Der deutsch-französische Krieg 1870/71

  • Lieber Tim,


    ein 600dpi - Scan müsste meinen Bildschirm komplett ausfüllen, dann könnte man das perfekt sehen. Ich denke, du hast eine zu hohe Kompression eingestellt.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... vielleicht solltest Du einmal die Lupenfunktion dieses Forums aktivieren, dann hast Du das Wort in in Fingerdicke auf dem Monitor. Und das reicht zwanzigmal, um das zu lesen


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Guten Abend zusammen,


    der Verfasser der Karte anbei war Angehöriger des Königlich Sächsischen 7. Infanterie Regiments No.106 "König Georg" und per Eisenbahntransport gerade im südpfälzischen Winden angelangt. Von dort aus schreibt er am 13. September 1870 an seine Eltern in Chemnitz (lt. Adressbuch Chemnitz 1870 wohnhaft am Schillerplatz Nr. 26)


    Herrn Eduard Julius Dittrich

    Chemnitz / Sachsen

    Actiensch ???


    Ich befinde mich sehr wohl, das Wetter ist herrlich noch herrlicher alle Gegenden. Überall sind wir sehr gut aufgenommen worden. In einer halben Stunde erreichen wir Frankreich worauf wir uns freuen.


    Adresse:

    Einjährig Freiwilliger

    Alfred Erhart Dittrich

    Ersatzbataillon des 106. Regiments / 4 Company


    Winden 13.9.1870


    Das kleine Örtchen Winden hat damals ziemlich viel mitmachen müssen. Von dort zweigt die von Neustadt a.d.Haardt über Landau nach Karlsruhe führende Maximiliansbahn mit einer eingleisigen Nebenstrecke zur Grenze Richtung Wissembourg ab. Auf französischer Seite bestand dann die Fortführung über Haguenau - Brumath nach Nancy, von wo aus es dann weiter über Toul - Bar-le-Duc - Vitry-le-François - Épernay - Meaux in den Osten von Paris geht.


    Natürlich wurde diese - phasenweise durch Sprengungen der sich zurückziehenden französischen Truppen unterbrochene - Strecke vom deutschen Militär für den Vormasch gegen die Hauptstadt genutzt und es ist fast 2 Wochen nach der Vorentscheidung von Sedan davon auszugehen, dass das Ersatzbataillon der sächsischen 106er genau dafür unterwegs war. Am 19. September war der Belagerungsring um Paris ja dann bereits geschlossen und auch dieses Regiment daran mit beteiligt.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo zusammen,


    anbei ein mir bislang jedenfalls nicht bekanntes Circular der General-Direction der K.B. Verkehrs-Anstalten vom 18. September 1870. Man macht darin darauf aufmerksam, dass es erfahrungsgemäß (eher) "transportdauerschädlich" ist, bei an die mobilen Truppen gerichteter Feldpost irgendwelche Bestimmungsorte anzugeben.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • ... heute würde man sagen: Das Gegenteil von gut ist nicht schlecht, sondern gut gemeint.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    ich finde das auch aus dem Grund schon bemerkenswert, da man daran erkennen kann, dass es mit weitestgehender Geheimhaltung von Truppenbewegungen auf gegenerischem Boden noch nicht so weit her war. So ein richtiges Verbot, den Bestimmungsort anzugeben, geht aus der Bekanntmachung ja nicht hervor.


    Gut, ganz am Ende konnte man (fast) sagen, dass man sich das letztendlich hat leisten können. Aber um den 18. September, mitten in den Hochzeiten der bspw. in den Vogesen und Ardennenausläufern operierenden Francs-Tireurs, die auch auf den Feldpostverkehr im Hinterland im Visier hatten, ist das schon ein wenig erstaunlich.


    LG

    Tim

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  • Guten Morgen zusammen,


    der Beleg anbei vom Dezember 1870 wurde nicht im Feld, sondern im Militärhospital im pfälzischen Landau von einem Angehörigen des Königl. Bayerischen 5. Jägerbataillons verfasst. Die an seinen Bruder in München gerichteten Zeilen wie folgt:


    Feldpost

    Hochwohlgeboren

    Carl von Besnard stud. phil.

    München

    Amalienstraße 45

    über 3 Steigen links


    Absender

    G(eorg) v(on) Besnard

    Unteroffizier im 5. Jägerbataillon dermalen im Militärhospital in Landau


    Landau den 12ten Dezember 1870


    Lieber Bruder !


    Deinen Brief vom 12. Dez. habe ich erhalten. Es hat mich gefreut, dass du auch noch an mich dachtest, dar ich so weit weg von dir war. Vorgestern Nacht 3 Uhr kam ich hier an, wo ich im Militärhospital verpflegt werde. Wie du wohl dich noch erinnern wirst, war ich im Oktober lange Zeit krank darniedergelegen an Halsleiden. Einen solchen Anfall von Krupp (Anm.: Krupphusten) bekam ich anfangs dieses Monats wieder in Folge allzugroßer Strapazen, worauf ich vom Bataillonsarzt zurückgeschickt wurde. Zwar ist mein Appetit noch nicht hergestellt, ebenso ist mein Nervensystem von den immerwährenden Aufregungen wie zerüttet und ich bin natürlich matt & müd, aber ich hoffe doch, wenn ich ein oder zwei Monate meine Ruhe habe, wieder ganz hergestellt zu sein. Dir gefällt es natürlich recht gut in München. Was dein beabsichtigtes Einspringen in ein Corps betrifft, so möchte ich dir eher zu als abrathen, nach den Erfahrungen, die ich in diesem Feldzuge gemacht habe, da die Hülfe des Freundes ersth im Sturme des Lebens doppelt wohl Ihn??? richtig gewürdigt wird. Ich kann dir diese ausgesprochene Meinung erst in einem späteren Briefe motivieren, da ich wirklich jetzt die richtige Schreiblust nicht haben kann. Deine (ausgesprochene) Absicht, dass es sehr langweilig ist ohne ordentliche Gesellschaft, kenne ich auch vollkommen an. Indem ich hoffe, dass du mir in einem baldigen Antwortschreiben mittheilst, wie es dir bisher ergangen ist verbleibe ich


    dein aufrichtiger Bruder Georg von Besnard


    PS: Wenn du einspringst, möchte ich dir vor Allem Corps Suevia anrathen.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Corps_Suevia_M%C3%BCnchen


    Man kann sich das gut vorstellen, die 5. Jäger waren am 1. September 1870 bei der Schlacht von Sedan zum Einsatz gekommen, danach von Anfang bis Ende der Belagerung von Paris. Im strengen Winter dort lange Zeit auf Wachposten stehen und dann urplötzlich auf überraschende Ausfallversuche der Verteidiger zu reagieren, das wird trotz wahrscheinlich nicht allzu beklagenswerter Einquartierungsverhältnisse die Gesundheit des einen oder anderen überfordert haben.


    Durch Infektionskrankheiten Betroffene in speziell dafür eingerichtete Pflegehospitäler zurück zu schicken war wichtig, damit sich bei einem Verdacht auf ansteckende Atemwegserkrankungen solche nicht in der Truppe weiter haben ausbreiten können.


    Es erscheint aber auch so zwischen den Zeilen, als ob der Unteroffizier von Besnard einiges an Furchtbarkeit des Krieges zu sehen bekommen haben wird und insofern auch seelisches Leid davongetragen hat. Nach den vom ihm angesprochenen 1-2 Monaten der Genesung war der Krieg vorbei, insofern weitere Anstrengungen physischer und psychischer Art für ihn wohl nicht mehr zu erwarten.


    Wie mir von einem lieben Forumler noch im Nachgang mitgeteilt und auch anhand von www-links hat dargelegt werden können, ist der aus Zweibrücken stammende Adressat Carl von Besnard (31.08.1851-28.03.1925) nach seinem Studium der Rechtswissenschaften (1870-1874) in München so wie sein Vater zunächst als Beamter bei der Forstbehörde tätig gewesen und hat es bis Anfang 1920 sogar bis zum stellv. Regierungspräsidenten von Oberbayern geschafft.


    Viele Grüße

    vom Pälzer


    verwendete Quellen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Krupphusten

    https://de.wikipedia.org/wiki/Besnard_(Adelsgeschlecht)

    https://de.wikipedia.org/wiki/Corps_Suevia_M%C3%BCnchen

  • Morsche Tim,


    tolles Stück, feiner Inhalt, aber die Schreibe ist sehr gewöhnungsbedürftig. Das mangelnde Wort habe ich leider auch nicht herausbekommen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Morsche Ralph,


    ja das ist nicht selten so der Fall: Am Anfang fängt`s recht adrett zu lesen an, dann wird es immer schnuddeliger bis kaum noch leserlich, wobei der Verfasser hier es wenigstens zugibt ^^


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Lieber Will,


    es thut auch doppelt wohl, dass in diesem Forum (fast) nichts länger als 3 Stunden ungeklärt bleibt. Ich habe mir die Zähne dran ausgebissen und bin insofern wirklich sehr zu Dank verbunden.


    Viele Grüße !

    Tim :thumbup::thumbup::thumbup:

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  • Ist schon immer etwas besonderes solche Inhalte zu lesen: wenn man einen schoenen Beleg ansieht von aussen, vergisst man gerne dass da auch Texte beinhaltet waren (oftmals nur geschaeftliches), aber bei Feldpost wird das schon auch noch mal ergreifender...

    LG Andreas

  • .... wenn man die Inhalte denn liest!! Ich habe schon Sammler kennengelernt, die sahen sich die Belege nur von außen an. Vor vielen Jahren habe ich einem Sammlerkollegen dann mal erklärt, was innen geschrieben war. Da war er doch sehr erstaunt. Leider ist die alte Schrift für viele ein großes Problem.


    Dieter

  • Verehrte Sammlerfreunde,


    der Beleg anbei wurde Anfang Juni 1871 in St. Goar am Mittelrhein in den Bahnpostwagen Richtung Köln eingeworfen und lief rheinabwärts vor die Tore der Stadt nach Deutz. Ziel war das dort Anfang Dezember 1870 fertiggestellte Kriegsgefangenenlager Gremberg, das nicht unweit südlich der heutigen Polizeiwache am Rheinhafen errichtet worden war. Bis Dezember 1870 waren es rd. 330.000, Mitte Februar 1871 rd. 373.000 und gegen Ende des Krieges knapp 384.000 französische Kriegsgefangene, die nach den großen Gefechten aus provisorisch eingerichteten Feldlagern z.T. unter unmenschlichen Zuständen nach Deutschland abtransportiert wurden. So liefen dann auch am Kölner Centralbahnhof und am Central-Güterbahnhof St. Gereon unzählige Sonderzüge, im Hafen auch Dampfschiffe mit zich-tausenden Gefangenen ein. Das Militär war damit völlig überfordert.

    .

    Nach der Schlacht von Sedan waren allein im Kölner Raum Mitte September 1870 insgesamt rd. 10.000 Gefangene, nach der Kapitulation von Metz Ende Oktober und nach der Schlacht von Verdun Anfang November 1870 noch weitere rd. 6.000 Mann unterzubringen. Als erstes wurde dabei auf das Barackenlager am Artillerie-Schießplatz auf der Wahner Heide zurückgegriffen, das aufgrund der rasant ansteigenden Gefangenenanzahl um ein gigantisches Zeltlager ergänzt werden musste. Im Stadtteil Deutz erfolgte die Einquartierung in Kasernen, Kasematten und Bastionen der dortigen Umwallung, teilweise in Ponton-Schuppen und in einem kleineren Zeltlager.

    -

    Doch der frühe Wintereinbruch ab Mitte November 1870 mit Schnee und Frost, der insbesondere den Kolonialtruppen (Turkos und Zuaven) mit ihren leichten sommerlichen Uniformen zusetzte, ließ ein Unterbringen in Zelten und Strohhütten nicht mehr zu. Die sich zuspitzende Lage begann nicht nur in der Bevölkerung vor Ort, sondern weit darüber hinaus auch internationales Interesse auf sich zu ziehen. In Voraussicht auf den kommenden Winter hatte Kriegsminister von Roon aber schon am 11. September 1870 die Errichtung von Barackenlagern angeordnet.

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    Das erste entstand in Ergänzung des bereits bestehenden Militärlagers in der Wahner Heide und war für die Aufnahme von bis zu 5.000 Gefangenen ausgelegt. Seine Fertigstellung war für den 15. Dezember angesetzt, doch schon Anfang Dezember waren rd. 4.800 Mann in den neu erstellten Unterkünften untergebracht. Darüber hinaus wurde zwischen Deutz und Kalk das adressierte Gefangenenlager Gremberg errichtet, das max. 9.000 Franzosen aufnehmen sollte und so wie geplant am 30. November 1870 bezugsfertig war. Bis Ende Januar 1871 waren dort konstant ca. 7.000 Lagerinsassen untergebracht. Der zum Reserve-Landwehr-Bataillon Nr. 40 "Köln" als Seconde-Lieutenant einberufene Gymnasiallehrer Dr. Josef Kamp legt in einem im Jahre 1874 veröffentlichten Bericht über seine Dienstzeit in den Kölnern Gefangenenlagern u.a. in Bezug auf das in Gremberg dar:

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    Im Ganzen erhoben sich hier 44 Baracken für die Gefangenen, 8 für die Bewachungstruppen, Officiere und das Verwaltungspersonal, nebst den erforderlichen Latrinen, Brunnen, Kohlenschuppen, Arrestlokal, Feuerlösch- und Gerätheschuppen. Für diese zum späteren Abbruch bestimmten Baracken wurde eine doppelte Bretterbekleidung mit zwischen gelegter Asphaltpappe, zum Theil auch eine Ausmauerung mit Kalksandstein verwendet. In den Baracken erhielt jeder Gefangene zwei Decken, ein Kopfkissen und einen Strohsack, dessen Nachfüllen mit frischem Stroh nach Bedürfnis geschah, da das für Friedenszeiten fest gestellte Quantum nicht hinreichte. Nach und nach gelang es endlich durch strenge disciplinarische Maßregeln, daß jeder Mann mit zwei Hemden und einem Paar Schuhen oder Stiefeln versehen war. Der Kriegsgefangene erhielt täglich 12 1/2 Loth Rindfleisch oder 6 Loth Speck - auf Wunsch wurde auch Hammelfleisch verausgabt - 10 Loth Reis oder Erbsen oder Bohnen oder 7 1/2 Loth Graupen, 15 Loth Kartoffeln, 1 Loth Kaffee, 1 Loth Salz ; dazu die vor geschriebene Brodportion. Die Gesammtkosten der Unterbringung und Verpflegung der Kriegsgefangenen in Deutz, Gremberg und Wahn und in den dazu gehörigen Lazarethen belaufen sich (…) Summa summarum auf 1.350.551 Thlr.


    Die rd. 400 französischen Offiziere waren in weitaus besseren Unterkünften einquartiert, teilweise „standesgemäß“ sogar mit luxuriöser Ausstattung. Oberster Befehlshaber der Kölner Lager war der Gouverneur der Festung Köln Generalleutnant Robert von Frankenberg und Ludwigsdorf, das Kommando über das Lager Gremberg erhielt Oberst-Lieutenant Pascal, ein noch im Jahre 1869 als überzähliger Offizier zum 4. Rheinischen Infanterie Regiment No. 30 "Graf Werder" aggregierter Major, welcher dort dann kurze Zeit später auch seine spezifische Führungsaufgabe übernommen hat.

    -

    Den Lagerkommandanten waren wiederum Offiziere unterstellt, die jeweils ein Bataillon von Gefangenen befehligten, denn auch die Internierung erfolgte nach militärischen Führungsprinzipien. Drei Gefangenenbataillone bildeten ein Regiment, das in der Regel von einem preußischen Hauptmann kommandiert wurde. Es ist davon auszugehen, dass der adressierte Hauptmann Redeker, seines Zeichens Angehöriger im Ersatz-Bataillon des 3. Rheinischen Landwehr Regiments No. 29 "von Horn" eine solche Funktion übernommen haben könnte. Er wird nach dem 8. Juni, als er den an ihn gerichteten Brief in Empfang genommen hat, dort nicht mehr lange zu tun gehabt haben.

    -

    Schon im Mai 1871 waren nur noch 130.000 Gefangene in deutschen Lagern interniert, die letzten 40.000 sollten bis zum 15. Juli in ihre Heimat zurückgeführt werden. In Köln wurden die Kriegsgefangenendepots schon ab 15. Juni geräumt, das in Gremberg komplett abgebaut, das Material z.T. an Privat verkauft. Dem Bericht von Dr. Kamp steht ein nicht weniger nationalbewusst verfasstes Werk Les Prisonniers Français à Kalk et au Gremberg, près Cologne. Journal d'un Aumonier des prisonniers français en Allemagne des französischen Geistlichen Abbé Alexandre Deblaye aus dem Jahre 1871 gegenüber.

    -

    Die Gegensätze in der Betrachtung der Behandlung der Gefangenen sind offenkundig. Es kann an dieser Stelle nicht darüber diskutiert werden, wem es von beiden mehr oder weniger an Objektivität / Vollständigkeit seiner Berichterstattung gefehlt haben könnte. Man kann jedenfalls nur froh darüber sein, dass es überhaupt noch Material über diese ziemlich in Vergessenheit geratenen Geschehnisse während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 gibt.

    -

    Einer, der sich aktuell damit auseinandergesetzt hat ist der Kölner Kunsthistoriker und Leiter des Kölnischen Stadtmuseum Dr. Mario Kramp. In seinem jüngst über den Ralf-Liebe-Verlag erschienenen Werk 1870/71 - Franzosen in Köln - Die vergessenen Gefangenen des Deutsch-Französischen Kriegs werden beide Berichte und noch zahlreiche weitere französische und deutsche Quellen eingehend ausgewertet, um den Hergang der Dinge für heuer verständlich zu machen. Man kann dem Autor dieser wunderbar illustrierten Auflage, die einen Großteil der vorstehenden Gesamtüberschau ausgemacht hat, nur größten Respekt dafür zollen.


    Eine grandiose Leistung.


    Viele Grüße

    vom Pälzer


    verwendete Quellen:

    https://www.verlag-ralf-liebe.…70-71-franzosen-in-koeln/

    https://books.google.de/books/…=19tgAAAAcAAJ&redir_esc=y


  • Morsche Tim,


    feiner Brief - super ausgearbeitet und die Zahlen sind natürlich unglaublich, wenn man die damaligen Verhältnisse betrachtet. Eine 6stellige Zahl von KGF unterzubringen wäre heute wohl nicht machbar, Respekt vor den damaligen Leitern der Dienststellen.


    P.S. Ein alter Witz am Rande: Liechtenstein erklärt China den Krieg aus dubiosen Gründen. Die Chinesen akzeptieren den Kriegszustand und teilen Lichtenstein mit, dass man mit 500.000 Mann in Liechtenstein einrücken werde, noch ehe die Woche vorbei sein wird.

    Liechtenstein telegraphiert umgehend an Peking, dass sie die Kriegserklärung zurück ziehen müssen, weil sie im ganzen Land keine 500.000 Gefangenen unterbringen können ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ^^^^^^


    Liechtenstein erklärt China den Krieg aus dubiosen Gründen.

    ...das wäre vor allem umso bemerkenswerter, da sich Liechtenstein nach Auflösung des Deutschen Bundes 1868 aus Kostengründen demilitarisiert hat und heute zu den 25 Staaten ohne Streitmacht zählt.


    LG

    Tim ;)

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... ja, ein kleiner Verwaltungsfehler eines cerebral schwer strukturierten, fürstlichen Beamten. Kann ja mal vorkommen ... :D:D

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    eine Feldpost - Correspondenz - Karte an Frau Dr. Kinkelin in Lindau im Bodensee erregte meine Aufmerksamkeit, weil sie, im Gegensatz zu 99,99% aller mir bekannten Feldpostkarten, keinen Aufgabestempel zeigt, sondern nur einen frontseitigen Abgabestempel, was ich so noch nicht gewärtigen durfte. Der Absender hatte folgendes geschrieben:

    Fort Nogent 9. IV.71.

    Heute, etwa vor 1 Stunde, erhielt ich 2 Pakete; das eine, ältere & das andere mit den Socken .... Danke vielmals für die Übersendung der Sachen. Die Trauerfälle in der Familie Schobloch bedaure ich recht lebhaft. Ich würde eigentlich gerne schreiben; aber ---- Will sehen ob ich´s dahin bringe. Ich habe eben eine Karte an Ruchti geschickt it der Anzeige, dass wir hier sind, habe ihm auch die Todesfälle & Alberts Verlobung mitgetheilt. In 2 1/2 Stunden werde ich abgelöst. Heute ist es trüb: aber nicht kalt. Die Nacht durch wurde viel geschossen & zwar mit schwerem Geschütz. Seit 8 Uhr ist es jedoch ziemlich ruhig. Es kommen & kamen viele Flüchtlinge heraus. Wer kann, geht fort. Grüsse an Alle von Eurem Hermann.


    Ich denke, der Absender spricht die Kommune von Paris an mit Revolten, die viele Tote und Verletzte forderte, weil der Krieg im klassischen Sinne ja längst im April vorbei war. Fort Nogent liegt im Osten von Paris, wenn ich nicht irre, von daher würde das alles Sinn machen.


    Warum die Karte nicht aufgabegestempelt wurde, mag ein Kenner dieser Zeit eher wissen, als ich.