Der deutsch-französische Krieg 1870/71

  • ces lettres sont restées 50ans au ministère et rendues à la famille ...

    Guten Morgen Bayernjäger,

    wenn Du das so toll lesen kannst, warum fragst Du das dann hier im Forum überhaupt ab und machst den Rest nicht einfach noch selbst ? Ich finde sowas reichlich befremdlich, dass man erst mal andere für sich rudern lässt und dann im nachhinein mit dem schon längst bekannten rausrückt. Und @Dieter: Ja es ist 5 Decimes, toll, dass Du das erkannt hast, ich muß mich insofern korrigieren.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (13. April 2023 um 09:10)

  • Hallo Pälzer,

    den vermutlichen Teiltext hatte ich erst gestern im Angebot gefunden, nachdem ich den französischen Text in den google-Übersetzer eingegeben habe, Der Rest des Textes ist immer noch unbekannt. Leider hatte ich bei meiner Schulbildung nur Englisch und Latein auf dem Programm und kann mit Französisch nichts anfangen. Ich habe die neu gewonnen Erkenntnisse gestern hier niedergeschrieben und jedem zur Kenntnis gegeben. Dass dies ausgerechnet mit der 3 bzw. 5 zusammengefallen ist, stellt einen reinen Zufall dar.

    Eigentlich dachte ich immer das Forum ist u.a. dafür da Fragen zu stellen und um Mithilfe zu bitten? Warum sollte ich irgendwelche Informationen zurückhalten? Es gibt ja auch noch andere Quellen und so kommt es vor, dass sich manche Frage zwischenzeitlich über andere Wege lösen lässt.

    Vielleicht findet sich ja doch noch ein Kundiger, der mir weiterhelfen kann?

    Gruß

    bayernjäger

  • ...dass das Forum dazu da ist, um anderen behlflich zu sein, bedarf mir gegenüber keiner Frage. Und wenn das so gelaufen ist, wie in post1.222, warum wird es dann nicht einfach auch so im post1218 dargestellt ? Das wäre auch eine Form der Behilflichkeit gewesen, die sich als selbstverständlich qualifizert.

    + Gruß

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo in die Runde,

    ergänzend zu #1181 von KlangRausch möchte ich aus gleicher Korrespondenz gerne nachfolgenden Beleg zeigen:

    Feldpost-Fahrpostsendung, Geldsendung "mit 23 Gulden 20 Kreuzer" des Feldwebels (Anton) Kalkbrenner beim K.B. 7. Jäger-Bataillon an seine Frau Theresia in Landsberg am Lech.

    Interessanterweise lief die Sendung am 2. November (1870) nicht über die bayerische Feldpost sondern über die preußische - übrigens wie auch der zweite in #1181 gezeigte Beleg. (K. Pr. Feldpost Relais No.28 - als Abgangsort ist handschriftlich "Rethel" notiert)

    Kann jemand den Rotstiftvermerk links unten deuten?

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser


  • Hallo Schorsch,

    ich lese: N 136, also Numero 136, wohl die Manual-Nummer des Fahrpostbriefes.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Abend Sammlerfreunde,

    das Militaria anbei hinterlässt den Eindruck, dass es noch mehr Inhalt gehabt haben und vielleicht noch anderen Briefen einmal beigegeben worden sein könnte, was sich u.a. auch von unterschiedlichen Datierungen her ergibt. Jedenfalls wurde es ursprünglich im Juli 1871, also weit nach Friedensschluss vom Bürgermeisteramt Offenbach an der Queich an das in Posen stammgarnisonierte Posensche Füsilier Regiment No. 37 gesandt, um sich nachträglich Entschädigungen für Fourage quittieren zu lassen.

    Der entsprechende Inhalt wie folgt:

    Das II.te Ba(taill)on des 37ten Inf.(anterie) Regiments, welches am 31 Juli 1870 hieren kam, hinterließ keine Fouragequittung: es waren 19 Reit- und 16 Trainpferde. Indem die Revisionsbehörde auf Vorlage dessen Quittierung besteht, so erlaubt sich das mitth(eilende) Bürgermeisteramt um gefellige Übersendung der neu-Quittierung zu bitten.

    Offenbach 2 October 1871 Unterzeichner

    (wahrscheinlich der damailge Bürgermeister Conrad Rauh)

    ?...unter Bezugnahme auf die brm. (? brevi-manu ~Kurz-)Meldungen des dieseitigen 1ten und 2ten Bataillons mit 2 "zwei" Quittungen ergebendst remittirt.

    J.W. ?

    Major und Bataillonscommandeur

    Schon in den französischen Revolutionskriegen musste Offenbach a.d.Queich durch fortgesetzte Quartierslast, Requisitionen und Plünderungen viel erdulden, von 1795 bis 1805 waren jährlich hohe Abgaben an Früchten, Stroh, Heu, Holz und Vieh an das französische Militär zu liefern. Auch nach dem Krieg der Jahre 70/71 mit Frankreich sah man also zu wo man blieb. Nachdem der einstige Gegner heftig zur Reperationskasse gebeten worden war, war die angeforderte Entschädgung an sich auch kein Problem, wohl eher die damit damals schon verbundenen Bürokratie.

    Erfreulicherweise bildet die Regimentsgeschichte alles oben stehende korrekt ab:

    Die der 20. Brigade der 10. Divison im V. Armeecorps (General von Kirchbach) unterstellten 37er hatten am 16. Juli um 1.15 Uhr früh morgens den Mobilmachungsbefehl erhalten. Am 27. begann für das Regiment der ca. 60stündige Eisenbahntransport in die bayerische Pfalz. Dort bezog man am 29. und 30. Juli Kantonnements in Insheim und Impflingen bei Landau. Am 31. erfolgte ein Quartierswechsel, das im Brief erwähnte 1. und 2 Bataillon ging nach Offenbach a.d.Queich, das 3. Bataillon mit der 10. u. 11. Kompanie nach Dammheim, mit der 9. und 12. Kompanie nach Bornheim.

    Im Gefecht von Wissembourg am 4. August musste es zwar nicht mehr eingreifen, hatte dafür aber in der Schlacht von Woerth-Froeschwiller am 6. August erhebliche Verluste an Offizieren und Mannschaften zu verzeichnen.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Morsche Tim,

    womit man wieder sieht, was aus einem unscheinbaren, markenlosen Dienstbrief heraus zu holen ist.

    P.S. Wie oft habe ich schon das "Vergnügen" gehabt, ebay- und delcampe-Verkäufer vergeblich gebeten zu haben, mir den Inhalt ihrer angebotenen Briefe als Scan zukommen zu lassen. Antworten wie "was wollen Sie denn mit dem Inhalt, kann eh keiner mehr lesen heute", "wozu den Inhalt, der Brief ist doch von vorne gut abgebildet", oder "für Inhalte bin ich nicht zuständig, ich bin Sammler, kein Historiker", zählten noch zu den Netteren ... ;(

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Jo der Herr !

    Der Khunde is ka Kini nitt, weil`s ka Kini nicht mehr geben thun thut =O :thumbdown:

    Spaß bei Seite, bin in jedem Fall froh, die Sauklauen da so einigermaßen transcribiert bekommen zu haben, das ist schon hardcore gewesen.

    LG

    Tim 8o

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,

    der Major und Bataillonscommandeur könnte meiner Meinung nach als "von Sydow" unterschrieben haben (damals hat man ja oft Punkte über das "y" gemacht).

    Vielleicht kannst Du als Top-Experte für die Quellen dieser Zeit herausbekommen, ob es bei diesem Regiment jemanden dieses (oder ähnlichen) Namens gab ?

    Viele Grüße

    Gerd

  • Hallo Gerd,

    den Major von Sydow habe ich in der Regimentsgeschichte satt vor Augen geführt bekommen, aber das nicht deuten können. Jetzt wo Du es schreibst, kann ich mich von der Leitung erheben, auf der ich gesessen hab`. Anbei der einschlägige Auszug, etwas weiter vorne ist noch erwähnt, dass er als Kommandeur des 3. Bataillons mit dem EK I. Klasse ausgezeichnet worden ist. Wahrscheinlich nach seinem Einsatz im Gefecht bei Buzenval, zwischen Paris und Versailles. Dort erfolgte am 19. Januar 1871 der letzte französische Ausfallversuch, welcher zurückgeschlagen wurde. Nachdem der Chef der Pariser Verteidung General Trochu zudem erfuhr, dass die Loirearmee im Süden von Paris geschlagen war und damit keine Befreiung der Hauptstadt mehr in Betracht kam, übergab er das Oberkommando an General Vinoy. Dieser leitete dann die Kapitulationsverhandlungen ein.

    Vielen Dank Dir, das hätte ich nicht geschafft.

    Schönen Gruß !

    Tim :thumbup:

  • Schönen 1. Mai zusammen,

    70/71 war ein vergleichweise schneller Krieg, aber es gab dennoch Phasen, in der sich der eine oder andere Combattant die Frage gestellt hat, wohin (ihn) das alles noch führt. Auch der Verfasser des nachstehenden Belegs, der aus Regensburg stammende Vizecorporal August von Fabius stand Mitte August als Angehöriger der ersten deutschen Gesamtarmee (III. Armee, Prinz Friedrich Wilhelm von Preussen) zwar schon tief auf gegnerischen Boden im Unterelsass, konnte jedoch nicht erahnen, dass er wenige Tage später an der Entscheidungsschlacht bei Sedan in den Ardennen teilnehmen würde. Nach den Grenzgefechten von Wissembourg und Woerth-Froeschwiller hatte er mit seinem 11. Bayerischen Infanterieregiment "von der Tann" den Marsch Richtung Westen aufgenommen und berichtet aus dem Örtchen Lorentzen im "Krummen Elsass" (nahe Saarunion) an seine Eltern in Regensburg:

    Lorenzen den 12. August 1870

    Liebe Eltern,

    Ihr habt doch meine Briefe hoffentlich erhalten, ich aber noch keine von Euch. Schreibt doch nebst politischen Neuigkeiten, da wir jene nicht ansehen können. Seit den beiden Schlachten nichts mehr mitgemacht, nun laufen wir den Franzosen nach. Beständig Bivouaque bei gegenwärtigem Regenwetter sehr unangenehm. Ich bin gottlob gesund u. mache gute Miene zum bösen Spiel. Man hofft August mit baldigem Friede. Gebe es Gott ! Euch geht es hoffentlich gut, habt keine Sorge um mich. Ich sehne mich freudig zurück !

    Mit besten Grüßen an Euch Alle, Euer Sohn

    August von Fabius, Vice Corp.

    im II. Armeecorps, II. Division, XI Regiment, III. Bataillon, II. Compagnie

    Natürlich haben ihm die Eltern geschrieben, die eilige Verfolgung der nach Westen zur Neuformation ins Heerlager bei Châlons (Champagne) abgerückten Franzosen überdehnte jedoch zeitweise den Kontakt mit der Etappe, so dass für einige Zeit auch der Nachschub an Material und Lebensmitteln ins Stocken geraten war. Die Bewegung auf Châlons war auf den ersten Blick für jedermann verständlich, da das genau in der Stoßrichtung auf die Hauptstadt Frankreichs lag. Niemand konnte erahnen, dass Marschall Mac Mahon ganz andere Befehle von dort erhalten hatte, nämlich die Befreiung von Metz unter Umgehung der nach Westen vorstoßenden deutschen Truppen.

    Erst nachdem Generalfeldmarschall von Moltke durch seine Aufklärung berichtet bekommen hatte, dass Mac Mahon Châlons verlassen und in Richtung Sedan abgezogen war, leitete er den bekannten Rechtsschwenk seiner Streitmacht in Richtung der belgischen Grenze ein. Die Regimentsgeschichte der Einheit von Fabius legt hierzu dar, dass der Befehl dazu am 26. August gegen Vorabend eintraf. Von Nettancourt und Laimont (nördl. von Saint Dizier) aus ging es dann quer durch die Argonnen in das erste Vorgefecht bei Beaumont (30. August). Von Fabius hat den Krieg wohl überstanden und war mit seiner Einheit auch mit den Kämpfen an Loire und der Belagerung von Paris involviert.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • ...jo, Ihr habt Recht, das kommt vom gedanklich was auf Seite legen: August von Fabris, lt. Adressbuch 1872 kgl. Obergeometer zu Regensburg.

    Schönen Gruß

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,

    wie immer zeigst Du ein sehr interessantes Zeitdokument. :thumbup:

    Als Beitrag von mir noch ein paar kleine Textkorrekturen:

    ... Neuigkeiten, da wir gar nichts erfahren können.

    ... mitgemacht, wir laufen immer den Franzosen nach.

    ... Man hofft Aussicht auf baldigen Frieden.

    ... Ich sehne mich herzlich zurück !

    Viele Grüße

    Gerd