Portofrei war auch die Post selbst

  • Liebe Sammelfreunde


    danke für das Statement.

    Nun ein weiterer Beleg zu dieser abhanden gekommenen Kiste, diesmal vom 13.03.1854 von der Oberpostdirektion Magdeburg nach Frenz.

    Die zwei Wörter, welche mir noch fehlten, hat Erdinger gefunden.


    Hier der Inhalt, welcher zu nachdenken anregen kann, ob tatsächlich eine Kiste aufgegeben wurde...


    Eure Wohlgeborenen habe ich bereits in meinem Schreiben vom 1ten Sep-

    tember pr: die Mittheilung gemacht, daß die Untersuchung über den

    Verbleib einer von Ihnen abgesandten, angeblich am 5ten Juli pr:

    in Coethen zu Post gegebenen, dort aber abhanden gekommenen

    Kiste an Walkhoff in Aschersleben bis dahin kein Momente

    herausgestellt habe, welcher für die wirklich erfolgte Aufgabe

    der gn. Kiste in Coethen sprächen, und daß die Recherchen fort-

    gesetzt werden sollten. Letztens ist geschehen, indaß fruchtlos

    geblieben. Auf die bei den Unterbeamten des Post-Amts in

    Coethen in Ihrem Beisein vorgenommene Haussuchung hat nichts

    ergeben, wodurch die Annahme, daß einer dieser Unterbeamten,

    an welchen die abhanden gekommene Kiste bei der angeblich statt

    gehabten Auflieferung übergeben worden sein soll, die Kiste oder

    den Inhalt derselben widerrechtlich an sich gebracht haben möchte,

    irgendwie bestätigt worden wären.

    Auf die bestimmte Behauptung das Kutschers Loewert hin, daß er die

    fragliche Kiste an einen Unterbeamten des Post-Amts in Coethen

    abgeliefert habe, ist der Post-Amts-Administrator Schütze, welcher

    nicht gestatten darf, daß die Unterbeamten Paketsendungen

    selbstständig annehmen, befragt worden, aber aus diesem Grunde

    den Ersatz für die gn. Kiste leisten wolle, ohne daß der g. Loewert vor-

    her eidlich erhörte, daß er die Kiste wirklich an einen Post-Unter-

    beamten in Coethen abgeliefert habe.

    Nachdem der p. Schütze sich hierzu erklärt hatte, kam es

    darauf an, zur Feststellung der Höhe des nach Maßgabe des §13

    des Gesetzes über das Preuß. Postwesen vom 5ten Juni 1852 zu leisten

    den Ersatzes, das Gewicht der gn. Kiste genau zu ermitteln.

    Da Eure Wohlgeboren so wenig, wie Ihr Herr Vater hierüber

    eine bestimmte Auskunft zu geben vermocht haben, und für wün-

    schenswerth erachtet werden mußte, die Schwierigkeiten und Kosten

    der Ermittelung des Gewichts der Kiste auf dem Wege eines weit-



    läufigeren Verfahrens, zu vermeiden, so wurde dem p. Schütze

    anheim gegeben, sich gegen des Ihnen zu gewährenden Schaden-

    Ersatzes gütlich mit Ihnen zu einigen. Der g. Schütze hat den Ver-

    such zu einer solchen Einigung gemacht; Dieselbe ist jedoch noch

    Ihnen, von dem g. Schütze abschriftlich eingereichten Schreiben an

    den Letzteren vom 19ten v. Mts mit der Erklärung abgelehnt, daß

    Sie bei dem Verlangen, Ersatz nach dem vollen Werthe des Inhalts

    der verloren gegangenen Kiste zu erhalten, beharren müßten.

    Es muß nunmehr die Angelegenheit auf den gewöhnlichen vor-

    schriftsmäßigen Wege zum Austrage gebracht werden.

    Nach dem vornerwähnten § 13 des Gesetztes vom 5ten Juni 1852

    ist für Pakete, deren Werth nicht deklarirt ist, in Verlust- oder

    Beschädigungs-Fällen eine Entschädigung von höchstens 10 Sgr. für

    das Pfund oder den Theil eines Pfundes dem Absender zu gewähren.

    Die Bewilligung einer hiernach zu bemessenden Entschädigung

    an Sie bleibt aber davon abhängig, daß Sie zuvor den zeugen-

    eidlichen Beweis führen, daß die abhanden gekommene Kiste

    wirklich bei dem Post-Amte in Coethen aufgeliefert, resp. einen

    Beamten, welcher an der Annahme-Stelle den Dienst verrichtet

    hat, überwiesen worden ist und außerdem genau und über-

    zeugend nachweisen, welches Gewicht die Kiste gehabt hat.

    Es wird Ihnen dennoch überlassen, diese Nachweise zu

    führen. Magdeburg, den 12ten März 1854

    der Ober Post Director

    Friecke


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf


    P.S. Die Transkription habe ich als txt-Datei angehangen um noch enthaltene Fehler besser korrigieren zu können. Danke hierfür.

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ulf,


    sehr spannend ! Gibt einen interessanten Einblick in die tatsächlichen Abläufe von damals.
    Danke fürs Einstellen des Beleges inkl. Transkription des Inhalts.


    Gruß

    Michael

  • Liebe Sammlerfreunde,


    vom Postort Seybothenreuth in Oberfranken findet man nur wenig Post. Hierzu kann ich zwei Briefhüllen zeigen: Von der k.b. Postexpedition Seybothenreuth an das Sekretariat des Oberpost- und Bahnamts für Oberfranken in Bamberg als Regierungssache vom 11, Juli 1848 (Eröffnung der Postexpedition in Seybothenreuth am 1. Juni 1848), sowie von der kgl. bayer. Postexpedition Seybothenreuth an das kgl. Oberpost - und Bahnamt Bamberg als Regierungssache vom 4. Mai 1876.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,


    du zeigst 2 interessante Briefe. :)

    Ich habe mir die Stempel und die Siegel mal genauer angesehen. Beim 2. Brief fällt auf, daß der Ortsname im Stempel mit TH und im Siegel noch mit TT geschrieben ist.


    liebe Grüße

    Dieter

  • Lieber Hermann,

    der Einkreis Seybothenreuth Typ 22 war bislang nicht bekannt, noch dazu in blau. Er steht im Helbig ohne Abbildung und Typisierung, aber mit 40 P., das ist sicher berechtigt. Vielen Dank für's Zeigen dieses glasklaren Abschlags.

    LG Franz

    weite Welle

  • Lieber Dieter und Franz,


    vielen Dank.

    Zu Seybothenreuth ist auch interessant, daß bereits im April 1848 angekündigt wurde, daß die Postexpedition am 1. Mai 1848 eröffnet wird. Dies wurde dann revidiert, nachdem Probleme aufgetaucht sind (wahrscheinlich sprang der Postexpeditor ab und es mußte ein neuer gesucht werden). Daher wurde die Postexpedition erst am 1. Juni 1848 eröffnet. Lt. Pietz Vorphilahandbuch: Eröffnung der Postexpedition mit Poststall am 1. Juni 1848 am Eilwagenkurs "Kulmbach - Weiden". Postexpeditor: Josef Ermann, Gastwirt (gestorben 1857).


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,


    wundervolle Briefe - wie leider die meisten mit dieser Adresse ohne Inhalt, aber er wird vlt. noch vorhanden sein ... irgendwo.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,


    hier handelt es sich um eine Charge-Postsache des Königliches Ober-Postamtes Lindau an das Königliche Ober-Postamt Augsburg vom 2. August 1843.


    Grüße von liball

  • Liebe Sammlerfreunde,


    in Ergänzung zum Abschnitt 25 zur Type 22 des Stempels von Seybothenreuth, der im Stempelhandbuch Kreuzerzeit von Peter Sem nicht aufgeführt ist, folgender Hin - und Herbrief von Kulmain mit Aufgabestempel von Kemnath nach Emtmannsberg vom 27.12.1873. Ankunftsstempel Seybothenreuth vom 28.12.1873. Dann wieder zurück mit Aufgabestempel Seybothenreuth vom 30.12.1873 und Ankunftsstempel von Kemnath vom 31.12.1873. Präsentiertvermerk in Kulmain ebenfalls vom 31.12.1873.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu eine Briefhülle per Charge mit Aufgabestempel "R.3.HILDBURGHAUSEN" (Fürstentum Coburg - Hildburghausen) an den kaiserlichen Reichs Postmeister zu Passau und kaiserlichen Reichs Oberpostamts Administrator Herrn Josef von Blanck in Nürnberg. 1799 wird der Reichs Oberpostamtsleiter in Nürnberg Freiherr von Lilien amtsenthoben und Josef von Blanck wurde dort als Administrator eingesetzt. Anscheinend bis zum Amtsantritt von Ernst Gottlieb Heinrich Axthelm am 18. Mai 1807 blieb Herr Blanck als Administrator in Nürnberg. Die Zivilbesitznahme von Nürnberg durch den bayer. König erfolgte am 15. September 1806. Der Brief ist daher aus der Zeit von ende 1802 (Einführung der Rayonstempel) und dem 14. September 1806.


    Beste Grüße,

    Hermann

  • :thumbup::thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammelfreunde


    ein weiterer Brief "An den Oeconomie-Verwalter Herrn Theodor Walkhoff Wohlgeboren in Frenz bei Cöthen" ist mir ins Netz gegangen. Er ist von der Ober-Postdirection Magdeburg und dort am 03.09.1853 aufgegeben worden und somit deutlich früher als die beiden anderen Belege. Auch ist der komplette Inhalt vorhanden, hier die Transkription:


    Eurer Wohlgeboren gefälliges Schreiben

    vom 19. d. Mts., wonach Sie Auskunft über den

    Verbleib einer angeblich am 5. Juli e. in Cöthen

    zur Post gegebenen, dem Adressaten, Oeconomen

    Wulkhoff zu Aschersleben aber nicht zugegangenen

    Kiste, zu haben wünschen, hat Veranlassung zu

    einer Untersuchung dieses Gegenstandes gegeben.

    Es haben sich indessen bis jetzt noch keine Momen-

    te herausgestellt, welche dafür sprechen, daß die ge.

    Kiste in Cöthen wirklich zur Aufgabe gelangt wäre.

    Um der Sache möglichst auf den Grund zu kommen,

    wird die Untersuchung fortgesetzt werden, und werde

    ich nicht unterlassen, Ihnen von dem Ergebniß seiner

    Zeit weitere Mittheilung zu machen.

    Magdeburg den 1. September 1853

    Der Ober-Post-Director

    In desßen Vertretung

    der Postrath

    Lenz


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Ulf,


    danke fürs Zeigen dieses äußerst interessanten Stücks - aber bei jeder Postaufgabe eines Fahrpostgegenstandes bekam der Absender einen Post-Schein; wenn er den vorzeigt, kann ein Laufzettel ausgefertigt werden und es ist keine Frage mehr, ob eine Kiste zum Versand kam, oder nicht.


    War das hier privaten Ursprungs, wollte man sich also vlt. vor einem kostenpflichtigen Laufzettel drücken?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Bayern Klassisch


    ich glaube #23 enthält die Antwort.

    Zusammengefaßt:

    Es wird bezweifelt, ob überhaupt eine Kiste aufgegeben wurde, da keine Aussage gemacht werden konnte über Inhalt, Gewicht usw. Auch ein Posteinlieferungsschein konnte nicht vorgelegt werden.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Ulf,


    wenn ein potentieller Absender sagt, er hätte am Samstag oder Sonntag den soundsovielten eine Kiste aufgegeben, aber den Postschein verschludert, war das doch für die potentielle Aufgabepost gar kein Problem - man schaut in das Manual und sucht nur nach dem Zielort. Keine Einträge, kein Postversand.

    Findet man einen Eintrag, prüft man die Angaben (Ausweis des Absenders, Art des Versands, Manualnummer usw.) und leitet ein Nachprüfungsverfahren über den Verbeib der Sendung ein.

    Absender verloren schon mal ihren Postschein - dann gingen sie an den Schalter und bekamen eine Kopie davon mit Hinweis auf das abhanden gekommene Original (jedenfalls in Bayern).

    Liebe Grüsse vom Ralph



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