Der deutsch-französische Krieg 1870/71

  • Hallo Sammlerfreunde,

    als man am 20. August 1870 von dem von den deutschen Truppen seit zwei Wochen besetzten Grenzstädtchen Wissembourg aus den anbei abgebildeten Brief in das - erst ab 19. September 1870 cernierte - Paris aufgab, gab es dort natürlich keinen französischen Postdienst mehr. Im währenden Kriegszustand waren die Bediensteten entweder geflohen oder verweigerten als Patrioten hartnäckig jedwede Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzern, was auch noch lange Zeit danach der Fall war.

    Bevor die mit Feldpost-Ordre No. 35 vom 28. August 1870 für die besetzten französischen Gebiete verfügte Einrichtung eines Landespostdienstes überhaupt erst einmal Fuß zu fassen begann, waren es hauptsächlich die Feldpostrelais und Feldpostanstalten, die auch für Zwecke des Landespostdienstes in Betracht kamen.

    Allerdings war das - wie Friedrich Spalik in der NDB-Schriftenreihe No. 35 schreibt - in keiner Hinsicht homogen, postalisch gleichmäßig und wirkungsvoll und mancherorts auch noch schwer gefährlich (Stichwort Franc-tireurs). Hinzu kam das formale Problem, dass zu dieser Zeit zwischen dem besetzten und unbesetzten Teil Frankreichs postalisch ein vollkommen vertragsloser Zustand herrschte.

    Eine provisorische Austauschregelgung zwischen der Direction générale des Postes / Paris und dem Generalpostamt / Berlin wurde erst zum 10. September 1870 getroffen. Der Austausch auf Ebene der verfeindeten Vertragsstaatsebene war offiziell nicht unterbunden, er erfolgte wie wir wissen über das neutrale Belgien oder die neutrale Schweiz.

    Allein vor diesem Hintergrund erscheint der "Griff in die Trickkiste" des/der französischen Absenders/in, sich für ihre/seine Sendung Vertragsstaatsmarken aus dem direkt benachbarten Bayern zu organisieren, ein doch irgendwie recht genialer. Ob man dafür schon nach Bayern zur Postexpedition in Schweigen "spazieren" konnte oder ob die Werte über Umwege erlangt worden sind wissen wir nicht.

    Das Letztere wird wohl der Fall gewesen sein, denn ansonsten hätte man den Brief ja auch gleich in Schweigen an der Postexpedition aufgeben oder aufgeben lassen können. So ist es dann offensichtlich zu diesem sogenannten "Weissenburg-Provisorium" gekommen.

    Wie schon oben festgehalten, gab es in Wissembourg ja nun kein französisches Postamt mehr. Das war jetzt von den Deutschen belegt und hatte anscheinend eine Art provisorischen Postdienst eingerichtet, der hier als Aufgabestempel den erbeuteten Grenzübergangstempel Baviere Wissembourg als Entwerter der bayerischen Marken einsetzte.

    Sodann auf deutsch besetztem, später vom NDB postalisch verwalteten Boden aufgegeben, musste der Brief - sowieso - über das rechtsrheinische Bayern laufen, da das Elsass lange noch nicht bis an die schweizer Grenze heran deutsch besetzt war und die Vermittlungsstelle für Sendungen nach Frankreich in München saß.

    Von dort aus erfolgte dann schon am 23. August 1870 recht zügig die Weiterleitung über die neutrale Schweiz nach Paris, wo - wie wir schon einmal irgendwo an anderer Stelle festgehalten hatten - die Bestätigung der Ankunft am 28. August 1870 durch den hier gelegentlich für instradierende Post eingesetzten Grenzübergangstempel Baviere Forbach Nr. 3 erfolgt sein soll. Für die gerade so ziemlich heißeste Phase des Krieges eigentlich alles kaum zu fassen.

    Angesichts dessen werden mir hingegen Verwendungsstandort und Zweck dieser Grenzübergangsstempel immer undeutlicher, so dass ich da doch gerne noch mehr und Präziserers drüber erfahren wollte. Das betrifft auch den Adressaten. Während die Adresse, die 52 rue des Saints Pères klar steht, macht mir der Adressat leider ganz große Schwieigkeiten. Ich lese Monsieur Le Fondre, bin mir aber überhaut nicht sicher. Wer kann zu alldem noch helfen ?

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Guten Morgen Sammlerfreunde,

    hier einmal eine spätere Geschichte, das Schreiben eines Rückkehrers. Der aus der Berliner Weberstraße (Nr. 58) stammende Hutmacher Wilhelm Scholtze war Reservist bei der Landwehr und berichtet aus Landau i.d.Pf. an seine Frau Louise den eine Stunde zurück liegenden Grenzübertritt. Beim Marschieren im Winter scheint er sich etwas an den Nieren geholt zu haben, wäre aber ansonsten ganz gesund. Das von ihm angegebene Landwehr-Batallion 20 ist mir allerdings ein Rätsel. Es gab einige preussische Reserve Landwehr-Batallione mit zweistelliger Nummerierung, die hier konnte allerdings (noch) nicht aufgefunden werden.

    Viele Grüße

  • Hallo Tim,

    schöne und seltene Karte eines Heimkehrers; diese Heimkehrerkarten sind kaum im Handel, weil es für viele wenig Sinn machte, sie aufzuheben, weil der Krieg vorbei war und der geliebte Mann/Sohn usw. ja eh bald wieder zu Hause gewesen sein sollte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    von irgendjemand, der sich damit auskennt kam ja der Tip für dieses Ausnahmestück...;)...und so wie das hier aussieht, kehrte der Wilhelm Scholtze wohl nicht mit seiner Truppe, sondern allein zurück. Vielleicht hat man ihn aus gesundheitlichen Gründen als Reservist früher gehen lassen. Der Krieg war um den 7. Januar 1871 zwar noch nicht ganz vorbei, aber militärisch weitestgehend entschieden. Da konnte man schon mal den einen oder andern Verdienten etwas früher nach Hause ziehen lassen. Manche trugen allerdings schwerer damit:

    http://www.artnet.com/artists/karl-r…ZyOjBev237shQg2

    Viele Grüße !

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... ich glaube, die haben immer mehr Reservisten eingesetzt und die Frontkämpfer sukzessive nach Hause geschickt. Es gab auf Arte vor ein paar Wochen mehrere interessante Sendungen als Themenabend zu 70/71 mit neueren Erkenntnissen. Vlt. kannst du, solltest du diese Sendungen verpasst haben, diese über die Videothek dort nachschauen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    wieder einmal hat sich ein SB-Abschlag zur Sammlung dazugesellt, und dieser in durchaus ansehnlicher Qualität. Der Absender, Hauptmann Ernst Georg Moritz Freiherr von Friesen schreibt am 4. August 1870 auf dem Marsch in Richtung der französischen Grenze aus dem nordpfälzischen Kirchheimbolanden an seine Frau in Dresden:

    Frau Baronin von Friesen geb. von Hildebrandt, Dresden Königstraße No. 5 II (Stock) Feldpostbrief,

    Abs: Hauptm. Frh. von Friesen

    Ich bin gesund und vom Grund nach guter Laune, Briefe werde ich in nächster Zeit keine schreiben können, sobald ich Gelegenheit habe, schicke ich einen solche Karte. Karl habe ich noch nicht gesehen. Von Dresden hat im Regiment noch niemand eine Nachricht. Mit Heinrich habe ich auf dem Marsch gesprochen, er ist wohl. Karl habe ich noch nicht gesehen. Die Offiziere des Regiments sind alle gesund. Grüße Alle von mir

    den 4. August 70

    Ernst

    Der Freiherr war ausweislich des SB-Abschlags Angehöriger im Königlich Sächsischen 1. Leib-Grenadier Regiment 100, welches aus 3 Bataillonen zu je 3 Kompanien bestand. Es war innerhalb des sächsischen Armeekorps der I. Infanterie Brigade in der I. Division Nr. 23 unterstellt und hatte am 29. Juli seine Garnison verlassen. Mit der Eisenbahn Erfurt - Hanau erfolgte der Transport nach Mainz-Castel, wo man am 1. August die Schiffsbrücke über den Rhein passierte. Nach Marsch durch die bayerische Pfalz - u.a auch den Aufgabeort Kirchheimbolanden passierend - erreichte das Regiment am 9. August die französische Grenze.

    Am 18. August erfolgte der sehr verlustreiche, aber äußerst erfolgreiche Sturm der Sachsen auf St. Privat la Montagne nördlich von Metz (3. Schlacht von Metz), nach welchem sich Marschall Bazaine mit seine Armée du Rhin in die Festung zurückziehen musste. Nach der Teilnahme an der Schlacht von Sedan wurde das I. und II. Bataillon in den Norden von Frankreich versetzt, nahm an Gefechten im Raum Rouen teil und kehrte gegen Ende Dezember 1870 zum Belagerungsring nach Paris zurück.

    Hier zeichnete sich von Friesen mit einem Husarenstück bei der Wegnahme des Gehöfts Groslay-Ferme nordöstlich von Paris aus. Von dort erfolgten immer wieder Ausfallversuche der Franzosen, die Kronzprinz Albert von Sachsen nicht mehr dulden konnte. Ohne einen Schuss wurde die französische Besatzung im Halbdunkel des frühen 19. Januar 1871 von Friesen und seiner Truppe überrumpelt. Es wurden 4 Offiziere und 107 Mann gefangen genommen, weitere Ausfallversuche unterblieben.

    Von dem Adelsgeschlecht von Friesen finden sich neben dem Absender drei weitere Angehörige in der Rangliste des sächsischen Korps: Alexander Luitbert Freiherr von Friesen, Adjutant und Seconde-Lieutenant im II. Grenadier Regiment 101, Heinrich Adolph von Friesen, Premier-Lieutenant im 8 Infanterie Regiment Nr. 107 und schließlich Friedrich Otto Heinrich von Friesen, Rittmeister im I. Ulanen Regiment No. 17. Am 28. Juli 1870 zog er mit seiner Schwadron in den Krieg.

    Er nahm unter anderem an den Schlachten von St. Privat und Verdun, dem Reitergefecht von Busancy, dem Gefecht von Nouart, der Schlacht von Beaumont und Sedan, dem Gefecht von Douzy sowie der Belagerung von Paris teil. Für seinen Einsatz in der Schlacht von Douzy wurde er am 21. September zum Major befördert und mit dem EK II. Klasse ausgezeichnet. Während er bereits im März 1871 aus dem Militärdienst ausschied, bekleidete der mit dem Militär-Verdienstkreuz / Kriegsdecoration ausgezeichnete Absender später noch den Rang eines Generalmajors, er verstarb im Jahre 1913.

    Grüße

  • Hallo Tim,

    perfekt aufgearbeitet - S.B. steht für Soldanten - Brief, richtig?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • N`abend Ralph,

    merci, merci, es ist schon geölte Oberklasse, wenn man eine ganze Regimentsgeschichte im www finden kann. Vom Freiherr Ernst Georg Moritz von Friesen hat es sogar im Bundesarchiv noch Orginalmanuskripte aus seinem Leben. Wie gerne würde ich da mal reinspicken, aber das geht nur beim Besuch vor Ort. Und yipp, Soldaten Briefstempel, bin wirklich sehr erfreut über den hier sehr schön getroffenen Abschlag.

    LG

    Tim :thumbup:

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  • ... so viele sächsische Soldaten haben sich ja nicht in der Pfalz verewigt - da habe ich schon mehr Braunschweiger, Preußen, Hessen usw. gesehen. Prima! :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Ralph,

    und gleich nochmal danke. Die Sachsen haben im ersten Quartal des Krieges eigentlich eine unfassbar wichtige Rolle eingenommen. Ihr Korps war von von Moltke ursprünglich als "defensive Rückversicherung" gerade eben im Raum der bayerischen Pfalz vorgesehen. Aber die überraschenden Erfolge der Grenzschlachten am 6. August bei Wissembourg (3. Armee) und Spicheren (1. Armee) mit schnellem und weitem Vordringen auf französischen Boden erforderten ein schnelles Nachrücken auch der Reserve, die deswegen gar nicht zur Ruhe kam.

    Nach den Marschstrapazen Richtung Metz mussten die sächsischen Regimenter auf Anhieb in einen der wohl furchtbarsten Offensivgänge des Krieges gehen, wie gesagt, bei dem Sturm auf St. Privat la Montagne.

    Hier wurden die von den Franzosen anfangs bei der Artillerie = ineffizient eingesetzten Mitrailleusen an die vordere Front gezogen, mit für die tapferen Sachsen verheerenden Folgen, die sich trotzdem durchsetzten. Das waren zugleich die ersten Ansätze des modernen Krieges, wie sie auch - indirekt - mahnend aus meinem 15 Kr "Xylander-Denison III. Canada-Brief" hervorgehen. Aber wie man es von den sinnlosen, noch weitaus verlustreicheren Sturmläufen des späteren I. WK her weiss, hat das bei den verantwortlichen Militärs lange, lange niemand begriffen...

    LG

    Tim

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  • Hallo Tim,

    danke für die tollen Details zu den franz. Kriegswaffen. Auf meinem Lieblingssender ARTE kam vor einigen Monaten eine mehrteilige Serie über jenen Krieg mit teil bizarren Bildern. Wer das gesehen hat, kann sich eigentlich nur noch wundern, dass es 2 Weltkriege danach gab, so schlimm hausten die Gegner untereinander.

    Nur zur Verdeutlichung: Ich habe nichts gegen Krieg - wenn die ihn allein ausfechten, die ihn wollen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Ralph,

    wenn man vor dem Krieg 70/71 darüber hätte abstimmen lassen, ich weiss nicht wieviele auf beiden Seiten dagegen gestimmt hätten... Moltke hat in seiner Analyse des "Danach" geschrieben: "Weniger kommt es heutzutage darauf an, ob ein Staat die Mittel besitzt, Krieg zu führen, als darauf, ob seine Leitung stark genug ist, ihn zu verhindern."

    Damit war nicht, wie man vom höchsten Kopf des preussischen Militärs erwarten könnte, die heutige Version der Abschreckung durch militärische Stärke, sondern Friedenserhalt durch engagiert politische Weitsicht gemeint. Daran hat es aber auch ihm letztendlich gemangelt.

    So war die von seiner Seite aus verhement unterstützte Annexion von Elsass-Lothringen ab 16. September 1870 offiziell erklärtes Kriegsziel Bismarcks. Drei wesentliche Gründe sind dazu zu benennen:

    1. Die Überzeugung, die in Vergangenheit wiederholt vorgetragenen Okkupationsinitiativen Frankreichs endgültig brechen und deswegen seine grenznahen Festungen besitzen zu müssen.

    2. Der selbst aufgebaute innenpolitische Druck zur Reichsgründung, deren auch noch so letzte Gegner - vor allem aus Süddeutschland - durch den Kriegstribut "Landgewinn" zufriedengestellt werden sollten.

    3. Als eher pathetischer, denn sachlicher Anlass die Wiedererlangung der alten Reichsstadt Strasbourg u.ä.

    So teilte Bismarck dem französischen Außenminister Jules Favre bei den ersten Friedensverhandlungen am 19. und 20. September 1870 im Schloss Haute Maison bei Meaux und Ferrières unverblümt mit: "Straßburg ist der Schlüssel zum Tor unseres Hauses , den will ich haben". Die Reaktion Favres war verständlich und weitsichtig:

    "Und Sie glauben, Herr Graf, daß der Friede gesichert werden könne, daß Frankreich in nachbarlicher Eintracht neben Deutschland leben könne, wenn Sie uns den Schlüssel unseres Hauses nehmen ? (...) Die Abtretung von Festungen und Landgebiet würde Frankreich als eine Schmach empfinden, die ganze Nation würde fortan keinen andern Gedanken haben, als sich dazu vorzubereiten, diesen Flecken von ihrer nationalen Fahne wieder zu entfernen."

    Die später noch ins Spiel gebrachte Überlegung, die französischen Festungen einfach nur dauerhaft zu besetzen, ohne aber die territoriale Integrität Frankreichs zu verletzen, wurde verworfen. Ebenso Warnungen des Sozialdemokraten August Bebel im Reichstag, vor der dadurch wachsenden Feindschaft zwischen Deutschen und Franzosen. Bismarck entgegnete damit, dass es sich "bei den Sozialisten um staatsgefährdende Revolutionäre" handele.

    Die Rechnung mit der Annexion Elsass-Lothringens hat er rücksichtlos ohne die Meinung der Bevölkerung gemacht und dem neu gegründeten Kaiserreich damit letztendlich alles andere als einen Gefallen getan. Denn trotz wirtschaftlicher Vorteile wog ihre Zugehörigkeit zur grande nation weiterhin stärker. Seine von von Moltke unterstützte Annexionspolitik war auch militärstrategisch ein völliger Flop, denn Frankreich reagierte darauf prompt mit Wiederaufrüstung und der Errichtung der heuer wenig bekannten Barrière de fer, einem neuen, moderen Festungsgürtel an der neu entstandenen Grenze.

    So hatten sich trotz der späteren Friedenspolitik Bismarcks schon weit vor dem I. WK die Fronten - wieder und noch fester als je zuvor - verhärtet...mit all den uns bekannten, irrsinnigen Folgen.

    Wer vorgibt Frieden zu wollen, muss ihn auch wirklich machen.

    LG

    Tim

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    6 Mal editiert, zuletzt von Pälzer (21. Oktober 2020 um 20:46)

  • Hallo Tim,

    weise Worte und eine treffliche Schilderung der damaligen Zustände. Grenzkonflikte kennen wir ja von vielen Staaten - sie sind die immer gärenden Wunden in der Struktur und den Aufbau von Staaten. Vlt. brauchte es wirklich zweier ganz schlimmer Kriege, um in der Mitte Europas festzustellen, dass diese Art der Konfliktlösung keine Art der Konfliktlösung auf lange Sicht sein kann und wir sollten sehr, sehr dankbar sein, dass wir seit 1945 keinen Krieg mehr erleben durften, womit wir unseren Altvorderen weit voraus sind. Möge es noch lange so bleiben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten morgen zusammen,

    anbei ein etwas ungewöhnlicher - früher - Beleg, aufgegeben am 31.07.1870 in Schwarzenbach an der Saale (Oberfranken) an den Magistrat der Gemeinde Reichenbach im Vogtland (Sachsen):

    Die Unteroffiziere u. Mannschaften der 3-4 Escadron des Posenschen Ulanen Regiments Nor 10 fühlen sich veranlasst für den Empfang unseren herzlichsten Dank auszusprechen - 3-4 Escadron.

    Im 19 Jh. umfasste eine Eskadron ca. 5 Offiziere und 150 Mann. Fünf Eskadronen bildeten dann ein Regiment, und das hier in Rede stehende, das Posensche Ulanen Regiment Nr. 10 "Prinz August von Württemberg", kam nach seiner Mobilimachung von recht weit her.

    Mit seinem ersten Einsatz in Frankreich war es am 13. August bei der - kurzen - Beschiessung der Festung Marsal involviert, darauf bei der Schlacht von Beaumont und schließlich von Sedan. Es folgten dann weitere Einsätze vor allem im Raum Orleans.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo Tim,

    feines Stück - man achte auch, ausnahmsweise, auf den Halbkreisstempel mit dem Zusatz im Stempel, statt hinter dem Ortsnamen. :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Moje Ralph,

    ja, der hat mir auch sehr gefallen, da war anscheinend nicht mehr genügen Platz vom Bogenrand.

    LG

    Tim

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  • Hallo zusammen,

    die anbei in Grenznähe bei Saarbrücken aufgegebene Karte des Pastors Georg Schiell aus Zeitz halte ich ebenfalls für einen sehr bemerkenswerten Beleg: Viele Worte macht er nicht:

    15. August 70

    Eben in Saarbrücken angekommen. Sofort weiter nach Metz, um dort zu helfen.

    Briefe an die V. Division

    Georg

    Was ihn dort erwartete, war mit Sicherheit das furchtbarste, was er in seinem Leben zu sehen bekommen hat.

    So stand ein Tag nach Aufgabe seiner Karte gerade die besagte V. Division unter dem Kommando von Generallieutenant von Stülpnagel im Zentrum der Schlacht von Mars La Tour (2. Schlacht von Metz), in welcher jener bei Vionville einem zahlenmäßig mehrfach überlegenen Gegner gegenüber, seine Stellung jedoch bis zum Eintreffen der unter Prinz Friedrich Karl angeführten Verstärkung über mehrere Stunden halten konnte.

    Der für beide Seiten dann untentschieden ausgegangene Tag war für Preussen dennoch ein strategischer Erfolg, da der Oberkommandierende Marschall Bazaine nun nicht mehr in der Lage war, sich - so wie geplant - mit seiner Armée du Rhin aus Metz über Verdun rückziehend mit den bei Châlons-en-Champagne neu formierten Truppen des Marschall Mac Mahon zu vereinigen.

    Verluste auf französischer Seite: 879 Offiziere und 16.128 Mann, auf der deutschen: 711 Offiziere und 15.079 Mann. Und da sich das Drama vor Metz zwei Tage später mit ähnlichen Verlusten noch fortgesetzt hat (Schlacht von Gravelotte vom 18. August 1870), wird es für das seelsorgerische Wirken des Pastors Schiell zu einem Umfang gekommen sein, welcher sein Vorstellungsvermögen überstiegen haben wird.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    immer wieder große Klasse, wie Du Dein Thema gekonnt in Szene zu setzen weißt! Hervorragend recherchiert und tolle Belege! Da sind wir - auf verschiedenen Gebieten - im Anspruch seelenverwandt.

    Wünsche, "mein" Krieg gäbe ähnlich viel an Material für mich her...

    Beste Grüsse vom
    µkern