• Hallo zusammen,


    hier möchte ich einmal für eine "unscheinbare" Marke eine Lanze brechen. Mit gerade einmal einer Auflage von 765.000 ist diese Marke seltener als die Schwarze Eins. Aber da sie ein ziemlich liebloses "Mauerblümchen"-dasein führt, ist sie im Verhältnis zu den Quadratmarken relativ günstig auf dem Markt zu bekommen. Die Marke ist im Oktober 1862 erschienen. Sie war für die vereinfachte Gebührenabrechnung für unfrankierte Briefe im Ortsbereich einschließlich des Landpost-Zustellbereiches vorgesehen. Dafür ist gleichzeitig die Aufzeichnung des "Portos" auf der Rückseite entfallen.


    Bayern-klassisch hat im Rundbrief 57 der Arbeitsgemeinschaft Bayern (klassisch) einen bemerkenswerten Beitrag aus Sicht des Postgeschichtlers über die "Porto Mi.Nr. 1 - Verwendungform einer unscheinbaren Marke" geschrieben. Hier wollen wir die Marke beleuchten aus Sicht der Markensammler, die den postgeschichtlichen Aspekt nicht aus den Augen lassen.


    Hier als Einstieg zunächst die Verordnung vom 22. September, veröffentlicht am 30. September und frühestens in der 1. Oktoberwoche bei den Postlern. Also konnte dann erst beim Bezirksamt die Marken bestellt werden. Nix war es mit einem Erstagsbrief vom 01. Oktober 1862. Dann ein Probedruck und schließlich ein Instruktionblatt. Dieses Blatt ist derzeit als Los Nr. 1461 bei Siegfried Deider auf seine 49. Auktion vom 14.-15.10.2011 zu ersteigern.


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert
    - gleich geht es weiter -

  • Hallo zusammen,


    und schon geht es weiter. Kurt Karl Doberer hat in seinem lesenswerten Büchlein "Bayern-Philatelie" über die Porto Nr. 1 geschrieben. Dort ist das Verfahren beschrieben, nach dem er fünf Typen feststellen konnte und wie diese hergestellt wurden. Diese Typen sind ohne ein erkennbares System auf der Druckplatte von 90 Stück verteilt. Ich habe diese fünf Typen als Anhang beigefügt.


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo zusammen,


    hallo nils, schön wenn es gefällt.


    Die Porto Nr. 1 ist die einzige Bayernmarke, bei der der rote Seidenfaden quer verläuft. Der große Zwischensteg zwischen den beiden 45er Halbbogen ist daher ebenfalls um 90 Grad verdreht.


    Hier zeige ich meinen frühesten Brief vom 19. November 1862.


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Hasselbert


    Ich kann nicht viel zeigen. Aber ein Brief habe ich.


    In 1. Januar 1869 schickte der Apotheker in Vilshofen eine Rechnung an das Gemeinderat in Albersdorf. Der Apotheker wollte der Brief nicht frankieren und hat der Brief als Portobrief geschickt. Der Postbeamter hat die Marke geklebt und mit Feder markiert. Eine Entwertung ist es also nicht.
    Und wie einige Mitgliedern hier weiss, ist der Brief schon anderswo gezeigt. Passt aber besser hier :)


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo zusammen,


    hallo nils, es ist immer schön, wenn man auch einen Portobrief mit Portomarke aus seine "Heimat" hat. Dein Brief entspricht genau den Vorschriften.


    Hier noch zwei auffallende Plattenfehler. Einmal "Empfänge " ohne r und einmal Bom anstatt Vom.


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo zusammen,


    hallo bayernjäger,


    eine J.P.S. Justiz Parteien Sache von Haßfurt nach dem 1 Meile südwestlich auf der anderen Mainseite gelegene Horhausen, das damals nur wenige Häuser groß und im Zustellbereich von Haßfurt lag und 1 gute Meile von einem gewissen Gädheim entfernt liegt, ja der Beleg mußte geradezu in Deine Sammlung. Und was auf der linken und oberen Seite der Marke fehlt ist ja im Übermaß auf rechten und unteren Seite vorhanden. Ein Superbeleg, mir gefällt er.


    Grüße aus Frankfurt, auch am Main
    hasselbert

    Einmal editiert, zuletzt von hasselbert ()

  • Hallo Bayernfreunde,


    Bayern klassisch macht ja Urlaub. Dann traue ich mich mal und zeige 2 lose Portomarken P1: :D


    Die erste Marke ist postfrisch mit einem recht breiten Unterrand.
    Bei diesem Stück kann ich stolz sagen, dass es sich um eine Marke "ex Boker" handelt. :thumbup::thumbup:
    Allerdings wurde bei der 8. Boker-Auktion im Nov. 1988 gleich ein ganzer Bogen der P1 versteigert. Einen Teil dieses Bogens hat man dann auf Einzelmarken und Viererblöcke aufgeteilt - eine Schande. Meine Marke kann ich anhand des Randes als Marke aus Feld 86 im Bogen einordnen.


    Die zweite Marke hat einen sauberen Abschlag des gMR 292 von Ludwigstadt Of. Sie zeigt den Plattenfehler "Bom".
    Anhand des Plattenfehlers und der übrigen Feldmerkmale kann man sie aus Feld 15 des unteren Halbbogens einordnen.


    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Hallo Sammlerfreunde,


    ich habe zur P 1 mal einen Blick in mein Schweinfurt-Album geworfen. Da sieht es recht düster aus!


    Von diesen Marken waren aus Schweinfurt in den letzten Jahren nur sehr wenige (im Vergleich zu vielen anderen Sachen) im Angebot. Außerdem war die Schere in Schweinfurt meist auf Abwegen.


    Das Ergebnis meine Ausbeute seht ihr hier:


    drei Einzelmarken mit oMR 479, Halbkreisstempel, Einkreisstempel
    und
    ein Brief mit Federzugentwertung von 1862


    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo zusammen,


    hallo bayernjäger,


    ja das sind die Briefe, die unsere Sammlungen beleben und interessant machen :thumbup: . Außer uns beiden sammelt anscheinend niemand die Porto Nr. 1, die wirklich alles andere ist, nur nicht langweilig. Das wollen wir hier zeigen.


    Hier ein Briefstück einer Parteiensache mit einem waagrechten Paar, das mit dem geschlossenen Mühlradstempel 491 von Sonthofen entwertet ist.


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo hasselbert,


    von "Sammeln" der Portomarken kann man bei mir eigentlich nicht reden. Die Portomarken gehören eben einfach dazu und wenn ich ein Stück aus meine Ecke oder für eine meine Spezialsammlungen finde, dann sehe ich zu, dass ich es erwerben kann.


    Anbei ein Stück aus meiner Charge-Sammlung.


    Unfrankierter Chargé-Brief der Lokalkorrespondenz in den Landpostbezirk. Die unfreie Aufgabe von Kempten nach Hegge vom 19.10. (Brief leider ohne Jahresangabe) hatte zur Folge, dass das fällige Porto für die 1. Gewichtsstufe bis 1 Loth 3 Kreuzer statt der 1 Kreuzer für frankierte Briefe betrug. Mit Ausgabe der Portomarken zum 1.10.1862 mussten die Portobeträge zur einfacheren Gebührenberechnung der Lokalkorrespondenz durch den Postbeamten in Portomarken geklebt werden. Dies betraf anfangs allerdings nicht die Chargé-Gebühr, weshalb ein blauer handschriftlicher Vermerk für die dafür fälligen 6 Kreuzer angebracht wurde.


    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo zusammen,


    hallo bayernjäger,


    das ist ja eine (nach bk) Obergranate :thumbup: :thumbup: :thumbup: . Noch nie habe ich einen eingeschriebenen Portobrief im Orts- bzw Zustellbereich gesehen.


    Grundsätzlich waren in Bayern Einschreiben nur frankiert unter Abgabe am Schalter möglich. Die Einschreibgebühr gehörte nämlich zu den persönlichen Einnahmen des Postlers und darauf wollte natürlich keiner verzichten. Mit der Änderung des Postvereinsvertrages, bekanntgegeben durch die Verordnung vom 30. Dezember 1860, war nunmehr in der Fußnote 11 zum Paragrafen über die Recommandation vermerkt, dass auch unfrankierte Briefe eingeschrieben werden können. Damit hob auch Bayern den Frankierungszwang für Einschreibbriefe auf. Der Adressat hatte neben dem Porto auch die Einschreibgebühr zu zahlen. Diese wiederum wurde der Aufgabepost gut geschrieben, sodass der Postler zu seinen 6 Kreuzern kam.


    Hier zeige ich dazu passend einen eingeschrieben Brief im Zustellbereich von München nach dem auf der anderen Isarseite gelegenen Haidhausen, das 1854 eingemeindet worden ist.


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Verehrte Freunde,

    Außer uns beiden sammelt anscheinend niemand die Porto Nr. 1


    nur weil viele von uns in diesem Bereich besitzlos sind, wie es scheint, heißt das nicht, dass man die eingestellten Stücke nicht genießen kann - mir gefällt alles, was ich in diesem Thread bisher gesehen habe. Danke für's Zeigen und Erklären! Auf einen Brief mit einer P1 für meine Sammlung warte ich noch - bisher war nur eine P3 für mich drin.


    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo Erdinger,
    der von mir zitierte Satz war auf keinen Fall als "Schelte" gedacht, lediglich eine wertfreie Feststellung. Selbstverständlich werde ich weiterhin Belege zu der Porto 1 zeigen. ich freue mich und bin sicher, dass sich viele mit mir an den Belegen und Erklärungen erfreuen. Man kann es ja an den vielen Zugriffen sehen. Aber ich hoffe auch das der eine oder der andere ....


    Grüße aus Frankfurt, der immernoch überfüllten IAA Stadt
    hasselbert

    3 Mal editiert, zuletzt von hasselbert ()

  • Hallo bayernjäger,


    einen Brief wie den unter # 16 wird man wohl noch ein paar Jahrzehnte suchen dürfen - das ist ganz großes Kino. :P:P


    Hallo hasselbert,


    danke für das Anstossen dieses tollen Themas hier. ;)


    Zitat

    Eine Entwertung war nicht vorgeschrieben, zumal der Brief den Zustellbereich ja nicht verlassen konnte.


    Wie kommst du darauf, dass die Marke nicht entwertet werden sollte? In der VO kann ich dazu nichts finden. Die meisten Marken sind auch entwertet worden, wie man anhand deiner schönen Stücke sehen kann, was man kaum getan hätte, wenn verordnet worden wäre, dies zu unterlassen. Ich weiß, dass in der Sekundärliteratur dies immer so geschrieben wird/wurde, kann aber keinen Hinweis in der Primärliteratur darauf finden.


    Hallo Nils,


    Zitat

    Eine Entwertung ist es also nicht.


    dein sehr schöner Brief - innen wie außen hat er Klasse - zeigt doch eine entwertete Marke, hier mit Federzug, den ich persönlich nicht gering schätze, weil es nicht viele schöne Briefe mit Marken dieser Entwertung gibt.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.