Portobriefe 1847-1858

  • Etwas Off-topic, aber dennoch: Bei den Postverträgen Vereinigtes Königreich/Frankreich wurde beispielsweise bis zum Postvertrag von 1836 (gültig bis Mitte 1843) einzeln abgerechnet. Ab dem Postvertrag 1843 dann im Paket (bulk rates).


  • Hallo Martin,


    das ist mal eine klare Ansage, jetzt beginnt der Groschen zu fallen, super ! :):thumbup:


    Viele Grüße

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,


    ich versuchs nochmal:


    Bei Portobriefen verkaufte die bayer. Post ihre Briefe je Unze = 30g an Frankreich, wie Frankreich seine Portobriefe je Unze = 30g an Bayern verkaufte.

    Für eine Unze = 30g schrieb man dem Vertragspartner 12 Decimes = 36x postalisch gut.


    Angenommen wir haben, um es einfach zu machen, 5 Briefe zu je 6g von Bayern nach Frankreich, also genau eine Unze Briefe = 30g.

    Bayern taxierte diese Brief NICHT, sondern gab sie via Forbach/Strasbourg/Wissembourg den Franzosen.

    Diese öffneten das Paket von bayer. Portobriefen und legten diese Briefe alle zusammen auf die Waage - Resultat: 30g total.

    Jetzt schrieb das franz. Grenzpostamt (Forbach/Strasbourg/Wissembourg) Bayern 12 Decimes = 36x gut. Bayern freute sich.

    Forbach/Strasbourg/Wissembourg musste nun jeden Brief individuell wiegen und nach Gewicht taxieren. Sagen wir mal, dass alle 5 Briefe aus München über Strasbourg nach Paris liefen, dann taxierte Strasbourg jeden Brief mit 5 Decimes (rechtsrheinisches Bayern, unfrankiert, bis 7,5g inklusive nach Frankreich). In summa machte das 6 mal 5 = 30 Decimes.

    Diese 30 Decimes (postalisch 90 Kreuzer) kassierte man von den Empfängern in Paris. Da man an Bayern 12 Decimes = 36x für diese 5 Briefe vergütet hatte, verblieben der franz. Postverwaltung somit 18 Decimes = 54x.


    Alternativ nehmen wir 3 Briefe zu je 10g von München nach Paris. Das war zusammen auch eine Unze und Bayern bekam von Strasbourg wieder seine 12 Decimes = 36x gutgeschrieben, keine Veränderung also, da das individuelle Gewicht der Briefe egal war.

    Aber jetzt waren diese 3 Briefe jeweils im 2. Gewicht und Frankreich taxierte jeden mit 10 Decimes (5 Decimes plus 5 Decimes). Damit kosteten diese 3 schweren Briefe ein Gesamtporto von 30 Decimes = 90x postalisch; abzüglich der bayer. Vergütung von 12 Decimes = 36x ergab sich somit keine Veränderung.


    Aber jetzt berechnen wir 10 Briefe zu je 3g = 30g von München nach Paris, also wieder eine Unze bayer. Portobriefe von München nach Paris. Strasbourg kauft diese wieder von Bayern für 12 Decimes = 36x wie schon zuvor ab.

    Aber jetzt gab es mehr Geld für die Franzosen, denn jeder der 10 Briefe wurde mit 5 Decimes (postalisch 15x) von Strasbourg taxiert. Damit haben wir 50 Decimes = 150x Gebühren in Paris, womit Frankreich 50 Decimes minus der bayer. 12 Decimes = 38 Decimes (114x) verdiente. Das war wesentlich mehr, als bei den ersten beiden Beispielen die errechneten 18 Decimes.


    Fazit: Bei pauschaler Verrechnung (= Abkaufen von Briefen im Bündel, hier je Unze) wurde der Gewinn für die abkaufende Postverwaltung umso höher, je weniger die Briefe wogen.


    Du kannst dir spaßeshalber auch 15 Briefe zu 2g bzw. 30 Briefe zu 1g durchrechnen, um das nachzuvollziehen, oder einen Brief zu 30g berechnen.


    Lies dir das in Ruhe durch, dann ist es ganz einfach, ich habe es schließlich auch verstanden. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    alles sehr verständlich und korrekt, was Du schreibst. Vielen Dank!


    Die Paketabrechnung war daneben aber auch revolutionär, vereinfachte sie doch den Postablauf erheblich und verringerte damit die Laufzeiten substantiell.


    Viele Grüße

    Martin


  • Vielen Dank an Euch bei dieser Hitze,


    diese bulk rates, das wird mir ab jetzt als Eselsbrücke hängen bleiben.

    Für eine Unze = 30g schrieb man dem Vertragspartner 12 Decimes = 36x postalisch gut.


    Nur nochmal der Vollständigkeit halber, wenn es dann bspw. 37,5 gr Gesamtgewicht bei dem von BY kommend eröffneten Briefpaket mit mehreren Sendungen waren, dann schrieb man BY 15 Decimes = 45 Kr gut, richtig ?


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Lieber Martin,


    so isses - die Aufgabepost hatte nur die Portobriefe in der Briefkarte summarisch zu erfassen über das Gewicht, also nicht mehr individuell zu zählen, Angabe der Gewichtsstufe usw., sondern einfach zu notieren 300g und fertig. Daher durften die Aufgabeposten auch bei PORTOBRIEFEN nicht taxieren, nur die Abgabeposten, denen dann das Wiegen und Taxieren der Briefe oblag (bzw. den Grenzpostämtern).


    Es hatte schon seinen Grund, warum die franz. Postverwaltung in kleinsten Einheiten (früher unter 6g, unter 8g, unter 10g usw.) tarifierte, denn, wie oben beschrieben, vermehrten leichte Briefe den Gewinn ungemein ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Tim,


    das weiß ich nicht sicher, ob man schon bei 30,1g Briefpaketgewicht 24 Decimes ansetzte, oder ob man das eine Unze überschießende Briefpaketgewicht in Relation vergütete, also pro Gramm ein Dreißigstel von 12 Decimes.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Ralph,


    na, dann war die Frage ja doch so dumm gar nicht ^^ Wenn es bereits bei geringstem Überschreiten der 30 gr schon voll auf die nächsten, d.h. 24 Decimes für BY gerechnet worden wären, dann wäre die eigene Marge für F ja massiv geschmälert gewesen. Kann ich mir jetzt eher kaum vorstellen, dass man einen Vertrag mit so Fallstricken für sich ausgehandelt haben sollte.


    LG

    Tim

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  • Hallo Tim,


    so isses - ich denke, dass man alle Gewichte im Laufe eines Abrechnungszeitraums (Monat, Quartal) aufaddierte und dann sich gegenseitig in Rechnung stellte, also z. B. Bayern verkaufte seine Portobriefe an Frankreich mit 30 kg im Monat, aber Frankreich hatte seine Portobriefe mit 30 kg und 10g verwogen, so dass der Abrechnungsschuldige halt wegen der 10g final 36x = 12 Decimes dem anderen vergüten musste. In der Regel wurde in der Währung der Verwaltung vergütet, die eine Forderung hatte.


    Wenn man es also auf den Monat bzw. das Quartal (ich glaube eher, dass es ein Quartal war) hochrechnet, dann war es fast egal, ob es ein paar Gramm mehr oder weniger waren, weil man sich ja über diesen Zeitraum viele Kilogramm Briefe verkaufte und dabei gut verdiente.


    Im DÖPV waren z. B. Beträge bis 1x / 1/4 Sgr. unerheblich und wurden gar nicht ausgeglichen. Ob es das mit Frankreich auch gab, weiß ich nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    den folgenden Brief schaue ich mir nun schon 10 min. an, ohne irgendeine Erklärung für die gestrichene bzw. endgültige Taxe zu haben und ich dachte, ich hätte von Bayern - Frankreich ein wenig Ahnung ...

    Aufgabe in Regensburg am 12.03.1849, jedoch durften Portobriefe nach Frankreich von Bayern nicht taxiert werden. Am 15.03. schlug er in Strasbourg ein, wo man ihn mit 12 Decimes (??) taxierte, ehe man die 12 strich und durch eine 9 Decimes ersetzte. Weder auf 12, noch auf 9 Dec. komme ich.

    Über Paris und Besancon lief er nach Beaune, wo er am 19.03. für 9 Dec. zugestellt wurde.

    Sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung der Taxe führen, nimmt jeder Postgeschichtler dieses Forums entgegen, auf Wunsch auch vertraulich. :)

  • Lieber Dieter,


    an der 12 hatte ich auch gezweifelt, aber Bayern durfte ja solche Briefe gar nicht taxieren und den Brief sah man erst wieder auf der Post in Strasbourg, nach Regensburg hatte den also keiner bearbeiten können ...


    Lieber Christian,


    ich meine, es ist eine 9, aber eine 2 für 2 Decimes war ja viel zu wenig (ein Portobrief hätte ja eigentlich 5 Decimes kosten sollen im 1. Gewicht, im 2. Gewicht 10 Decimes usw.). Wie kommt man da auf 2, 9, oder sonst eine andere Taxe?

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Ralph,


    ich verstehe die Taxierungen auch nicht, da ich keine Tabellen nach 1806 habe. Gab es einen Vertrag mit Bayern?

    Es wurden auf jeden Fall 9 Dec. angeschrieben.


    liebe Grüße

    Dieter

  • Lieber Dieter,


    siehe Thread-Titel 1847-58, das war der Vertrag hinsichtlich seiner Gültigkeitsdauer.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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