Stempel Aus dem Briefkasten

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,


    damit hast Du sicherlich recht. Bin nur der Meinung, dass die preußische Post in diesen Dingen sehr kulant vorging - heute würde man das Service am Kunden nennen. Ich habe hier auch mal einen unterfrankierten Schweiz-Brief gezeigt, bei dem die fehlenden Marken hinzugefügt wurden. Dafür musste dann auch ein Franko-Defekt zurück zum Absender geschickt werden. Hätte man auch einfach so weiter schicken und den Empfänger dann das volle Porto zahlen lassen können.


    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,


    spätestens mit den Norddeutschen Bund und postalisch am 1.1.1868 war Schluß mit der Post - Toleranz in Preussen, also sich die Briefe dramatisch verteuerten, wenn sie nicht frankiert waren.


    Aber es ist doch schön, wenn ein Staat mal die arbeitende Bevölkerung nicht nur als Melkkuh der Nation ansieht ... :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • liebe Sammlerfreunde,

    der nachstehende Brief lief am 3.8.1865 von Breslau, Oberschlesischer Bahnhof nach Weißkirchen / Mähren. Somit meiner Meinung nach in den Postverein. Die Entfernung betrug 24 Meilen und hätten in der dritten Entfernungsstufe 3 Sgr. gekostet. Also fehlte 1Sgr., der einzeilige Briefkastenstempel im Rahmen, den es von Breslau nur vom Freiburger und Oberschlesichen Bahnhof gab, wurde aufgesetzt und in Blau etwas für mich unlesbares hingeschrieben.

    Normalerweise sollte hier die fehlende Gebühr + die Unterschrift des Postbeamten stehen.

    Die Gebühr sollte betragen: 1 Sgr. fehlte + 1 Sgr. Zusatzgebühr in den Postverein, 2 Sgr. ausgeworfen in der Währung des Empfängergebiets.

    Folgende Fragen stellen sich mir:

    1. Was steht da in Blau?

    2. Wo ist die vom Empfänger zu zahlende Gebühr?

    3. Welche Währung war in Mähren?



    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    lesen kann ich das Geschnörkele nicht,

    Nachgebühr sehe ich keine und

    die Währung waren österreichische Neukreuzer.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • danke Ralph,

    meiner Meinung nach ist das Geschnörkrl die Unterschrift, merkwürdig, dass die Gebühr fahlt, auch rückseitig findet sich ja nichts.

    Wie ist die Reduktion der 2 Sgr. in Neukreuzer?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    1 Sgr. = 5 Neukreuzer, 2 Sgr. = 10 Nkr. usw..

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... also ich kann keine 10 erkennen, sondern halte es für einen Namen (Sorger?). Wenn die Entfernung über 20 Meilen war, hätte man 10 Nkr. notieren müssen, sonst hätte man sich ins eigene Knie geschossen, denn die Österreicher haben sicher nicht die Briefkarte Preussens korrigiert, damit ihr Kunde Geld an Preussen zahlen musste. Ist doch schön, so etwas zeigen zu können.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... so isses, wenn Aufgabe- und Abgabepost über 20 Meilen entfernt lagen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • lieber Ralph,

    ja, die Entfernung betrug knapp 25 Meilen. Dann müsste man ja bei dem Beleg eigentlich von einer Postcontravention sprechen.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • ... das sehe ich aber auch so ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • liebe Sammlerfreunde,

    Ganzsache 1 Sgr. vom 24.8. von Aachen Bahnhof nach Wien. Da die Ganzsachen der 9. Ausgabe 1863 an den Schalter kamen, stammt der Beleg frühestens vom 24.8.1863. Die Entfernung lag in der 3. Stufe zu 3 Sgr. Es fehlten also 2 Sgr. + 1 Sgr. Zusatzgebühr für un / unterfrankierte Briefe in den Postverein. Diese 3 Sgr. wurden in 15 Neukreuzer reduziert und in Blau ausgeworfen. Ebenso wurde in Blau "Briefkasten" vermerkt.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • lliebe Sammlerfreunde,

    den nächsten Brief aus dem Briefkasten könnet man auch bei Postkontraventionen einstellen:

    Er lief nach PADERBORN und wurde dort nachträglich entwertet. Recht unter dem Adler steht: in Paderborn entwertet, Unterschrift. Außerdem reichte das Franko nicht, links in Blau: frc reicht nicht und in Blau 1 Sgr.

    Ich nehme an, dass der Nachportovermerk im unbekannten Aufgabeort geschrieben, der Stempelabdruck aber versäumt wurde.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo preussen_fan,


    ich denke eben ich sehe nicht recht: HAMMERSTÜCK


    In meinen Augen hat das Potenzial für den Beleg des Monats. Wie kommt der so in eine Beutelfahne ? Woher wusste man ohne Aufgabeabschlag / Aufgabevermerk, dass das Franco von 1 SGr nicht reicht ? Gibt es auf der Rückseite ein Absendevermerk ? Vielleicht in den Bahnpostwagen geworfen und jemand dort kurzfristig ausgefallen ?


    Sagenhaft + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,


    das ist in der Tat ein Beleg, wie man ihn nicht jeden Tag findet. Die Rückseite interessiert mich auch. Hat die etwas zu erzählen?

    Zur Nachtaxierung nehmen wir mal an, daß der Brief in einer großen Stadt im Rheinland ohne Bearbeitung in einen Sack nach Paderborn geriet. Dort holte man die fehlende Stempelung nach und taxierte 1 Sgr, weil man ja wußte, daß der Brief aus XYZ kam.


    liebe Grüße


    Dieter

  • ohne Bearbeitung in einen Sack nach Paderborn geriet. Dort holte man die fehlende Stempelung nach und taxierte 1 Sgr, weil man ja wußte, daß der Brief aus XYZ kam.

    Hallo Dieter,


    woher / wovon sollte man das am Empfangsort wissen ? Das ist doch gerade die noch offene Frage. Annahmen wie "von einer großen Stadt im Rheinland" reichen als Begründung für die Nachtaxierung jedenfalls nicht aus. Entweder das geht klipp und klar aus einem Absendevermerk hervor, oder das Ding ist eine Contravention, die sich gewaschen hat.


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,


    wenn ein Postsack ankam wußte man vermutlich genau, woher er kam. Wenn der Brief in einem Sack aus Köln war, dann war klar, daß bei der Entfernung 1 Sgr nicht reichen konnte.

    Ich weiß jetzt nicht, wie das in den 1860er Jahren gehandhabt wurde. Aus späteren Zeiten habe ich irgendwo mal Beutelfahnen mit entsprechenden Angaben gesehen.


    liebe Grüße


    Dieter

  • Hallo Dieter,


    das Prickelnde ist aber, dass der Brief nicht unbedingt 1:1 von XYZ, sondern durchaus auch von UVW über XYZ nach Paderborn gelaufen sein kann. Da kann es also noch eine Umspedierung dazwischen gegeben haben. Von daher darf man weiterhin auf die Rückseite gespannt sein.


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • hallo Tim und Dieter,

    hier ist die Rückseite, die aber leider nichts hergibt, sonst hätte ich sie schon gezeigt:


    Was lässt euch annehmen, dass der Brief mit der Bahnpost transportiert wurde?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan