Social Philately, kurz Sophy

  • Liebe Sammerfreunde,

    1834 erwarb Freiherr von Pölnitz aus Aschbach bei Schlüsselfeld den Rest des zertrümmerten Gutes in Trippach bei Mantel. Er verkaufte es 1840 weiter. Hierzu zwei Briefe des Verwalters Wolfgang Forster aus Mantel vom 1.12.1838 und 20.7.1840, die in Weiden in der Oberpfalz als Frankobriefe (jeweils 6 Kreuzer Franko) aufgegeben wurden. Erster Brief: an Baron von Pölnitz königl. bayer. Kammerherr in Aschbach bei Bamberg vom 1.12.1838; Zweiter Brief: an Heinrich Baron von Pölnitz bei Herzog von Birkenfeld in Bamberg vom 20.7.1840.

    Zu Trippach folgender Link:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Trippach

    Zum Schloß in Aschbach der Familie von Pölnitz

    http://www.welt-der-wappen.de/Heraldik/aktue…galerie2482.htm


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,

    2 schöne Briefe und so wird Geschichte greifbar. :):)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    ich habe hier einen unanscheinlichen Brief von Hoexter (handschriftlich vermerkt) nach Vorsfelde. Bahnstempel Duesseldorf nach Braunschweig vom 15 Sept 1869.

    Interessant ist natuerlich, dass der Brief eigenhaendig von Hoffmann von Fallersleben an seinen Freund Carl Grete geht, was ausser die besondere Schrift und farbigen Unterstreichungen auch das Siegel auf der RS bestaetigt, welches den Initialen gleicht, mit denen er normalerweise unterschrieb (Beispiel Brief - nicht meiner). In Hoexter liegt auch das Kloster Corvey, in dem ab 1860 HvF Bibliothekar war.

    August Heinrich Hoffmann von Fallersleben – Wikipedia

    Carl Grete – Wikipedia

  • Hallo in die Runde,

    herzlichen Glückwunsch zu dem Brief Andreas, dass ist in jedem Fall ein "A" Promi...

    So fängt das Sammlerjahr doch gut für Dich an :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Da stimme ich zu! Mit dem Beleg fängt das neue Jahr wirklich gut an. :)

    Gruß ins Lockdown-Land Italien

    Dieter

    PS: Was wir hier haben ist kein Lockdown. In Italien darf man fast nicht mehr vor die Türe.

  • Vielen Dank fuer die herzlichen "Neujahrswuensche" ... ja so geht das Jahr gut los. Auch wenn mir gerade in der Bucht eine schoene Correspondenzkarte der Gebrueder Stollwerck durch die Lappen gegangen ist und ich immer noch auf der Unterlippe rumbeisse.... Ich hoffe ich kriege mal wieder die Gelegenheit!

    LG Andreas

  • Liebe Freunde,

    ein Nebengebiet, das mir viel Freude macht, sind normale Postkarten, die durch Illustrationen des Absenders aufgepeppt wurden. Ich hatte vor längerer Zeit schon mal ein Blatt aus meiner "Sophy"-Sammlung vorgestellt, das sich mit einem gewissen Adrian van Oz und den von ihm gegründeten Niederländern beschäftigt, hier nochmal zum Verständnis gezeigt. Jetzt sind mir zwei weitere "Bildkarten" in die Hand gefallen, die auch aus dem Kreis der Würzburger Sozietät der Niederländer stammen. Während der Henker wohl einen dezenten Anstoß an den Schriftführer geben soll, doch endlich mal das Präsenz- (Gäste-)buch beizubringen (wahrscheinlich war der für die Illustrationen in dem Buch zuständig und hatte es mit nach Hause genommen), ist die zweite Karte, eine Einladung zu einem Festessen mit Hasenpichelsteiner, etwas besonderes: es handelt sich um eine Hektographie, die vom Absender noch coloriert wurde und die wesentlichen Daten rot unterstrichen wurden.

    Nachdem die Einladung wahrscheinlich an viele Mitglieder geschickt wurde, hätte der Absender viel zu tun gehabt, wenn er jede Karte einzeln bemalt hätte. Was mich immer wieder belustigt und fasziniert, ist die seltsame Sprache, die da gepflegt wird. Ich war vor Jahren mal bei einer Sitzung der

    örtlichen Niederländer (die gibt es tatsächlich noch!), da kommt man sich wirklich vor wie in einem Film über vergangene Zeiten.

    Schönes Wochenende !

  • Fernbrief vom 10-08-1923 (P15) von Ludwigshafen nach Neustadt / Haardt

    Bayrisxhes Staatskmmissariat für das Hilfswerk "Oppau" - Geschäftsstelle Oppau (Rathaus)

    Ich bin etwas verwundert dass eine solche Institution keine Portofreiheit hatte, bin aber im Gegenzug sehr dankbar für die "fette" MEF 25 der 40 Mark Posthorn!

    Wikipedia hat dazu auch etwas zu sagen:

    Das Hilfswerk Oppau wurde nach der Explosion des Oppauer Stickstoffwerkes am 30. September 1921 von der Bayerischen Staatsregierung gegründet, um die Hilfsleistungen für die in der bayrischen Pfalz gelegene Gemeinde Oppau zu koordinieren. Das Hilfswerk wurde vom bayerischen Staatskommissar und späteren bayerischen Innenminister Karl Stützel geleitet, welchem 1924 für seinen Einsatz die Ehrenbürgerwürde der Stadt Oppau verliehen wurde.[1]
    Am Morgen des 21. September 1921 kam es im Oppauer Werk der Badischen Anilin und Sodafabrik zu dem schwersten Explosionsunglück in der Geschichte der deutschen chemischen Industrie, bei dem nach offiziellen Angaben 559 Personen getötet oder dauerhaft vermisst und 1977 Personen verletzt wurden.[2]
    Am 24. September 1921 wurde durch das Reichsarbeitsministerium der Reichshilfsausschuss für Ludwigshafen-Oppau gegründet,[3] der aus Vertretern der Reichsregierung, sowie den bayrischen, badischen, hessischen und preußischen Regierungen, des deutschen Städtetages, des Deutschen Roten Kreuzes, der Industrie, der Angestellten- und Arbeitnehmerverbänden und der Presse bestand. Der Reichshilfsausschuss war insbesondere für die Berechnung der Sachschäden und die Weiterleitung der eingesammelten Hilfsgelder an das Hilfswerk zuständig.[4]
    Der Ministerialrat Karl Stützel, welcher auf Veranlassung des bayrischen Staatsministeriums für Soziale Fürsorge nach Oppau reiste, stellte am 26. September den Vertretern von staatlichen Behörden und Gemeinden ein Konzept für eine Hilfsorganisation vor. Am 30. September wurde Eduard Nortz zum Staatskommissar des Hilfswerk Oppau ernannt, welchem Karl Stützel aber bereits Mitte Oktober 1921 nachfolgte. Als Organ des Reichshilfsausschusses erhielt und verwaltete der Staatskommissar des Hilfswerk Oppau die gesammelten Spendengelder und vertrat die Interessen der Opfer gegenüber der BASF aber auch gegenüber Reichs- und Staatsstellen. Ihm unterstand der Haupthilfsausschuß für Oppau mit Finanz- Bau- Presse- und Wohlfahrtausschuss (letzterer bestehend aus den Abteilungen Ernährung, Unterbringung und Bekleidung und Einrichtung).[5] Der Unterbringungsausschuss veranlasste die Unterbringung von zunächst in Schulen aufgenommenen Obdachlosen in festen Baracken. Der Ernährungsausschuss übernahm die Verteilung der eingehenden Lebensmittelspenden. Insgesamt 829 Waisenkinder und Kinder von Verunglückten wurden in Pflegefamilien untergebracht oder in Erholungsorte geschickt.[6]

    Bis Mai 1922 wurden Spenden in Höhe von mehr als 38 Mio. Reichsmark eingesammelt.[4] Weitere 70 Mio. Mark ergaben sich Ende 1921 auf laufenden Versicherungsverträgen.[4]

    Die durch die Explosion verursachte Schadenssumme wurde auf 321 Mio. Mark geschätzt.[5] Zunächst gingen der Oppauer Bürgermeister Heinrich Süß und der Staatskommissar davon aus, dass die BASF einen Betrag von 450 Mio. Mark zahlen würde. Die erste Zahlung der Unternehmensführung im Dezember betrug aber gerade einmal 5 Mio. Reichsmark.[7] Bis Dezember 1921 war die BASF auch noch dazu bereit, sofort einen Betrag von 200 Mio. Mark an das Hilfswerk Oppau unter der Bedingung zu spenden, dass Werksleitung und Betriebsleitung für das Unglück und die damit verbundenen Schadenersatzforderungen nicht verantwortlich gemacht werden. Leistungen sollten vom Hilfswerk an diejenigen gezahlt werden, die auf Ansprüche gegen die BASF verzichteten.[8] Karl Stützel bestand dagegen auf einer rechtlichen Verpflichtung und Zahlung bis zum 15. Dezember, worauf die BASF das Angebot komplett zurückzog. Erst auf Druck von Reichsarbeitsminister Heinrich Brauns schlug die BASF nun als Kompromiss eine Summe von 100 Mio. Reichsmark, ohne rechtliche Verbindlichkeit, vor. Aus Sicht von Stützel und Brauns war das Angebot nicht akzeptabel und Stützel ging zu diesem Zeitpunkt noch davon aus, dass die BASF alle Schäden begleichen müsste.[7] Der bayrische Ministerpräsident Hugo Lerchenfeld vermittelte am 16. Januar 1922 in einem Gespräch zwischen Stützel und dem Vorstandsvorsitzender der BASF Carl Bosch. In einer schriftlichen Zusicherung, in der auch weiterhin jegliche Verantwortung an der Explosion und damit jede Verpflichtung zur Wiedergutmachung abgelehnt wurde, erklärte die BASF sich bereit aus freien Stücken Mittel zur Wiedergutmachung an das Hilfswerk Oppau zu leisten. Nachdem am 10. April 1923 das Landgericht Frankenthal das Verfahren gegen die Unternehmensführung der BASF einstellte, da es keinen Nachweis auf eine Schuld oder fahrlässiges Verhalten gab, hatte man keine rechtliche Handhabe mehr, das Unternehmen zu Zahlungen zu zwingen.[9]

    Während die BASF für ihre Werksangehörigen und deren Hinterbliebenen aufkam, war das Hilfswerk Oppau für die Entschädigung von Nichtwerksangehörigen und deren Angehörigen zuständig. Das Hilfswerk zahlte Ende 1921 zunächst eine einmalige Abfindung und eine Rente, welche aber aufgrund der anhaltende Hyperinflation schon nach wenigen Monaten aufgestockt werden musste. Ende 1922 wurden die Rentenzahlungen eingestellt und Abfindungen gezahlt, die von der BASF unter der Bedingung einer Verzichtserklärung weiterer Forderungen um die gleiche Summe aufgestockt wurden. Nach dem Zusammenbruch des Währungssystems 1923 verhandelte Karl Stützel 1924 erneut mit der BASF, woraus diese zusagte in allen Fällen, in denen durch Tod oder Verletzung von Nichtwerksangehörigen der Anilinfabrik infolge der Explosion vom 21. September die Betroffenen oder ihre Hinterbliebenen in eine noch bestehende Notlage gebracht sind, dieser dadurch abzuhelfen, daß sie die Geschädigten entweder ab 1. Oktober 1924 wie ihre Werksangehörigen oder deren Hinterbliebenen in dauernde Rentenfürsorge nimmt, oder ihnen eine der Zeit entsprechende Geldabfindung gibt.[10] Letztendlich zahlte das Hilfswerk ca. 100 Mio. Mark aus, davon ca. 38 Mio. Mark für Personenschäden, bevor es aufgrund fehlender weiterer Zahlungen der BASF am 30. November 1924 aufgelöst wurde.[8]

    Karl Stützel wurde zum 2. Juli 1924 zum bayrischen Innenminister ernannt und verließ das Hilfswerk.[11][10] Er erhielt im selben Jahr die Ehrenbürgerwürde und die neu erbaute Ringstrasse in Oppau wurde nach ihm benannt.[10] Am 10. November 1925 gründete Stützel die Oppau-Gedächtnisstiftung. Das Kapital von 40 000 Mark stammte aus dem Verkauf von Baracken, die von der Reichsvermögensverwaltung bereitgestellt wurden.[12]

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Nun ja, Herr Hornung hat's mit der Recherche zu Mitgliedern des britischen Königshauses den Vorteil, dass schon Ende des 19. JH "jeder Husten" dieser Personen registriert wurde.

    Aber man merkt "er ist Feuer und Flamme" für "Sophie". Und man lernt auch von seinem Wissen, zumal er Redakteur ist.

    Doch auch zu Briefen aus dem "Flickersteppich Deutschland des 18./19. JH" lässt sich manches geschichtliches herausfinden.

    Hier ein sehr schönes Beispiel mit traurigen Hintergrund.

    "Ramholz, 12ten Mai 1830

    Hochwohlgeborener Freiherr!

    Mit innigster Wehmuth gebe ich Eur Hochwohlgebornen die betrübliche Nachricht dass es dem unerforschlichen Rathschlusse Gottes gefallen, meine innigst geliebte Gemahlin die hochgeborene Freiin Louise Charlotte Polyxena, geborene Freiin zu Erbach Erbach, Frau zu Brauburg in ihrem 49ten Lebens-Alter ... von dieser Zeitlichkeit abzufordern."

    Das dies ein Trauerbrief ist, zeigt auf den ersten Blick die schwarze Umrandung und rückseitige Siegel. Zum Siegel, findet man nicht oft wie hier: Degenfeld-Schonburg (Schomberg)

    Das postgeschichtliche wird man nun zuerst abklären, also woher ist der Brief und wohin ist er geschickt worden. Man sieht einen Stempel (Einzeiler - Wiegestempel?) DE SCHLICHTERN.

    Also, wo liegt Schlüchtern, was ist 1830 dort für eine Post. Nun in Hessen hatte ab 1816 Thurn & Taxix die Lehenspost, und Louise Köhler mit Sohn Theodor versahen in Schlüchtern den Postdienst. Der Brief wurde jedoch in Ramholz geschrieben (damals ein Dorf mit 26 Häusern, 206 Seelen), dort wo der Sitz des Absenders war, heute ca. 8 Km von Schlüchtern entfernt.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Ramholz

    Friedrich Christoph Reichsgraf von Degenfeld-Schomberg. Er war so "berühmt", dass es von ihm einige Internet-Einträge gibt, wie hier:

    https://www.lagis-hessen.de/pnd/135729343

    Dort findet sich die Verstorbene: "

    Erbach, Luise Charlotte Polyxene (Ludovica) Gräfin von, * Erbach 28.1.1781, † 3.5.1830, Heirat Erbach 20.11.1797, Tochter des Franz Graf zu Erbach-Erbach"

    Zur Post zurück: Der Brief wurde mit 10 kr. Porto belegt für die Strecke "Schlüchtern - Hanau - Würzburg", wie so oft direkt sind das heute ca. 80 Km, über Hanau ca. 150 Km). Damals nannte sich das "Fuldaer Cours", also Fulda - Schlüchtern - Saalmünster - Gelnhausen - Hanau" (Von dort dann Postaustausch auf den bayerischen Cours Dettingen - Aschaffenburg - Esselbach - Würzburg?)

    Adressiert ist der Brief an Freiherrn Friedrich Zobel von Giebelstadt Darstadt zu Würzburg. Über ihn fand ich eine Todesanzeige, er lebte von 1766 - 1845:

    Die Adelsfamilen waren untereinander "verschwistert und verschwägert", weshalb es durchaus familiere Verbindungen zwischen Degenfeld-Schomberg und Giebelstadt gegeben haben könnte. Aus dem Brief spricht nicht nur eine tiefe Trauer des Reichsgrafen zum Tode seiner lieben Gattin, sondern auch, dass der Freiherr bitte "mir und meinen Kindern dero schätzbares Wohlwollen zu erhalten" (möge).

    Das weiter nachzuforschen ist allerdings von Computer aus schwer möglich. Aber auch so erfährt man durchaus Geschichte "live, bzw. dokumentarisch".

    Noch manches lässt sich aus diesem Brief ziehen (Todesursache, Krankheit), doch ich schließe hier und hoffe doch, dass "Sophie" noch viel mehr Freunde finden möge.

    Ein Begriff im Brief war mir unbekannt, damals bei gebildeten Menschen jedoch üblich. Im Brief steht zum Todeszeitpunkt von Louise "um 3ten hujus morgens", der Brief wurde am 12ten Mai geschrieben.

    Erklärung:


    Und auch, dass man damaligen Büchern auch Druckfehler unterstellen muss, wie hier, wo das Todesjahr verdreht wurde - statt 1830, 1803.

    Beste Grüße von Luitpold

  • ... ganz feine Recherche ... :thumbup::thumbup::thumbup:

    Lieber bayern klassisch, 


    möchte nicht wissen, wieviel(e) Geschichte(n) in Deinen Tausenden von Briefen recherchiert werden könnten. Und nebenbei findet man auch aktuelle Bezüge, wie hier - weil's mal 20 Grad Minus hat, das war so um 1830 nichts besonderes, aber die Menschen hatten keine Zentralheizung oder gar warme Kleidung: 

    Beste Grüße Luitpold