Stempel Aus dem Briefkasten

  • Hallo zusammen,


    ich habe gerade eben nochmal in den revidierten Postvereinsvertrag geschaut. Art. 26 besagt demnach eindeutig, dass im DÖPV (dann) 3 Sgr Bestellgeld für den Expressen zu entrichten waren (Botengeld kam noch on top). Das dürfte dann also geklärt sein. Vielleich war der Absender amtsbekannt und man ist mit dem Brief zu ihm zurück, hat von ihm zur Weiterbeförderung die Entrichtung der Reco-Gebühr nachverlangt, der Absender auch nur die dann gezahlt ?


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • liebe Sammlerfreunde,

    bei diesem Brief nach Reval, den ich schon einmal gezeigt habe, stellen sich mir Fragen zum Nachporto. Die 3 Sgr. der Ganzsache decken den preußischen Anteil. Der russische Anteil in Höhe von 3 (ja was denn, Silbergroschen?) wurden in Blau ausgeworfen und der Stempel"Im Briefkasten vorgefunden" abgestempelt.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    wenn sich keiner dazu äußert: Ich denke, die 3 Sgr. waren verfallen, weil unterfrankiert und Preußen wollte 3 Sgr. für den Brief wie für einen gewöhnlichen Portobrief. In Russland zahlte der Empfänger dann wohl 20 Kopeken.


    Aber Michael wird es sicher am besten wissen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Lieber Erwin,


    zeigt denn die Rückseite nichts?
    Die von Ralph beschriebene Vorgehensweise war vertragskonform, man findet aber auch Gegenbeispiele, in denen solche teilfrankierten Briefe anerkannt wurden, insbesondere nach Polen. Wenn das Teilfranko nicht anerkannt wurde, ist dieser Brief eindeutig in der falschen Sammlung! ^^


    Gruß

    Michael

  • Lieber Ralph, lieber Michael,

    auf der Rückseite befindet sich eine 20. Wie erklärt sich jetzt damit das Porto?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Ich versuche hier mal eine Beschreibung:

    Die Ganzsache Breslau - Reval hätte 4 Sgr. gekostet.

    Das Franko betrug aber nur 3 Sgr.

    Teilfrankaturen nach Russland waren nicht gestattet, deshalb wurde der Brief als unfrankiert behandelt.

    Unfrankierte Briefe kosteten 6 Sgr. Der preußische Anteil in Höhe von 3 Sgr. wurden in Blau als Portoforderung notiert.

    Rückseitig wurden die 6 Sgr. in 20 Kopeken reduziert, die der Empfänger bezahlen musste.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    Einmal editiert, zuletzt von preussen_fan ()

  • Lieber Erwin,


    nein, vorne hat man 3 Sgr. notiert, auf die Preussen einen Anspruch hatte (der Wert der Marke war verfallen).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralf,

    Da hast du natürlich recht. Ich hab das oben in rot verbessert. Ich hoffe das ist so jetzt in Ordnung.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • lieber Michael,

    der Ganzsachenumschlag U22 wurde 1861 verausgabt. Also muss der Brief ab 1861 gelaufen sein. Über die letzte Ziffer bin ich mir nicht im Klaren, es muss nicht 1862 sein, es könnte auch 1865 heißen.

    Wenn sowohl Porto- wie Frankobrief 3 Sgr. gekostet hätten, wäre der Brief ja auch korrekt frankiert gewesen.

    Was sagst du zu meiner Beschreibung in #51?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Michael,

    Danke noch mal für deine Erläuterungen. Was ich nicht ganz nachvollziehen kann:

    In diesem Falle würde Preußen ja insgesamt 6 Silbergroschen einnehmen, 3 Silbergroschen hat der Absender bezahlt, 3 Silbergroschen gleich 10 Kopeken die auch Preussen zustanden zahlte der Empfänger und Russland erhielt die anderen 10 Kopeken vom Empfänger. Und das alles nur, weil Teil-Franko nicht erlaubt war.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    merkst du was? 8o


    Die Argumentation war, dass unterfrankierte Briefe viel Arbeit machten und das ließ man sich teuer bezahlen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Lieber Erwin,


    richtig, die 3 Sgr. für die Freimarke hat der Absender der preußischen Post geschenkt.

    Was sollte die Post machen? Hätte sie den Brief als franko angenommen, wären die 3 Sgr. nach Russland geflossen und die preußische Post hätte nichts bekommen für ihre Dienstleistung. Anscheinend akzeptierte die russische Post kein Teilfranko.

    Richtung Polen sah es wieder anders aus. Bis zum Beginn der 1860er Jahre war die polnische Post relativ unabhängig - der Zar war in Personalunion Staatsoberhaupt und in den wichtigen Sesseln saßen Russen, aber das tägliche Geschäft interessierte weiter oben nicht so - und zwischen Preußen und Polen gibt es einige Beispiele für solche Teilfrankobriefe, die unbeanstandet blieben obwohl es ebenfalls nicht vorgesehen war. Es galt der gleiche Postvertrag wie mit Russland!


    Gruß

    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Erwin,


    merkst du was? 8o


    Die Argumentation war, dass unterfrankierte Briefe viel Arbeit machten und das ließ man sich teuer bezahlen.

    Lieber Ralph,


    kann man meiner Meinung nach so nicht stehen lassen. Auch innerhalb Preußens war eine Teilfrankierung nicht erlaubt und wurde immer akzeptiert. Der Mehraufwand war hier teilweise noch höher: wenn der Empfänger nicht zahlen wollte, Rückgabe des teil-/unterfrankierten Umschlags, Rücksendung an die Ausgabepost und dort dann den fehlenden Betrag einziehen.

    Wobei ich mich frage, wie das revisionsfest in den Briefkarten eingetragen wurde? :/


    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,


    aber innerpreußisch hatte man alles in der eigenen Hand - beim Auslandsverkehr aber musste man das in Einklang mit einer anderen Postverwaltung bringen, was sicher nicht immer einfach war.


    Mein Satz ist die Quintessenz vieler Schreiben von und an hohe und höchste Postbeamte. Man wollte ja die Leute zwingen, (richtig) zu frankieren und bestrafte sie so, wie hier geschehen. Daher wollte man auch Portobriefe nicht mehr sehen, denn die Aufgabeposten mussten die Abgabeposten belasten und wenn dann keine Zahlung erfolgte, mussten die Karten korrigiert und alles rückgerechnet werden, das war schon eine Mühewaltung. Daher kam es erstmals mit dem DÖPV zu einem Zuschlag für unterfrankierte Briefe und in Folge dessen zu vielen Postverträgen Preussens mit ausländischen Staaten, bei denen Portobriefe teuer wurden, als Frankobriefe (höhere Gebühr, geringeres Gewicht usw.).


    Wenn Preussen das für den internen Verkehr als akzeptabel ansah, war das ein Service am Kunden - außerhalb Preussen war das aber die Ausnahme, jedenfalls in deutschen Landen, Österreich usw..

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.