Der deutsch-französische Krieg 1870/71

  • Hallo mk,


    schön Dich zu lesen, wie waren die Trauben bei Euch ? Denke mal bei dem Wetter auch kein Peronospora o.ä. gehabt und schön beerig-gesund, mit Klasse Qualitäten. Dann wollen wir mal hoffen, dass Dir bald der nächste 66er zuteil wird, damit wir wieder was zu sehen bekommen. Mehr und mehr sehe ich jetzt auch die Zusammenhänge zwischen 66 und 70/71, das geht z.T. schon sehr tief.


    Vielen Dank + besten Gruß !

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer ()

  • Hallo Tim,

    ja, die Wingert-Saison war dieses Jahr hervorragend, und pilzmäßig easy to handle...Kein Pero, kein Oidium, aber halt mal wieder sehr frühe Reife und Lese.

    Und was 66 betrifft, hab ich was in petto, wird demnächst an entsprechender Stelle gezeigt.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo Majestro,


    so auch hier. Was dieses Jahr allerdings beinahe (wieder) ein größeres Problem geworden wäre, ist die Spätfrostgefährdung in den Tieflagen, wegen immer früher austreibenden Gescheinen. Im Endeffekt ging es gerade noch. Ansonsten auch hier alles Übrige easy gelaufen. Freue mich auf den neuen 66er !


    Viele Grüße !

    Tim

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  • Hallo Sammlerfreunde,


    anbei wieder ein Beleg, der etwas aus dem üblichen Rahmen fällt. Der Herr Ministerialrath Franz von Aichberger schreibt vom Brückenkopf am Rhein bei Maxau an seine Tochter:


    Fräulein Lina (Anm. d. Verf.: Eleonore) von Aichberger

    k. Ministerialrathstocher

    München Bayern

    Dultsplatz Nr. 9 / III. Stock


    Feldpost


    Maxau 23/VIII/70

    2 1/2 Uhr nachmittags


    Meine Lieben !


    Gestern gut gelebt u. in Ulm übernachtet. Heute hierher nach Maxau, soeben gut gegessen u. in Aussicht, jetzt nach Weissenburg mit Militärzug mitgenommen zu werden. In oder bald nach Weissenburg schreibe ich wieder. Hübsche Fahrt, nichts zu melden.

    Viele Grüße !

    Euer Franz


    Was machte der Herr Ministerialrath von Aichberger, lt. Hof- und Staatshandbuch Bayern 1870 hoher Beamter im Staatsministerium der Finanzen, in den Kriegswirren bei Wissembourg und evtl. danach ? Vielleicht sollte er sich ein Bild von der Versorgungslage der Truppe machen und dem Finanzministerium über die Notwendigkeit der Bereitstellung weiterer Mittel berichten ? Wie schon an anderer Stelle erwähnt, bestand vom Grundsatz her zwar kein Mangel an Material und Verpflegung, wohl aber bei dessen Eisenbahntransport.


    Bei den unerwartet schnell gen Westen stürmenden deutschen Armeen traten deswegen gegen Ende August erste Versorgungsengpässe auf. Hier musste also schleunigst nachgebessert werden, d.h. auch auf bereits okkupiertem Gebiet. Das hat eine Menge Geld gekostet. Die Aufgabe der Karte als "Feldpost" war so eigentlich nicht korrekt, aber wenn der Herr Ministerialrath auch in Frankreich nicht nur "gut gelebt und gut gegessen" hat, sondern dienstlich unterwegs war, dann machte das auch keinen Unterschied mehr.


    Sehr interessant ist die Weiterleitung der in Baden (Maxau) geschriebenen Karte von Maximiliau (Pfalz) nach Germersheim (Pfalz)


    Von Maximiliansau (Pfalz) nach Knielingen (Baden) bestand ja eine hochmoderne, kombinierte Dampfeisenbahn-Straßenbrücke Richtung Karlsruhe. Beiderseits der eingleisigen Bahnstrecke waren Straßenzüge angeordnet. Warum also nicht einfach hier über den Rhein nach Baden gegangen ? Was den Eisenahntranport anbelagt, so kann man sich angesichts der Material- und Truppenstransporte, die für die Belagerung von Strasbourg und Metz nötig waren denken, dass da in diese Richtung so gut / schnell nichts ging. Was die Straßenbrücken anbelagt: Was macht es für einen Sinn eine Postkutsche gegen einen unerwarteten Strom von Militärkolonnen auch auf den Folgestrecken zu führen ?


    Aber wie dann über den Rhein bei Germersheim gegangen ?


    Von dort aus bestand ebenfalls eine, wenn auch weniger leistungsfähige Ponton-Schiffsbrücke nach Rheinsheim (Baden). Sie wurde auf Anweisung von Moltkes bis zum 15. August 1870 mit 1.000 Arbeitern eiligst als Kriegsbahn unter Dampfbetrieb ausgebaut. Sie hatte Anschluss an die Hauptverbindung Richtung Bruchsal (Bruhrainbahn), hat sich hingegen als nicht sonderlich belastbar dargestellt, so dass darüber weniger als 30 Militärtransporte abgewickelt wurden. Ab dem 12. August 1871 wurde sie wieder abgebrochen. Für den schnellen Eisenbahn-Posttransport hin und her wird es in der Hochphase des Krieges aber wohl noch gereicht haben. Wer eine andere Idee / Erklärung hat: Immer her damit !


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo Tim,


    eine super Karte! :thumbup::thumbup:


    Der Absender kann sich sicher auf badischem Boden (Maxau) geschrieben haben, denn das war wohl der letzte Ort in Baden, den er gesehen hat, ehe es in die Pfalz ging. Wann er dann Gelegenheit hatte, sie der Post zu übergeben (vermutlich wurden diese Poststücke aber eingesammelt und zentral der Post übergeben), geht aus ihnen ja i. d. R. nicht hervor. Hier haben wir einen Transitstempel, was ja schon nicht sooo häufig ist, so dass wir den Postlauf nachvollziehen können.


    Ob er jetzt Feldpost zu Recht, oder zu Unrecht schrieb, weiß ich nicht. Bei seinem Rang dürften 3x sicher drin gewesen sein, aber er hatte sich wohl in der Heimat ein Kontingent von unfrankierten Korrespondenzkarten mitgenommen und darauf gehofft, dass in den heillosen Chaos der ersten Kriegswochen das eh keinem auffallen würde und so war es dann ja auch.


    Wenn er einen Regierungsauftrag hatte, was ja nicht ungewöhnlich erscheint, dann wäre es eine Kriegskarte von einem Nichtteilnehmer und allein das wäre schon eine kleine Sensation. Vlt. war er auch Beobachter im Krieg und musste ans Ministerium zurück melden, was er als Außenstehender mitbekam?


    In jedem Fall ein Schmankerl, um das man dich nur beneiden kann.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    der folgende Brief ist zunächst ein "üblicher" Brief vom September 1870 aus dem südrussischen Odessa nach Marseille.

    Neben dem vorderseitigen Aufgabestempel von Odessa findet man rückseitig einen russischen und einen preußischen Bahnpoststempel sowie den Ankunftstempel von Marseille (vom 3.10.). Vorderseitig finden sich neben dem preußischen Herkunftsstempel AUS RUSSLAND die Vertragsstempel P.38. (für die Verrechnung von Portobriefen) sowie PRUSSE-LILLE vom 27.9., der letztgenannte hatte bei einem Zielort in Südfrankreich regulär dort nichts zu suchen. Rückseitig links oben befindet sich dann noch ein französischer Bahnpoststempel BORDEAUX A CETTE.

    Wenn ich das richtig deute, hat dieser Brief einen langen Umweg über Nord- und Westfrankreich genommen, um an sein Ziel in Südfrankreich zu gelangen.



    Inhalt ist die Lieferung von 2 Barriques Vermouth - jeder hatte so seine eigenen Sorgen ...


    Gruß

    Michael

  • Hallo Michael,


    bei einem Brief aus Odessa sollte man eine Leitung durch die K + K Monarchie erwarten. Oder war die Leitung über Preußen vereinbart?

    Der enorme Umweg Ende 1870 ist verständlich, wenn man an die Lage in Ostfrankreich denkt. Der Weg über Lille paßt da rein.


    Beste Grüße


    Dieter

  • Lieber Michael,


    ich habe/hatte auch mal so einen - Leitung über das neutrale Belgien, wenn die Briefe nördlich von Mainz instradierten und Leitung über die neutrale Schweiz, wenn sie südlich von Mainz instradierten - hier die Nordroute, wie die Stempel klar belegen. Klasse! :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Guten abend Michael,


    und wohlan, auch in Russland gönnte man sich schon damals zur gefälligen Appetitanregung den kräuter- und gewürzreichen Wermut, hier des seit 1813 bestehenden und damit ältesten französischen Herstellers Noilly Prat & Cie:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Noilly_Prat


    Der Beleg zeigt mit seiner Leitung über Preussen, dass man damals noch nicht nach dem Prinzip, "dem Feind soviel Schaden zufügen wie möglich" gehandelt hat. Hier wirkten mit Sicherheit auch diplomatische und ökonomische Aspekte im Hintergrund. Wie an anderer Stelle schon erwähnt hat Russland kurz vor Beginn des Konflikts Bismarck gegenüber den Beistand für den Fall erklärt, dass das vom Krieg 1866 erniedrigte Österreich die Situation ausnutzen und nach Süddeutschland einmarschieren würde. Solche Bündnispartner wollte man nicht vergraulen, ergo hatte das auch mit deren Transitpost zu Geschäftspartnern nach Frankreich zu klappen.


    Eine ähnliche Diplomatie ließ man bspw. mit ungewollt auf deutsch-besetzten Boden niedergegangener, von den deutschen Truppen konfizierter Ballonpost aus dem belageten Paris walten. Im Gegensatz zu den innerfranzösisch adressierten Sendungen, wurden in andere Nationen, bspw. nach England oder Russland gerichtete umgehendst weitergeleitet. Man bemühte sich eingehend einen Mehrfrontenkrieg zu vermeiden. Das mit der Transitpostbeförderung aus/nach Frankreich ist natürlich nur ein Randaspekt dessen, aber für unsere Zwecke schon recht bedeutsam. Der Umweg, den der Brief hier gelaufen ist, ist schon gigantisch:thumbup:


    Viele Grüße

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    2 Mal editiert, zuletzt von Pälzer ()

  • Hallo,

    die Beiträge

    Der deutsch-französische Krieg 1870/71 #750

    Der deutsch-französische Krieg 1870/71 #752

    will ich um den beigefügten Beleg ergänzen.


    Das mit NDP 1Gr freigemachte Postkartenformular ging von Oberlahnstein am Montag 5.9.1870 5-6 N

    An Louis Noll Gefreiter bei der ersten

    Festungs Companie Rheinisches Pionir Bataillion

    No. 8 in Oberhausbergen bei

    Straßburg


    Als Inhalt konnte ich das folgende lesen:


    Gruss von Jakob u. Alle

    Oberlahnstein 5. September 1870. Dein Brief u. Karte heute

    Morgen in ....... erhalten u. ............... Ich bin

    hier am Laden heute fertig, lade im Thal noch bei und

    fahre Donnerstag, Dein Schiff ladet 18000 Schollen Erd von

    Hirpf, das andere ............. u. ................ soll auch

    Donnerstag fahren und fährt Jos. ......... als Schiffer mit.

    Pate Tohmas ist längst .............. 952 Malter gut ausgekommen

    ......... ladet Erd für .............. nach Ruhrort. Louis Müller

    ............ heute morgen noch nicht da. Deine Frau ist am 25ten

    August auf dein Namenstag mit einem gesunden Mädchen

    entbunden worden, und ist bis jetzt alles gesund. Heinrich

    sein Schiff liegt im Thal u. ......... darauf, seine Arbeit

    ist Rekruten ausbilden. Napoleon gefangen bei

    Sedan nach Wilhelmshöhe bei ............. gebracht.

    Die ganze Armee Mack Mahon kapituliert und gefangen.

    Das Geld für deine Ladungskosten ist abgeschickt. Brief

    folgt. Es ist nun schon 1 Brief vor 10 Tagen von mir an dich

    abgegangen und 1 Karte. Alle gesund grüßt dich Peter Marzellin


    Unterstrichen = nicht sicher ob es korrekt ist, Lücken: keine Ahnung

    Korrekturen/Ergänzungen sind willkommen.

    Interessant, dass auch breitere Bevölkerungsteile wenige Tage nach der Schlacht von Sedan Kenntnis hatten dass Napoleon ab dem 5.9. auf Shloss Wilhelmshöh unter Arrest stand.

    Die Stadt Straßburg war zu dem Zeitpunkt eingeschlossen und unter Beschuss.




    An verschiedenen Stellen habe ich hier lesen können, dass Postkarten vor allem in der Anfangszeit des Krieges (Juli/August) trotz Gebührenfreiheit mit 1Gr vorfrankierten Postkartenformularen verwendet wurden.
    Ist dies auch bei diesem späteren Verwendungsdatum noch so?
    Oder hat dieser Absender/Adressat keine Gebührenfreiheit gehabt und musste seine Postkarte nach dem gemäß 1. und 6.9. im Kgl. preuss. Staatsanzeiger veröffentlichten Gebühren freimachen (1Gr wie der interne deutsche Tarif).


    Grüsse philast

  • Hallo philast,


    dass der - aus preußischer Sicht vollkommen überraschend in Gefangenschaft geratene - französische Kaiser am Tag nach der Schlacht von Sedan gegen 2 Uhr nachmittags seinen Degen an den König von Preußen übergeben hat, ist natürlich wie ein Lauffeuer über Telegraphie durch die Lande und in die ganze Welt gegangen. Im Zweibrücker Wochenblatt bspw. wurde genau an dem Tag Deiner Karte über das ganze Geschehen von Sedan ausführlich berichtet.


    Viele verbanden das mit einem vorzeitigen Kriegsende, dem wie wir wissen nicht so war. In Paris hieß es schon kurz danach: Nicht die Nation ist geschlagen, sondern alleine Napoleon. Mit Ausruf der „Dritten Republik“ durch Gambetta und der „Regierung der nationalen Verteidigung“ war die Ehre der Nation schnell wiederhergestellt und sie war auch militärisch lange noch nicht am Ende ihrer Möglichkeiten. Der Krieg ging unvermindert weiter.


    Ergo musste auch der Pionier-Gefreite Noll vor den Toren von Strasbourg wahrscheinlich beim Bau von Laufgräben, Schanzen, Behelfsbrücken und evtl. jener Bombardementbatterien weiterhelfen, auf denen u.a. Geschütze des in den posts750/752 erwähnten Rheinischen Festungsartillerie Regiments No. 8 standen. Ohne die nach Strasbourg mobil gemachten preußischen Festungs-Pionierkompanien wäre General Werder mit dem geplanten Bombardement in Schwierigkeiten geraten. Es fehlte ihm sowohl an Offizieren als auch Mannschaften genau dieser Truppengattung, die man anfangs ziemlich vernachlässigt hatte.


    Natürlich waren die Feldpostsendungen an die mobile Truppe gebührenfrei (siehe Anhang) und auch in Deinem Fall hat man erfreulicherweise unnötigerweise mit dem einen Groschen von zu Hause aus ins Feld frankiert. Was hier oft schon mit vorfrankiert gemeint wurde ist der umgekehrte Fall, dass ein Militärangehöriger unnötigerweise vorfrankierte Correspondenzkarten ins Feld mitgenommen hat, weil er irrtümlich annahm, Feldpost wäre freizumachen. Solche Kuriositäten waren hpts. am Anfang des Krieges der Fall, später so gut wie nicht mehr.


    Oben in der Karte lese ich zunächst ...in Vallendar erhalten und alles erfahren, dann ...Erd von Hirsch, dann irgendwas mit ...Steinwaar und Wasser und soll , dann ...und fährt Joh(ann) Casimier als Schiffer mit, dann ...Joseph lädt Erd für Itscherts nach Ruhrort, dann ...Müller war heute noch nicht da und auch noch ...Wilhelmshöhe Hessen-Kassel...mehr ging heut`nimmer.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo,

    die Verfügung 267 vom 23.7.1870 ist ja recht eindeutig formuliert. Umso verwunderlicher ist die Frankierung für eine Sendung Richtung Heimat --> Front, die mutmaßlich erst im örtlichen Postamt erfolgte. Die sprichwörtlichen 'Peanuts' war der 1Gr nicht gerade, zu dieser Zeit dürfte es einem Arbeitsaufwand von etwa 20...30 Minuten entsprochen haben.

    Immerhin konnte die Postkarte dem Louis ein höchst erfreuliches Ereignis mitteilen und zu diesem Zeitpunkt des Krieges dürften die Kriegsverluste auf deutscher Seite deutlich zurückgegangen sein, sodaß er wahrscheinlich unversehrt aus dem Krieg zurückgekehrt ist.

    Hinsichtlich der Namen Louis Noll, Peter Marzellin bin ich nicht fündig geworden (jedenfalls nicht so, dass man einigermaßen sicher sein kann, dass es die gleichen Personen sind).

    Nachfolgend der ergänzte Text der Postkarte.


    Gruss von Jakob u. Alle

    Oberlahnstein 5. September 1870. Dein Brief u. Karte heute

    Morgen in Vallendar erhalten u. alles erfahren. Ich bin

    hier am Laden heute fertig, lade im Thal noch bei und

    fahre Donnerstag, Dein Schiff ladet 18000 Schollen Erd von

    Hirsch, das andere Steinwaar u. Wasser und soll auch

    Donnerstag fahren und fährt Joh.(ann) Casimier als Schiffer mit.

    Pate Tohmas ist längst gelöscht 952 Malter gut ausgekommen

    Joseph lädt ladet Erd für Itscherts nach Ruhrort. Louis Müller

    war heute morgen noch nicht da. Deine Frau ist am 25ten

    August auf dein Namenstag mit einem gesunden Mädchen

    entbunden worden, und ist bis jetzt alles gesund. Heinrich

    sein Schiff liegt im Thal u. ......... darauf, seine Arbeit

    ist Rekruten ausbilden. Napoleon gefangen bei

    Sedan nach Wilhelmshöhe bei Hessen-Kassel gebracht.

    Die ganze Armee Mack Mahon kapituliert und gefangen.

    Das Geld für deine Ladungskosten ist abgeschickt. Brief

    folgt. Es ist nun schon 1 Brief vor 10 Tagen von mir an dich

    abgegangen und 1 Karte. Alle gesund grüßt dich Peter Marzellin

  • ...ob die Frankierung durch ein Postamt erfolgt ist oder durch den Absender wird man nie erfahren. Was klarsteht ist, dass die Sendung der o.g. Vorschrift nicht entsprochen hat, denn es war kein Feldpostvermerk angebracht worden. Ergo war die Karte zu frankieren, aber eigentlich nicht nötigerweise. Das ist schon bemerkenswert. Auf dem Postamt hätte es evtl. noch den fairen Hinweis gegeben, dass man sich den 1 Groschen hätte sparen können, wenn man den Feldpostvermerk tätigt...wenn sie allerdings in den Briefkasten geworfen worden sein sollte, dann war die Entwertung so korrekt.

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  • Hallo Sammlerfreunde,


    wieder einmal haben wir es mit einer Sendung vom preussischen Gardekorps zu tun, hier eines Angehörigen der 4. leichten Garde-Batterie der Corps-Artillerie der II. Armee (von Steinbach). Die schweren und leichten Batterien (6- und 4-Pfünder) waren am 31.07. mit der Bahn von Berlin über Wittenberg - Halle - Eisleben - Nordhausen - Kassel - Darmstadt nach Mannheim gefahren, wo der kommandierende General Prinz August von Württemberg bis zum 5. August sein Gardecorps versammelte.


    Die Artillerie war dort bereits am 2. August eingetroffen, überschritt noch am selben Tag den Rhein und ging westlich von Frankenthal bei Weisenheim am Sand ins Cantonnemnet. Am 3.8 legte man einen Ruhetag ein und marschierte am 4.8. durch Dürkheim in den Pfälzer Wald, wo vor Hochspeyer zum ersten mal Biwak bezogen wurde. Am 6.8. durchquerten die Trains die sie freudig begrüßende Stadt Kaiserslautern und folgten der Bahnstrecke Richtung Homburg, wovor man erneut biwakierte. Das dort von Westen her anfänglich als ein Gewitter wahrgenommene Donnerrollen entpuppte sich als Einsatz der Partnereinheiten bei dem Grenzgefecht von Spicheren.


    Am 7.8. passierte die Garde Blieskastel und nahm bei Unter-Würzbach zum letzten mal vor der Grenze Biwak. Hier hat der Absender seine kurzen Zeilen verfasst, mit denen er u.a. erwähnt, dass er um halb-zwei Uhr nachts aufbrechen muss. So ist auch in der Geschichte des Gardkorps erwähnt, dass man am sehr frühen 8.8. - jetzt in Kriegsformation - über Reinheim Richtung Grenze marschierte. Nach deren Überquerung wurde erstmalig Biwaklager auf französischen Boden bei Herbitzheim bezogen. Der Weitermarsch führte an die Mosel, die am 16.8 weiter südlich von Metz bei Dieulouard überquert wurde.


    Die Truppe befand sich danach im Alarmzustand und nahm schließlich am 18.8. bei der Schlacht von St. Privat la Montagne teil (3. Schlacht von Metz). Der Angriff der Garde erfolgte westlich von Saint Privat über eine weite Ebene und anfänglich ohne ausreichende Artillerieunterstützung, so dass es infolge des überlegenen Chassepotgewehres und der hier taktisch gut aufgestellten Mitrailleusen der Franzosen zu schwersten Verlusten kam. Erst am Abend gelang es den im Norden zur Umfassung angesetzten sächsischen XII. Korps den rechten Flügel der französischen Kampflinie aufzurollen und dadurch das bereits mit rd. 5.000 Mann Verlust heftigst gezeichnete Gardekorps vor weiteren Opfern zu bewahren.


    Nicht alles von der Karte habe ich transcribieren können, vielleicht bekommt noch jemand mehr hin:


    Fräulein Mathilde Steinbach

    Halver (Westfalen)


    Im Bivouark am Sonntag 7/8/70 Abends 9 Uhr bei ???uerschen


    Von heutigen Sonntag haben wir ??? Befehl ausgeführt;kann nichts schreiben weil um 1/2 2 aufstehen muss. Habe noch kein Brief erhalten.??? ??? ??? ??? ??? In Eile herzl. Gruß an alle und in besten ??? ??? Dein Heinrich


    Meine neue Adresse umstehend


    Viele Grüße vom Pälzer


    verwendete Quelle:

    http://wiki-de.genealogy.net/w…terie-1870-71.djvu&page=1

  • Hallo Tim,


    super Karte - guter Kauf. :)


    Vom heutigen Sonntag habe nur per Zufall etwas gehört;kann nichts schreiben weil um 1/2 2 aufstehen muss. Habe noch keinen Brief empfangen.Traf vorgestern Kentner, heute Voß. In Eile herzl. Gruß an Alle und u. u. besten an dich Dein Heinrich

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    hätte nie gedacht, das noch vollständig (korrekt) zu bekommen...jetzt doch ! :)Topjob besten Dank !


    LG

    Tim

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  • Lieber Heribert,


    in der Geschichte der 2. schweren Garde Batterie steht zum Biwak vor Homburg am Samstag den 6. August 1870:


    Abends nach der Reträte (~ Zapfenstreich) und dem Gebet, trat erst die vorgeschriebene Ruhe ein; aber wenige dachten an den Schlaf. Die meisten lagen um die helllodernden Feuer und besprachen den Sieg des Kronprinzen (Friedrich Wilhelm III. bei Wissembourg).


    Also hast Du mir jetzt mit dem Feuerschein noch das i-Tüpfelchen beschert :)


    Viele Grüße !

    Tim

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  • Würde gerne diesen Postschein hier zur Diskussion stellen.


    Ich lese: Wunderlich (Feldpost)

    Fünf Gulden

    Creglingen 8. August 1870


    2 Kreuzer Scheintaxe, sonst keine Gebühren


    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

    Einmal editiert, zuletzt von Minimarke ()