Beiträge von Ö-Transit

    Na hallo,
    ist das der Thread "Wer hat den Längsten"? ;-))

    Da kann ich auch ein Brieflein beisteuern, das in Summe 7 Monate und 3 Wochen unterwegs war, bis es endlich gelesen und beantwortet werden konnte:
    Von Sidney via Hamburg nach Wien. Es ist einer von drei mir bekannten Briefen von Australien nach Österreich vor 1850 - und der einzige, der diesen Weg nahm.
    Ein Stück aus der Sammlung des legendären Hermann Hader.

    Herzlichst
    Gerald

    Hallo Laurent,
    ein wahnsinnig interessantes Thema hast du da eröffnet - merci beaucoup.

    Gerade für unsere bayrischen Freunde gibt´s da ja etliche nette Briefe.
    Heute habe ich eine meiner jüngeren Errungenschaften: Nämlich einen BOC-Brief nach Griechenland! Gibt es ja eigentlich nicht, aber dieses Exemplar wurde entsprechend der Konvention von Würzburg nach Triest gesandt, daher auch 16 KrCM (12 für BOC + 4 für Würzburg). Das Porto wurde in Triest vom Adressaten bezahlt und der Brief nach Athen weitergeleitet. Vorschriftsmäßig wurden die 18 Kr für den Lloyd beglichen und auf der Rückseite angeschrieben.
    Der Brief stammt aus 1844, also der kurzen Periode zwischen den Verträgen von 1843 und 1845.

    Hallo BK,
    das ???? officio ist "fbi" und bedeutet "fürstbischöflich". Der Fürstbischof von Brixen war nicht portobefreit und hatte bis zur Grenze 48x zu zahlen. Wenn man österr. Auslandsbriefe vergleicht, findet man bei Grenzfranco nicht nur häufig die bezahlte Gebühr auf der Vorderseite vermerkt, sondern auch den einfachen Franco-Strich. Allerdings nicht für Halbfranco, sondern für Grenzfranco.
    Bei diesem Brief wurde die bezahlte Gebühr versehentlich vorne angeschrieben, ausgestrichen und richtig hinten vermerkt. Wahrscheinlich war der Adressat, das Eb Ordinariat München-Freising portobefreit, daher kein Vermerk in Bayern. Denn dass die vs. 48x bayrisch sind, ist schwer vorstellbar - wo hätte der Brief auf seinem Weg so viel Gewicht zugenommen? Das wäre dann eine neue Kategorie: Der Zunahme-Brief ;-))
    LG, Ö-Transit

    Lieber bk,


    es ist zwar so gar nicht mehr meine Zeit, aber einen Hinweis kann ich doch geben: Es handelt sich bei diesem Dokument um keinen eigentlichen Brief, sondern um einen Paketbegleitschein, für die es später eigene Formulare gab. Diese mussten mit einer 5 Kr-Stempelmarke versehen werden und wurden dann gemeinsam mit den Paketen versandt.

    Die Gebühren, die darauf vermerkt sind, beziehen sich selbstverständlich auf das Paket.

    Der Weg, den dieses Schreiben mit seinem schweren Anhang nahm, ist interessant: In Mittelwalde/Hzgt. Glatz (nicht: Mitten...) dürfte er die Grenze zu Deutschland überschritten haben und lief dann via Dresden nach Nürnberg.

    Sehr interessant und grenzüberschreitend überhaupt nicht häufig!
    Mehr kann ich dazu leider nicht bieten. Ich hoffe aber, ein warmer Händedruck im Herbst (Sindelfingen) geht sich aus. (Kann Ende Oktober auch sehr nützlich sein).

    Liebe Grüße
    Ö-Transit

    Ja klar - man müsste nur etwas mehr auf die Anmerkungen achten, die auf Briefen notiert sind, dann liegen die Antworten auch ganz nahe. Hast du die Rückseite schon entziffert? Das ist ja die gleiche Tinte wie der "Genes"-Vermerk...
    LG, Ö-Transit

    Hallo Altitalien,


    ein wirklich spannender Brief. Mein Erklärungsversuch ab London (bis dorthin ist eh alles klar):
    Über Paris nach Genua (26. Luglio) und dann weiter nach Neapel. Die "15" müssen eigentlich Grana sein, da sie ja dem Absender verrechnet wurden.
    Genua ist auch deshalb logisch, weil sich GB, F und Sardinien schon zu dieser Zeit weigerten, die Post nach Italien an Österreich auszuliefern. So könnte es leicht sein, dass der Brief sogar mit dem Schiff nach Neapel ging. Für die Post aus Italien war der Weg vertraglich strikt geregelt und der Kirchenstaat konnte gar nicht anders, als Österreich zu beliefern.
    Was mit der restlichen Gebühr (F, GB) war??? Ich habe das Gefühl, dieses Geld wurde einfach "abgezogen" (in Österreich nannte man es so, wenn eine Gebühr uneinbringlich war).

    Liebe Grüße
    Ö-Transit

    Hallo liball,

    deine Vermutung ist absolut richtig: Es handelt sich um die Gebühr der Wiener Stadtpost. Allerdings braucht es für die 6x keinen Briefbund. Die Stadtpost verrechnete für den einfachen Brief 2x. Da dieser Brief aber 3-fach schwer ist, ergeben sich die notierten 6x.
    Auch das ein wunderbarer Brief!

    Beste Grüße
    Ö-Transit

    Hallo VorphilaBayern,

    die Illyrischen Provinzen waren Frankreich sozusagen einverleibt, daher auch dieselbe Gebühr in Decimes - wie Liball schon bemerkte.
    Zu Sillian: Ich kann bei den Scans kein französisches Amtssiegel erkennen??? Der Stempel ist eindeutig KK (also noch immer österreichisch trotz bayrischer Besetzung) und soweit man am Siegel erkennen kann, ist noch der Doppeladler drauf. Allerdings ist das sehr schwer auszumachen...

    Jedenfalls sind beide schöne Stücke!
    Liebe Grüße
    Ö-Transit

    Hallo Liball,

    die 9 g erklären dann die höhere Progression. Österreich war in diesem Fall einfach "großzügig", denn 9 g sind eindeutig mehr als ein halbes Loth.

    Ein wunderbarer Beleg! Gratulation
    Ö-Transit

    Hallo Liball,

    das heißt mit ziemlicher Sicherheit Aburg und damit wohl Augsburg. Nach dem Rötel könnte es ein österr. Vermerk sein.

    Was die Gewichtsprogression betrifft: Irgendwo muss es doch wohl auch eine Charge-Gebühr gegeben haben? Könnte sich die höhere Gebühr in Baden/Bayern nicht auch darauf beziehen? Österreich ignorierte ja grundsätzlich Auslands-Charge und rechnet die einfache Gebühr von 14 x für die größte Entfernungsstufe nach dem Tarif von 1817.

    Liebe Grüße
    Ö-Transit

    Hallo kibitz,

    ja, der Stempel ist mit 7/8 eindeutig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich bei dabei um einen Irrtum handelt. Auch wenn mir nicht klar ist, warum auf diesem Brief die 7/8 gelten...


    Hier ist noch einer mit dem etwas häufigeren 6/8 - was auch hschr. bestätigt wurde. Dieser lief 1825 von Wien nach London, war aber nicht eingeschrieben. Der Absender hatte die 4-fache Gebühr von 56 Kreuzern bis zur Grenze zu bezahlen. Wie so oft in Österreich war das Grenzfranco vorne angeschrieben.

    Schönen Abend
    Ö-Transit

    Liebe Freunde,

    nils: Danke für den Tipp! Manchmal verliere ich vor lauter Threads schon den Überblick, da ist es gut, dass es einen Administrator gibt! :)


    @ kibitz: das ist natürlich die Gretchenfrage!
    Es sind ja nicht 6/8 sondern 7/8. Damit ergeben sich einmal 8,25 x 7/8 = 759, dann fehlen noch 4d auf die angeschriebene Summe. Woher die kommen, weiß ich aber selbst nicht... Für zweckdienliche Hinweise wäre ich wirklich sehr dankbar!

    Mich würde ja interessieren, wie der gute Herr Edlmann reagiert hat, als er dieses Paket in Empfang nahm. Das müssen schon extrem wertvolle Dokumente gewesen sein, wenn man ein so hohes Porto dafür zahlt.

    Liebe Grüße
    Ö-Transit

    Liebe Freunde,


    nachdem kibitz freundlicherweise einen GB-Österreich-Thread eröffnet hat, hier ein schweres Stück am umgekehrten Weg: 1821 von Triest nach London, 8 1/4 Unzen schwer und als Charge-Brief aufgegeben am Weg über Sardinien und Frankreich. Der Brief kostete die ungeheure Summe von 3 Pfund 3 Pence und 7 Shilling. Mir gefällt auch der schöne Nota-Bene-Vermerk in Rötel und natürlich der gute Unzen/Gebühren-Stempel.

    Beste Grüße
    Ö-Transit

    Hallo kibitz,

    ist ja fast so etwas wie eine Dublette - würde ich mich rasch davon trennen... :rolleyes:

    Im Ernst: 5-fach schwer!!! Das ist wirklich ein harter Brocken :P :P :P

    Dazu kann ich nur ganz herzlich gratulieren - ein ausnehmend schönes und mit diesem Gewicht wohl einmaliges Stück!

    Weiter von einem ähnlichen Brief träumend
    Ö-Transit

    Hallo Kibitz,

    ein Traumbrief - nur leider in der falschen Sammlung :P


    Den Ausführungen von bk ist wie immer nichts hinzuzufügen. Die Österreicher hatten mit GB keinen direkten Postvertrag, daher galten die Bestimmungen aus den preussischen Verträgen (GB-PR, PR-A).

    Gratulation zu dem Brief
    Ö-Transit

    Liebe Freunde,
    den Ausführungen von Altitalien ist selbstverständlich nichts hinzuzufügen... - ausser vielleicht, dass man aus kakanischer Sicht doch eher vom ÖSTERREICHISCH-italienischen Postverein spricht. Diese Vorrangstellung Österreichs räumen ja sogar die Italiener ein, die von der Lega Austro-Italica (Italiana?) sprechen ;) ;)

    Tatsächlich sind die roten Alta Germania Nord extrem selten. Meinen einzigen zeige ich hier auf einem Brief aus Nürnberg. Er stammt aus 1847 und ist entsprechend dem Tosti-Tarif in die 3. Distanz mit 28 Baj. taxiert. Leider ist die Qualität mäßig. Wenn also jemand einen schöneren abgeben möchte, kann er sich gerne bei mir melden :P

    Liebe Grüße
    Ö-Transit

    Hallo Nils,
    solche Zeichen tauchen auf Briefen von Beginn an seit dem frühen 16. Jh. auf. Sie haben im Grunde nichts mit der Post zu tun, sondern sind eine Art reduzierter Überrest der Handelszeichen, wie man sie im 15. Jh. auf vielen Briefen aus Italien findet. Auch dieses Zeichen stammt vom Absender, wie die Tinte klar zeigt. Die Interpretation dieser Zeichen reicht von: "Gott befohlen" bis zu "Durch Güte". Einig ist man sich jedenfalls, dass es nichts mit Taxen oder Gebühren zu tun hat. Im Übrigen findet man ähnliche Zeichen auf praktisch allen Furhmannsbriefen.
    Liebe Grüße
    Ö-Transit