Der deutsch-französische Krieg 1870/71

  • Hallo Remstal,

    das ist - auch wenn man es kaum glauben kann - gar nicht mal so einfach zu beantworten. Da muss man schon suchen. Es waren badische Dragoner, die am 16. September 1870 in die offene Stadt einmarschierten:

    https://books.google.de/books?id=GhC0M…%201870&f=false

    https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/4634716

    https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/4634730

    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Remstal,

    ich zitiere aus meinem Buch "1870/71 Zeugen eines überflüssigen Krieges - Briefpost ins

    Ausland aus den besetzten und annektierten französischen Gebieten:

    "Die Stadt (Mühlhausen) wurde ein erstes Mal vom 16. bis 19. September, ein zweites Mal

    vom 3. bis 9. Oktober und schließlich endgültig am 14. November 1870 besetzt. Bis zum

    14. November arbeitete die französische Post dort weiter mit den vorhandenen französischen

    Stempelgeräten."

    Vielleicht stellst du uns deinen zu beschreibenden Beleg vor?

    Mit bestem Gruß

    1870/71

  • Schönen Morgen, 1870/71

    vielen Dank für Deine aus führliche Beantwortung. Der fragliche Umschlag ist relativ simpel,(aber dekorativ.) Er ging am 2.11.1870 von Basel nach Mulhouse. Für meine Sammlung Grenzrayon aus der Schweiz zeigt er, dass der Postverkehr trotz der Kriegshandlungen weiterlief und das zu den Schweizer. - französ. Tarifvorschriften. 20 Rp. für einen einfachen Brief. Rückseitig kein Ankunftsstempel. Nach den mit dem Deutschen Reich geltenden ( ab wann? ) Tarif wären es nur noch 10 Rappen gewesen.

    mfg Anton

  • Hallo Remstal,

    die deutschen Auslandstarife wurden in den Ober-Post-Direktionen Elsaß und Deutsch-Lothringen am 7. November 1870 eingeführt.

    Theoretisch könnten Grenzrayonbriefe (z.B. aus Ensisheim, dort wurde bereits Ende September 1870

    eine deutsche Postanstalt eingerichtet) existieren, die nach dem französisch-schweizerischen

    Postvertrag mit 20 Centimes frankiert aufgegeben worden waren.

    Früheste mir bekannte mit 10 C. (deutscher Tarif) frankierte Grenzrayonbriefe datieren vom 18., bzw. 19. November 1870.

    Beste Grüße

    1870/71

  • Hallo Sammlerfreunde,

    der Beleg anbei ist einmal etwas von nach dem Krieg, wo man vermuten muss, dass es ein im Nachgang dessen trauriger Anlass gewesen ist. Es geht um den Chevauleger Franz Zöller aus dem südpfälzischen Kandel, welcher der 2. Escadron des Königlich Bayerischen 5. Chevauleger Regiments "Prinz Otto" (Stammgarnison Speyer) angehörig war. Dieses war schon drei Tage vor der Kriegserklärung Frankreichs, d.h. am 16. Juli als eine der ersten Einheiten zur Überwachung an die französischen Grenze abkommandiert worden. Die Regimentsgeschichte spricht von einem "Schleier", der dort aufgezogen werden sollte, dass der Aufmarsch der III. Armee des Kronprinzen Friedrich Wilhelm so unbemerkt wie möglich von statten gehen konnte.

    Ferner wagte man zur Aufklärung der Stärke des Gegners erste Grenzübertritte, wobei es zu den ersten Scharmützeln des Krieges überhaupt gekommen ist. Die 2. Escadron lag bei Pirmasens und beobachtete von Frankreich aus den durch die Festung in Bitche kontrollierten Grenzabschnitt. Bei einem mit dem 1. Zug des 12. preussischen Husarenregiments durchgeführten Aufklärungsritt des 1. Zugs der 2. Escadron kam es in der Nähe von Sturzelbronn zu einem Beschuss, wobei der preussischen Husar Weihnacht vom Sattel fiel. Der Schifferstadter Chevauleger Herrmann, der ebenfalls mit dem Sattel gefallen war, schwang sich kurzerhand auf sein nacktes Pferd und erettete den preussischen Kameraden aus dem Kugelhagel der französischen Gewehre.

    Seine 2. Escadron blieb auch während der ersten Grenzschlachten im Einflussbereich der von bayerischer Artillerie belagerten Festung Bitche im Raum Obersimpten. Nach deren Umgehung rückten die 5. Chevaulegers am 13. August über Dieuze gegen die Festung Marsal vor, welche am Folgetag kapitulieren musste. Am 2. September war man Zeuge der Zusammenkunft Bismarcks und des am Vortag bei Sedan geschlagenen Kaisers Napoleon III. in Donchery. Am 7. September übernahm der Regimentsinhaber Oberst Prinz Otto von Bayern persönlich das Kommando, das nun bis auf das Plateau von Châtillon führte, von wo aus auch der Chevauleger Zöller am 19. September 1870 zum ersten mal die Weltstadt Paris übersehen konnte.

    Nach deren Belagerung erfolgte ab 10. März 1871 der Rückmarsch des Regiments in die neuen Stammgarnisonen im "Reichsland" Lothringen. So waren ab 31. Mai in St. Avold und Saargemünd 20 Offiziere, 562 Mann und 573 Pferden des Regiments stationiert. Was mit dem Chevauleger Zöller passiert ist, ist unklar. Das Regiment hatte während dem Feldzug überschaubare Verluste von 1 Mann und 3 Pferden durch Beschuss, 1 Offizier und 20 Mann durch Krankheiten. Nach dem Krieg erfolgten bis 1875 mehrere Manöver-Übungen in den neuen Reichslanden, die erste im Herbst 1871 bei Metz. Möglicherweise wird dem Chevauleger Zöller in der Phase nach Kriegsende ein Unglück oder eine Krankheit widerfahren sein, denn er wird in dem nachstehend an seinen Vater gerichteten Brief als "verlebt" und in der in Kandel angebrachten Ehrentafel als Kriegsteilnehmer, aber nicht als Gefallener angegeben:

    http://www.denkmalprojekt.org/dkm_deutschlan…el_wk1u2_rp.htm

    Speyer den 7. September 1871

    Das Königlich Bayerische 5. Chevaulegers Regiment Prinz Otto

    An das Bürgermeisteramt Kandel

    Die Armaturstücke des Soldaten Franz Zöller betreffend

    Der Unterzeichnete stellt das dienstförmliche Ersuchen, dem Vater des verlebten Soldaten Franz Zöller eröffnen lassen zu wollen, dass die von seinem Sohn mit nach Hause gebrachten Montur- und Armaturstücke hierher zu senden sind. Bezüglich des allenfallsigen B.. ???...ungsguthabens wurde die 2 Escadron, bei welcher Zöller effectiv war, angegangen, das Weitere zu bestätigen.

    Bei den Montur- und Armaturgegenständen handelte es sich zum einen um die Bekleidung des Chevauleger, zum anderen um Waffen wie Pallasch und Handpistole. Ob man letztere mit nach Hause nehmen konnte, wage ich allerdings zu bezweifeln. Wenn jemand noch etwas zu dem fraglichen Wort und dem Hergang der Dinge beitragen könnte, wäre ich ich sehr dankbar.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Lieber Tim,

    Löhnungsguthaben steht da. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    diese Drucksache hat zwar mit der Feldpost nichts zu tun, der Inhalt ist jedoch sehr interessant.

    Angebot für Siegesmedaillen zur Erinnerung an den Nationalkrieg 1870.

    Gruß

    bayernjäger

  • Verehrte Sammlerfreunde,

    der Verfasser der Karte anbei, Seconde-Lieutenant Reinhold Kremfer war Angehöriger des 1. Ersatzbataillons im 4. Oberschlesischen Landwehr Regiment Nr. 63 (Rosenberg, heute Olesno / Polen) und wurde mit seiner Einheit wohl dermaßen überraschend zum Einsatz gebracht, dass er erst am Bahnhof in Bautzen (östl. Dresden) die Möglichkeit hatte, die Karte anbei an seinen Angehörigen in Ratibor aufzugeben. Nach der zum 19. Juli erfolgten Mobilisierung sammelte sich das 4. Oberschlesische Infanterie Regiment Nr. 63 bis bis zum 29. Juli bei Breslau, wo die einzelnen Einheiten per Fußmarsch aus Bezirken Oppeln, Rosenberg und Beuthen kommend zunächst in Bürgerquartieren (Kantonnements) untergebracht wurden. In Breslau und Umgebung blieb man dann noch zwei Tage, bis zum 1. August der Befehl erging nach Landau in der bayerischen Rheinpfalz einzuschiffen. Auch wenn die Regimentsgeschichte nichts von der Landwehr erwähnt, zumindest das Landwehr-Ersatzbataillon muss der Karte zu Folge von Anfang an mit dabei gewesen sein. So berichtet der der Landwehr angehörige Seconde-Lieutenant Kremfer:

    Herrn Particulier (~ wohlhabender Privatier) J. Kremfer Ratibor ???

    Feldpostbrief - Abs.: Lieuten. Krempfer

    Dresden am 2. August 1870   ???

    Gestern erfolgte unsere Abreise aus dem Canton bei Breslau so plötzlich, dass ich nicht mehr Zeit hatte zu schreiben. Ich schreibe während der Eisenbahnfahrt von Landau   ??? erfolgt weitere Nachricht

    Herzlichen Gruß

    Reinhold

    Erstaunlich ist, dass er Dresden den 2. August schreibt, die Karte aber noch vor Dresden am 1. August am Bahnhof in Bautzen aufgegeben worden ist. Vermutlich hat er nicht mit einem Zwischenstop in Bautzen gerechnet und die Aufgabe schon für Dresden vordatiert. Am ersten Reisetag, d.h. am 1. August wurde die Truppe in Görlitz und Leipzig verpflegt, am zweiten in Lichtenfels und Aschaffenburg. In der Nacht vom 3. auf den 4. August überquerte man den Rhein bei Mainz und erreichte am Nachmittag des 4. Augusts Landau. Von dort aus ging es im strömenden Regen ins Kantonnement in und in der Umgebung von Annweiler. Dort erhielt man die Nachricht von Siegen bei Wissembourg und Woerth-Froeschwiller.

    Am 6. August erfolgte die Alarmierung des Regiments, welches auf schlechten und steilen Wegen nach großen Strapazen die französische Grenze am 7. westlich Ludwigswinkel überschritt. Ziel war die Festung Bitche, die man unter dem Feuer der französischen Artillierie am 8. erreichte und in Richtung der Mosel umging. Das Regiment kam erst gegen Ende September bei der Belagerung von Paris zu seinen ersten Kampfeinsätzen. Die Recherche der Regimentsgeschichte war keine einfache. Umso mehr erfreut es einen, wenn diese mit dem Inhalt der neu hinzugekommenden Karte (exakt) übereinstimmt...wobei noch ein paar Worte der Transcription fehlen, die natürlich gerne entgegen genommen werden.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • ... von Landau - unserer Bastion ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... nix zu danken.

    Hinter Dresden und dem Datum steht "abends" und unter "Ratibor" steht "Oberschlesien".

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.