Dienstbriefe mit Besonderheiten

  • Lieber Dieter,


    so isses! Wir lieben beide das Gleiche - du bei Preussen, ich weiter südlich ... 8o

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Brief:
    Brief aus Adelholzen vom 12. Oktober 1816 mit Aufgabestempel "TRAUNSTEIN.R.4", ins nahe Stein an der Traun mit Ankunftsvermerk vom 18. Oktober. Ich lese rechts unten "1 Kreuzer". Evtl. Ortsbestellgeld. Innen Vermerk "Armensache". Lt. Vorphilahandbuch von Friedrich Pietz bestand seit 11.1.1812 ein Reitpostkurs Traunstein mit Stein 1 x wöchentlich. Evtl. wurde, nachdem das Herzogtum Salzburg ab 1.5.1816 wieder zu Österreich kam und Traunstein bis dahin zum OPA Salzburg gehörte, dieser Reitpostkurs von Traunstein nach Stein ganz aufgelassen Es könnte daher möglich sein, daß der Brief mit einen Boten nach Stein befördert wurde. Ab 1.5.1816 gehörte Traunstein zum OPA München. In der Festschrift zum 40 jährigen Jubiläum des Briefmarkensammler-Vereins Trostberg wird auf einen Boten namens Franz Huber aus Stein hingewiesen. Es könnten aber auch 4 Kreuzer sein (2. Gewichtsstufe, denn der Brief ist 10 Gramm schwer).


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,


    da ich auch eine kleiner, überschaubare Contraventions - Sammlung der Vormarkenzeit (VMZ) mein Eigen nenne, bin ich immer auf der Suche nach Briefen, die den Sammlungskriterien Contra entsprechen.


    Da kam mir dieser gerade recht, der ursprünglich aus Altötting stammt und recommandirt als K.D.S. (Königliche-Dienst-Sache) portofrei an das Königliche Landgericht in Gunzenhausen gerichtet war.


    In Altötting schlug man auch artig den CHARGÉ - Stempel ab und registrierte ihn unter der Nr. 2 im Recomanual, jemand vermerkte auch oben NB = nota bene, also gut aufpassen, aber einen Ortsstempel vergaß man abzuschlagen, was natürlich ein Frevel war.


    Man müsste schon sehr lange sammeln, um eine Sammlung als 1-Rahmen-Exponat unter dieser Rubrik anmelden zu können.

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    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgende Dienstbriefhülle, angeblich von 1837:

    Wertbrief von der Gemeinde Dietelskirchen an das fürstlich thurn und taxissche Zivil-Gericht zu Regensburg mit Vermerk: "f.D.s." = Fürstliche Dienstsache und Franko 7 Kreuzer. Dies war natürlich nicht möglich, daß eine kgl. bayer. Behörde einen Brief als Fürstliche Dienstsache versenden konnte. Nachdem dies wieder gestrichen wurde, gab sie die Sendung als Portobrief auf. Der Wertbrief war für das Thurn und Taxissche Gericht gebührenfrei. Lediglich die 3 Kreuzer Bestellgebühr mußte entrichtet werden, denke ich.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo Freunde,


    der folgende Dienstbrief (RS) war am 23.9.1837 vom erzbischöflichen Ordinariat Bamberg Of. an das Pfarramt zu Wiesenthau Of. adressiert.

    Der Brief lief jedoch irrtümlich anstatt nach Wiesenthau nach Wiesentheid in Unterfranken.


    Der Pfarrer in Wiesentheid öffnete den Brief irrtümlich und vermerkte dann

    innen im Brief

    "Der Unterzeichnete hat das Steichelchen auf dem u in Wiesenthau für

    ein d angesehen u. Wiesentheid gelesen, daher alsbald geöffnet, wie er es vom

    Bothen erhielt, bittet dafür höflichst um Entschuldigung

    Wiesentheid am 27 September 1837

    (Unterschrift) Pfarrer"


    auf der Rückseite des Briefes

    "Vom Pfarramte Wiesentheid aus Versehen geöffnet

    u geht verschlossen zur Post zurück um nach

    Wiesenthau befördert zu werden."


    Neben dem (geöffneten) Prägesiegel des Ordinariates Bamberg wurde der Brief mit 2 Prägesiegeln des Pfarramtes Wiesentheid (oder des Postamtes Wiesentheid ?, schlecht lesbar) wieder verschlossen.


    Auf dem Weg von Wiesentheid nach Wiesenthau wurde dann - als Durchgangsstempel - noch der Halbkreiser von Gaybach auf die Vorderseite des Briefes gesetzt.


    Viele Grüße

    bayern-kreuzer

  • Lieber Wolfgang,


    schön, dass dieses Kleinod in deinen Besitz gekommen ist - herrlich.


    Die beiden Trockensiegel stammen vom Pfarrer - die Post siegelte nicht trocken damals ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich eine Armen - Sache (oft auch als A. S. an den Start gehend) des Landgerichts Heidenheim mit Postaufgabe am 21.1.1840 in Gunzenhausen an das großherzoglich Darmstädtische Stadtgericht zu Mainz.


    Der § 19 der allerhöchsten Verordnung vom 23.6.1829 hinsichtlich der Portofreiheiten in Bayern ließ zu, dass Armensachen von kgl. bayer. Gerichten komplett von allen Kosten frei zu lassen waren, wenn sie den sonstigen Vorschriften für portofreie Dienstbriefe genügten. Dazu gehörte die Nennung der Absenderbehörde im Kopf der Vorderseite, die Bezeichnung Armensache, die Angabe der Expedition-Nummer (hier: 1894, heute würden wir Aktenzeichen dazu sagen) und der Verschluß des Briefes mit dem amtlichen Siegel.


    Das alles war hier beachtet worden und auch die thurn- und taxischen Posten beließen ihn ohne Portoansatz.


    Armensachen ins Ausland sind nicht häufig und ich bin sehr froh, diesen hier, noch dazu in so guter Qualität, zeigen zu können.

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    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    ein Brief, wie ich ihn auch noch nicht vorher gesehen habe: Nürnberg, Appellationsgericht, an den königlichen Advokaten Hessel zu Nürnberg mit obigem Vermerk: "Ins(inuirt) den Neunzehnten August 1842 Georg Renn" und unten "Ins(inuirt) Adv(okat) Beck dahier" als R.S..


    Halten wir fest: 2 Insinuationsvermerke auf einem Brief, Ortsdienstbriefe sind alle sehr selten, auch von großen Städten wie Nürnberg und die Post hat ihn wohl nicht gesehen. Schön, wenn man so etwas mal zeigen kann.

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    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    mit Sicherheit einer der frühesten Insinuationsbriefe, die ich je gesehen habe.


    Das ist allerdings keineswegs ein Ortsbrief!

    Ein Appellationsgericht für Mittelfranken gab es zu dieser Zeit in Nürnberg nämlich nicht, das befand sich von 1838 bis 1871 in Eichstätt. Erst danach gab es eines in Nürnberg.


    Der Brieflauf ist also so gewesen:

    Der Gerichtsbote Georg Knerr des Appellationsgerichts in Eichstätt bringt den Brief zum Advokaten Ignaz Beck, der als Insinuationsmandatar für den Kollegen Hessel in Nürnberg fungierte. Von ihm wurde der Brief dann nach Nürnberg weitergeleitet, aber nicht als Solobrief, sondern in einem größeren Aktenzusammenhang.


    Das macht das Stück aber nicht schlechter.

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Dietmar,


    vielen Dank - das hätte ich die nächsten 37 Jahre sicher nicht heraus bekommen. Du bist ein begnadeter Googler! :saint:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    meine kleine Sammlung über die "Armensachen" wächst und gedeiht - wer hätte das gedacht?


    Heute zeige ich ein außergewöhnliches Stück, das nicht nur ganz manierlich daher kommt, sondern auch einen Terminus aufweist, von dem ich behaupte, dass nicht mal Einer von einer Million Deutschen weiß, was das Wort bedeutete ...


    In Nürnberg wurde am 26.3.1841 ein Brief an das Stadtgericht zu Leipzig offensichtlich von einem Portobefreiten (oder einer Behörde, die sich nicht an die Vorschrift zur Adressierung von Dienstbriefen gehalten hatte) aufgegeben, der unten links den Vermerk "Armen Pupillen S(ache)" trägt und darunter die Geschäftsnummer ("Expeditions-Nr.") 9094, so dass wir hier sicher keine kleine Behörde vor uns haben.


    Der Brief wurde in Bayern portofrei belassen, wohl auf Grund der Franchise, jedoch mit 13 Pfennigen in Sachsen taxiert, ehe man der bayer. Annahme folgte, die Pupillen - Sache auch innersächsisch portofrei zu belassen und die Taxierung strich. Das dürfte sich ausweislich des Stadtpoststempels siegelseitig am 28.3.1841 abgespielt haben.


    Aber was war eine Armen - Pupillen - Sache überhaupt?


    https://books.google.de/books?…0pupillen%20sache&f=false


    Das ist zwar eine preussische Verordnung, aber die Bayerische sah sicher genauso aus und belegt, dass die Portofreiheit erst einmal zu gewähren war.


    Auch Wikipedia kann helfen, so wie hier:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Pupillen


    Es ging also um Minderjährige, die unter Kuratel standen und die mittellos waren, warum auch immer.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    wenn ich den Ausdruck auch nicht wirklich kannte, so konnte ich mir doch gleich denken, worum es sich handelt. Und zwar deswegen, weil ich unter Verballhornung des englischen Wortes für Schüler "pupil" meine Schüler manchmal mit dem Spruch "Wie geht's denn meinen Pupillen heute?" begrüßte und dann jedesmal die Antwort "Da müssen Sie Ihren Augenarzt fragen!" erhielt. Kaum zu glauben, dass es das Wort tatsächlich gibt bzw. gab. Wieder was dazugelernt!


    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freunde,


    danke für eure netten Worte - ich kannte das Wort "Pupillen" auch als "Jungendliche", aber dass es eigene Armensachen eben für diese gab, das war mir auch nach vielen Jahren des Armensachen - Sammelns noch nicht bekannt, insofern lernen wir hier alle - und zwar von Allen! :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,


    meinen Glückwunsch zu diesem schönen Stück.
    Das Forum hat aber schon ein paar Jahre auf dem Buckel und in seinen Tiefen schlummert so manches. So haben wir diese seltene Franchise hier und hier.


    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,


    sensationell, was du da alles ausgegraben hast - zu meiner Ehrenrettung muss ich aber sagen, dass 2 preussische Pupillen - Sachen eine Bayerische aufwiegen müssen. 8o


    Aber es wird wohl insgesamt nicht viele geben, von daher sind wir froh, dass wir solche sprachlichen Relikte überhaupt einmal zeigen können. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    es gibt Briefe, die kann man sich fast gar nicht so schräg vorstellen, wie es sie tatsächlich gab, Montagsproduktionen also, die in fast allem Besonderheiten/Contraventioen darstellen.


    Dienstbriefe mussten vorn oben die Absenderbehörde aufweisen. Hier nicht der Fall.


    Es war vermerkt worden "K.D.(S)" als Königliche Dienst Sache oben rechts - dann wurde es aber gestrichen und durch "P.S." als Partei - Sache ersetzt, womit der Brief portopflichtig wurde. Dafür wurde die amtliche Expeditions - Nr. der Absenderbehörde No. 6302 oben links notiert.


    Unten links sehen wir den Versendungswunsch: "Gegen Post- und Retourschein", also eingeschrieben mit Retour - Recepisse. Bezahlen wollte man hier also gar nichts, auch nicht das Porto von 4 Kreuzern (mittig rechts).


    Absender war das Gericht von Bamberg, Empfänger die Amtsherrschaft von Würzburg in Mitwitz (der Baron von Würzburg schien ein rechter Streithansel gewesen zu sein).


    Mittig unten notierte man 20 Kreuzer - 20 Kreuzer? Wofür so viel Geld für einen Brief bis 6 Meilen über 1/2 bis 1 Loth, der also gar nicht so schwer war? Ein Hinweis gibt uns der Vermerk oben rechts: "16 Postgeldz(ahlt)".


    Der Empfänger hatte also total 20 Kr. gezahlt, die sich wie folgt aufsplitteten:

    4 Kr. Porto, 4 Kr. für Chargé und 12 Kr. für die Retour - Recepisse (Rückschein).


    Aber genau da lag der Fehler - die Kosten für das Porto konnte man als Absender dem Empfänger aufbürden, aber niemals die 4 Kr. Chargégebühr und die 12 Kr. für die Retour - Recepisse. Aber am 10.9.1835 wollte man partour gar nichts zahlen und überließ alles, entgegen der Vorschrift, dem Amt des Barons von Würzburg.


    In dieser Art kannte ich bisher fast nur Briefe des Gerichts in Nürnberg und von ganz Bayern keine 10 Stück. Mit ihm werde ich die Contra - Sammllung der Vormarkenzeit sicherlich bereichern können. (Hinten ist der Brief blank).

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    heute kann ich eine Armensache des Landgerichts Kronach vom 8.9.1853 an das Königlich Hannöversche Amt in Lesum zeigen, die portofrei befördert wurde.


    Siegelseitig sehen wir die Transitstempel Leipzig - Berlin vom Folgetag und Berlin - Minden dito. Einen schwach in blau abgeschlagenen hannöverschen Stempel vermag ich nicht sicher zu interpretieren, es könnte aber einer von Lesum sein.


    Im Inhalt geht es um eine Hinterlassenschaftssache eines Herrn Ritter, bei dem Kronach in Lesum angefragt hatte, aber bis dato noch keine Antwort bekommen hatte.


    Armensachen, wie Dienstbriefe überhaupt, zwischen beiden Postgebieten sind sehr selten, wie überhaupt einmal gesagt werden soll, dass Dienstbriefe mit besseren Destinationen nicht verschmäht werden sollten, denn es gibt davon viel, viel weniger, als Schwarze Einser in guter Erhaltung auf Brief, oder Drucksache.

  • Liebe Freunde,


    ein Ortsdienstbrief der Regierung von Oberbayern - Kammer des Inneren - vom 21.3.1849 an die Königliche Generalverwaltung der Posten und Eisenbahnen dahier hat leider keinen Inhalt mehr, wie so oft.


    Einen zeitlich fast passenden habe ich aber gefunden und so könnte der Versand von Verordnungs- und Anzeigeblättern damals ausgesehen haben.