Stempel Aus dem Briefkasten

  • ... ich würde es auf die Währung Groschen abstellen, dann ist bis 1874 alles drin.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Was gibt es denn jetzt für Meinungen zu den Briefbeschreibungen von Tim Pälzer und Herrn Krauß? Wie könnte es gewesen sein. Die nicht passenden Stempeldaten sind ja auch noch zu berücksichtigen

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    wenn es mehrere plausible Varianten gibt, würde ich alle vorstellen und dem geneigten Betrachter überlassen, zu welcher er tendiert. Sich auf eine zu versteifen und die anderen zu negieren ist selten eine gute Idee ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Erwin,


    es könnte dann schon sein, dass die Sendung evtl. wegen der Nachtaxe zunächst gegen eine vereinbarte Abholung in die Distribution gegangen, der Fehler aber noch im Postamt korrigiert worden ist. Ich glaube, diese PDI brauche ich jetzt echt mal im Volltext, das sieht ja schwer interessant aus !


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Lieber Tim, lieber Ralph,

    ein auf den ersten Blick unscheinbarer Brief entpuppt sich nun als schwer zu knackende Nuss.
    lieber Tim, diese Dienstinstruktion wäre jetzt wirklich interessant, ich werde mal bei Herrn Krauß nachfragen, ob er die hat.

    Haben die Preussenspezialisten eine Idee zu dem Brief?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Liebe Sammlerfreunde,

    ich habe in meiner pdf-Bibliothek folgendes Buch:


    Dort habe ich dann folgenden Paragraf 22 gefunden. Er entspricht dem in #117 gezeigten §33, ist jetzt hier aber vollständig:


    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • es könnte dann schon sein, dass die Sendung evtl. wegen der Nachtaxe zunächst gegen eine vereinbarte Abholung in die Distribution gegangen, der Fehler aber noch im Postamt korrigiert worden ist.

    lieber Tim,

    ich tendiere im Moment auch zu dieser Option. Folgendes:

    1. Das Tagesdatum im Aufgabestempel NAUEN könnte eine stark verkleckste 1 sein, also Aufgabe am 1.4. zwischen 6 und 7 Uhr, eventuell morgens.

    2. Dann passt das Datum im Bahnpoststempel 1.4.

    3. Herr Ökonomierath Müller hat bei der Post beantragt, seine Briefe abholen zu lassen.

    4. Da der Brief mit einer Nachgebühr belastet ist, gibt man ihn aber ausnahmsweise am 2.4. zwischen 12 und 1 Uhr mittags dem Briefträger zur Spedition mit

    5. Um 15 1/2 Uhr erfährt der Briefträger, dass die Post regelmäßig vom Empfänger bei der Post abgeholt wird. Er streicht den Stempel und nimmt den Brief wieder mit. Jetzt müsste auch der Vermerk "Wird abgeholt" entstanden sein. (Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Absender diesen Vermerk geschrieben hat.)

    6. Am 4.4. zwischen 1 und 2 Mittags bestätigt der Ausgabestempel, dass der Brief nun vom Empfänger abgeholt wurde.


    Könnte das schlüssig sein und auch mit der Dienstanweisung §22 zusammenpassen?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Erwin,


    gemäß dem letzten Abschnitt des § 22 hatte ein in der Stadt wohnender Empfänger die Briefe bis zum Folgetag abzuholen. Der Brief kam am 2.4. im Postamt an und wurde bis zum Dienstschluß am 3.4. nicht abgeholt. Daher erfolgte am 4.4. die Zustellung durch den Boten.

    Die rückseitige Tintennotiz könnte das Bestellgeld mit 1/2 Sgr. beziffern.


    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,

    das ist ja ein ganz neuer interessanter Aspekt. Könnte es dann so gewesen sein:

    1. Der Brief trifft laut Ankunftstempel am 2.4. in Berlin ein

    2. Als der Brief nach einem Tag noch nicht abgeholt wurde, wird der Ankunftstempel in Blau gestrichen, im gleichen Blau das Bestellgeld 1/2 ausgeworfen, der Ausgabestempel vom 4.4. aufgesetzt und der Brief vom Briefträger ausgetragen.


    Wer hat jetzt den Hinweis „wird abgeholt“ geschrieben? Der Absender (der aber eine andere Tinte verwendet hat), wie beim Beleg von Herrn Krauß behauptet wird, oder vom Postamt in Berlin?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Erwin,


    der beschriebene Ablauf ist meiner Meinung nach plausibel.


    Die Herkunft des rückseitigen Vermerks Wird abgeholt ist zu diskutieren.
    Gegen einen postalischen Ursprung spricht zunächst die Frage Warum sollte die Post das notieren? Auf dem Postamt gab es Listen mit Empängern, die ihre Briefe selber abholten bzw. die zuständigen Postbeamten kannten die Namen. Wenn es üblich gewesen wäre, müssten wir viel mehr Briefe mit diesem Vermerk kennen, da dies wohl nur Empfänger mit einem hohen Briefaufkommen handhaben konnten (Abholung bis zum nächsten Tag!).
    Gegen den Absender spricht, dass dieser Sachverhalt der Selbstabholung dem Schreiber nicht unbedingt bekannt war.

    Zudem steht unterhalb des Vermerks ein Unterschriftskürzel (?). Dies würde eher für einen postalischen Ursprung sprechen; warum sollte der Absender sein Kürzel darunter setzen? Zudem unterscheiden sich Tinte und Schrift bei Vermerk und Adresse.


    Auffällig ist, dass vorderseitiger verte-Vermerk und rückseitige Notiz anscheinend mit gleicher Tinte geschrieben wurden. Übrigens ähneln sich die Vermerke auf deinem Brief und dem aus der Sammlung Krauß ebenfalls auffällig und dies bei unterschiedlichen Absendern/Empfängern !

    Daher bin ich der Meinung, dass der Vermerk postalischen Ursprung ist, ohne genau begründen zu können, warum man diese Notiz als nötig erachtete.


    Habe mal die pro und contra Argumente angeführt, vielleicht hat jemand noch eine Idee dazu.


    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,

    dann werde ich zur Briefbeschreibung den Text nehmen, den ich vorstehend geschrieben habe. Es wäre aber schon noch interessant, herauszubekommen, wer den Vermerk geschrieben hat. Ich tendiere ja auch zu der amtlichen Stelle. Wenn wir nicht den Kraußschen Beleg hätten, würde ich ja sagen, wegen der Nachgebührenforderung ist extra noch mal darauf hingewiesen worden, dass der Brief abgeholt wird.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Liebe Sammlerfreunde,

    die Fragen sind noch nicht fertig:

    Wie kann man den rückseitigen Stempel vom 2.4. bezeichnen? Ankunftstempel?

    Eingangsstempel?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Erwin,


    auf der Rückseite deines Briefes sind neben 1 Kursstempel noch 2 Ausgabestempel zu sehen (siehe auch Thalmann). Beide letztgenannten wurden auch in diesem Sinne eingesetzt. Ein Ausgabestempel dokumentiert den letzten Schritt des postalischen Weges, die Übergabe (oder versuchte Übergabe) des Briefes an den Empfänger. Dies gilt auch hier, denn mit der Bereitstellung des Briefes in einem Brieffach auf dem Postamt war die Aufgabe der Post abgeschlossen.


    So meine Interpretation.


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Tim,

    nach der Liste handelt es sich auch bei dem Stempel vom 2.2. um einen Ausgabestempel. Leider bin ich mir nicht sicher, wie das Prozedere mit den Ausgabestempeln war. Falls sie aufgesetzt wurden, bevor der Postbote den Brief speditiert, dann könnte es auch so gewesen sein:

    1. Der Brief kam am 2.4. im Berliner Postamt an, erhielt den Ausgabestempel und wurde dem Briefträger zur Spedition übergeben.
    2. Der stellte fest, dass der Empfänger Selbstabholer ist, schrieb den Kommentar „Wird abgeholt“ und ließ den Brief auf dem Postamt.
    3. Nachdem der Brief nach einem Tag jedoch nicht abgeholt war, wurde er am 4.4. erneut mit einem Ausgabestempel versehen und der Brief ausgetragen. Dabei wurde der erste Ausgabestempel in Blau gestrichen.
    Was meinen die Kollegen?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan