Schweiz - Bayern

  • ... wunderschön - kein Wunder, dass unsere Schweizer Freunde diese Ausgabe höchst intensiv erforschen und sammeln. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    heute mal eine kleine Spezialität von mir: Zürich, 15.5.1850, an "Herrn Ph. H. Kraemer Eisenwerk bei St. Ingbert bei Zweibrücken Bayr. Pfalz". Obwohl es für den Kanton Zürich seit 1.3.1843 eigene Marken zu 4 und 6 Rappen gab, wären diese auf frankierten Auslandsbriefen nicht gültig gewesen, obwohl diese bis 30.9.1854 im Lokalverkehr gültig waren.


    Auch die beiden Marken der Bundespost (ab 1.1.1849) zu 4 Centimes, die sog. Waadt, vom 22.10.1849, bzw. die Folgemarke zu 5 Centimes vom 22.1.1850, kennen wir nicht auf Briefen nach Bayern, so dass man hier zur Barfrankatur greifen musste, wenn ein Postkunde frankiert ins Ausland versenden lassen wollte.


    Der Franco - Stempel von Zürich bestätigte dies auch und siegeleseitig sehen wir 2 Taxen: 16 in Rötel und 12 in violetter Tinte. Die 16 Schweizer Kreuzer waren der Gesamtbetrag für die beteiligten Postgebiete Zürich (Schweiz), Baden und Bayern. Die 16 notierte also der Beamte am Annahmeschalter. Die 12 waren das Weiterfranko für Baden und Bayern, denn Korrespondenz in die Pfalz war stets den badischen Posten auszuliefern und ab dem 1.8.1843 galt zwischen Baden und Bayern ein Gemeinschaftspostvertrag, der beide Staaten zu einem Postgebiet erklärt hatte. Hierbei galt bei einfachen Briefe bis 1/2 Loth über 15 Meilen eine halbscheidig zu teilende Gebühr von 12 Kreuzern, egal nach wohin in der Pfalz die Briefe gerichtet waren.


    Für die Schweiz galt Zürich - Basel über 10 - 25 Wegstunden (eine Wegstunde betrug 4,8 km, also hier in direkter Linie über 48 bis 120 km) = 4 Kreuzer, so dass hier alles korrekt berechnet worden war (auch bis 1/2 Loth einfach).


    Am Folgetag wurde der Brief der badischen Bahnpost übergeben, die mit dem Curs II - Stempel und dem Nordstern dokumentierte, dass es nach Norden ging. Über Mannheim - Ludwigshafen ging es dann am 18.5. nach St. Ingbert, wo der Brief seinem Empfänger übergeben wurde. Dank der badischen Bahnpost ein zügiges Unterfangen.

  • Hallo zusammen,


    heute gibt es mal wieder einen Beleg nach Bayern von mir zu sehen, der relativ selten ist.


    Aufgegeben wurde der Brief am 27.05.1871 in Winterthur und adressiert an Martin Spengelin in Lindau.
    Siegelseitig wurden zwei Stempel abgeschlagen, ein Transitstempel von Rorschach und der Ankunftsstempel von Lindau, jeweils vom gleichen Tag (beides 27.05.).


    Frankiert wurde der Brief allerdings nach dem alten Vertrag mit dem DÖPV (galt bis zum 31.08.1868 ) bloß mit 20 Rappen (10 Rappen Tübli + 10 Rappen Zufrankatur), und zwar für einen Brief vom 1.Schweizer Taxrayon in den 1.Vereinsländischen Taxrayon. Allerdings trat ab dem 01.09.1868 ein neuer Vertrag in Kraft, nach dem Briefe bis 15 gr. nach Deutschland einheitlich mit 25 Rappen zu frankieren waren. Vergleicht man die alten Tarife, bei denen je nach Taxrayon 50, 40 oder 30 Rappen zu frankieren waren, mit dem neuen Vertrag, trat eine Gebührenreduktion ein, mit einer Ausnahme, dem damaligen 20 Rappen-Tarif (wie er bei meinem Brief vorliegt), welcher mit dem neuen Vertrag um 5 Rappen erhöht wurde.


    Die Nachtaxierung mit 9 Kreuzern (in Bläuel) ist korrekt, da zu dieser Zeit (vom 1.9.1868 bis zum 30.6.1875) ungenügend frankierte Briefe in Bayern grundsätzlich wie unfrankierte mit 14 Kreuzern belastet wurden, abzüglich der geklebten Frankatur (umgerechnet 5 Kreuzer). Aufgrund ständiger Kursschwankungen wurden 20 Rappen mal mit 6 mal mit 5 Kreuzern umgerechnet. Der Empfänger hatte dann die 9 Kreuzer Nachporto zu tragen.


    Aus dieser Zeit dürfte ein solcher Nachportobrief relativ selten sein, wenn man bedenkt, dass der neue Vertrag 1871 bereits knapp 3 Jahre bestand. Aus der Anfangszeit des neuen Vertrages findet man solche Briefe auf jeden Fall sicherlich öfter...


    Liebe Grüße


    Kevin

  • Liebe Freunde,


    dass ein Schweizer eher zu der Gattung der sparsameren Menschen zählt, ist kein Privileg der heutigen Zeit, sondern konnte schon länger beobachtet werden. Wie lange schon? Nun, in St. Gallen zumindest seit dem 29.4.1865, als man einen Brief nebst 1 Balle(n) Baumwollgarn "franco Fracht und Ausgangszoll" der Firma Martin Spengelin zukommen ließ. Der Brief war natürlich in der Ware versteckt, aber die dortige Güterexpedition entnahm ihn und klebte eine Portomarke zu 3 Kreuzern auf, womit sie den Schweizerischen Schmuggelbrief als unfrankierten Ortsbrief in Bayern akzeptierte.


    Der Ballen scheint nicht so klein gewesen zu sein, denn es wurden als Wert 900 Gulden (3 Jahresgehälter eines durchschnittlichen Beamten damals) angesetzt und der Endempfänger war Jeig & Roth in Oelsnitz.


    Bei der Entwertung der Portomarke könnte man fast von einer Vorentwertung sprechen, wenn nicht unten rechts der Strich 1mm auf den Brief übergehen würde. Aber die Arbeit mit einem Lineal ist hier ganz klar bewiesen, weil kein Mensch so gerade ein X anbringen kann.


    Mit diesem kenne ich 4 Briefe dieser Art aus St. Gallen, alle von derselben Firma an dieselbe Firma in Lindau, wobei ich noch einen habe, bei der der K.G.E. Lindau - Stempel abgeschlagen wurde.


    In jedem Fall sind Schweizbriefe dieser Art größte Seltenheiten und, Sigi Deider sei Dank, alle Jubeljahre mal bei großen Bayernauktionen im Angebot, so dass ich hier glücklich zuschlagen konnte.

  • ... well bought, Sylvain - everything as it should be.


    Bonus: Wrong date of Kaiserslautern, as the "30" is inverted. :P


    Pretty rare as well, as printed matters to Palatine are not easy to find. Again, well done!

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Wrong date of Kaiserslautern, as the "30" is inverted.


    ...früher war man dort mit dem Stempelstecken nicht bei der Sache, heute beim Fußball ;(



    nice one Sylvain ! 8o-
    ö
    Viele Grüße
    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... fast, faster, Bavaria! ^^


    Spendid example how fast the Bavarian post was at that time. Thanks for showing us this raisin (as we say).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    ein nettes Forumsmitglied hat mir folgendes Kärtchen vermacht, über das ich mich sehr gefreut habe:


    Romont, 21.11.1873 an die Firma Maerz & Braun nach Nürnberg, bei dem eine 5 Rappen Inlandspostkarte mit weiteren 5 Rappen auffrankiert wurde. Ankunft in Nürnberg am 23.11.1873.


    Nach langer Beobachtung des Marktes zwischen beiden Ländern muss ich feststellen, dass es viel mehr (auch oder gerade schöne) Postkarten von der CH nach Bayern gibt, als umgekehrt.

  • Hallo,

    am 27. Juli 1867 wurde folgender Tübli-Brief in Lenzburg versandt. Der Hotelgast in Bex war aber schon abgereist und hatte anscheinend Anweisungen für noch eintreffende Post hinterlassen. So wurde der Brief nach Zürich weitergeschickt. Dafür wurden 10 Rappen als Porto notiert. In Zürich wurde der Brief erneut umadressiert nach Lindau. Die neue Notierung 6 Kr für die Schweiz setzt sich zusammen aus den gestrichenen 10 Rappen = 3 Kr plus 3 Kr für die neue Versendung - Zürich lag im 1. Schweizer Rayon. Zusammen mit den 3 Kr für Bayern - Lindau im 1. vereinsländischen Rayon - musste der Empfänger schließlich 9 Kr zahlen.

    Viele Grüße

    Bruno

  • Lieber Bruno,


    den hätte ich auch genommen - als IM Bayern! :thumbup:


    Interessant war, dass er sich erst die Post unter poste restante nachschicken ließ, dann aber nach Lindau nur normal, wegen präziser Zustelladresse. Hat man so sicher nicht oft.


    Ein Stück genau nach meinem Geschmack!

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,


    einen nachtaxierten AUS der Schweiz, findet man jetzt auch nicht alle Tage, hier fehlten 5 Rappen für den Auslandsnormalbrief, was umgerechnet so knapp 4 Pfennigen entspricht. Bei dem lt. UPU doppelt zu erhebenden Fehlbetrag waren dies dann am Empfangsort 8 Pfennig, die auf 10 aufgerundet wurden.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • ... nur ein Wort: LUXUS!

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ...yipp, und anbei nun das erste, nur mit den seit 1882 verausgabten Wertschildausgaben freigemachte Streifband. Da bei den Auslandsdrucksachen bis 1921 für 50 gr Gewicht jeweils 5 Rappen anfielen, handelte es sich vorliegend um eine bis 150 gr, die im linksrheinischen Bayern noch eine Weiterleitung von Speyer nach Kaiserslautern vollzog.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • ... schöne DS - auch so spät nicht häufig!

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,


    auch wenn jüngere Schweizbelege gerade etwas off topic sind, den hier zeige ich doch recht gerne, denn es ist das Großformat der 25er Tübli-Ganzsachen (U 12B). War in der Sammlung bislang noch nicht belegt und kommt auch recht ordentlich erhalten daher.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Brief:

    Portobrief aus Bevers (Graubünden - Schweiz) vom 22. Januar 1813, über Feldkirch (Vorarlberg - Kgr. Bayern, nach Augsburg (Kgr. Bayern). Von Bevers bis Chur (Graubünden - Schweiz) fielen 11 1/2 Bluzger Porto an, die umgerechnet knapp 8 Kreuzer rh. waren. Dazu kamen 6 Kreuzer von Chur bis Feldkirch, davon bekam der kgl. bayer. Briefsammler Christian Dalp in Chur 1 Kreuzer. Diese 14 Kreuzer wurden rechts oben in Feldkirch angeschrieben. Dazu wurde der Stempel "R.3.FELDKIRCH" abgeschlagen. Von Feldkirch bis Augsburg betrug das Porto 8 Kreuzer, so daß der Empfänger in Augsburg 22 Kreuzer Porto bezahlte.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Interessant ist, dass der sogenannte Blutzger im laufe der Jahre nicht immer den gleichen Umwandlungswert gegenüber anderen Währungen zu dieser Zeit hatte.

    Habe ich heute gelernt als wir das Thema Währungen hatten in einem anderen Thread.

    Somit kostete ein Brief schlussendlich den Empfänger nicht immer gleich viel.

    Währungen, Numismatik und deren Umrechnung sind auchinteressante Gebiete......