerie entschlossen
sei, das Fort zu halten und sich lieber in die Luft zu sprengen, als sich zu
ergeben. Wenn er die Gefälligkeit haben wollte, das bald zu thun, wäre es sehr
nützlich, auf der andern Seite, glaube ich, würden die Baiern gern ein Auge
zudrücken, wenn er die unterirdischen Passagen benutzte und sich davon machen
wollte“.
Zitadelle von Bitche - Zerstörung über dem Haupttor (Bildquelle - eigene Ansichtspostkarte)
Das
hat der Festungskommandant Oberst Louis-Casimir Teyssier bekanntlich nicht getan.
Er kapitulierte erst rd. einen Monat nach dem Vorfrieden von Versailles vom 26.
Februar 1871, da er über seinen am 11. Februar zum Kriegsministerium nach
Bordeaux und am 18. März nach Paris gereisten Adjutanten Hauptman
Mondelli nie einen offiziellen Evakuierungsbefehl erhielt. Erst unter Androhung
erneuter Bombardierung entschloss sich Teyssier zur Vermeidung weiterer Opfer
zur Aufgabe.
Der
Adressat der Gegenseite, Graf Karl von Rambaldi (später bekannt gewordener Schriftsteller
/ Geschichtsforscher), war Lieutenant im Königlich Bayerischen 4.
Feldartillerie-Regiment „König“ mit Stammgarnison in Augsburg. Nach Kommandierung
zur 3. Fußbatterie und Einsatz in Bitche Oktober 1870 war er zur Kartätschenbatterie
versetzt, die 3. Fußbatterie zur Belagerung von Belfort abgezogen worden. Sein Bruder Max Graf von Rambaldi war
Angehöriger des Königlich Bayerischen 3. Feldartillerie-Regiments „Prinz
Leopold“ mit Stammgarnison in München und schreibt von dort am 8. September
1870:
An
Hochgeboren Graf Karl von Rambaldi
Königlich Bayerischer Artillerie-Lieutenant
im 4. Artillerie-Regiment („König“)
im Detatschment Herrn Oberst von Kohlermann
bei
Bitsch via Zweibrücken
Absender: Max Graf von Rambaldi,
Unterkanonier im 3. Artillerie-Regiment
Bester Bruder !
Soeben
ist Deine Corr.(espondenz) Karte angekommen, aus der ich entnehmen kann, dass
du meinen Brief noch nicht erhieltst. Ich habe mich jetzt ganz in das
Kasernenleben eingewöhnt und habe nur noch einen einzigen Wunsch; ins Feld wirken
zu dürfen. Die 1. Ersatz-Compagnie rückte zwar aus, aber ich werde zur 2. versetzt
werden und sehe selbst ein, dass eine Meldung zum Batterie-Support nichts
genützt haben würde, da ich ja eigentlich noch Sekand bin. Gerne würde ich mit
Dir Platz tauschen und es würde mich freuen, Brandkranaten nach Bitsch aus
unseren schönen gezog(enen) 6 Pfündern werfen zu dürfen. Ferdinant schrieb eine
Corr.(espondenz Karte von Void (Anm. d. Verfassers Void-Vacon im Departement Meuse)
aus der ersichtlich, dass er sich wohl befindet, nur klagt er über einige
Brustbeklemmungen. Bei uns befindet sich alles wohl. Herrn Artillerie
Lieutenant (von ? und) von Oelhafen habe ich im goldenen Löwen getroffen, er
lässt Dich schön grüßen, ebenso Frau von Fischer, die ich heute besuchte. Wenn
ich wieder Freizeit habe, werde ich Dir schreiben, es wird mich sehr freuen
einige Zeilen von Dir zu erhalten, durch die ich ersehen kann, dass Du Dich
wohl befindest. Ferdinants Adresse ist: I. Armeekorps, 3. Feldcompagnie, von
der 1. Ersatzkomp. nachgeschickt.
Dein Dich liebender Bruder Max
Fortsetzung im nachfolgenden Post 686
Fortsetzung von Post 685
Der
in der Adresse erwähnte Oberst Kohlermann war seit 1. Februar 1870 Kommandant des
Königlich Bayerischen 4.
Infanterie-Regiments „König Wilhelm von Württemberg“ und hatte ab
8. August 1870 den Auftrag zur Wegnahme der Zitadelle. Kohlermann verfügte dafür
auch über Infanterie, Landwehr, Kavallerie und Artillerie anderer Einheiten. Versuche
am 22./23. August und 4. September 1870 in das Fort einzudringen, misslangen…wer
sich die Bilder anbei anschaut, kann das verstehen.
Zitadelle von Bitche - Luftaufnahme (Bildquelle - eigene Ansichtspostkarte)
Nach der erfolglosen Bombardierung im September wurde das Fort ab 21. Oktober 1870 nur noch beobachtet. Am 23. März 1871 schloss Kohlermann mit dem weiterhin nicht über die, von der Nationalversammlung am 1. März 1871 beschlossenen Ratifikation des Präliminarfriedens informierten Teyssier eine Konvention. Sie führte nach rd. 230 Tagen der Belagerung am 25. März zum ehrenhaften Abzug der Verteidiger unter Waffen (einschl. Feldartillerie) mit allen Fahnen in das nicht okkupierte Frankreich. Dort wurden diese umgehend wieder in den regulären Militärdienst übernommen.
Am
26. März überreichte der bereits als Kriegsheld verehrte Festungskommandant dem
bayerischen Belagerungschef den Schlüssel des Forts. Die Gesamtverluste der bayerischen
Armee betrugen 19 Gefallene und 62 Verwundete, auf französischer Seite waren als
Opfer 93 Soldaten und 6 Zivilisten zu beklagen.121 Häuser der Stadt wurden zerstört,
184 beschädigt. Nun zum nicht weniger denkwürdigen postalischen Hergang der
Dinge und dazu zuvor zu einem - recht netten - kleinen Exkurs:
Zeitgleich
zum Anfang der Belagerung von Bitche findet man in dem im Oberelsass handelnden
Roman „Die verborgende Schrift“ von Anselma Heine, nach dem sich zwischen
der Tochter des Bürgermeisters von Willers-sur-Thur Françoise Balde und dem aus
Jena stammenden Assistenzarzt Heinrich Hummel eine, in Folge des Kriegsgeschehens
jäh unterbrochene Liaison entwickelt, die folgende Passage:
„…an
diesem Tage erhielt Françoise ein »an den Maire von
Thurwiller« adressiertes deutsches Feldpostpaket von Heinrich. Ein Brief und
sein Tagebuch. Sie wurde fast ohnmächtig vor Freude. Der Brief war vom ersten
September. Fünf vorhergehende, von denen er sprach, waren nicht in ihre Hände
gelangt. Auch diesen glaubte er vergeblich geschrieben. »Man befördert nicht
nach Feindesland.« Nach den trockenen ersten Berichtworten kam dann mit völlig
veränderter, wie fliegender Schrift: »Nein, man befördert nicht nach
Feindesland, mein Lieb, aber jetzt geht deutsche Feldpost zwischen uns, jetzt
sind wir uns nahe“.
Auch
im vorliegenden Fall konnte die bayerische (Durchlaufs-)Postexpedition in Hornbach
bei Zweibrücken (ca. 4 km von der Grenze und 25 km von Bitche entfernt) nicht nach
dem Feindesland befördern, entlastete sich hingegen noch am Eingangstag der
Karte, dem 12. September 1870 prompt wieder oben links mit dem Aufgabestempel !
Aber an wen ? Es kann dies über die Grenze hinweg ins Feindesland wohl über
keinen anderen Dienst, als auch hier jenen der Feldpost erfolgt sein.
Fußbatterie der Bayerischen Artillerie im September 1870 (Quelle - Geschichte des Kgl. Bayer. 4 Artillerie-Regiments "König", S.44)
Vermutlich wird zwischen den um Bitche dislozierten bayerischen Belagerungstruppen und der Postexpedition Hornbach ein evtl. von Kavallerie eskortierter Fahrdienst aufgenommen worden sein…offenkundig direkt ohne Relaisstation ! In Zeiten von Überfällen der Franktireurs war dies durchaus gefährlich, doch im vorliegenden Fall war das Grenzgebiet seit August von Einheiten der 12. Infanteriedivision besetzt, so dass es hier wohl nicht zu Scharmützeln gekommen ist.
Viele Grüße
Vom Pälzer
Verwendete Quellen:
Geschichte des Königlich Bayerischen 4. Artillerie-Regiments „König“
http://www.bitscherland.fr/Histoire/siege-1870.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Rambaldi
https://de.wikipedia.org/wiki/…W%C3%BCrttemberg%E2%80%9C
Hallo Pälzer,
sensationeller Beitrag - großes Kino! Zu den lokalen Gegebenheiten könnte HOS vlt. noch etwas Lokalkolorit beitragen, wenn er das liest.
Den Namen auf der Karte, den du nicht lesen konntest, konnte ich auch nicht lesen, aber vermutlich nur, weil sie mit gut 200 kb zu klein gescannt ist. Wenn es da 4x so groß wäre, würde ich mich gerne bemühen ...
Hallo bk,
die Schrift an sich ist schon sehr sehr klein, anbei ein besserer scan mit der Bitte um Prüfung auch des Batterie-Supports, den ich meine da zu lesen, aber nicht so ganz glauben kann.
Viele Grüße + frohes Fest
vom Pälzer