Wir befinden uns in Münchshofen, einem kleinen bayerischen Dorf in der Oberpfalz mit 800 Einwohnern.
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Idyllisch umgeben von einem 343 Hektar großen Landschaftsschutzgebiet und dem Münchshofener Berg, scheinen auf den ersten Blick keine Besonderheiten aufzufallen.
Sieht man jedoch etwas genauer hin, springen dem Betrachter unterhalb des dichten Waldbestandes ein großer Renaissancebau sowie eine unmittelbar daneben stehende Kirche ins Auge.
Hierbei handelt es sich um das Münchshofener Schloss samt Schlosskirche.
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Das Schloss in seiner heutigen Form hatte mindestens einen mittelalterlichen Vorgängerbau, über der Tür des westlichen Flügels wurde die Jahreszahl 1597 eingemeißelt. Nach Beschädigungen während des Dreißigjährigen Kriegs erfolgte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein Umbau.
Im Jahre 1753 erwarb Josef zu Pachner von Eggensdorf Hofmark und Schloss Münchshofen.
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Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Münchshofen keine Kirche. Lediglich ein Schlossoratorium scheint vorhanden gewesen zu sein, in dem für die 50 Haushaltungen des Ortes auswärtige Geistliche Gottesdienste feierten und Predigten abhielten, denn „es wäre nicht zu verantworten gewesen, solch Leut allzeit ohne Predigt und Christenlehr aufwachsen und in ihrer seelenschändlichen Unwissenheit fortleben zu lassen“.
Als Josef zu Pachner, der Gutsherr, verschiedene Baumaterialien zusammenführen ließ, wurde am 4. Mai 1772 der Pfarrer zu einem Bericht aufgefordert, ob diese wohl zu einer Kirche gehören sollten. Herr Pachner sei zu verständigen, dass er zuvor um den Ordinatskonsens nachsuchen und Pläne vorlegen müsse.
In einer Antwort an den Pfarrer gab der Schlossherr an, er führe für sein eigenes Geld den Kirchenbau; mithin halte er es nicht für nötig, einigen Konsens dafür zu erholen. Der Bischof von Worms werde schon Anordnung und Befehl zur Weihung des Gotteshauses tun.
In einem Schreiben an das Ordinariat, von dem eine Abschrift bei den Pfarrakten ohne Unterschrift liegt, spricht Herr von Pachner von einer früheren Kirche in Münchshofen, die 90 Meter lang und 30 Meter breit gewesen und während des deutschen Krieges zerstört worden sei. Bei der Wegnahme des Rasens in seinem Garten haben sich die Maße gefunden. Er habe sich zum Bau einer Kirche entschlossen, die 70 Meter lang und 40 Meter breit werde, zu Ehren des am Kreuze sterbenden Heilandes.
Der damalige Pfarrer berichtete an das Ordinariat: "Es liegt sonnenklar am Tage, dass der Herr eine Filialkirche errichten will und dass er darin die Gottesdienste an allen Sonn- und Feiertagen durch einen ordinären Gesellpriester der Pfarrei Wiefelsdorf aufbürden will. Weder bei dem kurfürstlichen Kastenamt Burglengenfeld, noch bei dem Landrichteramt, noch in den Grundbüchern, noch in den lutherischen Visitationsberichten findet sich eine Hindeutung auf eine Kirche. Es lässt sich vermuten, dass er die Gemäuer bei der Entrasung seines Gartens allererst errichtet habe (!). Ich habe mich nicht von dem angeblichen Vorhandensein der alten Gemäuer überzeugen können; alles scheint mir mit Hinterlist erdichtet zu sein; seine Dokumente sind nie in meiner Gegenwart zum Vorschein gekommen; von einer gefundenen Schelle oder Klingel und einem mit dem Heiligen Kreuz gezeichneten Stücklein Stein könne man noch nicht auf eine Kirche schließen. Wenn eine solche erst konsekriert sei, dann beginne der Streit wegen der Gottesdienste und die Reparaturen würden dem Domkapitel aufgebürdet. Und obschon die anscheinenden Schwierigkeiten bei der erforderlichen Einweihung vielleicht zur Vorspiegelung seiner großen Autorität durch die Anrufung des Bischofs von Worms gehoben werden sollten, so ist anzunehmen, dass seine hochtrabende Gesinnung eine solche Submission nicht gestattet hat."
Die bloße Erdichtung der aufgefunden Grundmauern ist einem angesehenen und gelehrten Manne doch nicht zuzutrauen; vielmehr drängt sich die Vermutung auf, der Schlossherr habe die Überreste des alten Klosterbaues ausgegraben; die Funde einer Klingel und eines mit dem Kreuze bezeichneten Steines bestätigten die Wahrscheinlichkeit der Annahme.
Die Kirche wurde 1772 vollendet und durch den Domdechant Ernst Bernklau eingeweiht.
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Pachner starb 1781 und ist in einer Gruft beigesetzt. Die Tochter und Erbin des Herrn von Pachner heiratete den Grafen von Arnsdorf, sie starb aber bald.
Das Gut kam an Max Graf von Leyden. Angaben über diese Zeit und die näheren Umstände fehlen.
Alle 100 Jahre ist es in Münchshofen so weit, dass Joseph von Pachner zu Eggensdorf nachschaut, ob noch alles in diesem Dorf beim Rechten ist. Im Tiroler Trachtenanzug und Hut erscheint er im Münchshofener Schloss als Gespenst und bringt Rügen und auch Lob über die Münchshofer mit ihrem Schloss vor. Diese Sage erzählt man sich im Dorfe, doch bisher hat diesen Mann noch niemand gesehen.
Allgemeine Informationen zu Joseph von Pachner:
- geboren: wohl 1706 in Wien
- gestorben: 17. Januar 1781 in Münchshofen
- 1738 erwarb er die Hofmarken Pfraundorf, Schrotzhofen und Wischenhofen
- Mai 1745 – November 1752 kurpfälzischer Gesandter am Reichstag in Regensburg
- 1753 Erwerb von Hofmark und Schloss Münchshofen
Seit 1740 gab Pachner eine Quellensammlung aller von 1633 bis 1740 am Reichstag abgefassten Reichsschlüsse heraus, die bis heute die wichtigste Quelle für die Geschichte des Immerwährenden Reichstags bildet.
Heutzutage steht es leider nicht mehr so gut um das Schloss Münchshofen. Es ist vom Verfall bedroht, eine Versteigerung Ende letzten Jahres ist laut Zeitungsberichten geplatzt.
Der dreiflügelige Schlosskomplex stand mit mindestens 423 000 Euro im Katalog. Doch echtes Interesse daran war nicht vorhanden. Die Sanierung der Anlage würde Millionen kosten. Außerdem hätte ein neuer Eigentümer den Denkmalschutz als ständigen Partner.
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Im Folgenden möchte ich euch einen an Herrn Pachner adressierten Brief präsentieren, weitere Briefe an ihn werden folgen.
Der Brief wurde am 24.12.1755 verfasst und erreichte Herrn Pachner nach vorhandenem Vermerk am 29. Dezember.
Bei der Transkription haben Kreuzerjäger und bayern klassisch mitgewirkt.
Transkription:
Dem Hochwohlgebohrnen Herrn
Josef von Bachner p. Ihro Churfrtl: Rath:
zu Pfalz p. p. Geheimben Rath und Landsassen zu
Münchshofen, Wischenhof, unter und ober Pfraundorf
von Schrozhofen. Meinen (?) insonders hochge =
ehrtesten Herrn.
Münchshofen
Hochwohlgebohrner,
insonders hochgeehrtester Herr Geheimbr Rath!
Euer Hochwohlgebohrn belieben sich annoch zuwiederen, welcher
gestalten dero Hofmarcksunterthan Paulus Obermayr bereiths schon
a: 1751. mitls Einhirbtung in meiner sogenanten Holz Wachß der
______, von Nauburg der abgepfändeten Ochsen aus meinen
dorthigen Pfand Stall gefreulet, nachmahls aber durch boshafftes Laugnen
freunntlicher Weiß Wille untersuchungen und Kosten verursachet
habe, welche nur meiner seitß, ohne die zu protendiren wohl be =
fugte Dioten und Bestraftung zu rechnen lauth beygelegten Ex =
pensare (?) sich auf 24 f : 18 Kr : 6 Pfennig (?) : belauften.
Deroselben ist auch ohne Zweifel bekant, daß er durch förmlich_ Gezeigen =
schaftt coram Commissione zu Burglengenfeld den 22. ____ : 1753. jurato
überzeigt worehn seye: Weillen nun den Vernehmmen nach
gedachten Freulens Vermögen nicht sonderlich wohl bestellt, volgsamb (?)
dieselbe bey fürdaurenden Auslaagen in unvermögenden Stand
gesezt werden dürftte, dahero nicht hoffen will, daß er den Churfrtl:
Hochlobl: Regierungs Pruch (?) abwarthen werde, ___ ergehet
an Euer Hochwohlgebohrn mein ergebnistes requiriren, dieselbe
belieben ernanten Paulus Obermayr zu alsbaldigen Entrichtung
dere specificirten 24 f : 18 Kr: 6 Pfennig (?) : , Womit ich mich dermassen, in
Ansehung seiner erarmeten Umstände begnügen lassen will,
anhero Verschaften, oder aber sothannen Betrag ohnbeschwerd hirher
lifernn zu lassen: in welcher __________ unter Erbierthung anderwerttiger
Reciprocation nebst meiner höflichsten Empfehlung erharre.
Euer Hochwohlgebohrn. p.
Schmidtmühlen
den 24. Xbris 1755
Ergebenster deiner (?)
Ferdinand Hector von
Vischpach
Über Kommentare, Hinweise und Unterstützung beim Vervollständigen der Transliteration freue ich mich sehr.